Birthday

ava-2720Nachdem Koji Suzuki seine ursprüngliche Ring-Buch-Trilogie in 1998 mit Loop beendet hatte, schob er im Jahr darauf doch noch einen weiteren Roman nach: Birthday. Diesmal handelte es sich allerdings um drei kürzere Geschichten aus dem Ring-Universum, die jedoch alle lose zusammenhängen. Kennern der japanischen Kinofilme ist der Name natürlich kein unbekannter.

Wir beginnen mit der Geschichte Coffin in the Sky. Diese dreht sich um die Studentin Mai, die während der Ereignisse von Ring eine undurchsichtige Beziehung zu Professor Ryuji hatte – welcher dem dortigen Hauptcharakter Asakawa bei den Ermittlungen half und am Ende starb. Wir sind nun nach jenen Ereignissen angesiedelt und Mai wacht überraschend in einem verlassenen Warenhausbezirk im Lüftungsschacht eines Gebäudes auf, nur einen Streifen Himmel über sich sehend.

Als sie inspiziert, ob sie Ok ist, muss sie nicht nur feststellen, dass sie sich beim Abseilen in den Schacht scheinbar den Fuß verstaucht hat, sondern auch, dass sie schwanger ist. Neben dem Mysterium, wie und warum sie hier ist, kommt also noch ein weiteres hinzu – denn sie hatte nicht nur keine sexuelle Beziehung zu Ryuji, Mai ist noch komplett Jungfrau. Allerdings schaute sie das Ring-Videotape während ihres Eisprunges. Was wächst nur dort ungewollt in Windeseile in Mais Körper heran und warum hat es sie dazu ferngesteuert, sich hierher zu begeben?

Lemon Heart ist die zweite Geschichte. Diesmal ist Hauptcharakter Toyama der Informant aus der Hauptreihe, der dazu befragt wurde, was Sadako machte, als sie sich als junge Frau kurzzeitig einer Theatertruppe anschloss. Toyama erzählt uns nun die komplette Geschichte, nicht nur den vorigen kurzen Abriss. Darüber wie er und Sadako eine Beziehung anfingen, sie das aber geheim halten wollte. Wie es der Leiter der Theatertruppe ebenfalls auf Sadako abgesehen hatte. Und die mysteriösen Vorfälle, die zu Sadakos Verschwinden führten.

Nichts würde den gealterten Toyama mehr erfüllen, als in den Armen seiner ersten und einzigen Liebe Sadako sterben zu dürfen. Ein Traum, der sich ob Sadakos Ableben nie erfüllen wird. Es sei denn, sie würde wiedergeboren werden.

Lemon Heart ist natürlich die Geschichte, die ausgebaut als Basis für den Prequel-Film Ring 0: Birthday herhalten sollte.

Happy Birthday, die letzte Geschichte, spielt nach den Ereignissen vom dritten Buch, Loop. Reiko ist schwanger vom dortigen Hauptcharakter Kaoru, welcher allerdings in die Wüste der USA ging, um das Loop-Projekt unter die Lupe zu nehmen. Das ist eine virtuelle Realität unserer eigenen Welt, allerdings eine, in der etwas schief lief, und die durch das Ring-Virus an den Rande des Untergangs gebracht wurde.

Die beiden vorigen Geschichten sind lediglich Einblicke, die Reiko in die Welt von Loop nahm – zwei der Eckpunkte, die zum Ausbruch von Sadakos Virus und dem drohenden virtuellen Weltuntergang führten. Doch auch in der realen Welt geht ein enorm aggressiver Krebs umher, den Kaoru versuchte durch die Studie des Loop-Projektes zu heilen. Reiko darf nun herausfinden ob und wie ihm das gelungen war.

War wirklich ein interessantes Buch. Wir bekommen im Prinzip zwei Epiloge zu Ring, die während Spiral angesiedelt sind, und dann einen zu Loop, der also nach allen Ereignissen spielt und neuen Closure bietet. Sie sind nicht mal zwangsläufig sonderlich Horror-esque. Abgesehen von der ersten Geschichte. Mais übernatürliche Schwangerschaft, die sie umbringen wird, ist natürlich vorzüglicher Body Horror. Doch die zweite Geschichte ist lediglich ein Ausbau der Zeit, als Sadako versuchte ein normales Leben zu führen, und die letzte Geschichte gibt einem zurückgebliebenen Charakter eine Möglichkeit, mit den Dingen ins Reine kommen zu können.

Ist natürlich nötig vorher die korrespondierenden drei Bücher gelesen zu haben, wobei es schwer vorstellbar ist, dass jemand Birthday als erstes aufgreifen wird. Die Geschichten funktionieren nur dadurch gut, weil wir wissen, in welchem Kontext sie geschehen. Wobei ich doch überrascht war, dass sie im Prinzip einen chronologisch roten Faden bilden, statt komplett voneinander gelöst zu sein. Definitiv eine nette Dreingabe zur Trilogie.

Monster Hunter in Anime and Manga

ava-2641Ich bin ein Weeb in Monster Hunter. Immerhin benutze ich nichts außer Longsword, was so ziemlich die weebigste Waffenart zusammen mit den Dual Blades ist. Als solches ist es eigentlich quasi meine Aufgabe auch mal in den Weebshit um die Spiele herum einzutauchen: Anime und Manga.

Als Manga getroffen hat es Monster Hunter Orage, ein von 2008 bis 2009 fast genau ein Jahr gelaufenes Ding, welches anschließend in 4 Sammelbände zusammengefasst wurde. Wir folgen hier dem Hauptcharakter Shiki, der von seinem Meister alles übers Hunting beigebracht und spezielle Dual Blades überreicht bekommen hat, sowie zu einem Forbidden Hunter gemacht wurde. Die dürfen sich gegen die normalen Regeln sträuben und jederzeit und überall jagen gehen, statt auf Guild Quests eingehen zu müssen.

Ziemlich schnell trifft er auf Ailee, die Tochter seines verstorbenen Meisters, die sich gegen Teams sträubt und lieber alleine jagen geht, an die sich Shiki aber einfach dranklebt. Curlon, bekannt als der Prinz, wird deswegen zu seinem Rivalen, hat er doch ein Auge auf Ailee geworfen. Letztendlich geht es Shiki und Ailee darum, das legendäre Monster Myo Galuna zu finden, um dessen Existenz zu beweisen.

Eine schöne Sache an Monster Hunter Orage ist, dass es die Welt von Monster Hunter etwas ausbaut. Es zeigt ein wenig, wie das Leben der Menschen außerhalb von Hunting Quests so ist. Außerdem erklärt es einige der Konventionen der Spiele, die ziemlich gamey sind, und warum sie dennoch Sinn machen würden, statt das sie für den Narrativ einfach weggelassen werden. Auch ganz nett ist, dass es sich ein paar neue Monster ausdenkt, statt nur unkreativ auf alte Favoriten zu setzen.

All das hilft aber nicht der Tatsache, dass es das Malen nach Zahlen an Shonen Manga ist. Alle Stereotypen einer solchen Serie sind vertreten. Shiki ist selbst für deren Verhältnisse unerträglich laut. Die Handlung springt von einem Plot Point zum nächsten, als wollte sie nur eine Liste der üblichen klischeehaften Ereignisse so schnell wie möglich abgrasen. Natürlich ist es so, dass Shonen Manga immer relativ Formelhaft sind und Stereotypen müssen nichts schlechtes sein, sondern können dennoch gut unterhalten. Monster Hunter Orage hat aber einfach überhaupt keinen Charme. Das ganze liest sich einfach so unglaublich Seelenlos. Als wären die üblichen Shonen-Tropes in einen Computer eingegeben worden, und der hätte dann dies hier ausgespuckt.

Was merkwürdig ist, denn zwischen zwei Kapiteln gibt es immer wieder einen kleinen Gag-Streifen über den Mangaka, seine Assistenten, und wie sie Monser Hunter spielen. Hiro Mashima scheint also Fan der Reihe zu sein. Dass überträgt sich aber leider nicht via Enthusiasmus auf den Manga, sondern Orage wirkt einfach wie eine schnell herunter gezeichnete Auftragsarbeit zwischen den Sachen, die er eigentlich machen wollte.

Ich kenne seine anderen Werke persönlich zwar nicht. Aber Mashima hat mehr als eine Hit-Serie unter seiner Feder, deren Namen mir zumindest was sagen. Darunter das monumentale 63 Bände umfassende Fairy Tail. Eine gewisse Kompetenz will ich dem Mann also nicht absprechen. In Monster Hunter Orage kommt davon aber einfach nichts rüber. Selbst der Zeichenstil brachte bei mir eher die Assoziation „One Piece für Arme“ auf. Ich gehe einfach mal davon aus, dass er sich normalerweise mehr anstrengt.

Was Monster Hunter Anime angeht, so hat uns Netflix erst kürzlich mit Legends of the Guild Nachschub geliefert. Nachdem das Ding 2018 bereits angekündigt wurde und dann nichts mehr dazu zu hören war. Bis dann dieses Jahr endlich ein Trailer ankündigte, dass man es sich bereits in einem Monat anschauen können wird. Ein wenig merkwürdig ist das schon.

Legends of the Guild ist ein direktes Prequel zu Monster Hunter 4, folgt einem jungen Aiden, der auch in World ist, und wie er auf Julius trifft. Nämlich weil der richtige Hunter Julius im Dorf von Hobby-Hunter Aiden vorbeischaut, um sie davor zu warnen, dass sie genau im Weg eines Elder Dragons sind und evakuieren sollen. Doch die Leute hängen an ihrem Dorf und Aiden will ihnen helfen und mit etwas Appell an Julius entscheidet derjenige, dass die beiden mit Hilfe weiterer Hunter doch einfach gegen  Lunastra kämpfen können. Um sie zu besiegen flutet Aiden übrigens letztendlich das ganze Dorf, also hätte es genauso gut gleich evakuiert werden können, aber was solls.

Ich habe Legends of the Guild mit ein paar anderen geschaut, die ihn alle ganz gut fanden. Hauptsächlich, weil er sich halt an die Lore aus den Spielen hält und viel aus ihnen referenziert. Nach dem Motto „Immerhin ist es nicht der Film von Anderson“. Das ist selbstverständlich genau genommen ein recht bescheidenes Lob, und besser als der Live Action muss noch lange nicht gut heißen. Besonders wenn das Gütesiegel rein auf Authentizität zum Ursprungsmaterial fußt und nicht auf irgendwas, was einen Film an sich gut macht.

Ich war nämlich eher nicht abgeholt von den 60 Minuten Film. Der erste Eindruck ist schon schrecklich. Ich habe vorher noch gescherzt, dass es wenigstens nicht schlechter aussehen werden wird als Resident Evil: Infinite Darkness. Aber genau das tut Legends of the Guild. Der Film ist tatsächlich nicht besser aussehend als frühe 2000er CG wie beispielsweise aus einer PS2 Cutscene oder einem der Barbie-Filme. Es sieht miserabel aus und ist super hakelig und unrealistisch animiert. Die Handlung ist zusätzlich ziemlicher Standard und lässt überhaupt kein Pacing zu. Statt irgendwas sickern lassen zu können, wird sofort in die nächste Szene gehetzt. Die Witze zünden nicht, die Charaktermomente sind zu kurz, und die Action ist im Schnellflug vorbei. Das hier hätte 100 Minuten füllen können, stattdessen fühlt man sich, als hätte jemand Transitszenen herausgeschnitten und beim Rest auf 1.5-fache Geschwindigkeit gestellt.

Dadurch komme ich eigentlich zu einem Ergebnis, dass Legends of the Guild eigentlich genau die gleichen Probleme wie Monster Hunter von Anderson hat: Es passiert viel ist aber dennoch bestechend langweilig, weil nichts davon Gewicht hat und alles viel zu schnell an einem vorbeizieht. Nur hier in kürzer und mit mehr Wissen aus den Spielen bestückt. Das ganze macht, besonders wegen der langen Stille und der miserablen Animationen, auf mich etwas den Eindruck, als ob das Projekt nach der Ankündigung in Probleme gelaufen ist und fast eingestellt wurde. Bis Netflix es dann später aufgegriffen hat und schnell fertigstellen lies.

Junji Ito: Youkai Kyoushitsu

ava-2631Den diesjährigen Spooktober startet unser altbekannter Junji Ito. Den haben wir ja bereits mehrmals hier im Blog gesehen. Erst letztes Jahr beispielsweise mit der Junji Ito Collection Netflix-Serie. Und dann fast vor zehn Jahren in mehreren Manga und ein paar deren Adaptionen.

Das Roulette für dieses Jahr fiel auf das einen Band einnehmende Youkai Kyoushitsu, auch als Dissolving Classroom/Dissolving Series bekannt. Manchmal hat man es ja, dass Junji Ito eine durchgängige Serie bereithält, manchmal sind es hingegen Bände von Einzelepisoden, die nichts miteinander zu tun haben.

Youkai Kyoushitsu hat zwar eine Struktur, die ziemlich stark an episodischen Ereignissen angelehnt ist, jedoch gibt es tatsächlich einen narrativen Faden. Denn in allen sind die Geschwister Yuma und Chizumi involviert. Dann wiederum, wenn ich genau überlege, sind alle Serien von Junji Ito ziemlich episodisch, nur eben mit einem thematischen oder charakterlichen Faden im Hintergrund. Von daher ist Youkai Kyoushitsu nicht wirklich anders als beispielsweise Tomie. Sogar hin zu dem Punkt das die auslösende und den durchgängigen Faden gebende Figur nicht der Perspektiven-Charakter ist, sondern diese Rolle an die jeweils wechselnden Charaktere fällt.

Im ersten Kapitel, namensgebend Dissolving Classroom genannt, ist das beispielsweise die Schülerin Keiko. Yuma ist neu in ihrer Klasse und gilt ziemlich schnell als merkwürdig und absoluter Fußabtreter, weil er sich ständig übertrieben für alles entschuldigt, egal wie klein der Fehler war oder ob er überhaupt verantwortlich ist. Es hilft nicht, dass seine kleine Schwester Chizumi sich als das unheimliche Mädchen herausstellt, das Leuten auflauert und sie erschreckt, über das neuerdings Gerüchte umgehen. Keiko versucht zunächst Yuma zu helfen, muss aber schmerzlich lernen, dass die Entschuldigungen Yumas nur ein Mantra sind, welches mit der Zeit die Leute, die es hören, schmelzen lässt.

In Dissolving Beauty hingegen trifft eine andere Schülerin eine alte Freundin wieder und muss feststellen, dass sich deren Gesicht übel verformt hat. Merkwürdigerweise beteuert ihr Partner, Yuma, dennoch ihre angebliche Schönheit. In Dissolving Apartment ziehen die beiden Geschwister erneut um und die neuen Nachbarn hören Anzeichen häuslicher Gewalt durch die Eltern, gegen die sie was unternehmen wollen. Wie man sich denken kann dreht sich Chizumi’s Dissolving Love darum, dass Yumas kleine Schwester sich in einen Jungen verliebt hat. Dass er diese Gefühle nicht erwidert spielt für beide keine wirkliche Rolle. Zu einem zusammenführenden Schluss kommt dies alles dann in Demon’s Conference. Denn mittlerweile ist ein Journalist auf die merkwürdigen Vorfälle von sich auflösenden Menschen aufmerksam geworden und versucht die beiden immer kurz darauf fliehenden Geschwister aufzuspüren.

Aufgefüllt wird der Band durch Meet Again und Children of the Earth. Beides vom Rest komplett unabhängige Geschichten, die zudem nur ein paar wenige Seiten einnehmen.

Wie gewohnt haben wir es hier also mit Junji Itos typischer Mischung aus Horror und Humor zu tun. In dem Sinne, als dass die mysteriösen Ereignisse häufig einfach so abgedreht sind, dass sie schnell etwas lächerlich sein können. Und ich denke durchaus, dass dies gewollt ist. Ito geht es mehr darum seine verqueren Ideen aufs Papier zu bringen, als einen total zu ängstigen. Zumindest kommen seine Geschichten für mich immer so rüber. Natürlich ist es, wenn ich strickt darüber nachdenke, eine schreckliche Idee, wenn ich mich plötzlich in Schleim auflösen würde. Als theoretische Idee schon. Aber ein wenig schmunzeln muss ich schon, wenn das die Form annimmt, dass Yuma mit seinen Entschuldigungen wortwörtlich den Leuten das Hirn auflöst.

Vampire Hunter D XXIV & XXV

Willkommen zurück beim Halbvampir, der Vampire jagd, in seiner neunzehnten und zwanzigsten Jagd auf Vampire. In der US-Auflage Band Nummer 24 und 25 dann. Ein Viertelhundert ist voll, und wir haben bei der jährlich erscheinenden Reihe gerade mal auf das Jahr 2008 aufgeschlossen. Ich glaube ab jetzt lasse ich es dabei auch bleiben.

In Throng of Heretics erwachen die Überlebenden des Zeno-Vampirclans, nachdem vor Jahrhunderten die örtliche Bevölkerung einen Großteil von ihnen dahingemeuchelt hat. Die sind also auf Rache an deren Nachkommen aus. Darunter auch der Bürgermeister der Stadt, der zum Schutz mehrere Vampirjäger angeheuert hat. Dummerweise ist seine Tochter auch gerade auf dem Weg vom Studium in der sicheren Hauptstadt zurück in die Heimat und wird prompt entführt. Letztendlich führt es D in den ewiglich einsam und verlassen durch die Gegend fahrenden High-Tech-Zug des ehemaligen Lords zum Showdown.

Bei Undead Island ist es hingegen so, dass in unmittelbarere Nähe eines Fischerdorfes eine verbotene Insel liegt. Dort hat es mal einige Bewohner durch die Sirenenrufe der Vampirnobilität hingezogen, die nie wieder aufgetaucht sind. Aktuell ist dies wieder geschehen, und bevor die Dörfler zu unsterblichen Vampirsklaven gemacht werden können, macht sich ein Rettungstrupp auf den Weg auf die Insel. Auf der auch D in Privatangelegenheit ist.

Interessant an den Geschichten ist natürlich wie immer nicht der Charakter von D an sich. Der unsterbliche, unbesiegbare, wunderschöne Superdhampir, dem niemand das Wasser zu reichen gewachsen ist. Oder auch nur das Recht besäße mit dem Gedanken an Wasser in seiner generellen Nähe aufzutauchen. Aber das sich an den elementaren Fehlern der Reihe nach zwanzig Geschichten was ändert, habe ich nicht erwartet. Ausnahmsweise ist es sogar zumindest mal Story-relevant. Denn die Tragödie zwischen Vampirgräfin und ihrem unsterblichen Gemahl in Undead Island geht darauf zurück, dass D den Kerl zum Cuck gemacht hat, da die Gräfin D nicht wiederstehen konnte.

Ansonsten sind es eher wieder die Nebencharaktere und wann immer sie ins Zentrum der Geschehnisse kommen, am Besten noch nachdem sie von ihrem Superretter D getrennt wurden, bei denen Leben in die Geschichte kommt. Die agieren immerhin nicht im God Mode und dürfen sich sogar zu Emotionen hinreißen lassen. Gerade der Junge, der in Throng of Heretics alles darum gibt, die Tochter der Bürgermeisterin zu retten. Sowie das toughe Mädel in Undead Island, das sich in die Rettungstruppe eingeschlichen hat.

Eine weitere Sache, die in den beiden Geschichten mal wieder etwas stärker mitschwingt, ist die gewisse Einsamkeit und Traurigkeit, die bei der Nobilität mitschwingt. Die Unsterblichen, die im Größenwahn kolossale Schlösser und Anlagen bauten. Alle hypertechnologisiert aber im romantischen Vampirlook. Und dann doch dem Untergang anheimgefallen sind, teils gar nicht unwillentlich. Jetzt nur noch vereinzelt aus Zeit und Macht gelöst in ihren ehemaligen Festungen hausend, überall weiterhin funktionierende aber nicht mehr gebrauchte oder verstandene Mechaniken hinterlassend. Gerade der gigantische Zug mit seinen nur zwei übriggebliebenen Vampirpassagieren ist hier ein gutes Beispiel für diese Atmosphäre.

Was in Sachen Throng of Heretics übrigens noch erwähnenswert ist, ist die Veröffentlichung. Das war nämlich, bevor es in einen Sammelband gefasst wurde, ein Phone Novel. Die gerade in Japan unter jungen Erwachsenen beliebte und Anfang des Jahrtausends aufgekommenen Phone Novels sind im Prinzip Fortsetzungsgeschichten, die wöchentlich um ein paar Seiten erweitert eben über den Handyanbieter aufs Mobilgerät geladen werden konnten. Das verändet natürlich die Struktur wesentlich, da nun jedes dieser Teile einen gewissen Biss haben muss und die Geschichte in kleineren Etappen geschrieben wird, dafür aber zu regelmäßigen Deadlines fertig sein musste. Kikuchi scheint im Nachwort das nicht super überzeugt zu haben. Und ganz ehrlich gesagt hinterlässt die Geschichte auch das Gefühl, nicht gut durchgeplant, sondern eben so nach und nach spontan erweitert worden zu sein. Es fehlt hier etwas an der Throughline.

Fangs

Ich habe einen Comic gelesen! Das passiert nicht allzu häufig. Mancher mag jetzt sagen das ich ja mal zehn Jahre lang sehr viele Manga, also japanische Comics, gelesen hätte. Aber als ein richtiger Dating-Sim-spielender, Filme in OmU sehender, Lamento One Coin Figures besitzender Weeb behaupte natürlich ganz strickt, dass das ein himmelweiter Unterschied ist. Wäre ich jemand, der sich wirklich mit (westlichen) Comics auskennt, würde ich eh den Begriff Graphic Novels satt Comics benutzen, um mir vormachen zu können, dadurch mehr Prestige zu haben.

Aber was habe ich denn überhaupt gelesen? Passend zum Halloween-Monat wäre das Fangs von Sarah Andersen. Der Autorin von Sarah’s Scribbles, wie das Cover verrät. Diese kurze Comedy-Strips sind mir übrigens bekannt, denn ich folge ihr auf Twitter, wodurch sie mir regelmäßig in die Timeline gespült werden und ich kann das nur weiterempfehlen (@SarahCAndersen folgen).

Prestige, um sich über schnöde Comics erhaben zu fühlen, bringt übrigens auch Fangs mit. Denn es ist im Taschenbuchformat mit Hardcover und im roten Plüscheinband mit schwarzen Stanzdruck gehalten. Der schwarz-weiß gezeichnete Inhalt kommt auf dickem Hochglanzpapier statt der üblichen Wegwerfware. Dadurch wirken die 100 Seiten gleich auch dicker und der Preis von 15$ gerechtfertigter. Die Rückseite wird nicht unnötig von Werbetexten oder sonstigem Aufdruck, abgeshen eines kursiven „I want your love BLOOD“, gestört, minimalistisch-edel ist hier die Ansage. Verlag/Preis/ISBN kommen stattdessen auf einem abnehmbaren Pappreiter daher, auf dem aber auch zum Inhalt nur der eine Satz „A love story between a vampire and a werewolf“ zu vernehmen ist.

Da mag man ja fast einen kitschigen YA-Roman über einen hübschen, romantischen Stalker und sein durschnittliches sofort Hals-über-Kopf verliebtes Opfer erwarten, wenn man diese Zeile und den Einband so sieht. Dem ist natürlich nicht so, denn Andersen bleibt ihren Humor-Wurzeln treu.

Und ihrem gewohnten Format. Denn auch in Fangs gibt es wie bei den meisten Webcomics keine übergeordnette Handlung, sondern nur eine verbindende Thematik. Jede Seite, die maximal 4 Panels enthält, ist also ein relativ in sich abgeschlossenes Ereignis mit einer eigenen Punchline. Tatsächlich ist Fangs ursprünglich als Webcomic erschienen und um 25% erweiterten Inhalt nun ins plüschige Hardcover gepresst worden.

Besagtes verbindendes Thema ist natürlich die Beziehung zwischen Vampir Elsie und Werwolf Jimmy. Im Gegensatz zu so vielen anderen übernatürlichem Lore sind jene Monster nicht von Natur aus Totfeinde. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass ihre Beziehung nicht dennoch gewisse Hürden mit sich bringt. Knnoblauch essen ist out – sollte aber auch in einer nicht vampirischen Beziehung vermieden werden, wenn man Wert aufs Küssen legt. Ein weiterer Abturner ist, morgens die Vorhänge für die aufgehende Sonne zu öffen, um frisch in den Tag zu starten, wenn aus der Vampirfreundin kein Kohlebricket werden soll. Die wiederum muss sich ihre über Jahrhunderte angesammelten Vintage-Accessoires aus Silber abgewöhnen, wenn sie ihren Werwolffreund berühren will. Die Beziehung bringt allerdings auch Vorteile mit sich. Ist es im Sommer unerträglich heiß, kann sich Jimmy immer an den leichentot-kalten Körper von Elsie schmiegen. Während sie zu jedem Vollmond mit einem übergroßen Hund kuscheln darf.

Und so liest es sich geschwind durch die kurzen Comic-Strips, die eine überraschend wholesome Beziehung zwischen den beiden porträtiert. Mit ganz außergewöhnlichen aber doch alltäglichen Problemen, die hauptsächlich in Legenden um Vampire und Werwölfe fußen… oder auch einfach den Hundestatus von Jimmy beispielsweise aufs Korn nehmen, wenn er nicht wiederstehen kann selbst in menschlicher Form Eichhörnchen zu jagen. Mit viel Charm und Herz und vor allem ganz viel des üblichen geistreichen Humors und Situationskomik, die man von Andersen gewohnt ist. Was ein angenehmes quirliges kleines Lesevergnügen.

The Iron Duke

The Iron Duke ist der erste Roman einer Reihe von Fantasy-Romance. Diesmal allerdings kein Young Adult, wobei da die Übergänge in der Regel eh fließend sind und sich eher daran festmachen, wie häufig und heftig die Sexy Times sind. Geschrieben wurde es von Meljean Brook, die so einige Bücher in ihrem Repertoire hat, welche aber in der Regel alle unbekleidete Sixpacks auf den Covern haben.

Die Geschichte spielt im viktorianischen England, allerdings mit dem Twist, dass wir zudem im Steampunk sind. Und sowieso in Alternative History. Denn „Die Horde“, a.k.a Mongolen, hatten Europa mit ihrer überragenden Technologie überrannt. Inklusive England, wo sie den Einwohnern Maschinen, „Bugs“, eingepflanzt haben. Diese hielten sie kräftig und gesund, allerdings auch absolut dem Sendesignal der Horde ausgeliefert. Um sie zu arbeitswilligen Sklaven ohne eigene Gefühle zu machen. Zumindest solange, bis Arbeiternachwuchs ranmusste, und ein anderes Signal ausgestrahlt wurde, welches alle in notgeile Raserei brachte. Der berüchtigte Pirat Rhys hat jedoch eines Tages im Alleingang den Sendeturm der Horde in die Luft gejagt und alle von deren Fremdkontrolle befreit. Jetzt leben die Engländer wieder selbstbestimmt. Unter ihnen auch Mina, die aus der Verbindung ihrer Mutter und einem Mann der Horde während des Brunfstsignals entstanden ist. Obwohl sie es also bei der Polizei weit gebracht hat, wird sie ob ihres mongolischen Aussehens vielerorts schlecht behandelt.

Natürlich bekommen wir diese Hintergrundgeschichte und die ganzen technologischen und historischen Besonderheiten dieser Welt nur so nach und nach erzählt. Das Buch an sich beginnt damit, dass Mina endlich von einer ihr lästigen Party (sie kommt aus verarmten Adelshaus) weg darf, weil es einen Todesfall zu investigieren gibt. Sie staunt nicht schlecht, als sie herausfindet, dass dies im Anwesen des Iron Dukes passierte, ehemaliger Pirat Rhys der durch die Befreiung Englands natürlich ordentlich Reichtum und soziales Ansehen erlangte. Oder besser gesagt es geschah in der Einfahrt, denn jemand hat einfach von einem Flugschiff aus dem Iron Duke eine Leiche vor die Haustüre geworfen. Dies führt bald zur Erkenntnis, dass irgendwer das ehemalige Flagschiff des Ex-Piratens, welches er der Royal Navy übergeben hatte, entführte und nun auf dem Schwarzmarkt eine Waffe kaufen will, die eine starke Bedrohung Englands werden kann. Der jüngere Bruder von Mina war dann noch ausgerechnet auf dem Schiff.

Rhys würde das eigentlich selbst regeln, kann sich aber nicht davon abbringen, Mina doch mitzuschleppen. Denn er hat sich auf den ersten Blick in sie verguckt. Was zunächst nur sexueller Besitzanspruch war, macht ihn über jede Zurückweisung Minas aus nur umso interessierter an der Person der charakterstarken Frau an sich. Mina hingegen könnte sich nie dem kernigen Supermann Rhys hingeben. Nicht wegen irgendwelcher Moralvorstellungen, die sind in der hiesigen alternativen Realität gar nicht viktorianisch. Nein es würde Mina und ihre Familie ins Rampenlicht rücken mit dem Helden Englands anzubandeln, und dies nur umso mehr Spott auf sie mit ihrem Hordenblut ziehen.

Natürlich verfallen die beiden einander. Und natürlich gibt es dann doch wieder dämliche Missverständnisse von beiden Seiten, die mehr ermüden denn der Spannung wirklich zugänglich sind. Wobei es interessant ist, dass The Iron Duke, obwohl es das erste Buch einer Reihe ist, als in sich abgeschlossen betrachtet werden kann. Kein offenes Ende, kein zwar abgeschlossenes Einzelabenteuer aber mit Aussicht auf mehr kommend. Das war immerhin nett. Umso weniger erklärt sich mir diese Verkomplizierung kurz vor Ende des Buches, wenn es die beiden eben nicht fürs nächste wieder auseinanderbringen sollte, sondern sie sich doch wieder versöhnen.

Der Rest der Romanze war so schlimm allerdings gar nicht. Was auch dadurch geholfen ist, dass The Iron Duke in erster Person geschrieben ist, jene Person aber zwischen Mina und Rhys hin und her springt. Deswegen wissen wir als Leser eigentlich immer, was deren Beweggründe und ihr Gefühlsleben ist. Das hilft vor allem dann, wenn Rhys ganz wie in Romance Lit üblich, zu Beginn auch stark übergriffig rüberkommen kann. So ganz Ok ist sein Verhalten immer noch nicht, aber es wird ein wenig relativiert, wenn bekannt ist, was dahintersteckt und was Mina so davon hält. Ich hätte dennoch durchaus ein wenig weniger häufig lesen können, wie sehr er sich doch wünscht, Mina unter sich winden zu sehen, und wie ihre Ablehnung ihn nur heißer macht. Das gute alte Paradox, dass Rhys sie als starke Frau bewundert, aber dennoch einen übertriebenen Beschützerinstinkt entwickelt, ist auch mal wieder da. Aber da hat das Genre an sich sowieso ein Identitätsproblem, wenn es darum geht so einen richtig kernigen sexy Kerl zu haben, der aber halt nur auf die richtige sexy Art ein Macho ist. Die Hauptakteurin eine starke selbstständige Frau sein zu lassen, die aber doch irgendwo drauf stehen darf, von ihm dominiert und beschützt zu werden, wenn sie nur ein oder zwei Mal ihren Unmut darüber verbalisiert.

Und ich muss sagen irgendwo habe ich ja auch eine gewisse Schwäche für solche Liebesgeschichten. Auch wenn der Kopf sagt, dass das alles ein schizophrenes Durcheinander ist, geht das Herz doch mit. Da bin ich wohl zu sehr durch meine Boys Love Vergangenheit auch vorbelastet, in denen die Beziehungen keinen Deut besser sind. Manchmal darf man sich ein wenig von seiner Fantasie verhätscheln lassen, statt immer alles Kopfgesteuert auseinandernehmen zu müssen.

Was bei The Iron Duke halt zudem dadurch funktioniert, weil es eh Alternative History ist. Wenn dann der europäische Kontinent zum Großteil entvölkert und von Zombies überrannt ist. Wenn die meisten Leute halb Mensch und halb Maschine sind. Wenn es mit ihrgenwelchen zu bindenden Schleifen zu befestigende Proto-Kondome gibt, bei denen ich nie verstanden habe, wie die halten sollen. Wichtig sind sie natürlich, denn der Iron Duke fickt. Merhmals und ausgiebig im Detail beschrieben. Das ist es doch gut zu wissen, dass die auf sich achten.

Doch letztendlich muss ich echt zugeben, dass zwar viel eventuell nicht ganz realistisch praktikabel rüberkommt, die Steampunk-Welt aber auf jeden Fall dicht ausgedacht ist. Dadurch ist mehr über sie zu erfahren durchaus einer der interessanten Punkte des Buches. Als Abenteuerroman funktioniert es ebenfalls gut, denn es kommt zu genug gut geschriebener Action. Schlecht geschrieben ist das Buch auf gar keinen Fall, egal um welchen Aspekt es geht.

Ich fand es auf jeden Fall ziemlich unterhaltsam. Sowohl was den Fantasy-Roman- wie den Liebes-Roman-Teil anging. Ersterer ist aber auf jeden Fall der bessere der beiden Parts. Ich wäre zumindest nicht ganz abgeneigt der Serie weiter zu folgen.

Mother to Mother

Mother to Mother ist ein Buchd er südafrikanischen Schriftstellerin und zweitweise UN-Mitarbeiterin Sindiwe Magona. Es behandelt eine fiktionale Geschichte stark inspiriert vom Amy-Biehl-Mord kurz vorm Ende der Apartheid. Und mit einem besonderen Twist.

Amy Bhiel war eine weiße Aktivistin, die im Township Guguletu von einem Mob Schwarzer umgebracht wurde. Das ist also auch der Aufhänger von Mother to Mother. Allerdings ist es nicht eine Geschichte, die aus dem Blickwinkel des Opfers erzählt wird. Auch nicht aus dem Blickwinkel des Täters. Sondern es ist die Täter-Mutter Mandisa, die der Mutter Amys schreibt. Sie beteuert keine Unschuld ihres Sohnes, sie bittet nicht wirklich um Vergebung, sondern sie möchte darauf aufmerksam machen, wie es zu dem tragischen Vorfall kommen konnte. Wie das Apartheid-System mit seinen strengen Segregations-Gesetzen sowohl die schwarze Bevölkerung über Jahrzehnte hinweg niedergedrückt als auch die Flammen der Revolte gerade bei den Jüngeren entfacht hat. Dass Amy ein Symbol war. Nachdem die weiße Regierung den Schwarzen schon alle Rechte genommen hat und ihnen nur das Leben in den Dreckslöchern von Townships gewährt, wie schnell dann eben die Situation eskaliren kann. Wenn eine Weiße die „Dreistigkeit“ hat, selbst noch in diesen letzten Bereich der Schwarzen einzudringen. Dass es dann egal ist, dass sie unschuldig ist. Das sie helfen will. Amy ist nicht mehr Amy, sondern Amy ist das Symbol der Unterdrücker.

Mandisa als die Erzählerstimme zu nutzen hat natürlich enorme Vorteile. Denn letztendlich ist der Mord nach dem Beginn nicht mehr der zentrale Fokus des Buches. Es geht um das Apartheid-System, und das gibt es immerhin nicht erst seit 1993 wenn der Mord geschieht, sondern existiert da schon fast ein halbes Jahrhundert. Mandisa kann also viel mehr davon erzählen, viel weiter zurückgreifen. Wie die Schwarzen aus ihren Nachbarschaften, die sie sich erbaut haben und in der sie eine Community waren, die sie Heimat nannten, in die Townships zwangsumgesiedelt wurden. Dahin, wie eine versehentliche Teenager-Schwangerschaft ihre schulischen Zukunftsaussichten zerstörte. Wie ihr Sohn in Guguletu zwischen Apathie und Gewalt aufwuchs.

Sindiwe Magona geht es dabei auch eindeutig mehr darum, ein möglichst komplettes Bild zu formen, auch wenn das mit narrativen Regeln bricht. Das Buch ist in erster Person von Mandisa geschrieben. Dadurch wirkt das Geschehen natürlich direkter und persönlicher, und es funktioniert gut damit, dass dies eine direkte Ansprache an eine andere Person, Amys Mutter, ist. Gleichzeitig würde das streng genommen allerdings alle Szenen exkludieren, bei denen Mandisa nicht dabei war. Wie beispielsweise der Mord an Amy. Mit der Regel wird allerdings einfach gebrochen und Mandisa impliziert manchmal schlicht, was sie denkt wie ein Ereignis gelaufen ist was sich Leute gedacht haben, wenn sie selbst die Infos eigentlich nicht haben düfte.

Wobei für mich der Anfang etwas schwerlich war. Das erste Kapitel ist „Mandisa’s Lament“ und trägt diesen Titel nicht umsonst. Es ist der Beginn des Rahmens, der Brief von Mandisa an die andere Mutter, bevor der richtige Hauptteil der Geschichte anfängt. Und bevor wir noch richtig was über Mandisa wissen, bezeichnet sie bereits ihren Sohn als denjenigen, der ihr Leben durch seine blose Existenz zerstört hat. Und betreibt Victim Blaming gegenüber Amy, weil sie es hätte besser wissen sollen, statt als Weiße im Township aufzutauchen. Und das auch noch im Narrativ als direkt an die Mutter der Toten gerichtet! Mandisa hatte nach so einem Start ordentlich damit zu kämpfen, mir noch sympathisch werden zu wollen.

Gewonnen hat sie den Kampf. Weil das Buch eben hauptsächlich über eben in der Apartheid ist. Wie das System sie von Kindheit an im Stich gelassen hat und gegen sie gerichtet ist. Und auch wie lange sie bereits in ihm lben musste, immerhin ist sie bereits eine erwachsene Frau mit drei Kindern. Bereits zu ihrer Kindheit gab es Proteste gegen die schlecht ausgestatteten Schulen für Schwarze, und die sind Jahrzehnte später immer noch am Laufen. Weil sich nichts geändert hat. Weil sich keiner darum schert die Situation der Schwarzen zu verbessern, etwas gegen Apartheid zu tun. Zumindest niemand, der wirklich die Macht hat was zu ändern. Nachdem sie in ihre Townships weggesperrt wurden, nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“.

Zu To Kill a Mockingbird hatte ich geschrieben, dass ich es etwas schade fand, ein Buch aus der Sicht eines weißen Mädchens über Rassismus zu lesen. Dass dort keine schwarzen Stimmen echter Betroffener zu Wort kamen. Nun, ich habe meinen Wunsch in Mother to Mother bekommen. Ein Buch aus der Sicht einer schwarzen Frau, die von den Jahrzehnten des Apartheid-Systems gebrochen wurde. Eine schwarze Stimme zum Thema. Und es ist ziemlich schrecklich und deprimierend. Kein netter Lesestoff, kein Buch das man lesen „mag“. Und wahrscheinlich am besten wirklich für diejenigen, die sich bereits fürs Thema interessieren, statt als allgemeine Leseempfehlung zu dienen.

Boogiepop and Others

Boogiepop hat so eine seltsame Verbindung mit mir. Kennt ihr das, wenn man irgendwann irgendwo mal von was gelesen hat, es dann aber dennoch nie selbst konsumierte, es einem aber alle paar Jahre durch irgendwas wieder ins Auge fällt? Und dann denkt man sich so „Ach ja, da hatte ich mal was drüber glesen“ und vergisst es wieder. Früher, als ich noch jung war und mehr Anime konsumierte, als das gut für einen ist, laß ich nämlich mal in einer AnimaniA von Boogipop Phantom. Einem Anime, welches wirr klang, und bei dem ich gar nicht mehr weiß, ob der Reviewer es gut oder schlecht fand, auf jeden Fall fand er oder sie es anstrengend. Glaube ich. Seit den letzten 15 bis 20 Jahren fällt mir also immer mal wieder sehr unsporadisch dieser Artikel über dieses mysteriöse Import-Anime ein. Anfang der 2000er hatten Medien, die nicht im eigenen Land erschienen waren, irgendwie automatisch diesen interessant-gemeinen Hauch, besonders wenn es wie im Falle von Boogiepop Phantom dann tatsächlich auch etwas aus der Reihe fällt.

Boogiepep Phantom ist aber nur ein einzelner Auswuchs eines wesentlich größeren Multimedia-Aufgebotes und ein Seitenprodukt eines ganz anderen medialen Grundsteins. Das ursprüngliche Boogiepop ist nämlich eine Reihe an Light Novels. Das sind besonders dünne Bücher, einfach zu lesen und häufig hübsch illustriert, die sich an ein jüngeres Publikum richten. Boogiepop ist nicht das erste davon, wird aber immer wieder als eine der ersten Serien genannt, die den Light-Novel-Boom der 2000er mitverantworten müssen. Seither sind fast zwei Dutzend Light Novels erschienen, gibt es Sidestories, Manga-Adaptionen, einen Live Action Film und nebst Boogiepop Phantom mittlerweile auch eine zweite Anime-Serie.

Das erste Buch, Boogiepop and Others, ist noch sehr kurz gehalten. Oft ziehen sich Story Arcs in Light Novels über mehrere Bände, wird auch später hier der Fall sein, doch das erste Volumen ist noch in sich abgeschlossen und dementsprechend eher simpel. Zumindest von der groben Handlung, die darin wiedergegeben wird, her. Keiji ist ein Teenager und wartet gerade auf seine Freundin Touko. Als ein merkwürdiger Kerl auf der Straße zusammenbricht. Alle ignorieren das, bis ein Junge im komischen Aufzug und mit dem Gesicht von Touko sich einmischt. Keiji ist perplex, da nämlich Touko nie aufgetaucht ist und später gar nichts von ihrer Verabredung gewusst haben will.

Das erklärt ihm der seltsame Junge auch, als sie sich das nächste Mal treffen. Er ist Boogiepop und übernimmt, wenn Not am Mann ist, den Körper von Touko. Aktuell geht an der Schule ein Menschenfressender Manticore um, und Boogiepop ist erwacht, um ihn zur Strecke zu bringen. Aus Selbstschutz vergisst Touko die Anwesenheit von Boogiepop und alles, was dem im Wege stehen könnte, also auch wenn sie deswegen Keiji versetzt.

Keiji findet Boogiepop interessant und über weitere Treffen sind sich die beiden eindeutig sympathisch. Bis Boogiepop deklariert, dass der Manticore ausgeschaltet ist, jemand anderes hat sich drum gekümmert, und das er deswegen nun wieder verschwinden wird. Das ist allerdings nur das Ende des ersten Kapitels.

So simpel die Handlung ist, so kann dies definitiv nicht auch von der Struktur des Buches gesagt werden. Jedes Kapitel trägt nämlich den Namen eines anderen Charakters. Und erzählt dann auch nur dessen Involvenz mit den aktuellen Ereignissen und Boogiepop nach. Alles, was geschieht, wenn der Charakter nicht dabei ist, hinterlässt Lücken. Die dann in einem anderen Kapitel von einem Charakter gefüllt werden, der vor Ort war. Die Boogiepop-Bücher sind also nicht chronologisch und nicht von einem allwissenden Über-Ich erzählt, sondern bestehen aus diversen Puzzle-Fragmenten, die sich nach und nach zu einem gesammten Bild zusammenfügen. Keiji findet nur die Grundlagen über Boogiepop heraus. Ein anderer Charakter erfährt Dinge über den Manticore. Ein weiterer hängt mit der anderen Figur zusammen, die den Manticore jagt. Und erst im letzten Kapitel finden wir heraus, wie jener ausgeschaltet wird, wenn ein wieder anderer Charakter im Prinzip zufällig in den Entscheidungskampf hineingezogen wird.

Es ist auch einfach zu sehen, warum es bei Teens damals so gut angekommen ist. Die Struktur ist interessant und lässt die Geschichte mysteriöser wirken, als der Standard-Plot eigentlich hergibt. Boogiepop ist eine vage und geheimnisvolle Figur. Alle Charaktere sind Schüler und reflektieren so auch den allgemeinen Unmut der Altersgruppe. Das die Lehrer mehr mit dem Ansehen der Schule beschäftigt sind, als dass man auf ihre Hilfe zählen könnte. Der Prüfungsstress vorm Abgehen. Die Rebellion gegen zu strickte Regeln. Und natürlich der Hook, dass auch dir ganz normalem Durchschnittschüler was Besonderes geschehen könnte!

Ich persönlich fand das Buch hingegen eher langweilig. Weil echt einfach nicht viel dran ist, wenn man die besondere Struktur mal außer Acht lässt. Die eigentliche Geschichte ist kurz und simpel und genau genommen geschieht gar nicht viel. Sie ist auch nicht sonderlich spannend erzählt, sondern zählt komplett darauf, dass die achronologische Erzählstruktur mit den dadurch aufkommenden Puzzle-Lücken beim Leser bereits genug Interesse aufbringen, um wissen zu wollen, was als nächstes passiert bzw. was bereits geschehen aber noch nicht erzählt ist.

To Kill a Mockingbird

To Kill a Mockingbird ist ein Roman von Harper Lee, der in 1960 publiziert wurde und im amerikanischen Süden der 1930er angesiedelt ist. Das Ding nennt sich Bildungsroman, weil er bis Heute gerne gelesen wird, um Schülern die Thematik Rassismus näherzubringen. Immerhin spielt es zu einer Zeit, wo jener sogar noch overter war als jetzt.

Zusammenfassungen fokussieren sich dabei gern darauf, dass es im Buch um eine Gerichtsverhandlung gegen den Schwarzen Tom geht, der beschuldigt ist eine weiße Frau vergewaltigt zu haben, und dass der Vater der Protagonistin Scout ihn vertreten muss. Dies ist allerdings leicht irreführend. Denn eigentlich geht es wesentlich mehr darum, wie Scout aufwächst. Das Buch spielt während ihrerer ersten Jahre auf der Schule und fast der komplette Part I, der auf Seite 124 von 309 erst endet, beschäftigt sich mit ihrer Kindheit in der Südstaatenstadt und hat noch fast nichts mit dem Verbrechen bzw. der Verhandlung zu tun.

So richtig ihr Leben auf den Kopf gestellt wird natürlich, sobald ihr Vater als Verteidiger von Tom auftritt. Denn er spielt nicht nach den ungeschriebenen Gesetzen der Gesellschaft um ihn herum. Für ihn sind tatsächlich alle vor dem Gesetz gleich. Eigentlich wird von ihm erwartet, dass er sich nicht groß anstrengt und man somit schnell den Schwarzen verurteilen kann und gut ist. Atticus nimmt sein Mandat aber ernst. Und wie sowohl mit Tom aber auch teilweise der Familie von Atticus aufgrund dessen umgegangen wird, lässt Scout und ihren Bruder Jem als Kinder plötzlich merken, in was für einer Gesellschaft sie aufwachsen, was jene von Schwarzen hält, und von jenen, die mit ihnen symphatisieren. Nämlich eine inherent rassistische Umwelt, in der alles gegen die Rechte von People of Color gerichtet ist.

Während ich zunächst fast etwas ungeduldig mit dem langen ersten Teil war, eben weil es nicht zum „guten Teil“ bzw. Hauptpunkt der Geschichte, die ich erwartete, kam, finde ich die Herangehensweies mittlerweile besser. Ich dachte halt echt, dass die Gerichtsverhandlung den Hauptteil des Buches ausmachen würde, statt erst in Part II zu geschehen und eigentlich auch schon nach wenigen Kapiteln vorüber zu sein. Die ist natürlich immer noch wichtig, immerhin ist so so ein wenig der Nukleus, um den sich die Realisierung von Scout und ihrem Bruder dreht. Ohne sie hätten die beiden wahrscheinlich die Gesellschaft um sich herum nie zu hinterfragen begonnen. Immerhin ist es eine sehr starke Szene. Besonders dann, wenn Tom vor Gericht aussagt, dass er der Frau bei den Hausarbeiten half, weil er Mitleid damit hatte, dass ihr sonst keiner hilft. Wie nett von ihm. Aber die anwesenden Weißen im Gerichtssaal sind alle schockiert und erzürnt über so eine eigentlich harmlose Aussage. Weil ein Schwarzer sich erdreistet hat Empathie gegenüber einer Weißen zu zeigen, weil er sie damit in ihren Augen herabsetzt, weil ja eigentlich er derjenige ist, der rassisch unter ihr zu stehen hat.

Dass allerdings der Großteil des Buches mehr um das Drumherum und Aufwachsen in der Community geht, zeigt das größere Problem. Der Rassismus zeigt sich nun eben nicht nur insular in dieser einen Gerichtsverhandlung und betrifft nur die beteiligten Personen. Nein es ist ein Gesamtgesellschaftliches Problem der Zeit und des Ortes, in dem Scout aufwächst. Und zeigt auf, wie Kinder solche Attitüden auch verinnerlichen, wenn sie nicht rechtzeitig hinterfragt werden. Scout muss beispielsweise einen Freund von sich aus dem Gerichtssaal begleiten, weil der unfaire Umgang gegenüber Tom ihn so aufwühlt. Scout kann sich das gar nicht erklären und meint in etwa „Was ist das Problem, er ist doch nur ein N*“. Für Scout, die jünger als ihr Bruder und der Freund ist, ist das Verhalten Tom gegenüber bis hierhin noch ganz normal, weil sie in einer Gesellschaft aufgewachsen ist, in der das der gewohnt Umgang mit Schwarzen ist.

Rassismus ist allerdings nicht das einzige Thema im Buch, sondern die übergeordnette Thematik der Vorurteile zieht sich allgemein hier hindurch. Wer nicht den sozialen Normen entspricht, wird bestenfalls komisch angeschaut. Beispielsweise haben die Kinder einen Nachbarn, der nie das Haus verlässt. Und dadurch zur Spukgestalt für sie wird, der nachts durch die Gegend streicht und Gottweißwas macht. Dabei ist der introvertierte Kerl ein ganz netter, wie sie gegen Ende herausfinden und neben Tom ein zweiter Charakter, auf den sich der Titel des Buches beziehen lässt. Gender-Vorurteile kommen auch verstärkt vor. Zum einen, weil Scouts Vater oft als Schwächling angesehen wird, nur weil er nicht die typischen Dad-Sachen macht wie mit Knarren um sich zu schießen. Und Scout selbst bekommt immer wieder Ärger von ihrer Tante Alexandra, weil sie nicht Ladylike genug ist. Schon fast ironisch, dass Scout so schnell selbst Vorurteile entwickelt, obwohl sie selbst unter ihnen zu leben hat.

Etwas schade, wenn auch nachvollziehbar, ist, dass keine schwarzen Stimmen vorkommen. Überhaupt sind Afroamerikanische Rollen dünn besetzt. Wir haben halt mal wieder ein Buch über Rassismus von einer und durch die Augen einer Weißen. Dazu kommt noch dieser biographische Einschub und der Perspektive der ersten Person eines kleinen weißen Mädchens. Hierdurch gestaltet sich viel vom direkt wahrgenommenen Rassismus dadurch, wie die Nachbarn die Familie von Scout behandeln. Es gibt also viel Wehklagen darüber, dass schlecht über diese arme weiße Familie geredet wird, weil sie einen Schwarzen verteidigen. Die wenigen weißen Rollen, die wie mit Tom umgegangen wird schlecht finden, klopfen sich selbst auf die Schulter, weil sie besser sind. Derweilen hat kein schwarzer Charakter je direkt irgendwas über Rassismus zu sagen.

Das ist im hiesigen Fall natürlich etwas unfair zu bemängeln. Welches Buch eines Schwarzen und dann auch noch über Rassismus wäre schon in 1960 publiziert worden? Und das ein weißes Mädchen im Süden der 1930er wenig mit Schwarzen zu tun bekommt und die sich ihr gegenüber sicherlich nicht über das Thema öffnen würden, ist ja auch irgendwo klar. Beim Lesen kann die „White Saviour“-Trope halt manchmal schlecht aus dem Hinterkopf zu verdrängt werden.

Letztendlich ist es halt gut ersichtlich, warum To Kill a Mockingbird so gern als Bidlungsroman herangezogen wird. Zum einen ist es natürlich eine gute Zeitkapsel in eine Region und Zeit, die hochgradig rassistisch war, obwohl zumindest die Sklaverei offiziell bereits abgeschafft war. Aber auch zur Realisierung, dass dies gar nicht mal so lange her ist. Und man kann halt hierauf aufbauend gern die eigene Gesellschaft hinterfragen, in der man aufgewachsen ist, und ob es dort nicht auch intrinsischen Rassismus gibt, den man so nur teils noch nicht wahrgenommen hat. Darauf einen Schokokuss, meine Lieben.

Vampire Hunter D XXII & XXIII

Mehr vom Vamp-Jäger mit Initialien-Namen D. Künstler, die denken, nur einen Vornamen zu brauchen, haben noch gar nicht die richtige Coolness entdeckt, sogar nur einen einzelnen Buchstaben zu benötigen, und schon weiß jeder, wer gemeint ist.

Die aktuellen Geschichten sind benannt White Devil Mountain, welches in Japan Part 1 und 2 des Volumen 17 sind, in Amerika zu Band 22 zusammengefasst wurden, und Iriya the Berserker, welches als Oneshot Volumen 18 respektive Buch 23 füllt und somit nur die halbe Lesefreude fürs Geld bietet.

In White Devil Mountain crashlandet ein Frachter, der eigentlich einen mit Ketten gebundenen Sarg eines Vampirnoblen überbringen sollte, auf besagtem Berg. Natürlich nicht zufällig, denn der darin befindliche Gilzen hatte hier sein Schloss und will zu seinem Ruhm zurückkommen, nachdem andere Vampire, inklusive seiner eigenen Mutter, ihn für so gefährlich hielten, dass sie in gekettet und vergraben haben. All das nur, weil er andere Pläne hatte den Untergang seiner Spezies mit Hilfe von Alientechnologie zu verhindern, statt wie der Heilige Urvater Vampire und Menschen kreuzen zu wollen.

Doch D ist nicht alleine beim Bergsteigen, und ich meine damit nicht den nervtötenden Parasiten, den er in der Hand hat. Denn eine andere Jägerin, ein Söldner, eine Ärztin und ihr Bodyguard, sowie ein kleiner Junge, der seinen Vater an den Berg verlor, begehen ebenfalls den Aufstieg.

Vampire Hunter D ist dann am Besten, wenn es sich nicht viel um D dreht. Dabei bleibe ich. Über den gibt es eh nichts zu wissen. Abgesehen von den paar Kleinigkeiten, die sowieso jedes Buch ewiglich zu wiederholen sich genötigt sieht. Ist er das einzig Erfolgreiche Resultat der Versuche des Urvasters? Klar. Darf das nie voll ausgesprochen werden, weil er sonst sauer wird? Auch. Ist er so hübsch, dass jeder Frau, jedem Mann, und allem dazwischen sofort die Hose feucht vor Wollust wird? Natürlich. Ist er so Respekteinflösßend, dass jedem seiner Gegner sofort die Hose feucht vor Angstpipi wird? Das auch. Ist er kühl und Emotionslos und es total uncharakteristisch für ihn, wann immer er mehr als absolut nötig redet, sich um jemand kümmert, sich für jemandes Geschichte interessiert, obwohl das mindestens einmalig pro Buch geschieht? Jep. Ist er so unbesiegbar, dass selbst wenn Part 1 auf eine Cliffhanger mit einem aufgespießten D endet, man sich absolut sicher sein kann, dass er da Problemlos nach spätestens drei Sätzen in Part 2 wieder auf voller Höhe ist? Selbstredend.

Gewohnt sind also die Stellen in White Devil Mountain die interessantesten, wenn D von den anderen getrennt wird. Wenn wir die frischen Fähigkeiten der neuen Charaktere ausloten und sie um ihr Leben kämpfen müssen, ohne das Super-Halbvamp D mit einem Schulterzucken ganze Armeen für sie besiegen kann und dabei die Frisur auch noch dank Drei-Wetter-Taft perfekt sitzt.

Dennoch kann ich mich dem Gefühl nicht erwehren, dass es einen sogar noch interessanten Charakter gegeben hätte, um den sich das Buch hätte drehen können: Antagonist Gilzen. Via eines verlängerten Flashbacks in die Zeit, als er die Opposition gegen den Urvater bildete. Warum er einen anderen Weg einschlagen wollte und was seine Überzeugungen waren. Warum sich letztendlich selbst seine eigenen Verbündeten gegen ihn stellten. Dass D zu Beginn des Buches seine menschlichen Begleiter fragt, ob der Vampirismus nicht auch eine Form von Leben, ein neues Leben statt das Ende des Lebens darstellt, wird auch nie wieder aufgegriffen, und mal Teile dieser Bücher aus sicht des Vampiradels zu präsentieren, hätte diesen Blickpunkt erweitern können. Und wenn man schon doppelte Seiten füllen kann, wäre hierfür doch genug Platz. Doch stattdessen gibt es halt eben einfach die doppelte Anzahl an (zugegeben immer imaginiativer) Monster zu besiegen, bevor Gilzen gegen D verlieren darf. Und wirkt das Ende halt ausnahmsweise Mal nicht aufs letzte Kapitel überhastet.

In Iriya the Berserker trifft D hingegen auf die hübsche Iriya, die eigentlich wie ein Mädchen von nebenan wirkt, aber eine prämierte Jägerin ist. Seit eine Gruppe Vampire zum Spaß ihre Familie überfielen, die Eltern umbrachten, und die acht Geschwister vampirisierten und entführten, Iriya zum Sterben zurückliesen, hat sie Rache an jenen geschworen. Wenn sie kämpft, scheint Iriya zu einem anderen Menschen zu werden, und genau dahinter scheint ein Geheimnis zu stecken.

Es gibt übrigens auch einen Vampir in der Gruppe, der durchaus dem entgegensieht, von Iriya endlich für seine Sünden bestraft zu werden. Was mal wieder das übliche Baiting ist, dass der Vampiradel eben nicht nur aus Monstern besteht, sondern einige mehr oder weniger viel Menschlichkeit sich behalten konnten. Ich frage mich echt, warum Kikushi nie auf die Idee gekommen ist, mal stärker deren Blickwinkel einzubeziehen. Ist ja nicht so, dass der Mann keine prinzipiell guten Ideen hat, er schreibt nur häufig nicht über sie, sondern fällt auf seine Standard-Phrasen zu D und generelle Strukturen zurück, welche die Romane gern mal wie aus dem Baukasten zusammengesetzt wirken lassen.

Wenigstens ist die Geschichte von Iriya an sich relativ interessant geraten und mit viel dramatischer Tragik bestückt. Von daher kann immerhin gesagt werden, dass er diesmal nicht an der interssanten Geschichte vorbeigeschrieben hätte.