Frenzied Fishing: Monster Bass

ava-2766Letztes Jahr ging ein Kuriosum von einem Playstation-Spiel über Twitter. Eine scheinbare japanische Rarität, genannt Killer Bass, über die noch niemand geredet hat. Natürlich habe ich mir das vermeintliche Fisch-Horror-Spiel mal angeschaut. In der amerikanischen Version, denn schnell war herausgefunden, dass es eben doch außerhalb Japans als Monster Bass erschienen war. Da es allerdings im Spiel weder Sprachausgabe noch Story-Texte gibt, ist die Lokalisationsarbeit sowieso gleich Null gewesen.

Das Opening-Movie zeigt uns eine Reihe von Containern mit Versuchsobjekten drin. Beim Ranzoomen können wir ausmachen, dass es sich dabei um Fische zu handeln scheint. Und schon bricht das Glas und der Zombie-Fisch entkommt in die umliegenden Gewässer. Das kann ja nichts Gutes bedeuten. Die nächste Sequenz zeigt jedoch, dass das benachbarte Dorf scheinbar das Beste draus gemacht hat. Unsere Spielfigur kommt in Angelausrüstung an und wir sehen ein „Killer Bass Cup“ Banner im Wind wehen. Ob wohl Raccoon City, wenn es nicht zerbombt worden wäre, aus der Zombie-Infektion ein touristisches Festival gemacht hätte?

Wir haben es bei Monster/Killer Bass also tatsächlich schlichtweg mit einem Angelspiel zu tun. Jedoch einem, welches überall ordentlich Horror-Optik draufklatscht, um sich von der Masse abzusetzen. Was gemessen an der Obskurität des Spieles eindeutig nicht funktionier hat. Aber jetzt, 20 Jahre später, können ja alle „verrücktes Japan!“ Artikel und Videos nachgeschoben werden. Ich bin quasi selbst gerade mittendrin, so viel Selbstreflexion muss sein.

Der Horror-Zuckerguss ist und bleibt hierbei das, was das Spiel launig hält. Es gibt acht Stages, beziehungsweise vier je am Tag und zur Nacht, und dann noch das finale gegen den Boss-Barsch Jack. Jedes davon wird mit einer sehr dramatischen FMV eingeführt. Neben einem See bricht ein aktiver Vulkan aus. Der andere verfärbt sich Blutrot. Je nach Version zumindest. Denn was die US-Version an Übersetzungskosten einsparen konnte, wurde in Zensur gesteckt. Der See am Torii-Schrein verfärbt sich doch nicht blutig. Der Monsterbarsch schnappt sich in anderen Cutscenes doch keine Ente und einen Säugling als Snack. Fragt sich halt ein wenig, warum diese Änderung gemacht wurde, wenn doch jener Horror-Anstrich genau der Vermarktungspunkt des Spieles ist. Ein zahmes Angelspiel, davon können genug Alternativen lizensiert werden.

Die würden sich dann eventuell auch normal und damit erträglich spielen. Der wahre Horror von Monster Bass ist nämlich die Steuerung während des Angelns. In jedem Gebiet wird einem eine relative Standard-Aufgabe für ein Angelspiel gestellt: Fisch eine gewisse Anzahl an Barschen, oder einen von gewisser Größe, oder eine gewisses Gesamtgewicht an Fischen. All das natürlich unter einem Zeitlimit. Köder wählen, Fisch beißen lassen, und dann die Leine einholen. Währenddessen immer schön in die Richtung schwenken, in die der Barsch schwimmt, damit die Leine nicht unter zu viel Stress reißt. So weit so einfach. Jedoch gehen die Zombiebarsche absolut Amok, sobald sie an der Leine hängen. Das ist ein wildes hin und her Geschwimme, die Kamera kommt selten mit. Das bedeutet also nicht nur, dass es schwer ist, beständig die richtige Steuerungsrichtung zu wählen, die Hälfte der Zeit sieht man noch nicht mal, welche diese überhaupt ist.

Dadurch ist der eigentliche Angel-Teil des Spieles nicht nur unglaublich frustrierend, sondern scheint schlichtweg auch eine ganze Ecke zufällig. Manchmal beißt ein Barsch einfach an. Obwohl der Köder, die von Spinnen über Schlange hin zu Mäusen reichen, eigentlich „natürlich“ geschwenkt werden sollten, um die richtige Bewegung des Ködertieres nachzuahmen. Was auch immer das genau ist. Dann will mal wieder gar nichts beißen. Oder egal in welchen Bereich des Areals ausgeworfen wird, scheinen partout keine Fische zu sein, beziehungsweise keine, die schwer/groß genug wären. Und wie viel wortwörtlicher Struggle drinsteckt die anschließend einzufangen ist ebenfalls relativ beliebig.

Es wirft wirklich Fragen auf. War das hier ursprünglich als stinknormales Angelspiel entworfen und dann zum Absetzen von der Konkurrenz der Horror-Einschlag spät in die Entwicklung gewählt? Aber warum ist dann das Angeln an sich so schräg. Oder ist dies auch nachträglich als fehlgeleitete Idee eingeworfen worden um sozusagen Horror-Spiel-esque „Kämpfe“ mit den Fischen zu simulieren?

Was auch immer es war, am Ende wird dadurch aus Monster Bass ein Spiel, welches komplett sein Gimmick ist. Sobald der Aspekt „ein Angelspiel, aber WOW es ist HORROR“ überwunden ist, bleibt ein enorm schlechtes Game über, welches einem hin und wieder eine halbwegs interessante FMV hinwirft.

American Horror Stories

ava-2765Ich schreibe ja immer, dass American Horror Story trotz schwindender Zuschauerzahlen immer noch genug Kohle zu machen scheint, um regelmäßig zwei Seasons im Voraus das grüne Licht zu geben. Die Tage der von Staffel 3 bis 6, als die Serie zwischen drei bis vier Millionen im Schnitt vor den Fernseher lockte, sind auf jeden Fall schon lang rum. Und dennoch wurde 2021 sogar noch ein Spinoff auf den Weg gebracht.

Welches etwas mit Verwechslungsgefahr einfach American Horror Stories bezeichnet wurde. Der Plural kommend davon, dass es sich um eine Anthologie-Serie handelt. Sprich statt eine durchgehende Handlung in der Staffel zu bieten, ist jede 45-50 Minuten gehende Episode eine in sich geschlossene, eigenständige Geschichte. So bekommt man eventuell auch ein paar höher profilierte Darsteller der Serie zurück, die mittlerweile keine Zeit mehr haben für eine ganze Staffel Haupt-AHS vor die Kamera zu kommen.

Die erste Staffel ist dabei ganz interessant, weil sie ihre sieben Folgen doch stark in die Hauptserie einsandwicht. Wir beginnen nämlich mit „Rubber (wo)Man“, dem einzigen Zweiteiler der Serie. Und kehren zurück ins Murder House der allerersten Staffel. Neue Bewohner sind gefunden und deren Tochter erwacht zu ihrem unheilvollen Selbst, nachdem sie den Latexanzug findet und zu tragen beginnt. Witzig allerdings, dass bei all den in diesem Haus gestorbenen und darin noch umgehenden Geistern fast keiner der Darsteller aus der ersten Staffel dabei ist. Wäre als Cameo für ne Minute mal ganz nett gewesen.

Die finale Folge der Staffel, „Game Over“ wird dann so richtig merkwürdig. Denn es dreht sich um eine Mutter, die ein Videospiel herstellt, welches im Murder House angesiedelt ist. Allerdings auf der Serie American Horror Story an sich basiert. Damit ist es nun so, dass im Universum von AHS sowohl die Serie selbst existiert, was an sich schon merkwürdig ist, aber gleichzeitig auch die Ereignisse aus den Staffeln Realität sind. AHS ist also eine Art dramatisierte Dokumentation realer Ereignisse von nun ab. Schon ganz schön schräg.

Die Folgen dazwischen, genauso wie die acht Folgen der zweiten und bisher aktuellsten Staffel, haben jedoch keinen direkten Bezug zueinander oder zur Hauptserie. Sie sind wie gesagt episodische Einzelereignisse an Horror, die verschiedene Ideen und Untergenre bedienen können. Ob nun während einer Filmvorführung eine Zombie-Apokalypse beginnt, das Fruchtbarkeitssymbol eine Schwangerschaft mit dem Teufel einleitet, oder Mädels entführt und zu realen Puppen umfunktioniert werden. Es wird schon viel Unterschiedliches geboten. Mit unterschiedlichen Akteuren, aber auch die Leute hinter der Kamera wechseln immer mal wieder. Besonders cool auch, dass tatsächlich jede Storyline mit ihrer eigenen Titelsequenz anfängt, welche die jeweilige Geschichte widerspiegelt, statt einen Standard-Opener zu verwenden.

Qualitativ springt das selbstverständlich auch wild hin und her. Zum einen natürlich was den persönlichen Geschmack angeht wenn es um die eigentlichen Erzählungen geht. Aber ebenfalls was die filmische Umsetzung dieser anbelangt. Ich bin ja einer, der immer sagt, dass man gerade den späteren Staffeln der Hauptserie anmerkt, dass die Kernidee eventuell nicht für die ganzen zehn Episoden ausreicht, und von daher etwas arg gestreckt wird. Hier ist nun die Möglichkeit geboten, jene kleineren Ideen für nur eine Episode umzuwandeln. Witzigerweise wirken einige Folgen dennoch etwas lang, aber meist ist es schon ziemlich kurzweilige Unterhaltung. Und wie immer bei Anthologien ist es so das, selbst wenn man eine der schlechteren Episoden erwischt, es immerhin nie lang zur nächsten sein wird.

Eine Sache, die mir aber definitiv aufgefallen ist, ist, dass die Serie etwas zu stark auf den Überraschungseffekt aufbaut. Ganz wie die Hauptserie möchte sie etwas übertrieben hart schockieren. Gerade in der zweiten Staffel läuft jede Geschichte auf eine Wendung in den letzten zehn Minuten hinaus. Und das macht die Folgen insgesamt ironischerweise umso vorhersehbar. Nachdem das Setup gelegt ist, denkt man als Zuschauer automatisch „was wäre hier jetzt der naheliegendste Plottwist“ und damit hat man eigentlich immer das Ende dann auch schon erraten. Das ist etwas schade.

American Horror Story: NYC

ava-2760Alle Jahre wieder ist es soweit, eine neue Staffel American Horror Story wird uns beschert. Mit der offensichtlichen Ausnahme 2020 natürlich. Die Zuschauerzahlen sind zwar seit Jahren im beständigen Abklang, aber scheinen immer noch gut genug zu sein, um die Serie meist sogar zwei Jahre im voraus neu abzusegnen.

Diesmal geht es für die zehn Folgen nach New York City, aber in die 80er Jahre. Wer denkt Nostalgie geht halt immer gut und gerade für Horror-Fans war das ja die Glanzzeit des Slashers… die Thematik hatten wir bereits in American Horror Story: 1984. NYC hingegen behandelt ein wesentlich brennenderes Thema der Zeit: Der Horror der AIDS-Krise.

Wer sich nun denkt, „oh nein“, denn AHS ist dafür bekannt absolut trashig zu sein, was ja nicht schlecht sein muss, wenn es wie in den besseren Staffeln spaßig umgesetzt ist, aber „oh nein“ dachte ich mir auch. Das hier ist doch sicherlich nicht die Serie, um eine echte Tragödie zu behandeln, besonders eine die noch frisch in den Köpfen vieler Überlebender ist. Aber hey, die Serie ist immerhin von Bryan Murphy. Der ist nicht nur selbst schwul, sondern war in den 80ern auch in seinen 20ern, hat also die Krise selbst miterlebt. Vielleicht nimmt sich die Serie der Thematik also doch mit Bedacht an.

Und tatsächlich ist einiges an Zorn in der Serie zu spüren. Gerade durch den Hauptcharakter Joe, ein älterer, geouteter und etablierter Schwuler der Stadt, der zusätzlich auch Journalist seiner queeren Zeitschrift ist. Sein aktueller Partner hingegen ist ein Cop, der ist natürlich nirgends geoutet, ja hat sich gerade erst frisch von seiner Ehefrau getrennt. In Joe sieht man die Wut der Zeit. Der gestauchte Lebensstil, selbst in einer Metropole wie New York, wo je nach Beruf eben dennoch drei Mal überlegt wird, ob man es sich wirklich leisten kann als schwul geoutet zu werden. Das Behörden und Polizei einem bei Hassgewalt eben nicht aushelfen. Und eben sobald HIV dann trifft keiner auf der Seite der Community ist. Wie ein Land an den Rande einer Gesundheitskrise gerät, weil keiner helfen will, da es als schwule Krankheit gilt, und die können ja weg. Wenn eine halbe Generation an Männern einfach weggestorben lassen wird. Besonders schön dabei die finale Doppelepisode, die a la Finale von Six Feet Under zeigt, was aus allen geworden ist. Beziehungsweise wie es mit allen zu Ende ging.

Aber das hier ist dann dennoch weiterhin American Horror Story. Und so strauchelt die Serie immer mal wieder, abgesehen davon die Kohärenz eines narrativen Fadens für die ganze Staffel aufrecht zu erhalten, vor allem an seinem eigenen Shock Value. Die Serie ist gern arg edgy. Und so sind auch die Einblicke in die schwule Community der Zeit hauptsächlich geprägt von Lederfetisch und Dark Rooms und Orgien. Ja eine Besitzern einer schwulen Bar meint sogar gegen Ende etwas resigniert, dass es ja klar war, dass der ganze Hedonismus mal ein tragisches Ende finden würde. AHS: NYC kommt von daher unfreiwillig etwas Sex Negative daher, und spielt in das Stigma der damaligen Zeit, dass die Schwulen ja irgendwo auch dran schuld sind. Die ganzen Partys und der ganze Sex waren zu sündig, hier ist die Strafe. Die Serie macht durchaus klar, dass die Krankheit ursprünglich vom Tierreich überging (auch wenn hier der Ursprung anders ist als in der Realität, so dass ich zuerst dachte sie wäre eine AIDS-Allegorie, bis der Name später dann doch ausgesprochen wird). Und das es eigentlich überall hätte anfangen können, eng gesteckte schwule Communities halt eben nur ein guter Brutgrund waren. Aber AHS ist halt zu sehr in seinem Sühne- und Strafe-Fetisch verankert, um nicht zumindest ein wenig dort mit hineinzuspielen.

Ach ja, der Horror ist natürlich nicht komplett nur existentieller Pandemie-Horror. Es gehen dann doch tatsächlich auch noch Killer in der Community um. In so einer Staffel muss ja immer viel los sein, um die Zeit zu füllen, auch wenn sie dadurch oftmals im Mittelteil etwas an Fokus verlieren. Wobei der Plan des Verrückten, sich einen Golem für die Community zu schaffen, damit endlich mal jemand mit Macht für sie einsteht, das war tatsächlich eine ziemlich interessante Idee. Aber ja, neben dem ganzen Leder und Sex gibt’s natürlich auch die dritte Hauptkomponente der Serie was den Slasher-Anteil angeht. Die etwas esoterischen Einlagen gegen Ende haben mich hingegen eher weniger abgeholt. Dafür ist die Serie einfach zu dumm und sagt nicht genug aus, als das daraus viel abgesehen von der wilden Optik zu holen wäre.

Von daher hat AHS: NYC so ein wenig halb die Befürchtung erfüllt und halb nicht. Die Serie ist zu plakativ und zu sehr auf Schock aus, um die Thematik wirklich vollkommen angemessen rüberbringen zu können, versucht es aber immerhin innerhalb der eigenen Möglichkeiten schon. Unterhaltsame Beschallung war es sowieso mal wieder. Aber ich persönlich wäre eventuell glücklicher gewesen wenn man hier entweder mehr mit Parabel und Allegorie für die Distanz zur echten Krise gearbeitet hätte, oder eben doch die Serien-internen Restriktionen für eine smartere Herangehensweise gesprengt würden.

Black Christmas (2019)

ava-2740Frohe Feiertage und willkommen zurück zum traditionellen weihnachtlichen Horrorfilm. Dieses Jahr haben wir Black Christmas zu bieten… zum dritten Mal. Soll ja keiner sagen, dass man Geschenke nicht erneut verpacken und weiterschenken kann. Nachdem wir also das Original von 1974 und auch das wenig beliebte Remake von 2006, welches ich ganz unterhaltsam fand, bereits durch haben, ist diesmal das Remake von 2019 dran. Schon irgendwo kurios eine Franchise von drei Filmen zu sehen, die kein einziges Sequel enthält, sondern sich komplett aus Remakes zusammensetzt.

In den Film reingegangen war ich mir ziemlich sicher, eigentlich nichts mehr aus den beiden vorigen Versionen zu kennen. Beziehungsweise nur noch das Grundgerüst: Wir folgen einer Schwesternschaft an einem College, die über Weihnachten eine Party feiern wollen, und währenddessen dahingemordet werden. Wesentlich mehr Grundkern steckte glaube ich im Original nicht unbedingt. Daraus lässt sich natürlich viel Eigenes machen, was eventuell auch der Grund der doppelten Remakes ist.

Im Falle des 2019er-Filmes wir die Geschichte beispielsweise durch eine Linse des Feminismus betrachtet. Was durchaus ein interessanter Ansatz ist, finde ich, wenn man bedenkt das die Handlung wie gesagt daraus besteht, dass ausschließlich Frauen von einem Kerl ermordet werden. Ein Mädel der Schwesternschaft beispielsweise hat eine Petition gegen einen Professor am Laufen, weil dessen Literatur wie gewohnt nur weiße Männer beinhaltet. Der entsprechend schnell damit an der Hand ist, das nur von diesen Literatur über die Themen vorhanden sei, und sich sogar als Schutzschild die Abhandlung einer weiblichen Wissenschaftlerin heranholt, die mit ihm übereinstimmt. Währenddessen hat unser Hauptcharakter damit zu kämpfen, dass einer der hochangesehenen Studenten einer Bruderschaft sich auf einer Feier an ihr vergriffen hatte und ihr nicht geglaubt wurde. Nachdem die Schwesternschaft eine kleine Showeinlage kurz vor Weihnachten gibt, in dem sie mit einem frechen Lied über jenes Problem aufmerksam machen, dass es in Colleges viel zu Übergriffen kommt, die unter den Teppich gekehrt werden, bekommen sie plötzlich private Messages aufs Handy. Sie sind in Ungnade der Bruderschaften gerutscht und sollen sich vorsehen. Das ganze sogar mit einer Büste des Gründers des Colleges als Profilbild. Rechte Fuckboys lieben es ja, ihre Accounts mit Ölgemälden oder Statuen von Dichtern und Denkern zu versehen.

Der Film macht also aus dem Grundstock einen Text von Frauen, die den Mund aufmachen, und privilegierten Männern, die sie dafür als Freiwild brandmarken und zum Schweigen bringen wollen… permanent. Interessant fand ich dabei übrigens, dass dieses Remake dem Slasher eine übernatürliche Komponente hinzuführt, die es so im Original nicht gab. Die Bruderschaft ist durch ein Ritual teils vom Geiste des Gründervaters besessen. Das mag zunächst etwas merkwürdig wirken, ich habe es allerdings als Parabel interpretiert. Darüber, wie die Ideologie und Rhetorik der Mannosphäre sich korrumpierend ausbreitet und einfach Kerle indoktrinieren kann, besonders in ihren schwachen Momenten. Ja der Film hat sogar einen Nice Guy zu bieten, der total freundlich ist, weil er was von einer der Mädels will, am Ende aber auch vom Fluch besessen wird. Selbst ein Token Shield gibt es, eine der Frauen arbeitet mit der Bruderschaft zusammen, in der Hoffnung, dass sie dann verschont wird, weil sie ein gutes Mädchen war.

Ein nettes Detail ist übrigens ein Pop Quiz mitten im Film. Bevor die Scheiße am Brennen ist wird eine der Studentinnen gefragt was ihre Lieblingstiere sind. Und eines davon ist die Ameise. Eine merkwürdige Wahl. Aber sie sagt, sie mag jene, weil sie als eine Einheit zusammenarbeiten und als solche fast unbesiegbar sind. Erneut eine Parabel dazu, dass gegen das Patriarchat vorzugehen wenn dann nur wirken kann, in dem man sich vereinigt und gemeinsam für Veränderung kämpft. Und wenn dann tatsächlich alle Schwestern im Finale zusammenkommen, um der Bruderschaft ordentlich eines überzuknüppeln, dann ist das schon eine kleine Gaudi mit anzusehen.

Ach ja, und über den Spielverlauf hinweg fielen mit dann doch einige Szenen auf, die Hommage an das Original bilden und entweder fast gleich oder neu interpretiert auftauchen. Es stellt sich also nicht komplett die Frage warum dies hier Black Christmas heißt, während es so gut wie nix mit der ursprünglichen Version zu tun hätte.

Von daher: Voll unterhalten vom aktuell neuesten Black Christmas und den Themen, die es in das relativ einfache Slasher-Gerüst steckt, um es im dritten Anlauf immer noch interessant zu halten.

Lake Placid: Part Deux

ava-2731Drei Lake Placids sind wahrscheinlich bereits zwei mehr, als die meisten überhaupt ob dessen Existenz gewahr waren. Aber damit waren wir tatsächlich erst halb durch die Franchise. Es gibt wirklich noch drei weitere Filme. Die sind also ab dem zweiten Teil im Rhythmus von je 2-3 Jahren herausgekommen, bis gerade mal 2018 vorerst Schluss war.

Wie das bei Horror-Franchises so der Fall ist, werden die gern mal früher ins Finale getragen, als das wirklich real ist. Und so nennt sich der nächste Eintrag bereits Lake Placid 4: Final Chapter, manchmal auch ohne die Nummer, obwohl darauf noch zwei weitere Filme folgen sollten.

Diesmal hat sich was getan am See. Oder an den Seen. Ist das der erste Film, der benennt, dass es gleich zwei davon gibt und die Namen haben? Clear Lake und Black Lake sind das und die Krokodile sind wohl nur im Black Lake, weswegen dort nun ein Elektrozaun drum aufgestellt ist. Um Killer-Kroks drin und Zivilisten draußen zu halten. Was natürlich eines Tages schief läuft und durch eine Verkettung unwahrscheinlicher Zufälle ein ganzer Bus des Schwimm-Teams versehentlich am Strand vom Black Lake landet, denkend sie sind am ungefährlichen Clear Lake. Darunter auch die Tochter des mal wieder neuen Sheriffs. Welche Unterstützung von Reba bekommt, die das Ende des vorigen Filmes unverhofft doch überstand und nun nicht mehr wildert, sondern dem Tierschutz beigetreten ist. Der Wilderer, welcher die Dino äh Kroko-Eier verkaufen will, wird stattdessen von Robert Englund verkörpert.

Bereits mehrmals erwähnt hatte ich ja, dass es die größte Schwäche der Filme ist, dass es ein wenig schwer ist, 90 Minuten mit der Prämisse von Killerkrokodilen in einem See zu füllen. Da fügt der hiesige Film allerdings auch nicht mehr Komplikationen ein, sondern präsentiert stattdessen schlichtweg mehr Charaktere. Zugutehalten darf man ihm definitiv, dass jene ziemlich sympathisch sind, zumindest die meisten. Reba und die neue Sheriff haben beispielsweise eine gute Chemie und auch die Kids im Schwimm-Team sind zum Großteil erträglich und arbeiten teils gut zusammen. Zumindest wenn es wirklich hart auf hart kommt, davor streiten sie sich gern mal, was die beste Fluchtmöglichkeit ist. Jede Menge Extras ohne großes Zeremoniell aus dem Nichts von einem pixeligen CG-Krokodil gekillt zu sehen, wird jedenfalls nie wirklich alt und davon bietet The Final Chapter ziemlich viel. Wie alle Sequels vielleicht immer noch nicht per se ein guter Film, aber definitiv eines der besseren und spaßigeren.

Anacando ist ein weiteres Creature Feature aus der zweiten Hälfte der 90er, welches sich SyFy einkaufte, um in den 2000ern dann eine Reihe Low-Budget-Sequels auf die TV-Bildschirme zu werfen. Am Ende sollte die Franchise ganze vier Filme bieten, bevor mit dem fünften Anaconda-Film auch ein fünfter Lake Placid herauskam. Wir haben es nämlich hier mit einem Crossover zu tun, Lake Placid vs Anaconda.

Robert Englunds Charakter ist zurück und hat diesmal Wissenschaftler mitgebracht, die scheinbar zu einer Organisation aus den Anaconda-Filmen gehören. Sie wollen die Riesenkrokodile mit den Riesenanakondas kreuzen, um das ultimative Serum zu entwickeln. Das geht natürlich schief und plötzlich machen sich beide Spezies in den Wäldern um den Clear Lake breit. Gerade als eine Gruppe an College-Mädels dort zum traditionellen Hazing unterkommt. Und joa, geht halt die gewohnten Wege.

Leider. Es ist etwas arg schade, wie wenig der Film aus der Crossover-Prämisse macht. Die erste Stunde über bringen zum Großteil wieder die schlechten CG-Krokodile Leute um, die schlechten CG-Anakondas sieht man kaum. Und miteinander interagieren tun beide erst ganz am Ende im Finale. Wäre cool gewesen mehr territoriale Kämpfe von Schlange versus Krok zu sehen. Oder das eine Kreuzung der Spezies die Gegend unsicher zu macht, wie es am Ende des Filmes leider erst geteased wird. Stattdessen haben wir nervige College-Weiber, die durch die Gegend zicken, bis sie von was gefressen werden. Glücklicherweise ist zumindest der Charakter von Reba (zum letzten Mal) zurück und weiterhin von Yancy Buttler verkörpert, welche dem Charakter viel Leben gibt. Sie ist wirklich mit die Beste im Cast vom dritten bis fünften Film. Im finalen wird sie allerdings nicht mehr dabei sein.

Denn Lake Placid: Legacy spielt an einem ganz anderen Ort und ist nur leidlich mit den anderen Filmen verbunden. Hier haben wir es mit einer Gruppe von Öko-Terroristen zu tun, wenn man die denn so nennen will. Deren glorreiche Aktion zu Beginn des Filmes ist allerdings lediglich ein Plakat von einer Firmenzentrale zu hissen, wonach sie davon ausgehen, dass alle deren Umweltverbrechen aufgedeckt sind. Wirkliche Beweise scheinen sie zumindest nie an die Presse oder so gespielt zu haben, sondern nur „Nestle vergiftet Wasser“ von deren Firmenzentrale wehen lassen. Ist aber auch nicht so wichtig, denn der eigentliche Film beginnt dann, wenn die Gruppe Aktivisten von einem alten Freund eine Videobotschaft bekommt, dass auf einer Insel in einem See eine alte Forschungseinrichtung steht, in der unethische Experimente stattgefunden haben. Als sie dort ankommen, müssen sie feststellen, dass die riesigen Killerkrokodile von hier stammen und teils auch noch welche umgehen.

Die Lake Placids werden gerne als Horrorfilme bezeichnet. Weil halt theoretisch Leute von Monstern bzw. monströsen Tieren gefressen werden. Gern mit der Erweiterung Horror-Komödie, um zu zeigen, dass sie sich nicht so super ernst nehmen, auch wenn einige Sequels jene eher als „kein Budget = funny“ haben. Legacy ist dahingehend interessant, dass es der erste Film ist, der wirklich cineastisch komplett wie ein Horrorfilm gefilmt wurde. Schon als die Gruppe auf der Insel ankommen, finden sie ein Camp voller Menschenüberresten im Dschungel liegen, und sobald es in den Forschungskomplex geht, gibt es nur noch dunkle und neblige Gänge und klaustrophobische Räume. Hilft natürlich auch dem immer noch eher mäßigen CG-Krokodil aus, wenn es nur sparsam eingesetzt wird und hauptsächlich durch Nebel und Dunkelheit verborgen oder nur halb sichtbar bleibt.

Und ich muss sagen, ich fand das wirklich ganz gut. Nach fünf Filmen, von denen gerade die vier Sequels ziemlich identisch und billig waren, bin ich schon alleine froh darüber, mal ein anderes Setting und neue Herangehensweise an die Materie geliefert zu bekommen. Aber der Film schaut halt auch einfach besser aus als gewohnt. Wie gesagt theoretisch ist er immer noch Low Budget und man sieht das auch noch. Aber hier scheint dennoch jemand mit ein wenig Ambition dahintergestanden zu haben, der das Beste rausholen wollte. Das Stage Setting und die Kamera-Arbeit sind einfach qualitativ viel höher, nutzen die gegebenen Schauplätze viel besser. Dadurch wirkt Legacy hochwertiger.

Lake Placid: Part Un

ava-2729Ende der 90er war Hollywood wohl damit beschäftigt den Monsterfilm wieder populär zu machen. Wir hatten den amerikanischen Godzilla, wir hatten die Jurassic Park Sequels, wir hatten Anaconda, wir hatten Deep Blue Sea, und wir hatten Lake Placid. Als Teenager in der frühen Internetzeit, in der man noch von anderen Seiten strickter kurierte Beschallung hatte, habe ich sogar vier dieser Franchises gesehen.

Lake Placid allerdings nie, weil mir Killer-Krokodile dann doch zu doof waren . Wobei ich mittlerweile weiß, das der Film ein gewisses Cult Following hat. Zudem hat eine kurze Wiki-Recherche ergeben, dass es nicht bei dem einen Film geblieben ist. Mittlerweile gibt es ganze sechs Lake Placids. Sollte mich jedoch nicht sonderlich überraschen, denn Horror-, Monster- und auch Kinderfilme sind mit die drei populärsten Genre, um sie via Direct-to-DVD/TV Sequels auszuschlachten.

Also den ersten Lake Placid mal reingeschoben – bildlich gesprochen, heutzutage schiebt man ja nix physisches mehr in was anderes physisches rein, sondern klickt schlichtweg auf Play.

Der Sheriff einer kleinen Stadt im ländlichen Bundesstaat Maine wird aus der üblichen Reverie geschmissen, als ihm vorgetragen wird, ein Tier im See habe jemanden brutal getötet. Eine Leiche gibt es dazu auch. Vielleicht war es ja nur ein Bär? Das meint die eingeflogene Spezialistin eines New Yorker Museums nach Sichten der Lage nicht. Schnell ist klar, dass es sich um ein gigantisches Krokodil handelt. Und um die Lage noch zu verkomplizieren hängen dem Sheriff nicht nur die zickige New Yorkerin, sondern auch noch ein exzentrischer Millionär, der mit Krokodilen schwimmen will, am Hals.

Der erste Lake Placid ist ein ganz schaubarer Film. Mit knapp 80 Minuten ist er eventuell etwas lang, für das, was geschieht. Sonderlich komplizier wird es nie. Schnell ist klar ein Krokodil ist im See, und dann geht es nur noch um die verschiedenen Pläne, wie man es da raus bekommt, ein paar Attacken, und ob es das Risiko wert ist, es lebendig zu fangen. Ganz so häufig sieht man das Krokodil zunächst noch nicht mal, erst später bekommt es was mehr an Screentime. Ich habe mich nicht direkt gelangweilt, aber das Vorangehen ist schon etwas arg gemächlich und hätte angezogen werden können.

Etwas über Wasser halten bestimmt die Charaktere. Die finden einen guten Mittelweg dazwischen, sich etwas gegenseitig für Konflikt anzugehen, dabei aber nie zu anstrengend antagonistisch zu sein, und letztendlich eben doch zusammenarbeiten zu können. Zudem hat der Film einen gewissen subtilen Humor zu bieten. Jedermanns Highlight ist wahrscheinlich sowieso die niedliche Omi, die flucht wie ein Seemann, verkörpert von Bettie White. Allgemein sind viele Leute, die an Lake Placid teilgenommen haben, eher aus der TV-Landschaft bekannt, was eventuell erklärt, warum der Film narrativ und filmisch etwas bieder aussieht und strukturiert ist. Aber schlecht war er nicht, sondern halt so ein wenig Medium.

In den 2000ern hat der SyFy-Channel so einige Quotenerfolge mit reißerischen Monsterfilmen gehabt, und deswegen kauften die sich scheinbar auch ein paar der Namen der weniger erfolgreichen Kinofilme der späten 90er ein. Wie Anaconda und Lake Placid.

Das 2007er Lake Placid 2 ist dann auch erst Mal so ganz typische der billige TV-Follow-Up zu einem bekannteren Film. In dem er nämlich so ziemlich die Story Beats und Charaktere einfach erneut benutzt. Nur hat der neue Sheriff auch noch einen Sohn, der aus Boston hier Urlaub macht, und somit mit ein paar anderen Teens am See baden gehen kann. Um eben die 90 Minuten mit etwas mehr Charakteren und Szenen auffüllen zu können, auch wenn viele davon nerviger sind als ihre Pendants im Vorgänger. Immerhin gibt es auch eine Menge mehr Krokodil-Attacken zu sehen. Die gewohnt für diese Produktion extrem Low Budget aber doch irgendwo ganz witzig sind. Merkwürdig auch, dass sich viele Szenen so anhören, als wären die Charaktere nachträglich ziemlich schlecht im Studio neu übersynchronisiert worden. War das Sound-Equip am Set so mies, dass die Originalspur zu schlecht zu hören war?

Ansonsten bleibt zu Lake Placid 2 eben nicht viel zu sagen. Ein wenig mehr Action ist drin, aber ansonsten ist es maßgeblich eine billigere und unstrukturiertere Retour des ersten Filmes.

Und schon sind wir bei Lake Placid 3 aus dem Jahr 2010 angekommen. Erneut machen die Bickermans Probleme am See. Nach zwei alten Schachteln in den vorigen Filmen, die wild geflucht haben, und dafür verantwortlich waren, dass die Krokodile großgefüttert wurden, ist nun ein Neffe mit seiner Familie in das Haus am See gezogen. Und dessen Junge ist derjenige, der die Kroks wie Haustiere hochzüchtet. Bis die dann gewohnt anfangen auf Menschenjagd zu gehen.

So ganz aus dem üblichen Vorgehen kann sich die Franchise also nicht entwenden. Es muss scheinbar immer jemand die Viecher füttern und dann später merken, dass das vielleicht keine so tolle Idee war. Wobei die beiden alten Damen das nie bereuten, der hiesigen Junge wird das aber schon, weil die Krokodile nämlich auch seine Familie angehen werden. Ansonsten geht Lake Placid 3 jedoch immerhin wenigstens nicht die gleiche Handlung erneut ab, kopiert nicht zum dritten Mal genau die gleiche Blaupause. Ein See voller Riesenkrokodile und ein Sheriff, der die Lage in den Griff bringen muss, sind freilich kaum zu umgehen.

Qualitativ möchte ich sagen ist der Film vom Budget genauso schlecht wie der Vorgänger, die schauspielerische Leistung ist besser, und die Krokodilattacken sind gewohnt hoch. So ein wenig darüber hinwegtäuschen, dass die Prämisse „große Krokodile fressen Seeschwimmer“ eventuell etwas wenig für 90 Minuten ist, ist als beständiges Problem der Franchise immer etwas mitschwingend. Was den Film aber für mich ruiniert, ist dass ein nervtötendes Kind eine zentrale Rolle in ihm hat. Leider bekommen wir auch nicht die Genugtuung, dass er von seinen eigenen Krokodilen gefressen wird. Allgemein scheint der Film auch einfach wesentlich weniger Spaß mit sich zu haben als seine zwei Vorgänger, mag den ganzen Mist hier zu ernst zu nehmen.

Rings (2017) & The Grudge (2020)

ava-2724Sowohl was die Ring als auch die Ju-on Franchise angeht, sind die eine gewisse Konstante hier im Blog. Zu ersteren haben wir 4 Bücher, 9 Kinofilme und dieses Jahr auch einige TV-Produktionen und das Dreamcast-Spiel besprochen. Auch von Ju-on gab es bereist 11 Filme und das Wii-Spiel zu lesen. Nicht zu vergessen natürlich das Crossover Sadako vs Kayako.

Mittlerweile haben sich die Mühlen weitergedreht und selbstverständlich gibt es somit weitere Filme. Heute nehmen wir uns dabei jeweils den aktuellsten amerikanischen Produktionen an. Rings (2017), deren dritten Film in jener Franchise, und The Grudge (2020), dem vierten amerikanischen Film in der dortigen Reihe.

Rings startet mit einer irrelevanten Szene in einem Flugzeug, in dem Samara auftaucht, um sich eines ihrer Opfer zu holen, welches das Videotape nicht kopiert hat. Erst dann geht es zwei Jahre später mit dem eigentlichen Film los. Julia und Holt sind ein Paar, allerdings ist Holt auf dem Weg ins College. Ein paar Wochen später bricht der Skype-Kontakt der beiden ab und nachdem eine fremde Frau, Skye, plötzlich Julia kontaktiert, um an Holt zu kommen, beschließt Julia ins College zu fahren und nach ihm zu suchen.

Dort trifft sie auf Skye und Holts Professor Gabriel. Skye wird in Julias Anwesenheit von Samara umgebracht und plötzlich taucht Holt wieder auf. Julia erfährt, dass Gabiel das Videotape gefunden und studiert hat. Nun hat er eine Gruppe Studenten um sich gesammelt, die Partys schmeißen, das Video anschauen, und dann rechtzeitig jemand anderem eine Kopie zeigen, um Samaras Fluch weiterzubringen. Skyes Kontaktperson tauchte schlichtweg nicht rechtzeitig auf. Auch Julia sieht den verfluchten Film, kann die Datei aber nicht kopieren. Denn in ihr sind plötzlich neue Informationen enthalten.

rings2017

Rings ist einer jener Filme, die im Prinzip einfach die ursprüngliche Geschichte mit leichten Veränderungen neu erzählen. Sobald das ganze Setup im College rum ist, welches erklärt, wie das Video wieder auftauchen konnte, geht es nämlich in eine neue Investigation. Immerhin haben wir plötzlich ein neues Video im Video gefunden und Julia und Holt müssen erneut die Vergangenheit von Samara investigieren gehen, um dort Neues zu entdecken. Mit einem neuen Charakter, dem Unrecht getan wurde, und einem neuen Fluch. Familiär an Samara anschließend.

Ich fand den Film jedenfalls insgesamt gut. Das Tape via Digitalisierung in eine neue Ära zu bringen war eine gute Idee. Eine, welche die Sadako 3D Filme bereits hatten. Allerdings ist Rings wesentlich besser als jene. Stringenter und logischer. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass sie aus der Modernisierung am Ende nicht viel machen, sondern auf die letzte Stunde hin eine neue Recherche-Aktion in den erweiterten Fluch einbinden. Aber ein neues Mysterium aufzudecken ist nicht langweilig gewesen. Die Revelation am Ende, wer wirklich hinter den neuen Bildern steckt, vielleicht etwas konstruiert, aber damit kann ich leben.

Lediglich etwas schade ist die Tatsache, dass das Schauspiel ziemlich uninteressiert wirkt. Als würden die Charaktere durch den Film schlafwandeln, selten richtig Emotion zeigen, sondern immer etwas neben sich stehend wirkend. Das ist allerdings eine Gemeinsamkeit zwischen allen Rollen, von daher liegt das wahrscheinlich an der Regie, welche das so dargestellt haben wollte.

The Grudge started in 2004 in Tokyo. Eine Frau kommt aus dem verfluchten Haus, in dem Kayako spukt, und bricht ihren Japan-Aufenthalt sofort ab, um zurück nach Amerika zu ihrer Familie zu kommen.

Zwei Jahre später folgen wir Detective Muldoon, die gerade wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehrt, nachdem vor einigen Monaten ihr Mann an Krebs gestorben ist und sie mit ihrem Sohn zurückließ. Sie und ihr Partner finden ein vor einiger Zeit von der Straße abgekommenes Auto in den Wäldern, in dem eine verweste Leiche sitzt. Alles führt zurück zum Haus in Reyburn Drive 44, doch ihr Partner rät Muldoon davon ab, dort hinzufahren, denn angeblich ist das Haus verflucht. Muldoon macht es natürlich dennoch.

grudge2020

Die Ju-on-Filme werden gern in Vignetten erzählt. Ein Charakter betritt das verfluchte Haus, wird irgendwann von den Geistern dahingemeuchelt, und wir wechseln zu einem neuen Charakter, welcher das Haus betritt. Auch 2020s The Grudge nimmt sich daran Inspiration, verbindet die Teile allerdings stärker miteinander.

Denn im Prinzip haben wir drei Zeitebenen. 2004, als die Frau aus Tokyo flieht und zu ihrer Familie im Reyburn Drive 44 zurückkehrt. In 2005 ist das Haus bereits an eine neues, älteres Pärchen vermietet. Und nun in 2006 versucht Muldoon aufzudecken, was alles im Haus geschehen ist, und wie sie selbst den Fluch wieder loswerden kann. Der Link zu Kayako ist dabei ziemlich schwach. Lediglich die Beginnszene in Tokyo zeigt uns, wie der Fluch ursprünglich in das neue Haus übersiedeln konnte. Aber eigentlich könnte das auch ein eigenständiger Horrorfilm sein. Wir werden Kayako und ihren Sohn nie sehen und auch das ikonische Todesrasseln geschieht nicht.

Allgemein wirkte der Film fast auf mich, als hätte das Studio ein Script rumliegen gehabt, welches schnell als Grudge-Film umgeschrieben in die Verfilmung gegeben wurde. Sowas geschieht durchaus häufiger, in der Hellraiser-Franchise ist diese Vorgehen beispielsweise gang und gäbe. Kurios daran ist, dass es sich so jedoch anfühlt, als wäre das Script ursprünglich nicht mal für einen Horrorfilm gewesen. Der ganze Film ist in jenem sehr zurückhaltenden und melancholischen Ton gehalten. Alle Charaktere handeln sehr vom Leben gezeichnet. Haben mit dem Verlust von Geliebten zu kämpfen. Fast so, als versuchte der Film ein Crime Drama und Charakterstudio zu sein. Nur damit dann immer mal wieder plötzlich ein lauter Jump Scare geschieht und einen daran erinnert das dies hier doch ein Horrorfilm ist.

Im Endeffekt kommt dann nichts so richtig dabei rum. Ein Horrorfilm, der langsam ist und mehr introspektiv auf die Charaktere eingeht, kann funktionieren. Aber zum einen beißt sich das hier mit den lauten Haudrauf-Scares. Und zum anderen schert sich der Film doch nie tiefgehend darum, den Charakteren eine Resolution zu geben – lediglich dem Fluch.

Rings (2017) ist also sehenswert und passt sich in die Franchise ein, The Grude (2020) in beiden Aspekten schon weniger.

Ring on TV

ava-2719Das Ring-Phänomen kursierte im Westen hauptsächlich Anfang der 2000er-Jahre, als die japanische Buch- sowie Film-Trilogie rüber schwappte und die amerikanischen Remakes starteten. In Japan war die Welle zu der Zeit allerdings schon so ziemlich rum. Die Bücher sowie Kino-Trilogie und auch Nebenzeug wie die Mangas waren alle zwischen 1991 und 2000 dort bereits erschienen. Und wo wir gerade bei Nebenzeug sind, gab es dort in den 90ern durchaus noch mehr, was es nicht offiziell in den Westen schaffte.

TV-Produktionen beispielsweise. Sogar gleich drei davon. Gegen Ende des Hypes in 1999 erschienen beispielsweise gleich zwei TV-Serien, die sich der Nacherzählung der Bücher Ring und Rasen (a.k.a Spiral) annahmen… auf Loop hatte dann wohl keiner mehr Bock. Schon im Jahre 1995 jedoch lief Ring über die Bildschirme der Nation. Als TV-Film und damit erste von vielen Verfilmungen der Originalgeschichte.

Als solch frühe Verfilmung ist es auch jene, die dem Buch über ziemlich Originalgetreu ist. Was bedeutet, dass es dessen Stärken und Schwächen gegenüber der bekannteren 1998er-Verfilmung hat. Ich bin ja der Meinung, dass jene spätere Verfilmung dem Grundstoff einen Gefallen tut, weil sie die Geschichte simplifiziert und einiges an unnötigem Schock-Value-Zeug, welches ein wenig dämlich ist, herauslässt. Sadakos Kindheitsgeschichte ist tragisch genug, ohne hinzufügen zu müssen, dass sie ein Hermaphrodit war und eine inzestuöse Beziehung zu ihrem Vater hatte. Außerdem ist die Dynamik der geänderten Hauptcharaktere interessanter, als alleinerziehende Mutter und deren Ex-Mann.

Im hiesigen Film, ganz wie im Buch, ist Sadakos Geschichte komplett intakt und rein exploitativ gehalten. Und unsere beiden Hauptcharaktere sind ein männlicher Reporter und dessen befreundeter Professor. Nur das die beiden ganz wie im Buch wenig Chemie miteinander haben, gerade Takayama ist ziemlich emotionslos und kühl. Immerhin hat man es herausgelassen, dass er nebenbei mal kurz erwähnt, er sei ein Vergewaltiger, als wäre das ein Hobby oder so. Asakawa ist durchaus ein netter Kerl, immerhin versucht er später seine schwangere Frau zu retten, kommt jedoch einfach etwas langweilig als Charakter rüber.

ring1995

Als Stärke ist der Version allerdings definitiv zu Gute zu halten, dass die Detektivarbeit nicht zu kurz kommt. Die 1998er-Version und allen danach, weil sie sich so stark an jene halten, sind die Investigation der beiden Charaktere häufig etwas arg kurz geraten. Hier nimmt sie wie im Buch allerdings einen wesentlich höheren Stellenwert ein. Die 1995er-Version hat wesentlich mehr Aspekte eines Krimis, nur das der Täter im Übernatürlichen zu suchen ist, während die späteren Versionen den Mystery- und Horror-Aspekt des Materials in den Vordergrund rücken.

Die Tatsache, dass Ring 1995 auch die etwas trashigen Aspekte des Buches mit adaptiert, passt allerdings ganz gut in dessen Look rein. Immerhin ist das hier weiterhin eine TV-Produktion. Mit entsprechend niedrigem Budget, rudimentären Kameraführung und etwas übertriebenem Schauspiel. Dadurch hat die ganze Produktion etwas von einem Crime Serial der Zeit. Die Kanzenban-Version unterstreicht jene Trash-Mystery-Vibes etwas zusätzlich dadurch, dass sie in einigen Szenen relativ plakativ nackte Titten einstreut, die in der Fernsehausstrahlung natürlich nicht waren.

Damit ist Ring: Kanzenban definitiv eine interessante Kuriosität in den Ring-Verfilmungen. Eben weil sie die einzige ist, die dem Buch so getreu ist. Und weil sie den billigen TV-Look auffährt. Das hat einen gewissen Charm an sich. Man fühlt sich, als säße man wieder als Kind nachts vorm CRT-Fernseher und hätte beim Zappen einen trashigen Horrorfilm entdeckt. Ich finde es gut, dass spätere Verfilmungen dem Material etwas mehr Klasse zu geben versuchen, aber die hiesig präsentierte Variante ist zumindest ein interessanter Kontrast dazu.

Die 1999er TV-Serie Ring: The Final Chapter, welches wirklich die letzte japanische Interpretation des ersten Buches sein sollte, änderte dafür umso mehr. Muss sie ja auch irgendwo, denn es gilt 12 Folgen von 45 Minuten zu füllen.

Beispielsweise hat man hier, nachdem das Video gesehen wurde, ganze 13 Tage, bevor man stirbt. Häufig behandelt also je eine Folge auch einen Tag Investigation. Welche nun von vier Hauptcharakteren ausgeführt wird. Asakawa ist dabei ein Mann wie im Buch, scheinbar mochte man aber den Punkt des alleinerziehenden Elternteils aus dem 1998er-Film, und somit ist seine Frau verstorben und er zieht sein Kind alleine groß. Eine Kollegin von ihm übernimmt einen Teil der Investigation als Reporter in das Mysterium des Videotapes und die Geschichte von Sadako. Zusätzlich gibt es eine Forscherin neu im Quartett, die hauptsächlich den medizinischen Aspekt das Fluches übernimmt – Sadakos Tuberkulose gebunden mit dem Fluch gestaltet sich als ein aggressives Virus und so finden wir bereits ein paar der pseudo-medizinischen Erklärungen aus dem zweiten Buch hier mit heraus.

ring1999

Takayama ist auch in dieser Version ein Professor, der sich mit Flüchen beschäftigt, ansonsten aber ein komplett anderer Charakter. Es wurde ein junger Schönling für ihn gecastet, der natürlich nicht einfach mal so jemanden vergewaltigt hat. Stattdessen hat er eine mental angeschlagene Schwester, um die er sich kümmert. Kommt aber dennoch ziemlich undurchsichtig rüber, weil er den ganzen Fluch nur als ein erheiterndes Spiel ansieht und wenig Empathie für andere über hat. Hauptsächlich wird er dafür genutzt, Dinge zu verkomplizieren. Zusammen mit der Tatsache, dass Asakawa anderen Infos vorenthält, unter dem Deckmantel sie nicht reinziehen zu wollen, was natürlich meist mehr Schaden anrichtet, und erneut die Untersuchungen auf mehr Folgen zieht. Überraschenderweise mochte ich Asakawa in der hiesigen Inkarnation nicht sonderlich, eben weil er ständig für andere Charaktere entscheidet und Sachen verschweigt – dazu macht der Schauspieler auch noch ständig diese merkwürdige Gesicht, bei dem er die Lippen zusammenpresst, wann immer er sich sorgt oder nachdenklich sein soll, was natürlich praktisch ständig ist.

Gern spielt die Serie zudem mit den Erwartungen der Zuschauer, die den Stoff bereits kennen – dank Buch, TV-Film und Kinofilm keine geringe Möglichkeit. Am Ende der ersten Folge sieht Asakawa beispielsweise das Video. Und zu unsrer Überraschung ist es nur eine Aufnahme von einem Musikvideo eines Popstars. Sozusagen als Doppel-Twist ist es aber dennoch das verfluchte Video, denn Sadako hat mit spiritueller Projektion die verfluchten Szenen hinter jenem versteckt.

Tatsächlich hat Ring: The Final Chapter zum Großteil den gleichen Charme wie Ring: Kanzenban. Erneut als ob als Kind oder Teenager beim Zappen durchs TV irgendwo einen mysteriöse Serie gefunden wurde, von der man noch nie gehört hat, und der man dann ein paar Wochen folgt. Sie ist auch gar nicht schlecht gemacht, nur halt eindeutig TV-Niveau. Und für Leute, die bereits so wie ich einige Versionen der Geschichte kennen, ist es natürlich interessant, die ganzen Unterschiede zu finden.

Twilight of the Dark Master & Bio Hunter

ava-2717Als Einleitung darf diesmal wieder ein Schwank aus meiner Jugend herhalten. Damals zu goldenen Zeiten von Anime in Deutschland, als der Boom in der ersten Dekade der 2000er so richtig durchstartete, tauchten so einige Firmen auf den Anime-DVD-Markt auf. An eine kleine davon erinnere ich mich unerfindlicherweise immer mal wieder, allerdings nur durch deren publizierten Werke, nicht mehr deren Namen.

Warum das so war liegt glaube ich daran, dass selbst damals schon deren Line-up unglaublich altbacken erschien. Soweit ich weiß brachten die nur eine Hand voll 90er-Jahre Horror OVAs raus und das wars. Produziert von Studio Madhouse, also schon einem hoch-profilierten Studio, aber dennoch irgendwo ziemlich B- und C-Riege an Anime, die keiner so richtig kennt. Die man eben in den 90ern irgendwo unter all den anderen hartgesottenen OVAs wie Baoh oder MD Geist und Co. gefunden hätte, zu denen Mitte 2000 aber das Publikum so nicht mehr großflächig da war. Hatte immer ein wenig den Eindruck, dass da jemand ein super billig zu habendes Anime-Packet eingekauft hatte.

Aha! Ich habe mal kurz nachgeschaut. VLC Communications hieß die Firma. Und die haben auch Vampire Hunter D: Bloodlust herausgebracht. Wohl deren einzig großes Release. Ich wäre tatsächlich nicht überrascht, wenn die anderen Anime schlicht im Kauf-Packet mit drin waren. Das gibt es manchmal, dass ein Studio eine begehrte Lizenz nur ins Ausland abgibt, wenn es im Packet mit weniger Hitverdächtigem Material erstanden wird. Zwie habe ich jetzt mal nachgeholt, weil sie mir eben unbegründet immer mal wieder durch den Kopf schwirren: Twilight of the Dark Master und Bio Hunter.

twilightmaster

Twilight of the Dark Master spielt in einem dystopischen Tokyo der Zukunft. Shizuka hat ein romantisches Date mit ihrem Verlobten, als jener sich plötzlich in ein Monster verwandelt, sie angreift, und dann flieht. Das lässt die junge Frau nicht los, und sie sucht verzweifelt nach jemandem, der jenes Monster für sie jagt. Und findet letztendlich auch jemanden: Den andersweltlich-femininen und unterkühlten Shijo. Jener hat magische Fähigkeiten und es scheint sein Job, Dämonenverbrechen aufzudecken.

Nach einem Streifen durch das Rotlichtbezirk der Stadt findet jener allerdings heraus, dass dahinter eine große Pharmafirma steckt, die Drogen herstellt, welche zur Mosnterverwandlung führen. Und noch weiter dahinter steckt ein alter Dämon, der mit Shijo noch ein Wörtchen zu reden hat.

Die OVA ist gerade mal 45 Minuten lang und basiert auf einem einbändigen Manga. Ich hätte wirklich gedacht, dass der Manga wesentlich länger ist. Denn der Film schreit geradezu danach, dass hier eine komplexe Welt voller Plotlines in total kurzer Zeit abgerissen ist. Es ist erstaunlich schwer zu folgen, warum was gerade geschieht. Einfach, weil alles so schnell geht und Charaktere und Szenen die Hälfte der Zeit über aus dem Nichts zu kommen scheinen. Eine Cyberpunk-Zukunft, die nie erklärt wird. Drogen, die Leute in Monster verwandeln. Altertümliche Magier und Schutzgottheiten. Eine Legende über eine gespaltene Gottheit. Irgendwo dazwischen noch das menschliche Drama von Shizuka. Es ist ein wenig viel.

Aber was sieht das Ding gut aus. Twilight of the Dark Master ist 90er-Jahre Madhouse in ihren feinsten Zügen. Alles ist super durchanimiert. Und die Optik und Atmosphäre sind bestechend. Von den gigantischen nächtlichen Stadtlandschaften. Hin zu in Nebel und Reklamelichtern gehaltenen Szenerien. Stylische Antagonisten in traditioneller chinesischer Kleidung. Der gender-nonconforming Shijo mit seiner blassen Optik im tiefschwarzen Mantel. Wenn der Film als irgendwas funktioniert, dann als stylisches Moodpiece, dem man gern zusieht, auch nachdem abgeschaltet wurde, warum narrativ irgendwas geschieht.

biohunter

Auch in der Welt von Bio Hunter verwandeln sich Leute plötzlich in Monster, allerdings liegt es hier an einem mysteriösen Virus. Komada und Koshigaya sind zwei Biologen an der Universität, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, jene Monster zu jagen. Da Komada selbst infiziert ist, kann er sich nämlich in eines verwandeln, um die Seiten im Kampf auszugleichen. Eines Nachts treffen sie auf eine Hilfe-suchende Frau, die in die aktuelle Mordserie, welche die beiden investigieren, verwickelt zu sein scheint.

Auch das 60-minütige Bio Hunter basiert auf einem einbändigen Manga. Und wirkt erneut so, als wäre das Ursprungsmaterial wesentlich länger. Die OVA kommt ein bisschen wie der Pilotfilm zu einer Serie daher. Sozusagen der erste Fall unserer beiden Bio Hunter, bevor es dann in die Monster des Tages Episoden geht. Denn der Film endet nach einem Kampf gegen den aktuellen Hauptgegner etwas abrupt einfach. Bis dahin wirkt er außerdem erneut etwas gehetzt darin, möglichst viel Material unterzubringen. Der Handlung ist wesentlich einfacher zu folgen als Twilight of the Dark Master, aber die Szenen rauschen doch etwas plötzlich ineinander. Wobei überraschend viel Platz für trockene Exposition eingeräumt wird, bevor es dann wieder in ein ziemlich blutiges Monsterspektakel geht.

Während die Animationen erneut gewohnt gut sind, greift Bio Hunter allerdings auf eine eher bodenständige Optik zurück. Die Welt ist die unsere (nur mit einer Monsterepidemie) und auch das Charakterdesign ist realistisch gehalten. Dadurch wird der generische Splatterfilm dann aber eben nichtmal visuell über seine Maßen gehoben. Er bleibt ziemlich meh.

Welcome to Raccoon City

ava-2715Fünf Jahre ist es her, dass die Resident Evil Filmreihe von Paul W. S. Anderson und mit Milla Jovovich zu Ende gegangen ist. Nicht gemocht und dennoch ziemlich gut Kohle gemacht, war es natürlich klar, dass Constantin Film weitermachen würde. Und so ist letztes Jahr mit Welcome to Raccoon City ein Reboot erschienen.

Ein Film, der sich wesentlich stärker an die Spiele hält. In Interviews wurde das Möglichste getan, um zu beteuern, dass man sich von den verhassten vorigen Filmen abkapselt. Das man die Reihe hier ernst nehmen wird. Man mache endlich einen Film für die richtigen Fans war das Motto.

Nur das man die Hardcore-Fans schon alleine durch die Charaktere alle direkt wieder gegen sich bringt. Welcome to Raccoon City verbindet die Geschehnisse der ersten beiden Teile in einen Film. Während das STARS-Team also die Spencer Mansion durchsucht, verteidigen der Rest der Raccoon Police ihr Department davor, von Zombies überrannt zu werden. Mit zum Großteil den dazugehörigen Charakteren… oder zumindest deren Namen. Denn sowohl deren Aussehen als auch deren Verhalten läuft nicht mit den aus den Spielen bekannten Charakteren überein. Leon ist nun beispielsweise der trottelige Frischling, über den sich alle lustig machen, statt der beherzte Rookie, der an seinem ersten Arbeitstag bereits heroisch sein muss. Wesker sieht aus wie ein junger Barrie und übernimmt im Prinzip auch eine ähnliche Rolle, denn er ist nicht mehr der Bösewicht der Handlung, sondern wird von einer mysteriösen Organisation dazu benutzt, seine Kammeraden zu verraten, um Beweise zu sammeln, die Umbrella auffliegen lassen. Die monströse Lisa taucht kurz auf, um Claire im RPD zu helfen, weil die beiden sich als Kinder angefreundet hatten. Denn Claire und Chris waren Waisenkinder in Raccoon City und William Burken, der wahre Schurke des Filmes, hat dort unethische Experimente ausgeführt.

Es ist alles schon irgendwie etwas merkwürdig. Wenn die Charaktere andere Namen hätten, wüsste man nicht, wer aus den Spielen sie sein sollten. Aber darf ich mal ganz ehrlich sein? Das hat mich noch nicht mal extrem gestört. Ich bin grundsätzlich Ok damit, eine Alternate Reality Version der Ereignisse zu erzählen, in denen stark zusammengeraffte Versionen der ersten beiden Spieleplots, die ja eh nicht so ausschweifend sind, nacherzählt werden und dabei die Charaktere nur im Namen gleich sind.

Mein Problem ist viel mehr, dass der Film, im Wunsch die Materie ernst zu nehmen, sich selbst viel zu ernst nimmt. Resident Evil ist eine reichlich dämliche Franchise. Die Handlungen sind hirnrissig. Die Charaktere mögen gutmütig sein, handeln aber oft dämlich. Sie lassen sich zum Kontrast des Gravitas der Situation, in der sie sich befinden, zu geradezu schrägen Konversationen und Sprücheklopferei hinreißen. Die Resident Evil Spiele sind alle, als hätte man ein B-Movie Script mit Survival Horror Gameplay hinterfüttert. Und davon ist in Welcome to Raccoon City nichts mehr übrig. Die Charaktere kommen alle rüber, als wären sie miserabel drauf. Es gibt keine übertriebene Schießerei. Auf die Idee einen großen grauen Mann oder Riesenschlange einzubinden, muss man gar nicht erst kommen. Abgesehen davon ist das Budget eh nur ausreichen für: 1 x Zombiehund, 1 x Zombiekrähe, 1 x Licker und 1 x mutierter Burkin. Während des Filmes kommt einfach weder gewollt noch ungewollt Spaß auf. Weder Spaß an Dämlichkeit noch Spaß an Action.

Und das ist, was ich wirklich schade finde. Im Schnitt ist der Film nämlich durchaus kompetent. Kompetent gespielt, kompetent inszeniert, immer schnell weitergehend, damit keine Langeweile aufkommt. Aber so richtig Spaß am Schauen hatte ich halt leider auch nicht.

Ach ja, und die Easter Eggs sind schon etwas penetrant. So ein paar für Fans unterzubringen ist sicherlich ganz nett . Und als Jill das Essen von Whesker stielt und meint „Das ist jetzt ein Jill Sandwich“ war das beispielsweise ganz niedlich eine Art, jenen ikonischen Satz kontextuell neu zu verbauen. Auf sich alleine gestellt hab ich mit keinem Easter Egg ein Problem, aber die erste Hälfte des Filmes ist so vollgestopft mit ihnen, dass ich wirklich einfach nur „Is ja mal gut, ich hab’s kapiert, ihr kennt die Spiele“ gestöhnt habe.