Resident Evil 7: Biohazard ist ein Spiel, an dem ich lange dran vorbeigegangen bin, da ich mir nicht sicher war, ob ich es spielen würden könnte. Nicht aus Gründen von wegen zu gory oder zu unheimlich. Sondern weil es eben First Person ist, was mir bei viel Kamerabewegung Motion Sickness geben kann. Da allerdings jemand seine PS4-Bibliothek mit mir teilt, wodurch ich Zugriff auf viele PS+ Spiele habe, konnte ich es umsonst ausprobieren. Und netterweise ging es ganz gut, gerade in kürzeren Sessions gespielt.
Im hiesigen Teil sind wir zum ersten Mal der neue Hauptprotagonist der Reihe: Ethan Winters. Seine Frau Mia ist aktuell in Louisiana, wo sie der Baker-Familie aushilft und auch bei ihnen lebt. Doch dann bekommt Ethan eine Videonachricht von Mia, dass was gewaltig schiefgelaufen ist, und er bloß fernbleiben soll. Also macht er sich in die Sümpfe von Louisina zum Haus der Bakers. Wo er prompt gefangen wird und sich nun mit der monströsen Familie auseinandersetzen muss.
Es ist ziemlich klar, dass viel geschehen ist, seit Resident Evil 5 und 6 mit ihrer Action-Lastigkeit eher weniger Begeisterungsstürme hervorbrachten, während Survival Horror vor allem in der Indie-Szene blühte. Resident Evil 7 sollte eine Rückkehr zu den Horror-Wurzeln sein und hat sich ordentlich Notizen darüber gemacht, was seither beliebt war.
So investigieren wir also das Haus nun in First Person. Wir schleichen und verstecken uns vor den umherwandernden Familienmitgliedern, die erst zu ihrem Bosskampf besiegt werden können, und bis dahin irgendwie umgangen werden müssen. Die Influenz solcher Erfolgsgeschichten wie Amnesia und Outlast ist deutlich zu spüren. Ein wenig mehr Action bietet das Spiel dann doch, vor allem dadurch, dass es tatsächlich an einigen Stellen normale Schleimgegner gibt, die über den Haufen geschossen werden können. Die Action-Spitzen bleiben jedoch die Bosskämpfe.
Das hatte für mich allerdings auch ein Problem mit sich gebracht. Auf mich wirkte Resident Evil 7 unglaublich gescripted. Familienmitglieder patrouillieren immer den gleichen häufig kleinen Abschnitt hin und zurück. In viele Räume folgen sie einem gar nicht. Über weite Teile sind sie, damit man sich auf die härteren Puzzle konzentrieren kann, gar nicht mehr hinter einem her. Alle erschreckenden Momente ihres Auftauchens, wie wenn sie plötzlich aus einer Fensterluke kommen oder durch eine Wand brechen, sind erneut komplett gescriptete Augenblicke ihres ersten Erscheinens, nachdem sie eine Weile von der Bildfläche verschwunden waren – während des regulären Gameplays überraschen sie einen nie vergleichbaren Ausmaßes.
Dadurch wurde mir weitestgehend der Grusel genommen. Das Design des Hauses wie direkt aus Texas Chainsaw Massacre entnommen war wirklich stimmig. Im schwülen Sumpf von Ungeziefer infiziert. Doch von den Bakers verfolgt zu werden war einfach zu punktuell und oft ein sicherer Raum so nahe, dass währenddessen nie richtig das Adrenalin bei mir aufkochte. Ich fühlte mich nie wie in Haunting Ground, wo es mir so vorkam, als ob der Stalker (obwohl sie einen auch in den größten Puzzle-Räumen in Ruhe ließen) hinter jeder Ecke sofort wieder hervorkommen könnte. Die Bakers waren zu robotisch, zu offensichtliches Spielelement, ich konnte zu häufig in die Mechaniken des Spieles dahinter schauen.
Eine Idee, die ich ganz gut fand, war es, dass das Spiel tatsächlich sehr bodenständig erschien. Anstatt sich in das immer komplizierter werdende Handlungs-Gewirr der Reihe einzufügen, war es nur eine kleine Nebenmission eines Mannes, der seine Frau retten geht. Nur ein Anwesen und seine monströsen Einwohner. Nun, dass fällt aufs letzte Spielviertel weg, wenn es vom Bakers-Haus in einen Forschungstanker geht und doch alles wieder ins RE Canon eingebunden wird. Zumal an dem Punkt das Spiel etwas zu lahmen schien, obwohl es in 8 Stunden beendet ist.
Ich glaube um Resident Evil 7 voll wertschätzen zu können, hätte ich es zu Release spielen müssen. Als es die große Rückkehr des Survival Horrors war. Mittlerweile zeigen sich doch die Kanten. Die Lokalität ist unglaublich atmosphärisch umgesetzt, aber das Kerngameplay wirkt zu mechanisch und ausnutzbar. Das Spiel ist Ok, konnte mich aber oft nicht richtig packen.