The Children & Krampus the Reckoning

ava-2849Willkommen zurück zur Weihnachts-Tradition in der besinnlichen Zeit als Kontrastprogramm Horrorfilme zu schauen. Dazu gibt es solche, die in der entsprechenden Zeit spielen, reichlich zur Auswahl, da eine zynische Ader zum Fest zu entwickeln kaum etwas Besonderes ist.

Den Anfang macht ein Film, der den wahren Horror zu Weihnachten behandelt: Mit der Familie zusammengepfercht zu sein. Im britischen 2008er-Film The Children.

Elaine und Jonah sind mit ihren drei Kindern, zwei davon gemeinsam und eine Teenie-Tochter einer vorigen Ehe von Elaine, über die Winterfeiertage unterwegs aufs Land. Denn Elaines Schwester lebt mit ihrem Mann und Kindern in einem netten Haus weitab des Stadttrubels, perfekt dazu geeignet mit den Kids die Weihnachtsferien zu verbringen. Tagsüber wird der Nachwuchs im Schnee bespaßt, abends holen die Erwachsenen dann sofort den Alkohol raus.

Doch die Kinder haben sich mit einem Virus angesteckt, durch den sie nicht nur immer bleicher werden, sondern sich auch eine Ader zur Gewalt einstellt. Was zunächst noch wie überdrehtes Verhalten von überforderten Kids aussieht, eskaliert plötzlich in nach Unfällen erscheinenden Todesfällen, bis hin zu direkten Angriffen auf die Eltern.

Wenn der Film eines schafft, dann wirklich konstant eine unkomfortable Atmosphäre aufrecht zu erhalten. Schon vor der Gewalteskalation. Die Kindern sind ständig miteinander am Schreien, in Großaufnahme und schnellen Cuts dargestellt, wirklich rüberbringend, wie nervig die in Gruppen nun Mal einfach auf Dauer sein können. Die Eltern auch nicht besser, permanent am Alkohol trinken, sich gegenseitig beurteilen und reinredend, nicht genug um es wirklich als Angriff werten zu dürfen, aber doch genug, um leicht entnervt darauf reagieren zu können. Und alles ständig darunter, dass es ja die eigene Familie ist, und es sind nun mal die Feiertage, und bald ist ja alles rum, schönredend.

Sobald die Gewalt dann wirklich beginnt auch hier eine sehr intensive Atmosphäre. Wo verstecken sich die Kinder jetzt schon wieder? Von wo kommen sie als nächstes? Wenn eine der Mütter ins Spielzelt geht und dann von außen darauf eingestochen wird, die Angreifer nicht genau sehend, aber in dem kleinen Zelt plötzlich klaustrophobisch festsitzend. Erneut viele Nahaufnahmen und schnelle Cuts, um die Angriffe brutal erscheinen zu lassen, ohne wirklich zu viel im Detail zeigen zu müssen. Wenn sich dann gegenseitig misstraut wird, weil es sind ja nur Kinder, die können zu so was doch nicht fähig sein. Die Gefahr nicht nur in der eigenen Mitte, sondern auch noch hinter scheinbar unschuldigen Kindergesichtern. Der Befreiungsschlag, wenn doch endlich zurückgeschlagen wird. Guter Film, einfaches Konzept schonungslos umgesetzt.

Weniger direkt hingegen mordet das Kind in Krampus: The Reckoning. Ein Film Direct-to-DVD Film von 2015, als amerikanischen Filmemacher die Krampus-Legend voll für sich entdeckten und die nächsten paar Jahre gefühlt hundert davon rausgehauen haben. Gegenüber was der Untertitel implizieren mag übrigens kein Sequel zu einem anderen Krampus-Film.

Zoe wächst bei einer Pflegefamilie auf, die sich alles andere als gut um sie kümmert. Also benutzt sie ihre Puppen, um Krampus zu beschwören, der ja bekanntlich zur Weihnachtszeit diejenigen bestraft, die sich nicht nett verhalten. Nachdem die Pflege-Eltern dann tot aufgefunden werden, wird Zoe erst mal ins Krankenhaus eingeliefert, wo sie die Bekanntschaft der Kinderpsychologin Rachel macht. Die versucht Zoes Vergangenheit aufzuarbeiten, gerät in ihrer Recherche aber nur in immer mehr Ungereimtheiten, während Zoe weiterhin ihren Krampus Leuten auf den Hals hetzt.

Der Film hat eigentlich alle typischen Merkmalle einer Billig-Produktion, die nur im Fahrtwasser eines bekannteren Filmes des gleichen Jahres fahren will. Das Schauspiel ist eher solala geraten. Besonders der Polizist nuschelt sich tierisch was in den Bart, ist dank des suboptimalen Soundmixes oft kaum zu verstehen. Natürlich gibt es eine hanebücherne Bindung zwischen Rachel und Zoe, weil Wendungen sind ja schlau.

Krampus ist wenig zu sehen, sieht aus wie aus einer PS2-Cutscene, und interagiert mit niemanden so wirklich. Stattdessen steht er im selben Raum, starrt sie an, und dadurch verbrennen seine Opfer dann via Selbstentflammung. Durchaus eine brauchbare Entscheidung, um dem Dilemma zu entkommen, dass man nicht das Budget hat, den Krampus zu animieren. Aber wie so häufig bei diesen billigen Filmen, die nicht die Kohle haben, ihre schlechten CG-Monster viel zu zeigen, ist Krampus: The Reckoning einfach zu lang. Wäre er 70 Minuten, wäre das hier ein trashiger Spaß. Aber da es mal wieder auf 90 gezogen wird, bekommen wir viele langweilige Gesprächsszenen zwischen den Charakteren, die keiner braucht.

Krampus

Ich muss eingestehen, bevor Horror-Hollywood vor wenigen Jahren ihn kurzzeitig für sich entdeckte, habe ich noch nie vom Krampus gehört gehabt. Allerdings scheint es so, dass der zwar gern der deutschen Folklore zugeteilt wird, aber dann doch stark auf den alpinen Raum von Bayern über Österreich nach Tirol beheimatet ist. Mir als Nordhesse wäre das Vieh zumindest noch nie über den Weg gelaufen.

Der nach ihm benannte Film Krampus ist übrigens dahingehend sehr interessant, als dass er mich ein wenig an Gremlins erinnert. Für kleiner Kinder ist er nämlich wohl schon etwas zu gruselig, aber insgesamt doch handzahm genug, als dass man ihn mit den etwas Größeren als Familien-Gruselstreifen zu Weihnachten schauen könnte.

Bestenfalls denjenigen, die eine leicht zynische Ader haben. Horrorfilme zu Weihnachten, wenn der Tag an sich nicht eher zufällig gewählt scheint, sind natürlich von Natur aus eher mit einem differenzierten Blick auf den Feiertag ausgestattet, statt es als absolut wundervollste Zeit des Jahres voller Kuscheleinheiten zu präsentieren. Krampus allerdings ist schon fast eine schwarze Komödie an gewissen Stellen. Darauf stimmt uns bereits die Einstiegsszene ein, die eine außer Kontrolle geratene Bande von Leuten im finalen Rausch die Weihnachtsgeschenke zu kaufen zeigt, sich die gegenseitig aus den Händen reißend, die eigenen Kinder fast niedertrampelnd. Und dazu immer schön ein Weihnachtslied.

Der Hauptfilm an sich geht natürlich zu einer Familie nach Hause, deren nahe Verwandten zum Weihnachtsfest eingeladen sind. Obwohl sich keiner davon wirklich sonderlich leiden kann. Die einen werden für Snobs gehalten, die anderen für White Trash. Und die unleidliche Tante, die eh alles scheiße findet, ist auch noch mit dabei. Da ist es klar, dass man sich fast sofort auf die Nerven geht, passiv-aggressive Töne durch die Gegend fliegen, und die Spannungen gerade unter den Kids irgendwann zu eskalieren drohen.

Doch was bringt eine Familie zu Weihnachten schon besser zusammen, als plötzlich in einem Schneesturm im eigenen Hause gefangen zu sein, während der Krampus die Nachbarscheit heimsucht, um sich diejenigen vorzuknöpfen, die zum Fest nicht bemüht fröhlich und glücklich sind, so wie sich das gehört?

Was ich Krampus allerdings echt hoch anrechne ist, dass es sehr mit den Erwartungen des Publikums zu spielen weiß. Eben weil er relativ harmlos gehalten ist. Die Monster sind zwar schon unheimlich designt, aber es gibt kein wirkliches Blut zu sehen, Charaktere sterben alle Off Screen, und nackte Tatsachen sind ebenfalls absent. Gerade deswegen erwartet man halt fast, dass dies wie eingangs erwähnt so ein Stück weit Familienhorror ist. Dass es hier darum gehen wird, das die Familie nur im gemeinsamen Kampf zusammenfinden muss. Den wahren Sinn von Weihnachten entdeckt. Alles am Ende irgendwie doch überstanden wird und gut ausgeht.

Aber genau das liefert Krampus eben nicht. Wenn die Teenie-Tochter bereits nach einer halben Stunde doch kurz in das Schneetreiben geht, um ihren wenige Häuser entfernten Freund aufzusuchen, und der Krampus sie zu jagen beginnt. Ja das ist doch eindeutig nur da, damit ein Familienangehöriger die Gefahr zu Gesicht bekommt und die anderen darauf aufmerksam machen kann. Sie wird es doch bestimmt wieder zurück nach Hause schaffen. Nope. Und in der finalen halben Stunde, auf die wahrscheinlich fast das ganze Special-Effects-Budget verwendet wurde, geht sowieso alles drunter und drüber – was für eine Gaudi.

Schön vor allem auch, dass die Omi von einer österreichischen Schauspielerin verkörpert wird. Um an die Folklore anzuknüpfen ist die nämlich deutschstämmig und spricht auch fast nur unsere Landessprache den kompletten Film über. Was übrigens ein weiterer netter Gag ist, wenn sie dann doch der Einfachheit halber (die meisten Familienangehörigen verstehen kein Deutsch, so dass der Junge meist übersetzt) eine kurze Geschichte in Englisch erzählt, und die Tante meint, sie hätte schon immer gewusst, dass die Omi nur zu starrköpfig ist, die Sprache zu sprechen. Die Omi ist sowieso der härteste Charakter des Filmes und der in einer Animations-Sequenz erzählte Flashback an die Nachkriegszeit, in der sie bereits auf den Krampus traf, ziemlich cool.

Super unterhaltend war der Film einfach. Ich habe per se kein Problem mit dem Weihnachtsfest, aber gleichzeitig finde ich es halt auch immer erheiternd, auch so einen eher zynischen Blick drauf geworfen zu sehnen. Und Krampus ist einfach herrlich gemein von seiner Wesensart her, sowohl dem Fest wie auch der Familie gegenüber. Aber eben auf eine schwarzhumorige Art und Weise. Hat mir echt total gefallen.