Frohe Feiertage und willkommen zurück zum traditionellen weihnachtlichen Horrorfilm. Dieses Jahr haben wir Black Christmas zu bieten… zum dritten Mal. Soll ja keiner sagen, dass man Geschenke nicht erneut verpacken und weiterschenken kann. Nachdem wir also das Original von 1974 und auch das wenig beliebte Remake von 2006, welches ich ganz unterhaltsam fand, bereits durch haben, ist diesmal das Remake von 2019 dran. Schon irgendwo kurios eine Franchise von drei Filmen zu sehen, die kein einziges Sequel enthält, sondern sich komplett aus Remakes zusammensetzt.
In den Film reingegangen war ich mir ziemlich sicher, eigentlich nichts mehr aus den beiden vorigen Versionen zu kennen. Beziehungsweise nur noch das Grundgerüst: Wir folgen einer Schwesternschaft an einem College, die über Weihnachten eine Party feiern wollen, und währenddessen dahingemordet werden. Wesentlich mehr Grundkern steckte glaube ich im Original nicht unbedingt. Daraus lässt sich natürlich viel Eigenes machen, was eventuell auch der Grund der doppelten Remakes ist.
Im Falle des 2019er-Filmes wir die Geschichte beispielsweise durch eine Linse des Feminismus betrachtet. Was durchaus ein interessanter Ansatz ist, finde ich, wenn man bedenkt das die Handlung wie gesagt daraus besteht, dass ausschließlich Frauen von einem Kerl ermordet werden. Ein Mädel der Schwesternschaft beispielsweise hat eine Petition gegen einen Professor am Laufen, weil dessen Literatur wie gewohnt nur weiße Männer beinhaltet. Der entsprechend schnell damit an der Hand ist, das nur von diesen Literatur über die Themen vorhanden sei, und sich sogar als Schutzschild die Abhandlung einer weiblichen Wissenschaftlerin heranholt, die mit ihm übereinstimmt. Währenddessen hat unser Hauptcharakter damit zu kämpfen, dass einer der hochangesehenen Studenten einer Bruderschaft sich auf einer Feier an ihr vergriffen hatte und ihr nicht geglaubt wurde. Nachdem die Schwesternschaft eine kleine Showeinlage kurz vor Weihnachten gibt, in dem sie mit einem frechen Lied über jenes Problem aufmerksam machen, dass es in Colleges viel zu Übergriffen kommt, die unter den Teppich gekehrt werden, bekommen sie plötzlich private Messages aufs Handy. Sie sind in Ungnade der Bruderschaften gerutscht und sollen sich vorsehen. Das ganze sogar mit einer Büste des Gründers des Colleges als Profilbild. Rechte Fuckboys lieben es ja, ihre Accounts mit Ölgemälden oder Statuen von Dichtern und Denkern zu versehen.
Der Film macht also aus dem Grundstock einen Text von Frauen, die den Mund aufmachen, und privilegierten Männern, die sie dafür als Freiwild brandmarken und zum Schweigen bringen wollen… permanent. Interessant fand ich dabei übrigens, dass dieses Remake dem Slasher eine übernatürliche Komponente hinzuführt, die es so im Original nicht gab. Die Bruderschaft ist durch ein Ritual teils vom Geiste des Gründervaters besessen. Das mag zunächst etwas merkwürdig wirken, ich habe es allerdings als Parabel interpretiert. Darüber, wie die Ideologie und Rhetorik der Mannosphäre sich korrumpierend ausbreitet und einfach Kerle indoktrinieren kann, besonders in ihren schwachen Momenten. Ja der Film hat sogar einen Nice Guy zu bieten, der total freundlich ist, weil er was von einer der Mädels will, am Ende aber auch vom Fluch besessen wird. Selbst ein Token Shield gibt es, eine der Frauen arbeitet mit der Bruderschaft zusammen, in der Hoffnung, dass sie dann verschont wird, weil sie ein gutes Mädchen war.
Ein nettes Detail ist übrigens ein Pop Quiz mitten im Film. Bevor die Scheiße am Brennen ist wird eine der Studentinnen gefragt was ihre Lieblingstiere sind. Und eines davon ist die Ameise. Eine merkwürdige Wahl. Aber sie sagt, sie mag jene, weil sie als eine Einheit zusammenarbeiten und als solche fast unbesiegbar sind. Erneut eine Parabel dazu, dass gegen das Patriarchat vorzugehen wenn dann nur wirken kann, in dem man sich vereinigt und gemeinsam für Veränderung kämpft. Und wenn dann tatsächlich alle Schwestern im Finale zusammenkommen, um der Bruderschaft ordentlich eines überzuknüppeln, dann ist das schon eine kleine Gaudi mit anzusehen.
Ach ja, und über den Spielverlauf hinweg fielen mit dann doch einige Szenen auf, die Hommage an das Original bilden und entweder fast gleich oder neu interpretiert auftauchen. Es stellt sich also nicht komplett die Frage warum dies hier Black Christmas heißt, während es so gut wie nix mit der ursprünglichen Version zu tun hätte.
Von daher: Voll unterhalten vom aktuell neuesten Black Christmas und den Themen, die es in das relativ einfache Slasher-Gerüst steckt, um es im dritten Anlauf immer noch interessant zu halten.