Willkommen zurück im Wunderland der Shmups. Denn was gibt es schon besseres, als darüber zu lesen, wie jemand ein Spiel fand, der weder sonderlich gut in ihnen ist, noch eine tiefergehende Ahnung vom Genre an sich mitbringt?
Den Anfang mach Gleylancer, auch als Advanced Busterhawk Gley Lancer in Japan bekannt, wo das Mega Drive Release ursprünglich exklusiv erschien. Erst auf der Wii Virtual Console kam das Spiel auch offiziell im Westen raus und ist mittlerweile ebenfalls auf allen aktuellen Konsolen zu haben.
Und es macht direkt einen guten Eindruck. Immerhin startet das Spiel mit in Anime-Szenen belegter Story. Damit sind natürlich nette Pixelstandbilder mit bestenfalls rudimentärer Animation gemeint, wie mal ein Schiff von links nach rechts zu schieben oder Armaturen blinken zu lassen, aber diese Ära der Story-Präsentation hat schon seinen Charme. Solche Szenen werden uns übrigens auch als Stopgap zur Mitte des Spiels und natürlich am Ende präsentiert werden.
Hier hört die grafische Pracht allerdings nicht auf, auch die Sidescrolling-Stages an sich (es wird übrigens vertikal geflogen), machen einen sehr guten Eindruck. Besonders fürs Parallax-Scrolling, wenn also verschiedene Ebenen an Vorder- und Hintergrund in unterschiedlichem Tempo an einem vorbeirauschen, hat das Spiel ein Faible. Sieht man direkt in Stage 1, wenn es durch ein Asteroidenfeld geht, bei dem die Weltraumsteine in unterschiedlichen Ebenen am Schiff vorbeiziehen und an einem Punkt sogar ein langsam vorbeiscrollender Planet in Sicht kommt, um dessen vergleichbare Größe zu demonstrieren. Stage 2 lässt die Wellen der Wasseroberfläche im Hintergrund den Effekt nutzen, Stage 6 für die Sonnenuntergang-beschienenen Wolken. Dazwischen gibt es auch gewöhnlicher aussehend Höhlensystem oder das Innere von Raumstationen, aber schlecht sieht Gleylancer nie aus. Und bietet satte 11 Stages an, sehr viel für ein Shmup.
An Einstellung lässt einen das Options-Menü zwischen Easy, Normal und Hard an Schwierigkeitsgraden wählen – und keine Sorge, leichtere führen nicht zu einem vorzeitigen Ende wie das manchmal in alten Shmups der Fall ist. Auch kann eingestellt werden, ob man manuell schießen möchte oder das automatisch geschehen soll, sowie die Geschwindigkeit des Schiffes. Es kann ein „Scenario Mode“ eingestellt werden, für diejenigen, die im Replay einfach nur durch das flotte Gameplay wollen statt von Story-Cutscenes aufgehalten zu werden.
Die Besonderheit des Spieles ist allerdings, dass zu Beginn sieben verschiedene Schusskonfigurationen für das Schiff ausgewählt werden dürfen – vorrangig wie die beiden das Schiff begleitenden Optionen fungieren sollen. Sie können wie das Schiff nach vorn schießen, für maximalen Damage Output in jene Richtung. Oder sie sind nach hinten ausgerichtet, um auch Feinde, die vom anderen Bildschirmrand kommen, besser besiegen zu können. Ja sogar beständig das eigene Schiff zu rotieren, um in alle Richtungen aber eben mit weniger Schusskraft zu gehen, ist möglich.
Gleylancer ist ein rundes Shmup, welches sich vor allem durch die schicke Optik und den vielen Content auszeichnet. Es ist auch medium Einsteigerfreundlich, da es ziemlich human beginnt, allerdings in den späteren Stages doch anzieht.
Damit wechseln wir vom Mega Drive zu dessen Konkurrenz des Super Nintendos in Macross: Scrambled Valkyrie. Das 1993 erschienene Spiel basiert dabei auf dem zu diesem Punkt bereits zehn Jahre altem ersten Macross, anstatt dem im Vorjahr erschienenen Nachfolger. Denn keiner mag Macross II: Lovers Again und wir vergessen dessen Existenz dann auch lieber wieder sofort.
Auch das Spiel hat eine coole graphische Präsentation und das nie nicht einen tollen Effekt bringende Parallax Scrolling zu bieten. Die Anime-Standbilder zu Beginn und Ende mögen wesentlich weniger sein und das Spiel quasi überhaupt keine Storyline wiedergeben, aber so wirklich wichtig ist eine solche in einem Shmup ja auch nicht. Notfalls schaut man sich die Film-Version der ersten Serie, Macross: Do You Remember Love?, an, um einen generellen Überblick zu bekommen. Den anzusehen ist sowieso immer eine Bereicherung. In den diesmal 7 Stages scrollen nun ebenfalls Dinge wie ein Feld an Weltraumschrott im All, Wolken und Wasseroberfläche beim Flug über einen Planeten, oder zurück im All Gaswolken mit einem sich im Hintergrund drehenden Gasgiganten-Planeten an einem vorbei. Besonders geil war Stage 5, wenn man durchs Innere der Super Dimension Fortress fliegt, mit futuristischer Stadtlandschaft an einem vorbeiziehend inklusive großer Bildtafeln, welche das Konzert von Pop Idol Minmay ausstrahlen.
Auffällig ist dabei allerdings, dass das Spiel eines jener Shmups ist, die viel auf das Memorieren der Stages ausgelegt sind. Denn es kommen sehr häufig Gegner und Geschosse aus dem oberen, unteren oder hinterem Bildschirmrand, und das gern schneller, als darauf zunächst reagiert werden kann. Einen gewissen Notfallschirm hat man dabei netterweise allerdings. Denn das Schiff hat eine Lebensleiste, kann also mehrere Treffer einstecken, statt direkt nach dem ersten Schrott zu sein wie das im Genre eigentlich Standard ist.
Im Optionsmenü gibt es diesmal nur die Auswahl zwischen den drei Schwierigkeitsgraden einzustellen. Dafür wird allerdings zu Beginn des Spieles noch zusätzlich festgelegt, als welcher von drei Charakteren gespielt werden soll, die natürlich unterschiedliche Schusskonfigurationen mitbringen. Und obendrauf ist das zusätzliche Gimmick des Spieles die Transformationen, die man von den Macross-Fliegern gewohnt ist. So kann jederzeit zwischen den drei Formen von Fighter Jet, Mecha und ein Zwischending beider gewechselt werden, was erneut unterschiedliche Attacken bereithält.
Macross: Scambled Valkyrie war also auch ein ziemlich cool aussehender und unterhaltsamer Shooter.