Ich bin ein Weeb in Monster Hunter. Immerhin benutze ich nichts außer Longsword, was so ziemlich die weebigste Waffenart zusammen mit den Dual Blades ist. Als solches ist es eigentlich quasi meine Aufgabe auch mal in den Weebshit um die Spiele herum einzutauchen: Anime und Manga.
Als Manga getroffen hat es Monster Hunter Orage, ein von 2008 bis 2009 fast genau ein Jahr gelaufenes Ding, welches anschließend in 4 Sammelbände zusammengefasst wurde. Wir folgen hier dem Hauptcharakter Shiki, der von seinem Meister alles übers Hunting beigebracht und spezielle Dual Blades überreicht bekommen hat, sowie zu einem Forbidden Hunter gemacht wurde. Die dürfen sich gegen die normalen Regeln sträuben und jederzeit und überall jagen gehen, statt auf Guild Quests eingehen zu müssen.
Ziemlich schnell trifft er auf Ailee, die Tochter seines verstorbenen Meisters, die sich gegen Teams sträubt und lieber alleine jagen geht, an die sich Shiki aber einfach dranklebt. Curlon, bekannt als der Prinz, wird deswegen zu seinem Rivalen, hat er doch ein Auge auf Ailee geworfen. Letztendlich geht es Shiki und Ailee darum, das legendäre Monster Myo Galuna zu finden, um dessen Existenz zu beweisen.
Eine schöne Sache an Monster Hunter Orage ist, dass es die Welt von Monster Hunter etwas ausbaut. Es zeigt ein wenig, wie das Leben der Menschen außerhalb von Hunting Quests so ist. Außerdem erklärt es einige der Konventionen der Spiele, die ziemlich gamey sind, und warum sie dennoch Sinn machen würden, statt das sie für den Narrativ einfach weggelassen werden. Auch ganz nett ist, dass es sich ein paar neue Monster ausdenkt, statt nur unkreativ auf alte Favoriten zu setzen.
All das hilft aber nicht der Tatsache, dass es das Malen nach Zahlen an Shonen Manga ist. Alle Stereotypen einer solchen Serie sind vertreten. Shiki ist selbst für deren Verhältnisse unerträglich laut. Die Handlung springt von einem Plot Point zum nächsten, als wollte sie nur eine Liste der üblichen klischeehaften Ereignisse so schnell wie möglich abgrasen. Natürlich ist es so, dass Shonen Manga immer relativ Formelhaft sind und Stereotypen müssen nichts schlechtes sein, sondern können dennoch gut unterhalten. Monster Hunter Orage hat aber einfach überhaupt keinen Charme. Das ganze liest sich einfach so unglaublich Seelenlos. Als wären die üblichen Shonen-Tropes in einen Computer eingegeben worden, und der hätte dann dies hier ausgespuckt.
Was merkwürdig ist, denn zwischen zwei Kapiteln gibt es immer wieder einen kleinen Gag-Streifen über den Mangaka, seine Assistenten, und wie sie Monser Hunter spielen. Hiro Mashima scheint also Fan der Reihe zu sein. Dass überträgt sich aber leider nicht via Enthusiasmus auf den Manga, sondern Orage wirkt einfach wie eine schnell herunter gezeichnete Auftragsarbeit zwischen den Sachen, die er eigentlich machen wollte.
Ich kenne seine anderen Werke persönlich zwar nicht. Aber Mashima hat mehr als eine Hit-Serie unter seiner Feder, deren Namen mir zumindest was sagen. Darunter das monumentale 63 Bände umfassende Fairy Tail. Eine gewisse Kompetenz will ich dem Mann also nicht absprechen. In Monster Hunter Orage kommt davon aber einfach nichts rüber. Selbst der Zeichenstil brachte bei mir eher die Assoziation „One Piece für Arme“ auf. Ich gehe einfach mal davon aus, dass er sich normalerweise mehr anstrengt.
Was Monster Hunter Anime angeht, so hat uns Netflix erst kürzlich mit Legends of the Guild Nachschub geliefert. Nachdem das Ding 2018 bereits angekündigt wurde und dann nichts mehr dazu zu hören war. Bis dann dieses Jahr endlich ein Trailer ankündigte, dass man es sich bereits in einem Monat anschauen können wird. Ein wenig merkwürdig ist das schon.
Legends of the Guild ist ein direktes Prequel zu Monster Hunter 4, folgt einem jungen Aiden, der auch in World ist, und wie er auf Julius trifft. Nämlich weil der richtige Hunter Julius im Dorf von Hobby-Hunter Aiden vorbeischaut, um sie davor zu warnen, dass sie genau im Weg eines Elder Dragons sind und evakuieren sollen. Doch die Leute hängen an ihrem Dorf und Aiden will ihnen helfen und mit etwas Appell an Julius entscheidet derjenige, dass die beiden mit Hilfe weiterer Hunter doch einfach gegen Lunastra kämpfen können. Um sie zu besiegen flutet Aiden übrigens letztendlich das ganze Dorf, also hätte es genauso gut gleich evakuiert werden können, aber was solls.
Ich habe Legends of the Guild mit ein paar anderen geschaut, die ihn alle ganz gut fanden. Hauptsächlich, weil er sich halt an die Lore aus den Spielen hält und viel aus ihnen referenziert. Nach dem Motto „Immerhin ist es nicht der Film von Anderson“. Das ist selbstverständlich genau genommen ein recht bescheidenes Lob, und besser als der Live Action muss noch lange nicht gut heißen. Besonders wenn das Gütesiegel rein auf Authentizität zum Ursprungsmaterial fußt und nicht auf irgendwas, was einen Film an sich gut macht.
Ich war nämlich eher nicht abgeholt von den 60 Minuten Film. Der erste Eindruck ist schon schrecklich. Ich habe vorher noch gescherzt, dass es wenigstens nicht schlechter aussehen werden wird als Resident Evil: Infinite Darkness. Aber genau das tut Legends of the Guild. Der Film ist tatsächlich nicht besser aussehend als frühe 2000er CG wie beispielsweise aus einer PS2 Cutscene oder einem der Barbie-Filme. Es sieht miserabel aus und ist super hakelig und unrealistisch animiert. Die Handlung ist zusätzlich ziemlicher Standard und lässt überhaupt kein Pacing zu. Statt irgendwas sickern lassen zu können, wird sofort in die nächste Szene gehetzt. Die Witze zünden nicht, die Charaktermomente sind zu kurz, und die Action ist im Schnellflug vorbei. Das hier hätte 100 Minuten füllen können, stattdessen fühlt man sich, als hätte jemand Transitszenen herausgeschnitten und beim Rest auf 1.5-fache Geschwindigkeit gestellt.
Dadurch komme ich eigentlich zu einem Ergebnis, dass Legends of the Guild eigentlich genau die gleichen Probleme wie Monster Hunter von Anderson hat: Es passiert viel ist aber dennoch bestechend langweilig, weil nichts davon Gewicht hat und alles viel zu schnell an einem vorbeizieht. Nur hier in kürzer und mit mehr Wissen aus den Spielen bestückt. Das ganze macht, besonders wegen der langen Stille und der miserablen Animationen, auf mich etwas den Eindruck, als ob das Projekt nach der Ankündigung in Probleme gelaufen ist und fast eingestellt wurde. Bis Netflix es dann später aufgegriffen hat und schnell fertigstellen lies.