Nachdem Koji Suzuki seine ursprüngliche Ring-Buch-Trilogie in 1998 mit Loop beendet hatte, schob er im Jahr darauf doch noch einen weiteren Roman nach: Birthday. Diesmal handelte es sich allerdings um drei kürzere Geschichten aus dem Ring-Universum, die jedoch alle lose zusammenhängen. Kennern der japanischen Kinofilme ist der Name natürlich kein unbekannter.
Wir beginnen mit der Geschichte Coffin in the Sky. Diese dreht sich um die Studentin Mai, die während der Ereignisse von Ring eine undurchsichtige Beziehung zu Professor Ryuji hatte – welcher dem dortigen Hauptcharakter Asakawa bei den Ermittlungen half und am Ende starb. Wir sind nun nach jenen Ereignissen angesiedelt und Mai wacht überraschend in einem verlassenen Warenhausbezirk im Lüftungsschacht eines Gebäudes auf, nur einen Streifen Himmel über sich sehend.
Als sie inspiziert, ob sie Ok ist, muss sie nicht nur feststellen, dass sie sich beim Abseilen in den Schacht scheinbar den Fuß verstaucht hat, sondern auch, dass sie schwanger ist. Neben dem Mysterium, wie und warum sie hier ist, kommt also noch ein weiteres hinzu – denn sie hatte nicht nur keine sexuelle Beziehung zu Ryuji, Mai ist noch komplett Jungfrau. Allerdings schaute sie das Ring-Videotape während ihres Eisprunges. Was wächst nur dort ungewollt in Windeseile in Mais Körper heran und warum hat es sie dazu ferngesteuert, sich hierher zu begeben?
Lemon Heart ist die zweite Geschichte. Diesmal ist Hauptcharakter Toyama der Informant aus der Hauptreihe, der dazu befragt wurde, was Sadako machte, als sie sich als junge Frau kurzzeitig einer Theatertruppe anschloss. Toyama erzählt uns nun die komplette Geschichte, nicht nur den vorigen kurzen Abriss. Darüber wie er und Sadako eine Beziehung anfingen, sie das aber geheim halten wollte. Wie es der Leiter der Theatertruppe ebenfalls auf Sadako abgesehen hatte. Und die mysteriösen Vorfälle, die zu Sadakos Verschwinden führten.
Nichts würde den gealterten Toyama mehr erfüllen, als in den Armen seiner ersten und einzigen Liebe Sadako sterben zu dürfen. Ein Traum, der sich ob Sadakos Ableben nie erfüllen wird. Es sei denn, sie würde wiedergeboren werden.
Lemon Heart ist natürlich die Geschichte, die ausgebaut als Basis für den Prequel-Film Ring 0: Birthday herhalten sollte.
Happy Birthday, die letzte Geschichte, spielt nach den Ereignissen vom dritten Buch, Loop. Reiko ist schwanger vom dortigen Hauptcharakter Kaoru, welcher allerdings in die Wüste der USA ging, um das Loop-Projekt unter die Lupe zu nehmen. Das ist eine virtuelle Realität unserer eigenen Welt, allerdings eine, in der etwas schief lief, und die durch das Ring-Virus an den Rande des Untergangs gebracht wurde.
Die beiden vorigen Geschichten sind lediglich Einblicke, die Reiko in die Welt von Loop nahm – zwei der Eckpunkte, die zum Ausbruch von Sadakos Virus und dem drohenden virtuellen Weltuntergang führten. Doch auch in der realen Welt geht ein enorm aggressiver Krebs umher, den Kaoru versuchte durch die Studie des Loop-Projektes zu heilen. Reiko darf nun herausfinden ob und wie ihm das gelungen war.
War wirklich ein interessantes Buch. Wir bekommen im Prinzip zwei Epiloge zu Ring, die während Spiral angesiedelt sind, und dann einen zu Loop, der also nach allen Ereignissen spielt und neuen Closure bietet. Sie sind nicht mal zwangsläufig sonderlich Horror-esque. Abgesehen von der ersten Geschichte. Mais übernatürliche Schwangerschaft, die sie umbringen wird, ist natürlich vorzüglicher Body Horror. Doch die zweite Geschichte ist lediglich ein Ausbau der Zeit, als Sadako versuchte ein normales Leben zu führen, und die letzte Geschichte gibt einem zurückgebliebenen Charakter eine Möglichkeit, mit den Dingen ins Reine kommen zu können.
Ist natürlich nötig vorher die korrespondierenden drei Bücher gelesen zu haben, wobei es schwer vorstellbar ist, dass jemand Birthday als erstes aufgreifen wird. Die Geschichten funktionieren nur dadurch gut, weil wir wissen, in welchem Kontext sie geschehen. Wobei ich doch überrascht war, dass sie im Prinzip einen chronologisch roten Faden bilden, statt komplett voneinander gelöst zu sein. Definitiv eine nette Dreingabe zur Trilogie.