Garo Movies: Demon Night, Red Requiem & Kiba Side Story

ava-2785Wir kehren zurück zu den Midnight Tokusatsus. Relativ selbsterklärend so genannt, weil sie eventuell nicht direkt um Mitternacht, aber doch zu einem spät-nächtlichen Zeitraum ausgestrahlt wurden, statt im Kinderprogramm. Weil sie eben nicht für Kinder gedacht sind. Keita Amemiyas Garo war da ein Vorreiter für, und genau in jener Franchise gehen wir weiter. Via den nächsten drei nach der 2005er Serie erschienenen Produkten, welche die Form von Filmen annahmen.

Den Anfang machte Garo Special: Beast of the Demon Night, machmal auch Beast of the Midnight Sun oder Demon Beast of the White Night betitelt, auch teils das Special missend. Eventuell kommt das auch etwas darauf an, in welcher Form es konsumiert wurde. Ursprünglich lief es nämlich an zwei Dezember-Tagen in 2006, also bereits kurz nach Ende der Serie, als zweiteiliges Special von je 50 Minuten. Was natürlich anschließend für den Verkauf auf DVD etc. schlicht zu einem 100-minütigen Film zusammengenommen wurde.

Kurz nach dem Ende der Serie angesiedelt wird Kouga von der jungen Makai-Priesterin Rin kontaktiert. Die hat einen Nachricht vom totgeglaubten Meister Amon: Makai-Priesterin Jabi ist ebenfalls nicht tot, sondern in einem Makai-Baum gefangen. Also macht sich Kouga mit Rin auf, um sie zu befreien. Dafür geht es nach Kantai, wo weitere Makai-Priester und Knights ausgebildet werden. Darunter auch Rins großer Bruder Tsubasa. Rei ist auch hier, um bei einem Ritual des Dorfes zu helfen, bei dem eine heiliger Speer zur Versiegelung des Bösen in den Himmel geschossen wird. Tsubasa versteht sich mit den beiden Makai Knights zunächst aber nicht so.

Nachdem Jabi gerettet ist taucht schon der mächtige Horror Legules auf, der bereits in Legenden die Macht über die Welt ergreifen wollte. Sein aktueller Plan ist es, das Ritual zu stören, denn sollte währenddessen Blut vergossen werden, bricht das Siegel, und Legules erlangt seine volle Kraft zurück.

Man merkt schon, dass das Special wohl kurz nach der Serie gedreht wurde. Alle Charaktere konnten kurzfristig zurückgeholt werden. Alles wirkt wie eine Erweiterung dessen. Was ja nicht schlecht ist. Es wirkt halt nicht wie ein großes Ereignis, sondern lediglich wie überlanges Serienmaterial. Allerdings doch insgesamt etwas leichtfüßiger und humoriger anmutend, nicht ganz so düster und erwachsen wie die Serie war. Durchaus eine angenehme Abwandlung der Stimmung, mehr Kameradschaft und Humor in Garo einzubringen. Was natürlich wie immer top ist, ist das Design. Gerade die finale Garo-Verwandlung und das Outfit von Tsubasa sind coole neue Erweiterungen der Franchise-Outfits. Und das Schauspiel ist sogar deutlich besser geworden! Rundum also ein wirklich unterhaltsames Special zu Serie.

Ein paar Jahre war Ruhe, bis 2010 Garo wieder aufgegriffen wurde, und diesmal kam es mit Red Requiem sogar ins Kino. Auf dem Hoch des 3D-Hypes, welches gleich mitgenommen wurde. Was die Opening-Credits direkt nutzen, um an den Rundungen diverser Damen hoch und runter zu fahren. Schon eine recht witzige Art, den 3D-Effekt darstellen zu wollen. Vielleicht war das aber auch eine Cross-Promotion mit Gravur Idols, würde zumindest hinhauen.

Diesmal ist der Ober-Horror, der sein Unwesen treibt, Karma. Die sich in Spiegeln verbirgt und von ihren Handlangern Frauen in einen Club bringen lässt, die sie mit Illusionen einfängt. Kouga trifft auf der Suche nach Karma drei Makai-Priester, darunter auch Rekka. Die ist ziemlich aufmüpfig, ist sie doch Priesterin geworden, um ihren Vater zu rächen, der Karma zum Opfer fiel. Sie ist mal gar nicht mit dem Rollenverhältnis einverstanden, dass Priester nur unterstützend tätig werden, und nur die Makai Knights gegen Horror kämpfen. Die zudem auch noch alle passend Männer sein müssen.

Es ist ein wenig interessant, dass dies der Film ist, mit dem sich Garo nach einer Pause zurückgemeldet hat. Denn irgendwie ist er so ein wenig… nichts. Es geht durch die üblichen Strukturen ein paar kleinere Horror zu besiegen und dann am Ende einen großen Kampf gegen die verwandelte Karma zu haben. Dazwischen etwas Story um neue Charaktere, die wir nie wiedersehen werden, und welche uns auch nicht allzu nahegelegt werden. Die ganze Misogynie-Anschuldigung von Rekka ob der Makai-Hierarchie und ihr Bedürfnis, sich als Priesterin/Frau auch im Kampf beweisen zu können, verpufft sowieso irgendwo zur Mitte des Filmes ohne wirkliche Resolution.

So ganz so gut sieht der Film auch gar nicht mal aus? Ich weiß nicht ob es an den ganzen merkwürdigen Kameraeinstellungen liegt, die eindeutig dafür genommen wurden, um irgendwelche 3D-Effekte vorzuzeigen, und im flachen 2D-Aufguss jetzt einfach nur merkwürdig wirken, aber es wirkt häufig gar nicht so gut ausgestattet und designt wie in 2005/2006. Auch eine kuriose Entscheidung Kouga ein überarbeitetes Garo-Outfit zu geben und jene Verwandlung dann von den Antagonisten stehlen zu lassen, so dass es die meiste Zeit über nicht genutzt werden kann.

Insgesamt war Red Requiem ein eher schwacher Film, den man eher irgendwo nach vielen Franchise-Jahren müde hingeworfen erwartet hätte.

Im Jahr darauf prallte Garo dann doppelt auf die Japaner ein. Nicht nur sah 2011 eine neue TV-Serie, sondern mit Kiba: Dark Knight Side Story einen Direct-to-DVD Film. Der ist nur 45 Minuten lang, und wie das Side Story andeutet auch mehr ein Special.

Kurioserweise eines zur ursprünglichen TV-Serie, die ja nun bereits schon vor fünf Jahren fertig ausgestrahlt war. Genau genommen spielt alles sogar während jener, zu der Zeit, als Barago sich als Bösewicht herausgestellt hatte und Kaoru gegen Ende der TV-Staffel entführte. Hier darf er uns dann zeigen, was für familiäre Umstände dazu geführt haben, dass er Makai Knights hasst, obwohl er selbst ihre Kräfte hat. Wie er ein Verbündeter von Messiah und als Dark Knight wiedergeboren wurde.

Das Special, kurz wie es ist, ist also ganz nettes Beiwerk zu Serie, und wenig mehr. Es gibt etwas Hintergründe zum Bösewicht, der ehrlich gesagt nicht unbedingt eine dramatische Hintergrundgeschichte benötigte, aber weh tut jenes hinzugekommene Wissen auch nicht. Was das Special hingegen interessant macht, ist die visuelle Darstellung. Wie gesagt sind Amemiyas Designs sowieso eigentlich das Highlight der Garo-Franchise. Und hier ist er wieder stilsicher unterwegs. Viele der Flashbacks werden sogar wie ein animierter Comic nur als rudimentär bewegte Kalligraphie-Zeichnungen präsentiert. Das hat sicherlich auch das Budget niedrig gehalten, aber ich fand es eine durchaus coole Art der Darstellung, die absolut für ein kurzes Special herangenommen funktionerte.

Kamen Rider Kiva & The Demon Castle Movie

ava-2777Zeit für mehr Kamen Rider. Normalerweise schaue ich mir die Serien ja nicht an, weil 50 Folgen bei jährlicher Ausstrahlung doch etwas viel sind. Von daher weiche ich lieber für meinen Tokusatsu-Trash auf die Filmversionen aus, soweit jene zumindest ganz gut ohne Vorkenntnisse schaubar sind. Bei Kamen Rider Kiva hingegen ging ich jetzt doch durch alle 48 Folgen, weil es von der Thematik her interessant klang.

Die Serie ist in zwei Zeitlinien gesplittet. Zum einen gibt es natürlich die Gegenwart, beziehungsweise das damals gegenwärtige Jahr 2008, was mittlerweile auch schon 15 Jahre her ist. Wataru ist ein abgeschottet lebender Kerl, dessen großer Traum und bisher unerreichtes Ziel es ist, eine Violine zu bauen, die der von seinem Vater gemachten in Nichts nachsteht. Außerdem kämpft er als Kiva gegen die Fangire, welche Menschen ihre Lebenssäfte aussaugen. Gleichzeitig geht allerdings auch noch eine andere Organisation um, welche sowohl die Fangires als auch Kiva als ihre Gegner sehen, und welche den Ixa-Suit zur Verwandlung mit ähnlichen Kampfkräften haben.

Regelmäßig springen wir daneben zwanzig Jahre zurück in das Jahr 1986. Hier folgen wir sozusagen den Eltern aller aus dem aktuellen Zeitstrahl. Watarus Vater Otoya zum Beispiel. Sowie den Fangire-Jägerin Yuri, deren Mutter den Ixa-Suit hergestellt hat, welcher hier zum ersten Mal von der Organisation verwendet wird. Viele Fangire können allerdings entkommen und tauchen dann in Watarus Zeit wieder auf.

Was ich echt nicht gedacht hatte, war dabei, dass sich das bis zum Ende der Serie so durchzieht. Ich ging davon aus, dass die Flashbacks für den Beginn der Serie über existieren, und dann irgendwann aufhören. Auch einfach, weil es nicht so erscheint, als würde in jenen allzu viel geschehen. Aber eventuell wirkt das auch nur so, weil alles ewig braucht, bis es mal gelaufen ist, und das ist eventuell wieder so, eben damit die Timeline bis zum Ende anhält.

Das macht die Serie auf jeden Fall sehr schematisch. Wir sehen ein Stück aus 2008, bei dem ein Fangire auftaucht. Wir springen ins Jahr 1986, wo die Geschichte die Probleme der Gegenwart spiegelt und der gleiche Fangire bekämpft wird, aber entkommen kann. Wir gehen zurück nach 2008, wo er besiegt wird. Führt ehrlich gesagt nicht zur interessantesten Struktur in der Serie. Einfach weil sich so viele Folgen vom Ablauf her so gleichen. Und weil sich alles ewig zieht, da ständig zwei Zeitlinien betrachtet werden. Später gibt es schon noch ein paar Wendungen, und nicht nur Monster des Tages, aber da es sich hier um eine Serie für Kinder handelt, ist es jetzt nicht so, dass jene nicht ziemlich vorhersehbar wären. Einige später große Revelationen sind gar Dinge, die ich von Anfang an als gegeben angesehen hatte. Nur um dann herauszufinden, dass es hier tatsächlich als Überraschung gedacht war, und deswegen nie direkt ausgesprochen wurde.

Der Grund warum ich Kiva schauen wollte, war, weil mir erzählt wurde, dass dies die Vampir-Staffel ist. Die Fangire sind im Prinzip Vampire und auch Kamen Rider Kiva hat ein Fledermaus-Design. Dennoch sind die Designs der einzelnen Fangire von sehr verschiedenen Tieren inspiriert, haben aber alle die Eigenschaft, dass ihre bunten Färbungen an Bleiglasfenster von Kathedralen erinnern. Vom Design her fand ich die Gegner hier schon ansprechend. Und auch Kiva irgendwie, zumindest bis die Formen mit den Capes auftauchen. Irgendwie dachte ich ein wenig durch die Prämisse und Designs, dass wir hier vielleicht das Garo der Kamen Rider haben. Immerhin war jener Serie nur wenige Jahre vorher ein Erfolg beschienen.

Dem ist aber ganz und gar nicht so, Kamen Rider Kiva ist durch und durch eine Serie für Kinder. Es gibt so viel Slapstick in der Serie, wirklich merkwürdig, wenn gekoppelt mit den Vampirdesigns und edlen Violinen und Rosenblütenmeeren. Aber die Charaktere verhalten sich alle total kindisch und die Situationen werden schnell blöd, besonders in der ersten Hälfte der Serie. Und so ein wenig Camp kann ja auch ganz erheiternd sein. Das Kiva beispielsweise das Bein in die Luft hält und dann einbeinig auf die Gegner für seinen finalen Supertritt zuspringt ist beispielsweise herrlich dämlich. Aber die meiste Zeit ist es doch leider eher unerträglich kindischer Slapstick, der mir überhaupt nichts brachte. Genauso wenig wie die Charaktere, die mir alle mit der Zeit und eigentlich auch sogar recht schnell auf den Keks gingen. Otoya mit seinem Frauenhelden-Getue. Wataru mit seiner schwächlichen Stammelei. Und nicht nur die beiden, es gab in der ganzen Staffel keinen Charakter, den ich wirklich mochte.

Schön aber, dass die beiden Mädels auch kämpfen dürfen, inklusive Verwandlung. Bisher durften immer die Kerle die Kamen Rider sein. Und theoretisch ist das auch hier noch so, aber es gibt immerhin auch den eigentlich gleichgestellten Ixa, und den darf gefühlt jeder mal nutzen. Nachdem sowohl Yuri wie auch ihre Tochter jenen bekommen wollen, es dann aber doch zunächst Männern übergeben wird, weil man die beiden Frauen für zu schwach für ihn hält, dachte ich schon, da wird mal wieder nichts draus. Obwohl beide die einzigen Charaktere sind, die eine emotionale Bindung zu dessen Gebrauch haben. Aber netterweise hatte ich mich getäuscht und später bekommen sie ihn dann doch.

Von daher brachte mir Kamen Rider Kiva leider doch nichts. Die Designs waren ganz nett, aber weder Handlung noch Charaktere noch der Ton der Serie waren meins.

Und dennoch habe ich anschließend mit Kamen Rider Kiva: King of the Castle in the Demon World nachgelegt. Das ist der Film zu Staffel. Oder zumindest der Hauptfilm, der kein Crossover mit anderen Serien ist. Sogar die Director’s Cut Version von 90 Minuten war es geworden, statt den 70-minütigen Cut aus den Kinos.

Und was soll ich sagen, viel gebessert hat sich nicht. Ich weiß noch nicht mal, ob er canon sein soll. Denn so wirklich ins Narrativ der Serie passt er nicht. So reisen Wataru und Otoya hier zwischen den Zeitlinien in die des jeweils anderen hin und her. Und das macht halt keinen Sinn, weil wenn sie das in der Serie machen, wird das als das erste Mal, dass sie sich treffen, behandelt. Hier im Film aber auch. Von daher funktionieren Serie und Film eh nicht wirklich zusammen. Die Serie für den Film zu schauen wäre aber schon wichtig, denn jener erklärt einem die Charaktere nicht nochmal neu. Standalone ist er also ebenfalls nicht. Schon alles irgendwie merkwürdig.

Wobei, vielleicht sollte man ihn sich schon ohne Serie anschauen. Eigentlich ist der Film schon ein ganz brauchbares Action-Spektakel, bei dem einem wenig genommen ist, wenn man nicht weiß, wer die Leute hier eigentlich alle so sind. Sympathischer sind sie so oder so nicht, aber in 70 oder 90 Minuten haben sie weniger Zeit, einen zu nerven. Die Fangire-Designs sind immer noch cool. Das schlechte CGI und die Kampfposen charmant dumm. Ich glaube ich habe meine Meinung geändert. Wenn schon Kamen Rider Kiva, dann bitte ausschließlich King of the Castle in the Demon World schauen. Das bietet die guten Aspekte und hat nicht genug Zeit, als das die schlechten allzu auffallen.

Kamen Rider ZO & Super Sentai 199 Hero Great Battle

ava-2771Willkommen zurück zu den Tokusatsu-Helden, diesmal wieder im Double Feature. Ausnahmsweise aber nicht ausschließlich in Form vom maskierten Reiter. Der soll aber dennoch den Anfang machen. Mit dem 1993 erschienenen Film Kamen Rider ZO. Nicht zu verwechseln mit Kamen Rider Zi-O, einer kompletten, wesentlich später herausgekommenen, TV-Serie. Die haben keine Relation zu einander. Also keine, außer der, dass sie der gleichen Franchise angehören.

Masaru wacht nackt und konfus in einer Höhle auf, als eine telepathisch übertragene Stimme ihn dazu anhält, Hiroshi zu schützen. Wie sich herausstellt ist das der Sohn des verschwundenen Doktor Mochizuki. Und Hiroshi wird auch prompt auf dem Nachhauseweg nach der Schule von einem Neonoid-Monster angegriffen. Masaru verwandelt sich in Kamen Rider und rettet Hiroshi, der ihm zunächst aber nicht traut.

Hilft nicht, dass Masaru die Bombe platzen lässt, dass Doktor Mochizuki an ihm experimentiert hat. Mit Grashüpfer-Genen gespliced hat Mochizuku aus Masaru gegen seinen Willen Kamen Rider gemacht. Als Prototyp für die Neonoids, welche die Menschheit vernichten sollen. Hiroshi will davon nichts hören und rennt weg, was es den Neonoids natürlich umso einfacher macht, ihn zu kidnappen.

Kamen Rider ZO ist ein wilder Ritt. Der Film ist gerade mal 50 Minuten lang, wurde sogar als Triple- statt dem üblichen Double-Feature in die Kinos gebracht. Dennoch geschieht genug für einen Film der doppelten Länge, wenn nicht sogar genug Grundlagen für eine TV-Staffel da wären. Das ist besonders in der Szene merklich, in der Hiroshi zu einem Dojo flieht, damit die drei Leiter ihn vor Kamen Rider schützen. Die sieht man nach jener Szene nie wieder, fast so als wären sie lediglich Cameos von wiederkehrenden Nebencharakteren aus der dazugehören Serie. Aber eine ZO-Serie gibt es halt eben nicht.

Dadurch lässt sich zumindest sagen, dass Kamen Rider ZO nie langweilig wird. Der Film hat keine Downtime, wirkt halt eben manchmal sogar ein wenig zu gehetzt. Dinge geschehen schnell, plötzlich und mit wenig Erklärung warum jetzt überhaupt. Aber es ist nicht so, dass der Film keinen internen Sinn ergäbe. Er huscht halt nur ein wenig durchs Script hindurch. Ist schon ziemlich unterhaltsam schräg ein Ergebnis.

Was mir aber ganz besonders gefallen hat, ist das Effect-Design. Regie am Film führte Keita Amemiya, welcher bekannt ist durch Zeiram und Garo. Und entsprechend haben wir hier beste Früh-90er SciFi-Designs. Die Kostüme sind detailliert und schleimig. Die Spinnenfrau ist bestes Stop Motion. Alles ist düster und klebrig und neblig. Da kommt so richtig Atmosphäre auf. Wenn man sich dazu entschieden hat das zur Verfügung stehende Budget (und Kamen Rider war in den 90ern eher kleingehalten) lieber auf gute SFX zu verwenden und dafür die Spielzeit des Filmes kurz halten musste, dann hat man meiner Meinung nach absolut die richtige Gewichtung gelegt. Da will man direkt mehr Kamen Rider von Amemiya schauen.

Für den zweiten Film gehen wir auf etwas leichtherzige Bahnen mit der Schwesterserie zu Kamen Rider: Super Sentai. Genau genommen im 2011 erschienenen Film Gokaiger Goseiger: Super Sentai 199 Hero Great Battle. Das klingt doch fast etwas wie Vokabel-Brei, nicht? Das Gokaier und Goseiger zu Beginn kommt schlichtweg daher, dass diese die zwei für die Handlung relevanten Teams sind. Dies hier ist sozusagen der Film, bei dem das Team der 2010er-Staffel (Goseiger) an das Team der 2011er Staffel (Gokaiger) übergibt.

Die Goseiger haben nämlich mit der Kraft aller vorigen Sentais die Invasion der Zangyacks aufhalten können, wobei allerdings die entsprechenden Sentai-Kräfte ins All entsandt wurden und verlorengingen. Nun sin die Zengyacks allerdings zurück und immer noch darauf aus, die Erde zu übernehmen. Doch da tauchen auch die Space-Piraten Gokaiger auf, eigentlich nur an Schätzen interessiert, aber die Sentai-Kräfte als Raubgut im Gepäck habend.

Um die 80 Minuten zu füllen streiten sich die beiden Teams also erstmal etwas um die Kräfte, die eigentlich den Goseiger zustehen, die Gokaiger aber nicht zurückgeben wollen. Es wird zwischen den verschiedenen Mitgliedern gleicher Farbe  untereinander Gemeinsamkeiten gefunden und früher oder später wird dann doch zusammen gegen die Alien-Invasion gekämpft. Gegen Ende geben die Goseigers dann an die Gokaiger als neue Hüter des Planetens ab und alle sind zufrieden und legen einen Rap hin. Bestehend aus den Gruppen-Namen aller bisher gezeigten 35 Super Sentais.

Denn der Film ist auch der Jubiläums-Film zum 35-jährigen Bestehen der Franchise. Da kommt nämlich das etwas umständliche 199 Hero vor dem Great Battle im Title her: Das Hauptaugenmerk der Geschichte mag auf den beiden aktuellen Teams liegen, aber die vorigen 33 kommen ebenfalls im Kampf zur Hilfe und somit bietet der Film tatsächlich 199 Helden in 35 Teams. Der Ending-Song ist dann eben ein Rap aller Team-Namen, inklusive jene ihre ikonischen Posen schlagen zu lassen.

Und das ist insgesamt einfach eine ziemliche Gaudi. Super Sentai ist an sich schon für ein jüngeres Publikum gedacht als Kamen Rider, und daher zum selbst für dessen Verhältnisse düsteren ZO ein ziemliches Kontrastprogramm. Teams mit bunten Teletubbi-Singalfarben hüpfen durch die Gegend, witzeln und verbünden sich. Rufen ihre Kombinationsroboter hervor und retten am Ende in einem Farbengewirr aus 199 Kostümen die Welt. Es ist schwer der schieren Energie nichts abgewinnen zu können, auch wenn alles natürlich streng genommen blöd ohne Ende ist. Hirn und Zynismus vor der Türe gelassen bekommt der geneigte Zuschauer aber ordentlich auf die Sinne.

Space Sheriff Gavan: The Movie

ava-2745Es ist mal wieder Tokusatsu Time! Diesmal mit Space Sherriff Gavan, über wessen Hintergründe ich mich nun informiert habe, auch wenn ich mir deren zur Sichtung des Filmes noch nicht bewusst war. Es ist nämlich ursprünglich eine Serie, die bereits 1982 im TV lief und die Grundlage der Metal Hero Franchise bildet. Für zwei Dekaden ein drittes Standbein Tohos neben Kamen Rider und Super Sentai gewesen, scheint die Franchise allerdings das neue Millennium nur spärlich mit Filmen erreicht zu haben.

Darunter eben auch zum 30. Jubiläum der von mir geschaute Space Sheriff Gavan: The Movie. Eine neue Generation von Gavan und Semi-Sequel zur Originalserie. Soweit ich das nun nachgelesen habe. Der Film war eine spontane Sichtung, von daher war ich mir ob der Franchise-Informationen während des Ansehens noch nicht gewiss. Wobei ich es nach einiger Zeit doch ziemlich offensichtlich fand, dass da eindeutig Hommagen an was aus den 70ern oder 80ern gespielt werden.

Der Film beginnt mit den drei Freunden Geki, Toya und Itsuki, zwei Jungs und ein Mädel, damit es auch schön zu einem Liebesdreieck kommen kann. Die wollen seit ihrer Kindheit ins All. Während Itsuki allerdings am Boden der Tatsachen in die Forschung geht, schaffen es die beiden Kerle zum Astronaut. Auf ihrem ersten gemeinsamen Flug geraten sie allerdings an ein schwarzes Loch und gehen verschwunden.

Ein Jahr später werden Itsuki und die Station, an der sie arbeitet, von Monstern angegriffen. Glücklicherweise tauch der maskierte Blechmann Space Sheriff Gavan auf, um sie zu retten. Es braucht weder Itsuki noch uns sonderlich lange, um zu wissen, dass Geki hinter dem Helm steckt. Dummerweise führt die Tatsache, dass er die Rettung seiner Kindheitsfreundin priorisiert hat, dazu, dass wichtige Daten von den Space Maffia Monstern gestohlen wurde. Gavans Chef will deswegen zwei neue Space Sheriffs auf die Erde ansetzen, die dann aber bis zum Finale nie wiedergesehen werden. Allgemein hat der Film unglaublich viele Charaktere, die nur mal so nebenbei auftauchen, was ihn schon sehr so wirken lässt, als hätten sie in einer Serie eine größere Rolle und würden für den Fanservice deswegen auch ihren obligatorischen Filmauftritt bekommen.

Wie sich herausstellt möchte die von Brighton angeführte Space Maffia verschiedene Artefakte stehlen, um ihren wahren Anführer Don Horror wiederzubeleben. Das wollen Gavan und seine Partnerin Shelly, die hauptsächlich zum Comic Relief und schrille Kostüme tragen verkommt, polizeilich vereiteln.

Und dann passiert im Mittelteil eine ganze Menge wirres Zeug. Der allererste Space Sheriff, also der von 1982, taucht wieder auf. Die beiden Gavans kämpfen gegeneinander. Und dann wieder miteinander. Und hier war es wirklich, wo ich fragte, ob es bereits eine alte Serie dazu gibt. Natürlich, weil den ersten Gavan wieder aufzuweisen dahindeutete. Aber auch weil viele der Szenen wie eine Best of Aneinanderreihung von Hommagen ikonischer Szenen einer typischen oldschool Tokasatsu TV-Serie aussahen. In dem Film hier wirkten sie etwas wirr.

Am Ende kommt natürlich heraus das Brighton eigentlich Toya ist. Geki hat ihn eventuell absichtlich losgelassen und abtreiben lassen, so genau klar ist das nicht, weil beide an Itsuki ran wollten. Dort wurde Toya von der Macht Don Horrors indoktriniert, um ihn wieder zu beleben und dafür seine Rache zu bekommen. Die Haupthandlung des Filmes ist wirklich nicht so schwer und ziemlich üblich, es sind lediglich die vielen halbherzig genutzten Charaktere und Schnellschuss-Szenen, die eingestreut werden, wodurch man sich wirr fühlt. Als hätte man versehentlich mehrere Bindungsszenen verpasst, für die für den narrativen Strang wichtig wären. Jedenfalls besiegt Gavan natürlich das Böse. Toya kann er retten. Itsukis Herz hat er erobert. Und düst direkt wieder ins All ab, statt bei ihr zu bleiben, um weiteres Space Verbrechen zu bekämpfen. Ich gehe mal davon aus, dies leitet in eine neue Serie, oder war mindestens dafür geplant.

Ich muss sagen, dass ich Tokusatsu jetzt nicht unbedingt schaue, um geistig stimuliert zu werden. Ich möchte lediglich audiovisuell stimuliert werden. Lasst es Krachen, dann macht es mir auch nichts aus, was für ein Blödsinn eigentlich dabei rumkommt. Womit ich nicht meine, dass Tokusatsus nichts zu sagen haben. Einige schon, und jene Themen und Symbolik zu sehen kann auch interessant sein. Ich brauche es nur nicht unbedingt. Und um auf den Punkt zu kommen ist Space Sheriff Gavan: The Movie genau ein solcher Auswuchs. Mächtig dämlich aber flott anzusehen. Anfang und Ende sind ziemlich Standard, dazwischen wird’s was chaotisch, aber die 80 Minuten gehen verdammt schnell rum. Kein Subjekt für eine Medienanalyse, sondern fürs Beschallen lassen.

Meals & Music: What Did You Eat Yesterday & Given Redux

ava-2737Jetzt wird es wieder etwas queer hier. Mit zwei Boys Love Franchises, die schon früher mal besprochen waren, von denen ich nun aber jeweils einen Film und ein Special sehen konnte, die auf jene vorig besprochene Serie aufbauen. Beide basierend auf einem Manga, aber die eine Umsetzung in Anime, die andere hingegen in Realitätsverfilmung.

Wir beginnen mit What Did You Eat Yesterday? Davon habe ich in 2020 die 12-teilige TV-Serie von 2019 gesehen. Und fand das Slice of Life eines älteren und bereits lang etablierten Schwulen-Paares, zentriert um Häusliches und Kochen, sehr angenehm wohlfühlig. Mittlerweile wurde das erweitert, wenn auch nicht um eine weitere TV-Staffel, wahrscheinlich auch weil die Hauptdarsteller relativ gut gebucht sind und von daher eher mal zum Filmen eines Filmes statt einer längeren Staffel zu haben sind.

In 2020, das Jahr folgend auf die TV-Serie, erfolgte beispielsweise ein Neujahresspecial, welches in 75 Minuten im Prinzip einen TV-Film darstellt. Und in 2021 kam dann der „richtige“ Film raus, welcher volle 120 Minuten füllt. Das Special folgt unseren Charakteren dabei mehr oder minder über ein Jahr hinweg, mit immer mal wieder eingeblendetem aktuellen Datum, und hat drei Handlungen hintereinander gereiht. Die erste und letzte jeweils über das Hauptpaar Shiro und Kenji, der Mittelteil um das Nebencharakter-Paar Wataru und Daisaku. Ein bisschen also, als würde man drei weitere Episoden der Serie als Bonus bekommen, nur alle auf einmal. Der Film ist da schon etwas stringenter von seinem Verlauf her, wobei die Natur der Sache Slice of Life im Prinzip dennoch verschiedene Lebensepisoden der Reihe an bekannten Charakteren auftischt, nur alles hier direkt ineinander verwoben ohne den episodischen Charakter.

Dabei bieten beide im Prinzip natürlich mehr vom Gleichen an. Relativ bodenständige Alltagsangelegenheiten des japanischen Paares im mittleren Alters, die halt zufällig schwul sind. Einer davon ein etwas unterkühlter Anwalt, der andere ein klischeehafterer Friseur, also ist auch ein wenig komödiantische Reibung da, wenn es um jene Unterschiede geht. Beispielsweise startet der Film damit, dass Kenji von Shiro auf einem romantischen Urlaub ausgeführt wird. Was seinem Charakter eher weniger entspricht, wie gesagt ist er emotional eher unterkühlt und schaut zudem eigentlich sparsam auf jeden Yen. Was Kenji sogar dazu bringt, zu denken, Shiro mag eventuell tödlich erkrankt sein, bis jener das Missverständnis aufklären kann. Ok, das klingt jetzt eventuell nicht wie ein guter Witz, aber die Situation ist schon sehr amüsant, da uns ja klar ist, dass es nichts lebensgefährliches sein wird und Kenji übertreibt.

Aber es gibt auch ein paar ernstere Momente im Leben der beiden zu sehen. Der wahre Grund für den Urlaub ist beispielsweise, weil Shiro seinem Partner beibringen will, dass seine Eltern ihn doch nicht mehr zu Neujahr sehen wollen. Und das, nachdem Shiro ihn in der letzten TV-Folge endlich mit zu ihnen nahm und alles gut lief. Doch seine Mutter hatte wohl anschließend einen Zusammenbruch. Eine Sache der Problematik, dass die Eltern eigentlich vom Kopf her mit der gleichgeschlechtlichen Beziehung einverstanden sind und Unterstützung zeigen wollen, aber dann doch unterschwellig was nicht funktioniert. Und damit ist eine Krux des Filmes der, dass Shiro nicht so recht weiß, ob er weiterhin bei den Eltern zu Neujahr auftauchen und Kenji alleine lassen will oder es lieber mit ihm und ohne die Eltern verbringt.

Kommt natürlich dennoch alles zu einem netten Schluss für unser alterndes Pärchen, welches stärker denn je aus dem Film hervorgeht.

Auch Given hat einen Film spendiert bekommen. Da schrieb ich ja, dass ich es bei der 11-teiligen TV-Serie gut fand, dass sie ebenfalls bodenständig ist. In ihr ist das Drama etwas höher gewesen als What Did You Eat Yesterday, immerhin geht es hier auch um das Gefühlsleben von Teenagern. Aber dennoch fand ich gut, dass es die meisten Boys Love Klischees, zumindest die dicksten, umgeht und eine relativ wohlige erste Liebe präsentiert. Dieses Zusammenkommen von Mafuyu und Ritsuka ist wohl die erste Story-Arc des weitläufigeren Mangas, der von einem Pärchen zum nächsten wechselt.

Das etablierte Paar ist also hier Nebencharakter, stattdessen geht es um Haruki und Akihiko, die mit den beiden in einer Band sind. Haruki hat eindeutig Gefühle für Akihiko, gehintet wurde das ja schon in der Serie. Akihiko ist allerdings in einer ziemlich destruktiven On-Off Beziehung mit seinem Kindheitsfreund und Mitbewohner Ugetsu. Und hurt auch so gern mal bisexuell durch die Gegend, wann immer es ihm emotional mal wieder schlecht geht. Während Haruki dem zusehen oder ihm sogar helfen muss.

Ich mag den Film nicht. Ich mochte die beiden Charaktere, um die es geht, in der Serie sehr. Sie sind etwas älter, gehen bereits auf die Uni, und wirkten sehr charmant und witzig in ihrer damals noch platonischen Freundschaft. Gerade Akihiko war sehr erwachsen und aufgeschlossen. Von daher fand habe ich mich drauf gefreut, dass der Film darum gehen würde, wie diese beiden zueinander finden. Und ein Finger an der Affenhand verzerrte sich. Denn deren Beziehung ist genau das Gegenteil davon, wie Mafuyu und Ritsuka zusammengefunden haben. Es ist alles High Drama, alles super klischeehaft, und einfach insgesamt auch eine sehr toxische Beziehung. Akihiko macht Haruki Hoffnungen, geht doch wieder zurück zu Ugetsu. Es wird wild mit Fremden geschlafen, um dem jeweils anderen eines auszuwischen. Ja Akhikio versucht sogar den Verkehr mit Haruki zu forcieren. Welcher wiederum den ganzen Film über den Fußabtreter spielt und insgesamt sind einfach alle Charaktere hundsmiserabel für die ersten 50 Minuten bis es ins Finale geht und plötzlich die große Liebe sein soll. Vielleicht ist das alles hier in nur 60 Minuten statt einer ganzen Staffel komprimiert auch etwas viel auf einmal, aber dann wiederum würde mehr Spielzeit auch nichts daran ändern, dass die Beziehung nur aus roten Fahnen besteht.

Ne sorry, das war nichts für mich. Anschließend mochte ich die Charaktere gleich viel weniger. Zum Glück gibt es auch hier ein kurzes Special. Eines, was sich um das ehemalige Paar Mafuyu und Ritsuka dreht. Und was mochte ich das so viel mehr. Einfach schön eine Beziehung zu sehen, die stabil läuft und bei der beide miteinander Dinge bereden, anstatt vom Schlechtesten auszugehen, keinerlei Kommunikation zu betreiben, bis Missverständnisse sich aufblasen, und sich ständig in Selbstmitleid zu suhlen. Da können sich die beiden älteren Kerle echt ein Stück von den beiden Teens abschneiden, wenn es darum geht eine gesunde Beziehung zu führen. Endlich war meine Wohlfühl-Serie zurück, wenn auch nur für 25 Minuten.

Kamen Riding: Paradise Lost and The First

ava-2710Willkommen zurück in der Welt von Tokusatsu, Seitenbranche Kamen Rider. Bekanntermaßen sind jene Shows ja für kleine Kinder gemacht. Was war der absolute Trend in den frühen 2000ern? Ganz genau „Was wenn Kindermedium, aber edgy?“. Wir hatten düstere Magical Girl Shows, wir hatten fiese Neuerzählungen von Märchen, und auch Tokusatsu-Superhelden machten da mit. Immerhin stammten aus der Zeit die trashig-unterhaltsame Cutie Honey: The Live TV-Serie und der tatsächlich richtig gute Casshern Live Action Film.

Die 2003er-Staffel der langen Franchise nannte sich Kamen Rider 555 (ausgesprochen Faizu, weil Five-Three in japanischer Umschrift Faibu-Suri ist nehm ich mal an). Der alljährlich darauf basierende Film hat den Untertitel „Paradise Lost“ bekommen, einer der Standardtitel, wenn man wichtig und smart klingen will. Die Serie muss allerdings nicht gekannt werden, denn Paradise Lost ist eine alternative Zeitlinie, ein anderer Weg, wie sie hätte enden können.

Alles Wichtige aus der Serie kann sich aus Context Clues zusammengereimt werden, immerhin haben wir es hier mit einer Kinderserie zu tun, das ist schon nicht so schwer. Scheinbar wurde die Erde von einer Organisation mit Namen Smart Brain angegriffen, welche die Menschen zu hörigen Orphnochs macht, die gleichzeitig als eine höhere Evolutionsstufe der Menschheit angesehen werden. In der Serie wird Kamen Rider Faiz wohl gegen deren Pläne, die Erde zu übernehmen, kämpfen und sie zurückschlagen, nehme ich mal an.

In der Kontinuität von Paradise Lost allerdings unterlag Faiz einem Angriff von Smart Brain und gilt als tot. Smart Brain hat die Welt übernommen, die wenigen überlebenden Menschen hocken in Enklaven außerhalb der Orphnoch-Gesellschaft. Ziemlich fiese Situation, in der sie sich also befinden. Tja, sagt das mal den Ureinwohnern von Australien oder Nordamerika. Takumi ist einer jener normalen Einwohner der Enklave. Denkt er zumindest. Bei einer Orphnoch-Attacke gewinnt er nämlich sein Gedächtnis zurück: Er ist Kamen Rider Faiz. Nach dem Angriff wurde er von einem menschlichen Wissenschaftler gefunden und bekam eine falsche Erinnerungen eingepflanzt, damit er bei dessen Tochter bleiben wird. Takumi hat überraschend wenig über jenen immensen Eingriff in seine Selbstbestimmung und Persönlichkeit zu sagen. Aber es gibt ja auch Orphnochs zu verprügeln.

Zumindest fiese Orphnochs, denn der Film etabliert, dass ein paar wenige auch auf der Seite der Menschen sind. Was allerdings mit enormen Spannungen einhergeht. Die menschliche Widerstandsbewegung selbst kann sich nicht so recht entscheiden, ob sie Takumi als ihren Retter sehen soll, weil er als Faiz erfolgreich gegen Orphnochs kämpfen kann, oder ob sie ihm misstrauen sollen, weil eigentlich nur Orphnochs die Gürtel verwenden können, die einen in Kamen Rider verwandeln.

Das hört sich bestimmt an, als wäre eine Menge los in Paradise Lost. Und zu einem bestimmten Teil ist dem auch der Fall. Zum einen muss natürlich viel über die Welt und in welchem Zustand sie ist überbracht werden. Zwar ist das hier ein Film, der auf sich alleine gesehen werden kann, aber das bedeutet nicht, dass es ein Stand Alone Film ist. Es muss ein wenig erklärt werden, was in der Serie los war, und selbst für Fans der Serie, an welchem Punkt und zu welchem drastischen Ausmaß sich die Welt im Film von jener in der Serie abgespalten hat. Zudem gibt es eine Unmenge an Charakteren und Verwicklungen. Takumi findet sich in einem romantischen Dreieck. Die drei guten Orphnochs zwischen dem Willen den Menschen helfen zu wollen und von ihnen misstraut zu bekommen. Die Leute im Widerstand unsicher, wem sie trauen können.

Erwartungsgemäß gibt es da so einige Verwicklungen, so einige Missverständnisse, einigen Betrug. Es wird viel untereinander gekämpft. Da wirkt der Film manchmal ein wenig überladen, wahrscheinlich weil man alle wichtigen Rollen aus einer längeren TV-Serie erneut unterbringt. Aber alles ist doch relativ einfache und normale Kost, wenn es um einen Film in jenem Thema geht. Von daher ist ihm einfacher zu folgen, als das in der Retrospektive klingen mag.

Besonders gefallen haben mir übrigens die Designs in Paradise Lost. Damit meine ich nicht unbedingt das allgemeine Stage Design oder Takumis schreckliche Perücke, noch nicht mal unbedingt die Kamen Riders, sondern ich fand vor allem die Orphnoch-Designs ziemlich cool. Die weißen Kostüme mit der organisch aussehenden Detaillierung und Designs basierend auf diversen anthropomorphen Tieren sind ziemlich nice.

2005 brachte uns dann Kamen Rider: The First in die japanischen Kinos. Ein Film-Reboot, der eine alternative Erzählweise des allerersten Kamen Riders ist… also der TV-Serie und des Manga von 1971. In einem dann modernen Setting.

Student Takeshi hat ein kleines romantisches Problem. Denn er hat sich ein wenig in Reporterin Asuka, die über seine Forschungen berichtet, verguckt, sie ist allerdings schon mit ihrem Kollegen Katsuhiro verlobt. Doch überraschend ist jenes Problem aus dem Weg geschafft, nachdem Katsuhiro bei einem Überfall der bösen Shocker getötet wird… von Takeshi selbst.

Das hat natürlich einen Grund. Die Shocker kidnappen kompatible Menschen und verwandeln sie in ihre Agenten. Takeshi ist deren jüngstes Opfer, Codename Hopper, erwacht aber zu seiner Menschlichkeit zurück, nachdem er sieht, was er getan hat. Dummerweise hat aber auch Asuka alles gesehen und ist selbstredend nicht so gut auf den Mörder ihres Verlobten zu sprechen. Netterweise geht sie allerdings nicht zur Polizei oder so, sondern stalked stattdessen Takeshi in Hoffnung eine Newsstory zu bekommen. Und dann taucht auch noch ein neuer Kerl in ihrem Leben auf, der genau wie Katsuhiro aussieht. Denn die Shocker haben einfach einen zweiten Hopper gemacht, nachdem sie Takeshi nicht steuern können.

Im Gegensatz zu Paradise Lost ist The First ziemlich geradlinig. Es ist einer jener Filme, bei dem die meisten menschlichen Konflikte, welche die Sache verlängern, hauptsächlich darauf zurückzuführen sind, dass keiner richtig miteinander redet. Aber im Prinzip haben wir eine fiese Organisation, die Leute in sich infiltriert, und ihre Opposition umbringen. Inklusive Asuka, die ihnen auf die Schliche zu kommen versucht. Nun haben wir aber gleich zwei Kamen Rider, die von den Shocker geschaffen sich in Asuka verlieben und natürlich darüber streiten, wer sie bekommen sollte, statt ihr die Entscheidung zu überlassen. Und eine von allem sehr verwirrte Asuka.

In der Theorie zumindest, denn das größte Problem von The First ist, dass die Charaktere ziemlich blasé bei allem erscheinen. Egal wie sehr der Narrativ uns mitzuteilten versucht, wie emotional aufgewühlt sie doch sind, so richtig rüberkommen will das nicht. Ist auch etwas wenig für 90 Minuten Laufzeit, was wahrscheinlich der Grund ist, warum wir ständig Flashbacks zu zwei stationierten Teens in einem Krankenhaus bekommen, die immer etwas perplex die eigentliche Handlung unterbrechen, bis wir am Ende endlich herausfinden, wie jene überhaupt marginal mit hineinspielen.

Kudos allerdings zum Shocker Bat, einer der drei Anführer, die wir hier sehen. Nicht nur hat er entsprechend in seiner Verwandlung einen Fledermaushelm auf und kann via schrecklichem Effekt sogar fliegen, nein selbst in seiner menschlichen Form bleibt er sich treu und trägt ein Dracula-Cape.

Saber + Zenkaiger: Super Hero Senki

ava-2701Heute reden wir mal über Tokusatsu, ein Genre von japanischen Filmen, welches eigentlich keines ist, sondern ein Dachbegriff. Wenn Tokusatsu als Begriff fällt, und dieser überhaupt etwas sagt, dann ist der erste Gedanke immer Japans Superhelden-Filme, wahrscheinlich sogar direkt die westliche Adaption Power Rangers. Doch Tokusatsu steht im Prinzip für alle Live Action Produktionen, die einen hohen Anteil an Special Effects beinhalten. Mecha Shows sind also Tokusatsu und genauso das Subgenre der Kaijus: Monsterfilme a la Godzilla.

Was die Superhelden-Seite angeht, möchte ich immer sagen, dass ich mich damit gar nicht auskenne, bis mir dann wieder einfällt, dass ich doch ein paar gesehen habe. Das bedeutet nicht, dass ich mich dadurch wirklich im Subgenre auskenne, aber immerhin ist es mir auch nicht ganz unbekannt. Ich habe tatsächlich den Beginn von Power Rangers bis zum ersten Film gesehen. Ich mochte es nie, muss ich dabei eingestehen. Aber es war halt eine Show, die zwischen anderen Shows im Samstag-Morgen-Programm für Kinder lief und damals hat man das dann einfach mitgenommen, weil man nicht einfach Youtube, Twitch oder Netflix für interessantere Unterhaltung anschmeißen konnte. Ich habe im alten Blog mal die ersten Folgen vom japanischen Spiderman besprochen, wo er im Prinzip ein Kamen Rider Verschnitt ist. Und die frühen 2000er Reboots von Cutie Honey sowie Casshern habe ich geschaut, wobei gerade letzterer eher ein Arthouse-Film denn reguläres Tokusatsu ist. Cutie Honey: The Live war ebenfalls ziemlich cool. Oh ja, und ich kenne natürlich die Live Action Sailor Moon Serie, die ist im Prinzip auch Tokusatsu.

Allerdings, soweit Power Rangers vor dreißig Jahren nicht zählt, habe ich nie die beiden großen Serien miterlebt. Kamen Rider und Super Sentai, die beiden seit den 70ern laufenden Evergreen Franchises in Japan, den Kindern dort regelmäßig neue Inkarnationen ihres Superheldens oder Superhelden-Teams auf die Bildschirme bringend. Beides aus der Feder des bereits 1998 verstorbenen Shotaro Ishinomori. Doch mehr zufällig bin ich jetzt in Berührung mit ihnen gekommen. Beiden gleichzeitig im film Saber + Zenkaiger: Super Hero Senki, denn jener zelebriert gleichzeitig das 50-jährige Jubiläum von Kamen Rider und das 45-jährige von Super Sentai.

Das führt natürlich dazu, dass ich so einige Momente über ein wenig lost war. Aber irgendwie kann man sich Dinge ja glücklicherweise zusammenreimen. Wie schwer kann es schon sein, bei einer Kinderfranchise mitzukommen?

Also wir starten in einer Weltraumstation, wo der Bösewicht Asmodeus verschiedene Bücher abgreift. Das scheinen die Kamen Rider/Super Sentai Geschichten zu sein. Ok. Also die verschiedenen Shows existieren scheinbar alle zusammen in einer Art Metaversum oder so. Verstehe. Nur sind sie da nur Geschichten in Büchern, oder führen jene tatsächlich in individuelle Parallelwelten?

Scheinbar letzteres, denn Teile des Teames der aktuellen Kamen Rider und Teile der aktuellen Super Sentai verschwinden plötzlich in der jeweils ihrigen Welt und tauchen stattdessen in der jeweilig anderen wieder auf und müssen nun sehen, was Sache ist. Der aktuelle Kamen Rider ist dabei selbst ein Romanautor und die Serie scheint sich darum zu drehen, dass die Geschichten aus Büchern wahr werden können? Oder so ähnlich, denn plötzlich werden die beiden gemischten Teams in klassische japanische Literatur wie die Wolfslegende Hakkenden oder die allseits bekannte Dragonball-inspiration Reise in den Westen gewarpt. Einen jungen Schreiberling namens Shotaro greifen sie dabei auch auf.

Als ich den Film sah, war mir der Name des Creators der Serien noch nicht bekannt, aber es ist ziemlich schnell ziemlich klar, dass Shotaro auf einer Meta-Ebene wichtig werden wird. Und als ich dann fragte, ob der Crossover-Film zu einem Jubiläum oder ähnliches herausgekommen ist, und gesagt bekam, dass es sogar das Jubiläum beider Serien ist, war klar, dass es sich dabei um den Schöpfer handeln würde.

Und so gebiert sich der weitere Film auch dahingehend, dass Shotaro dabei zusehen muss, wie seine späteren Schöpfungs-Superhelden bzw deren aktuelle Inkarnationen von nach seinem Tode, sich mehr und mehr gefährlichen Kämpfen zu stellen haben. Bis Asmodeus ihn dazu überredet, dass Superhelden zu kreieren eine schlechte Idee ist und Shotaro seine Zeichnungen zerstört, was die Rider und Sentai aus der Existenz puffen lässt. Natürlich sieht er später wieder ein, dass die Welt dennoch Superhelden benötigt, die für das Richtige kämpfen, und es kommt im Finale passend zu einer Kampf der Inkarnationen aller bisherigen Kamen Rider und Super Sentai gegen Asmodeus Armee.

Am Ende war ich gar nicht so lost, wie ich dachte, dass ich es wahrscheinlich sein werde. Und das obwohl ich mitten in einen Film geschmissen wurde, der Tribut zu einem halben Jahrhundert gleich zweier Franchises ists. Viele Dinge waren aber ziemlich selbst-erklärend, beziehungsweise Sachen, die man einfach so hinnehmen kann, ohne groß weiter drüber denken zu müssen. Ein wenig Blödsinn und „was ist hier los, wer kämpft jetzt schon wieder gegen wen“ gehört halt einfach auch ein Stück weit dazu. Und der Film war schon ziemlich zügig voranschreitend, so dass keine Langeweile aufkommt, und das Finale mit allen Riders und Sentais ziemlich Hype, auch wenn die mir an sich nichts gesagt haben. Guter Jubiläums-Film.

Wobei mein zynisches Ich natürlich all die vielen Gadgets, die fürs Verwandeln und Superpowern und was weiß ich noch, welche die Kamen Rider und Super Sentai einsetzen, nicht sehen kann, ohne zu denken, dass die alle spezifisch designt sind, um so viel Plastik-Spielzeug wie möglich an die junge Zielgruppe wie möglich zu bringen.

Ich wäre jedenfalls nicht abgeneigt mir mehr Kamen Rider und Super Sentai anzusehen. Aber wahrscheinlich doch nicht via der Serien, sondern weiterhin im Schnellformat durch die Filme.

Parasite: A Tale of Two Houses

2020 ist doch das perfekte Jahr, um ins Kino zu gehen. Zumindest ins sommerliche Open Air Kino mit schön viel Abstand und frischer Luft zwischen um einen herum. Zumal es die perfekte Zeit ist, um verpasste Blockbuster nachzuholen, weil eh nichts Aktuelles läuft, sondern stattdessen alle drei Tage ein neuer Klassiker rotiert. Wie für mich auch letztendlich den Oscar-Abräumer des Frühlings, das vier Auszeichnungen gewinnende Parasite aus Korea.

Die Familie Kim wohnt ärmlich. In einer Gosse eines Armenviertels, in einer stinkende und schlecht beleuchtete Kellerwohnung, bei der durch die auf Straßenhöhe befindlichen Fenster jeder Dreck reinzieht. Sowohl die Eltern wie auch die beiden Kinder sind arbeitslos. Die Telefone abgestellt. Wifi wird sich von anderen Wohnungen gestohlen.

Da kommt es zu einem Lichtblick. Ein Freund des Sohnes Ki-Woo geht ein Jahr ins Auslandsstudium und bietet ihm an, ein gutes Wort als Nachfolger für den Englischunterricht einer Tochter aus reichem Hause einzulegen. Dass Ki-Woo gar kein Unistudent ist, muss man dabei ja nicht erwähnen, immerhin wird er es, sobald er es sich leisten kann, demnächst ja sein.

Bei der reichen Familie Park angekommen, die wie in einer eigenen abgeschotteten Oase hinter den festen Mauern ihres Grundstücks haust, wickelt Ki-Woo die Mutter auch schnell um seinen Finger und bekommt den Job als Nachhilfelehrer. Als beim Smalltalk fällt, dass der junge Sohn des Hauses künsterlisch veranlagt aber ein Problemkind ist, hat Kim-Woo seine Schwester Ki-Jung ebenfalls schnell unter falschen Tatsachen als Kunsttherapeutin eingeschleust. Jetzt noch schnell den Fahrer und die Haushälterin unter Verleumdungen rausschmeißen lassen, und schon arbeitet die ganze Familie Kim bei den gut bezahlenden Parks.

Dank der Naivität der Parks haben die gerissenen Kims leichtes Spiel mit der Familie. Ki-Woo bandelt sogar mit der Tochter an, um später in den reichen Haushalt einheiraten zu können. Alles scheint nach Plan zu laufen. Zumindest bis die Parks einen Camping-Ausflug machen und die Kims es sich in deren Villa richtig gut gehen lassen. Denn plötzlich steht die vorige Haushälterin vor der Türe. Sie hat nämlich was im Keller vergessen. Ihren im geheimen Bunker lebenden Ehemann. Ab da geht alles bergab.

Parasite ist ein interessanter Film. Er beginnt im Prinzip wie eine schwarze Komödie. Wie sich die Kims mit viel Charme und Witz und leichtfüßiger Hinterhältigkeit zu klassischer Musik in das Leben der Parks bugsieren, ist echt zu viel Schmunzlern gut. Genau wie die Parks sich so weltfremd auf einige Situation verhalten. Und dann, mit der Offenlegung des Geheimnisses im Keller kippt alles. Der Kampf zwischen den beiden ärmlichen Familien verwandelt den Film in einen dramatischen Thriller, aus dem keiner verschont hervorkommen kann, und es nur darum geht, wie lange die Endeskalation noch aufgeschoben werden kann. Der Film legt vom Ton her eine komplette Metamorphose hin.

Als Lackmustest zur Beurteilung des Charakters von denen, die den Film geschaut haben, dient übrigens immer gerne die Frage „Wer ist der Parasit?“. Wer hier mit den Kims antwortet ist Teil der Bourgeoisie, des Problemes. Ohne Empathie für jene, denen es schlecht im Leben geht. Wer identifiziert sich schon mit den Reichen, den habenden Parks? Nein nein, die richtige Antwort ist doch, dass die Parks die Parasiten sind, die ohne die Ausbeutung der Arbeitskraft der von ihnen abhängigen Kims ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen würden. Wozu gibt es immerhin die kurze Szene, nachdem die alte Haushälterin rausgeworfen ist und bevor Mutter Kim als neue eingestellt wird, in der Frau Park hoffnungslos am Haushalt scheitert? Das stimmt schon.

Allerdings verstehe ich, wie man die Kims als die Parasiten sehen kann. Wie sie sich in die unbedachte Familie Park einschleichen und sie ohne Skrupel ausnutzen. Sehe ich das so, weil ich nicht Teil des Proletariats bin und nie ernste Geldsorgen hatte oder in einer Bruchbude dahingesiecht habe? Möglich. Dennoch möchte ich den Gedanken in den Raum werfen das, ja, die Kims können genauso gut wie die Parks als Parasiten angesehen werden. Und das dies den sozialen Kommentar um die kapitalistische Klassengesellschaft des Filmes nicht kaputt macht. Denn wenn die Kims Parasiten sind, dann weil sie es sich nicht anders leisten können. Sie müssen die Parks ausnutzen, wenn sie nicht langsam in ihrer Bruchbude eingehen wollen. Mutter Kim sagt nicht zu unrecht, dass die Parks immer so nette und naive Menschen sind, weil sie es sich leisten können. Weil sie nicht permanent ums Überleben kämpfen müssen. Und das, wie die Auseinandersetzung mit der ehemaligen Haushälterin und ihren Mann zeigt, zum Großteil im Kampf mit anderen Leuten aus der Unterschicht.

Die Parks haben nichts zu verlieren. Sie werden interessanterweise im Film nie als wirklich üble Menschen gezeigt. Oder als ein Menschenschlag, der partout andere zur eigenen Verbesserung ausnutzt. Denn sie sind schon in der Oberschicht angekommen und können es sich im Gegensatz zu den Kims leisten sich chilliger zu verhalten. Ihr Verbrechen ist eher eines von Ignoranz und Vernachlässigung. Sie kümmern sich schlichtweg nicht um ihre Angestellten. Dass der komplette Haushalt der Parks eigentlich eine Kontinentalverschiebung durchgeht, nachdem alle Angestellten in kürzester Zeit komplett ausgetauscht werden, ist gar keine Sache. Für sie sind die austauschbar und niemand spricht je über die langjährigen vorigen Bediensteten, nachdem sie entlassen wurden. Herr Park sagt sogar ein Mal zu seiner Frau, dass bisher mit den neuen alles gut läuft, weil sie noch keine Grenze überschritten haben, auch wenn der Körpergeruch des Fahrers dem schon sehr nahe kommt. Dies zeigt, wie schnell es geschehen kann, von den Parks wieder rausgeworfen zu werden, ohne das die sich groß was dabei denken. Weil eventuell ein ungeschriebener und arbiträrer Deal Breaker vollzogen wurde, von dem keiner was wusste.

Eben weil die Parks nicht übertrieben schurkisch chargieren, entzieht sich die Geschichte der häufigen Fallgrube, dass dies ein an Menschen festgemachter Einzelfall ist. Stattdessen kommen wir dahin zurück, dass im Sinnbild dieser zwei Familien das eigentlich inhärente Problem der Klassengesellschaft aufgezeigt wird. Eine Gesellschaft, in der Reiche ganz natürlich und unbekümmert ihre Angestellten als austauschbare Arbeiterbienen ansehen, weil das als selbstverständlich angesehen wird. Als etwas, was gar nicht hinterfragt werden muss. Währen die Kims zu sehr damit beschäftigt sind um ihr Überleben und gegen andere aufstrebende Arme um die wenigen Möglichkeiten, die ihnen gegeben sind, zu kämpfen. Über gesellschaftliche Probleme philosophieren zu können bleibt da gar keine Zeit. Das System an sich ist der Schurke.

Shubh Mangal Zyada Saavdhan

Hallo Bollywood, so sieht man sich also wieder. Meine Berührungspunkte mit dem indischen Erfolgskino sind kurz und lange her. Auch ich war beim Großereignis dabei, als RTL2 Mitte der 2000 Sometimes Happy, Sometimes Sad ausstrahlte. Einer der erfolgreichsten Bollywood-Filme im Ausland bis zum heutigen Tage. Und damit echt große Einspielergebnisse fuhr, so dass eine Weile lang weiteres Bollywood ausgestrahlt wurde. Da war ich schon nicht mehr dabei, obwohl mir ersterer Film gut gefallen hatte.

So nebenbei habe ich ein bisschen darüber über Molodezhnaja mitbekommen. Mit seinen über 20 Jahren Bestehen auch bereits ein Urgestein im deutschsprachigen Internet, welches ich vor ungefähr 10 Jahren entdeckte, auf der Suche nach einer mehr Asia-zentrierten Filmreviewseite. Da war und ist Bollywood ein großes Thema gewesen und mir mittlerweile auch klar, dass indisches Filmeschaffen auch weit über jenen Bereich hinausgeht. Aber abgesehen vom Lesen einiger Reviews hat es mich nicht ins Selberschauen zurückgetrieben.

Shubh Mangal Zyada Saavdhan fiel mir jetzt aber ins Auge. Ein ganz aktueller Film von 2020 sogar. Wie bei den meisten Liebeskomödien/-dramen aus Bollywood dreht der sich zentral um eine Hochzeit. Das besondere daran ist allerdings, dass unser zentrales Paar aus zwei Männern besteht.

Aman kommt aus einer ländlich angesiedelten Großfamilie, wohnt und arbeitet nun aber in der Metropole Delhi. Wo er Kartik getroffen hat, der aus ärmlichern Verhältnissen kommt und über seine Homosexualität mit dem Vater gebrochen hat. Die Familie von Aman weiß über dessen Sexualität hingegen gar nicht Bescheid. Deswegen plant Aman auch gar nicht auf der großen überladenen Familienhochzeit seiner Verwandten aufzutauchen.

Die Umstände wollen es anders und Aman taucht mit Kartik doch bei der Familienfeier auf. Nur erwischt sein Vater ihn dabei, wie er seinen Freund küsst, und reagiert darauf eher suboptimal. Versucht die beiden während der Hochzeit auseinanderzuhalten. Was den eigentlich zurückhaltenden Aman dazu bringt, vor versammelter Familien- und Gästeschafft Kartik zu küssen. Jetzt läuft erst recht alles aus den Fugen.

Trailer zu Bollywood-Filmen sind schon ihre eigene Sache. Shub Mangal sah da fast nach wholesome content aus. Das bunte treiben zur eingängigen Musik mit ein paar typsichen Tanzeinlagen. Klar ein wenig Familientrubel und über-emotionales Geheule gehört dazu. Dass sich Amans Familie aber wirklich so komplett gegen seine Beziehung stellen und ihn „heilen“ wollen würde, hätte ich gar nicht mal erwartet. Letztendlich ist es mit all seiner bunten Optik und seinem überdrehten Familienhumor zum Trotz nämlich doch noch ein Film über den Kampf akzeptiert zu werden.

Was vor dem indischen Background auch ganz interessant ist. Hier gibt es immerhin viele Dinge zu beachten, die man sich, wenn man aus dem Kulturkreis nicht kommt, nicht oder zumindest zunächst nicht gewahr wird. Ab einem gewissen Alter verheiratet zu sein und Kinder zu zeugen ist in Idien immerhin vielerorts noch eine soziale Obligation. Ehe aus Liebe gar keine Priorität, sondern es wird ein sozial anerkannter Partner von der Familie ausgewählt. Es gibt ein starkes Clandenken und das Kastensystem ist immer noch nicht aus den Köpfen der Leute.

Tatsächlich offeriert Kusum, die Amans Familie für eine Hochzeit mit ihm auserwählt hat, einen Deal. Sie ist nämlich auch in jemand anderen verliebt, der kommt aber aus der sozialen Unterschicht, aus der falschen Kaste, und damit haben die beiden keine Chance zu heiraten. Warum sollten Aman und Kusum also nicht wie ihre Familien das wollen zum Schein heiraten und dann jeweils mit ihren Geliebten leben? Amans Eltern liebten ja auch jeweils jemand anderen, bevor sie miteinander verheiratet wurden. Gesellschaftlich ist Heirat in Indien eine ganz andere Nummer eben. Zeigt auch den gesellschaftlichen Wandel des Landes, wo die junge Generation wesentlich offenere Ohren für die „Liebe ist halt Liebe“-Argumentation hat, statt die ältere Generation, bei denen das individuelle Gefühlsleben nichts mit Heirat zu tun hat.

Und dann bringt das Finale noch das Problem von Sektion 377 der indischen Gesetzgebung in den Raum. Homosexualität ist in Indien ein strafbares Verbrechen. Oder war es zumindest bis 2018, als das Oberste Gericht beschloss einvernehmliche Beziehung zwischen Erwachsenen zu legalisieren. Das dient sogar als Finale des Filmes, der sprichwörtlich am Tag jener historischen Entscheidung endet.

Das hat den Film für mich insgesamt ziemlich interessant gemacht. Die verschiedenen Argumentation von Aman und Kartik, um zur Familie durchzudringen, gab es schon zur Genüge in entsprechenden Filmen. Liebe ist Liebe. Man ist so geboren. Warum ist deine spontane emotionale Rekation auf jemanden natürlich meine genau gleiche Reaktion auf meinen Partner aber angeblich eine Krankheit. Sind es nicht gesellschaftliche Zwänge und die Zuschüttung mit heteronormativen Partnerbildungen in den Medien jene, durch die wir das als Normal ansehen und alles andere dadurch automatisch als Abnormal.

Aber das alles war für mich halt in einem eher ungewohnten Päckchen verpackt. Manchmal etwas übertrieben sentimental und dramatisch, klar. Aber doch immer mit viel Schwung und auch mit dem Herz am richtigen Fleck.

Corpse Party (2015)

Zufällig lief neulich der 2015er Live Action zu Corpse Party bei uns im kleinen Nischenkino, da er wohl bald seine Deutschlandveröffentlichung hat, und da geht man doch ruhig mal hin. Vom Regisseur, der uns auch Hitori Kakurenbo beschert hat, was jetzt nicht unbedingt eine Auszeichnung ist. Doch zu Corpse Party kann ich aber ruhigen Gewissens sagen: Es ist ein ziemlich schlechter Film, und jeder sollte ihn sehen.

Grundsätzlich geht der Film die gleiche Handlung ab, nur natürlich viel schneller. Eine Gruppe Teens macht ein dämliches Ritual, bei dem Sachiko angerufen wird, weil man sich dann angeblich niemals trennen wird. Stimmt so gesehen auch, denn es versetzt die Schüler in die Grundschule, in der drei Kinder umgebracht wurden, und aus der es kein Entrinnen gibt, bevor nicht der Geist von Sachiko beschwichtigt wird. Die große Wendung am Ende, wer der wahre Kindsmörder ist, welche im Spiel ziemlich offensichtlich war, und im Film etwas weniger so ist da er so viel schneller voranschreitet, weniger Aufbau bietet, mit inbegriffen.

Was der Film sogar fast etwas besser hervorbringt als das Spiel, dem geschuldet das er sich nicht wie das Visual Novel mehrere Pfade und Bad Ends basierend auf die Multiple-Choice-Möglichkeiten leisten kann, sondern alles in eine straffe Narration packen muss, ist das die Extremsituation nicht gerade das Beste aus diesen Kids herauszulocken vermag.

Die kleine Schwester, der nervigste Charakter, der bitter aus der Riege im Spiel hervorgestochen ist, ist übrigens immer noch mit dabei, auch wenn ihre Route eine ist, die zum Großteil verändert wurde. Es ist ihr mit dem Film-Casting definitiv nicht geholfen worden, denn die Schauspielerin schaut genauso alt aus wie der Rest der Truppe, verhält sich aber weiterhin wie eine unterbelichtete 6-Jährige. Aber wenigstens gibt es jetzt weniger Zeit mir ihr. Einschiffen darf sie sich dennoch auch hier, für diejenigen, dessen Fetisch das war.

Allgemein hilft es einem in den Grundzügen so simplen und vorhersehbaren Horror-Plot wie in Corpse Party natürlich wenig, wenn man ihn in einen kurzen, geradlinigen Film stecken muss, dem sowohl die Interaktion des Spielers mit dem Geschehen abgeht, als auch die interessante Kapitelstruktur mit den verschiedenen Endmöglichkeiten. Außerdem ist das Ding billig gemacht, die Schauspieler bieten alle eher unterirdische Leistungen, und die deutsche Synchro ist auch nicht unbedingt hochwertig.

Das ist aber alles absolut irrelevant. Schaut den Film dennoch unbedingt, und das auf jeden Fall in einer Riege an Freunden, oder Leuten, die ihr zu solchen machen wollt. Denn Corpse Party (Live Action) ist die witzigste Komödie unseres Jahrhunderts.

Der Film ist einfach so absolut chaotisch und unbegreiflich, es grenzt an vielen Punkte stark an Parodie. Wenn die Charaktere dann schlecht geschauspielert in absolute hysterisch-witzige Emotionen verfallen, oder diese absolut dämlichen hormonellen Entscheidungen treffen, die sie sicher umbringen werden, und das Ganze nur übertrieben und aus dem Nichts kommend wirkt. Wenn der Gore ebenfalls so absolut überdramatisiert wie gleichzeitig nonchalant präsentiert wird. Als die Lehrerin zu Beginn die Türe aufmacht und ohne jegliches Trara den Schädel eingehämmert bekommt, oder die eine Schülerin von den beiden kleinen Kindern so fest gegen die Mauer geworfen wird, dass ihr Körper explodiert. Wenn der eine Kerl fasziniert vor dieser Pfütze, die mal seine Mitschülerin war, steht, und einen Anruf von ihrem Geist bekommt, er solle ihr nicht auf die Organe starren. Ich habe mich weggeschmissen vor Lachen während des Filmes.

Das ist es einfach. Die Momente, die im Spiel grausam sind, die im Spiel leichte unheimliche Atmosphäre aufbauen, die Charaktermomente zeigen, einfach die überraschen oder erschrecken oder mitfühlend machen sollen… sind alle im Film absolut lächerlich und das auf die beste unfreiwillige Art und Weise, die man sich nur wünschen könnte. Hut ab Corpse Party, ich habe selten so gelacht, Unterhaltungswert 10/10.