Kürzlich habe ich ja meine erste gespielte Romhack hier in Blog besprochen, Pokemon: Orange Islands. Ich bin halt jemand, der eher nicht zu Mods und Romhacks greift. Weil ich im ersten Anlauf lieber das Spiel so erfahre, wie es herausgekommen ist, und danach nicht häufig welche erneut zocke, um sie mit Mods auffrischen zu müssen. Und weil sowohl in meinem Backlog wie über Emulation da draußen gefühlt drei Millionen offiziell Releases sind, die ich gern irgendwann mal zocken würde, für die ich eh nie alle die Zeit haben werde, als dass ich mir auch noch Romhacks aufhalsen muss.
Egal, ich habe mir einen weiteren Romhack aufgehalst. Mir war nach Orange Islands nach etwas zusätzlichem oldschool Pokemon, das doch bitte dennoch ein wenig frisch ist, und so habe ich mal Pokemon Brown angeschmissen. Das ist wohl einer der bekannteren Pokemon Romhacks, schon alleine, weil es mit 2004 sehr früh am Start war, so dass es über die Jahre viele haben spielen können. In 2009 und 2014 kamen wohl sogar upgedatete Releases raus. Ich sollte die 2014er-Version gespielt haben, so war es zumindest auf der Homepage meines Vertrauens betitelt, auch wenn die Credits nur eine Extra-Seite für die 2009er-Überarbeitung haben.
Wie alle richtig guten Romhacks haben wir es hier mit einer komplett neuen Region zu tun. Rijon heißt sie, und ist wohl auch Schauplatz der nächsten beiden Romhacks, Rijon Adventures und Prism, des Brown-Machers. Gibt sogar ein nettes Rijon-Fanwiki da draußen, welches ich tatsächlich ein wenig benutzt habe, um diverse Quirks im Romhack oder die Progression durch die Handlung zu erstöbern.
Es gibt nämlich durchaus so einige Erweiterungen, die es in der ersten Pokemon-Trilogie nicht gab, auf denen das hiesige Spiel basiert. So sind beispielsweise nicht nur die 151 Pokemon des ersten Pokedexes enthalten, sondern so einige aus den darauffolgenden Spielen. Wodurch nicht jede der Spezialevolutionen zwangsläufig so läuft, wie wir das von den Spielen gewohnt sind. Die Evielutions beispielsweise, abgesehen von den drei Standards durch die Elementarsteine, hängen davon ab, aus welchem Gebiet man das Evie hat, und sind dann durch einfaches Aufleveln zu erhalten. Man sollte also besser die beiden unikaten Evies aus dem Kasino nicht mit einem Elementarstein bewerfen, sondern eines aus einer der Routen, auf denen man ein zweites fürs Aufleveln fangen kann. Auch die nur über Tausch erreichbaren Evolutionen sind hier gefixt, in dem man einen neuen Evolutionsstein, passend schnöde Trade Stone genannt, ihnen in den Rachen schiebt.
Auch schön ist, dass man beispielsweise sofort die Running Shoes hat, um mit dem B-Knopf schneller voranzukommen. Und sogar ein paar neue Typen wurden eingeführt, um die in der ersten Generation etwas schräge Schwächen-Stärken-Tabelle aufzubereiten.
Dennoch gibt es auch einige Limitationen aus der ersten Generation, die leider auch Pokemon Brown nicht umgangen ist. Das harte Item-Limit beispielsweise, bei dem ab spätestens halber Spielzeit ständig das eigene Inventar voll ist und auch die eigene PC-Lagerung nicht ewig neues aufnehmen kann. Und natürlich auch, dass man die diversen HMs Zerschneider, Flug, Stärke und Surf braucht, um durchs Spiel zu kommen, die man immer einem Pokemon im aktuellen Team geben muss. Netterweise ist Yanma im Spiel, welches alle vier lernen kann, womit nur ein Slot an einen HM-Sklaven wegfällt, aber leider ist das erst recht spät im Spiel. Wäre halt alles weniger schlimm, wenn die Spiele einen HM-Moves mit neuen überschreiben lassen würden, aber das ist nicht erlaubt. Was dämlich ist, da HMs ja wiederverwendbar sind, man also nicht plötzlich ohne sie dastehen wird.
Eine Sache, die das Spiel nicht hätte übernehmen müssen, hier aber durchaus drin ist, ist die Leveldiskrepanz. Ganz wie in den frühen Editionen sind die wilden Pokemon immer ziemlich deutlich unter dem, was der nächste Arenaleiter haben wird. Das ist zunächst noch nicht so arg, fällt aber spätestens auf, wenn es ins Finale geht. Die Top 4 und der Champion haben alle Pokemon in den 60ern und 70ern. Zu dem Zeitpunkt war gerade mal mein übermäßig genutztes Simsala in jenem Levelbereich, während der Rest des Teams ordentlich nachgelevelt werden musste. Netterweise gibt es gegen Endgame drei optionale Bereiche, die einem je nach Zufall einen von den drei elementaren Feuervögeln aus der ersten Generation oder Hunde aus der zweiten hinstellt. Ich habe einfach jene gefangen, welche auf Level 50 starten, womit sie nicht mehr ganz so viel gelevelt werden mussten, wie meine 30er-Teammitglieder. Dennoch hätte das etwas besser sein können.
Allgemein sehe ich im Spiel den Versuch, es etwas schwerer zu gestalten als Pokemon normalerweise ist. Netterweise geht es nicht wirklich so weit, wie viele Romhacks, die beweisen wollen, dass die Kinderfranchise auch voll was für Erwachsene ist. Die Reise ist einem normalen Pokemon-Spiel ziemlich treu, nirgendwo wird man plötzlich auf Menschenopfernde Sexkults oder solchen Cringe treffen. Und auch der Schwierigkeitsgrad ist nicht massig überzogen, nur etwas höher als gewohnt. Scheinbar wollte man allerdings auch die Progression etwas verschachteln und RPGiger machen. Denn unglaublich häufig im Spiel findet man ein Dead End, welches erst später mit einem neuen Move oder ähnliches zurückkommend, genommen werden kann. Es ist etwas einfach, zu vergessen, wenn man in der aktuellen Stadt nicht weiterkommt, wo überall in den letzten drei Stunden man diverse Wege gefunden hat, die einen noch nicht weiter gelassen haben, aber vielleicht jetzt betretbar sind.
Ich kann nicht sagen, dass Pokemon Brown nicht einlöst, was es verspricht. Es ist ein expandiertes sehr frühes Pokemon-Erlebnis. Bringt all die Nostalgie hervor, die man zu den ersten Editionen hat, aber zeigt halt manchmal auch, was damals noch etwas verbesserungsdürftig war.