Mobile Suit Gundam ist ein Urgestein der japanischen Anime-Landschaft. Die erste Serie lief bereits 1979 über die TV-Bildschirme. Dort war sie ursprünglich gar nicht so bliebt, wurde sogar von 52 auf 43 Episoden reduziert, um den Sendeplatz früher wieder freizugeben. Doch dank Model Kits und Wiederholungen gewann sie an genug Popularität, um eine bis Heute aktive Franchise zu gründen. Wer einen Gundam sieht, weiß eigentlich sofort, wo der hingehört.
Ich habe über die Zeit hinweg ein paar Gundams geschaut. Als da wären After War Gundam X, Gundam Wing mit der Endless Waltz OVA, die beiden Staffeln von Gundam 00, und auch sowohl Gundam Seed und Seed Desetiny in ihren jeweiligen Filmzusammenschnitten. Das ist etwas, was eine gewisse Tradition hat, erfolgreiche Serien durchaus nochmal als Film wiederzuverwerten. Genau genommen geht das sogar bis ganz auf die allererste Serie zurück, die zwei Jahre nach ihrer Erstausstrahlung dann noch mal als Filmtrilogie nachgereicht wurde. Etwas, was schon lange auf meiner To-Watch-Liste steht, aber dennoch immer wieder unterging.
Vor Kurzem wollte allerdings jemand mit mir The Origin schauen, ein Prequel zu jener ersten Staffel, welches zwischen 2015 und 2018 in sechs OVA-Folgen und das Jahr darauf als 13-teilige TV-Serie veröffentlicht wurde. Ich war natürlich etwas skeptisch, ob es nicht besser wäre, das Original zuerst zu schauen. Habe allerdings gesagt bekommen, dass beides eigentlich sehr gut funktioniert, entweder Original und danach Prequel oder umgekehrt zu schauen. Also sahen wir uns The Origin an. In der auf 13 Folgen aufgeteilten Version.
Der Anime folgt, beginnend 10 Jahre vor der allerersten Serie, dem späteren Antagonisten Char Aznable. Dessen Geburtsname ist Casval, Sohn des Mannes, der die Republik Zeon ausgerufen hat, und damit die Unabhängigkeit jener Weltraumkolonien von der Erdförderation proklamierte. Er wurde von der Zabi-Familie ermordet, die stattdessen die Zügel Zeons in die Hand nahmen. Casval musste mit seiner Schwester fliehen.
Nachdem er zum Teenager herangewachsen ist und einen Jungen trifft, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, überredet er denjenigen, die Identitäten zu tauschen. So wird Casval zu Char, der in einer Militärakademie eingeschrieben seine Karriere als Kämpfer für Zeon antreten kann. Sein steiler Aufstieg wird letztendlich in den Vernichtungskrieg zwischen Zeon und der Erdförderation münden.
Es ist schon interessant die Serie zu schauen, mit dem Wissen, dass wir fürs Original die Seiten wechseln werden. Zeon sind die Bösen, Char ist der Antagonist, ja es wird sogar nicht sonderlich subtil mit Nazi-Parallelen für Zeon gespielt. Aber Char ist eben ein super beliebter Charakter. Und so folgen wir ihm hier als Protagonist und militärisches Wunderkind, um mit ihm fiebern zu können und zwar sein kaltes Kalkül etwas zu hinterfragen, aber doch irgendwie hinter ihm zu stehen. Hier hilft eventuell tatsächlich The Origin vor dem Original zu schauen, weil wir dadurch nicht zu sehr von dem, was aus Char werden wird, vorbelastet sind.
Ansonsten kann ich aber schon sagen, dass The Origin auf sich zwar durchaus intern Sinn machte, ich mir aber dennoch immer so vorkam, als würde ich etwas missen. Es gibt einfach Charaktere, die tauchen auf, die hier nicht einbezogen sein müssten. Welche bestimmt deswegen da sind, weil sie in der Serie einen größere Rolle spielen, und deswegen wird halt auch gezeigt, was sie davor machten, selbst wenn es nicht so viel ist. Gibt einige solcher Momente während The Origin, wo ich Schulterzuckend dachte, joa das ist halt jetzt passiert oder gezeigt worden, weil es ans Original anlehnt. Schon witzig, wenn Amuro wesentlich früher im Opening ist, als wirklich auftaucht. Und so viel tut die Bande um ihn herum auch nicht. Aber er ist halt Hauptcharakter der 79er-Serie. The Origin wirkt dadurch manchmal auch etwas fragmentiert, wobei das natürlich auch zum Teil an der TV-Version liegen kann. Die 13 Folgen von 25 Minuten können die sechs OVAs von 60-80 Minuten nicht komplett abdecken und werden von daher ein paar Szenen dem Schnitt geopfert haben.
Was wie gesagt nicht sagen soll, dass The Origin an sich nicht Ok ist. Die Serie ist schon gut. Er war ihr immer zu folgen, es gibt sowohl Charaktermomente wie auch Action. Die Sache ist gut animiert und hat dennoch dieses nostalgische, da dem Original angepasste, Charakterdesign. Aber wenn tatsächlich sowohl The Origin wie auch das Original geschaut werden soll, würde ich, als jemand, der zunächst zu The Origin griff, doch raten, es andersrum zu machen.
Erst etwas später schaute ich dann also das Original. Gundam 79 oder auch 0079 betitelt, um es von späteren Serien besser abzuheben, und da es in der UC0079-Timeline spielt, gleichzeitig auch im Jahr 1979 ausgestrahlt wurde. Aber eben in seinen drei Filmversionen von jeweils 2 Stunden paar Gequetschte. Zusammengeschnitten aus den 43 Episoden TV-Serie.
Der erste Film behandelt dabei hauptsächlich, wie Amuro fast zufällig im von seinem Vater gebauten Gundam endet und plötzlich in das Kriegstreiben hineingezogen wird. Zusammen mit anderen Zivilisten, die sich plötzlich in den Kämpfen befindet, in ihrem Schiff auf Reise zurück zur Erde. Später werden sie dann offiziell ins Militär aufgenommen. Es wird von Newtypes geredet, besonders intuitive Kämpfer und wohlmöglich die nächste Evolution des Menschens, und im finalen Film kommt es dann zu den letzten großen Gefechten gegen Zeon.
Natürlich kann so eine Filmversion, die eben nicht komplett neu animiert ist, nie so ganz verdecken, dass dies mal eine Serie war. Manchmal wirkt es schon etwas episodisch und die Ereignisse unzusammenhängend. Weil sie wichtig sind, aber eben einzelne Folgen im Original waren und nun in paar Minuten im Film aufweisen, die irgendwie zwischen größeren Szenen eingekeilt sind. Besonders die spätere Hälfte des ersten Filmes ist beispielsweise sehr episodisch. Was auch erneut einige Dinge etwas plötzlich erscheinen lässt, da sie im Narrativ der Serie mehr Spielzeit bekamen, im Zusammenschnitt aber nicht ganz so viel Vorlauf eingeräumt bekommen.
Tatsächlich kann ich hier nun aber auch mitteilen, dass es durchaus auch einen Vorteil mit sich brachte, dass ich The Origin zuerst schaute. So habe ich tatsächlich schon mehr Zeit mit diesen Charakteren verbracht und weiß besser, wie sie familiär und freundschaftlich zueinander stehen. Besonders Char mit seiner Schwester und Amuro mit seinen Freunden. Die Filme räumen durchaus auch Zeit an Downtime zwischen den Kämpfen ein, um einfach mal die Charaktere miteinander interagieren und alltägliches machen zu lassen, was ich auch wichtig finde zu inkludieren. Aber natürlich geht trotzdem viel davon verloren, wenn die Spielzeit so stark zusammengestaucht werden muss.
Was ich übrigens sehr interessant am original Gundam fand, ist dass es doch sehr stark auf das PTSD eingeht, welches Amuro und die anderen entwickeln, nachdem diese viel zu jungen Menschen plötzlich in den Krieg als Soldaten rekrutiert werden. Allgemein werden die Charaktere, auf beiden Seiten, nicht unnötig heroisch dargestellt. Im Gegensatz zu eben The Origin, in welchem Char auf Grund seiner späteren Publikumsreputation häufig etwas zu cool daherkommt. Auch angesprochen werden die Gefahren des Wettrüstens. Der Gundam ist hier eine noch komplett neue Kriegsmaschine, und um mithalten zu kommen, rüstet Zeon natürlich nach. Dieser Schneeballeffekt aus immer größeren Tötungsmaschinen ist eine Konstante in der Geschichte.
Die ideale Art und Weise, um sich Gundam 79 anzuschauen, wird dann wahrscheinlich schon via der kompletten 43 (bzw. 42) Folgen sein. Und dann anschließend The Origin. Aber wer so wie ich die Zeit nicht mitbringt oder nicht aufbringen will, der bekommt in der Filmtrilogie durchaus auch eine gute Variante geboten.