Kurz zur Erinnerung: Die Simple 2000 Linie ist eine umfangreiche Reihe von simplen und mit niedrigem Budget erstellten Spielen und schnell gemachter Re-Releases, die D3 auf den japanischen Markt brachte. Und die zum Ausgleich bereits für 2000 Yen (daher die Zahl im Namen) statt der üblichen fast 8000 Yen eines Neureleases zu haben waren. Von den über 100 Spielen haben es sogar so einige nach Europa geschafft, in der Regel aber nicht nach Nordamerika.
Im bisherig letzten Eintrag beschäftigen wir uns mit zwei Fighting Games. Hauptsächlich aus dem Grunde, weil dies hier vorerst das Finale im Blog zu den Simple 2000s sein wird, und das zweite aufgeführte Spiel einen guten Abschluss darstellt. Aber so ein einzelnes Simple-Spiel macht bekanntlich nicht viel her, weswegen diese Einträge immer halbgar mit einem Thema zusammenhaltend zwei Spiele präsentiert haben. Alleinig deswegen gibt es hier ein zweites Fighting Game zu besichten.
Was nicht bedeutet, dass ich letztendlich nicht doch ein gewisses Interesse an Fighting Angels hatte. Bekannt ist das in Japan als Simple 2000 Vol. 55: The Catfight: Joneko Densetsu und stammt wenig überraschend von Tamsoft. Nun ist es aber so, bevor Tamsoft ein Dutzend Simple-Spiele pro Jahr auf die PS2 geschmissen hat, ist das die Firma, von der die Toshinden-Reihe stammt. Und mittlerweile machen sie die Senran Kaguras. Beides Fighting Game Franchises, die vielleicht nicht als die besten des Genres gehandelt werden, aber doch als kompetent angesehen werden. Von daher war ich gespannt zu sehen, wie Tamsoft jene Expertise in die Budget-Linie bringt.
Es mag daran liegen, dass Tamsoft in 2005 nicht weniger als 15 Spiele auf die PS2 hievten, aber letztendlich bringen sie leider enttäuschend nichts in den Ring. Fighting Angels hat einen Cast an 9 Mädels, die natürlich alle Verkaufsfördernd einen Bikini als Standard-Outfit tragen, um sich in den vier Arenen miteinander zu kloppen. Darunter sind selbstredend diverse bekannte Gesichter. Riho Futaba, Simple 2000s Maskottchen, hat ihren obligatorischen Gastauftritt. Aber auch Reiko und Lisa, die in einigen Sport- und Spielesammlungen als Avatar herhalten, sind auswählbar. Übrigens habe ich mittlerweile die Simple 2000 Deep Lore etwas besser im Griff und kann sagen, dass die Reiko, die in manchen Spielen als Bikini-Babe auftaucht, nicht identisch zu der Reiko ist, die in Oneechanbara das sexy Lederoutfit trägt. Obwohl beide identisch aussehen.
Welche von den neun Damen man auswählt ist dann im Spiel leider vollkommen egal, denn jede einzelne davon hat genau das gleiche Move-Set. Die Hitboxes wissen nicht immer so genau herauszufinden, wer wem nun als erstes eine Backpfeife gegeben hat. Außerdem werden alle paar Auseinandersetzungen plötzlich Waffen in die Arena geworfen. Und wenn die KI eine davon in die Hand bekommt, verliert man fast immer. Denn selbst auf Easy sind die teilweise ziemlich cheap und fangen einen in der immer gleichen Kombo, beziehungsweise braten einem eine Waffe über, noch bevor der Charakter vom vorigen Schlag richtig aufgestanden ist und man als Spieler überhaupt wieder Kontrolle erlangt.
Besiegt werden müssen übrigens alle acht der anderen Kandidatinnen plus eine Boss Lady, um das Spiel mit dem aktuellen Charakter zu gewinnen. Dafür gibt es dann ein neues Kostüm. Im Falle von Reiko darf sie statt den Bikini nun wahlweise einen Badeanzug anziehen. Ok. Neben der Tournament-Option bleiben einem noch Survival oder individuelle Kämpfe und das war es. Neben natürlich der Übungs-Funktion, wobei die aber dummerweise keine Move-Liste gibt, die überhaupt zeigen würde, was für Angriffe ein Charakter (beziehungsweise alle Charaktere) drauf hat.
Joa, für einen Developer, der sich mit Fighting Games eigentlich auskennen sollte, hat Tamsoft hier echt die Nullnummer geschoben.
Glücklicherweise ist All-Star Fighters, beziehungsweise Simple 2000 Vol. 91: The All Star Kakutou in Japan, nicht von Tamsoft. Digital Zero haben das Spiel erschaffen, welches ihr einziger Credit bleiben sollte. Die Simple 2000 Line ging zwar bis 2008 und schaffte es auf etwas über 120 Spiele, dennoch macht sich der 91ste Eintrag auf, die gesamte bisherige Reihe zu feiern.
Wobei es schon kurios ist, ein All-Star Fighting Game für eine Reihe zu machen, die eventuell doch nicht so viel Markt- oder Wiedererkennungswert bereithält. Normalerweise werden die ja erstellt, weil man davon ausgeht, dass die aus den verschiedenen Originalspielen entnommenen Kämpfer dazu führen, verschiedenen Fans die Kaufentscheidung abzuringen. Dennoch ist es für mich jetzt, nach einem Jahr der Simple 2000s, interessant zu sehen, welche von den 13 „Star“-Charakteren der Franchise ich kenne.
Wir können selbstredend Hauptmaskottchen Riho Futaba auswählen. Auch ihre jüngere Schwester Makoto Futaba ist dabei, von der ich nicht weiß, ob sie in noch anderen Spielen war, welche man ihr aber in den Oneechanbara-Erweiterungen zur Seite gestellt hat. Auch Reiko Mizusaki hat ihren Kampfbikini an – das ist also die Minispiel-Reiko, nicht die identisch aussehende Oneechanbara Reiko. Auswählbar sind auch Shin Fuyue aus Zombie Attack oder Kyo Asuka aus Yakuza Fury, sowie der endlich einen Namen bekommenden Deathdoll Kakashi aus Splatter Master. Die beiden größten Simple 2000 Serien sind verständlich auch vertreten: Ein Soldat aus Earth Defense Force sowie Aya aus Oneechanbara kämpfen mit. Damit sind immerhin nur die fünf übrigen Charaktere mir unbekannte Größen.
Als da wären Princess Shaval (aus dem Japan-exklusiven Vol. 44: The Hajimete no RPG), der schräge Namedethgar (aus dem EU-betitelten Power Fighters), die rothaarige Ginnie (nur in Japan als Vol. 67: The Suiri, welches eine eigene Spielreihe erschuf), Wrestler Damdo (aus dem auch in Europa bekannten World Fighting) und die mit Jo-Jo kämpfende Mayuki (aus Street Boyz, Teil der Simple 2000 Ultimate Reihe, was auch immer an jener ultimativer als der Hauptreihe war).
Und hey, bei dem Spiel hier hat man sich dann sogar ein bisschen angestrengt was abzuliefern. Die Charaktere haben zwar kein super umfangreiches aber doch distinkt voneinander unterschiedliches Move Set. Die Anzahl der Arenen ist beschränkt, aber wenigstens nicht vier Variationen der gleichen. Und einige wie der Black Jack Hintergrund oder das Doji mit Kirschblütenbaum sehen richtig nett aus. Die Charaktere sind alle in Cel-Shading gehalten, was nicht nur ihren Look besser standardisiert, sondern auch weniger generisch wirkt, als die 3D-Modelle, welche die Simple Reihe normalerweise bietet. Das ganze kann im Single Player Mode (wo wieder gegen jeden anderen Charakter plus einen Boss angetreten werden muss), sowie einem Versus Play absolviert werden. Auch der obligatorische Survival-Modus ist dabei. Zudem werden die Spieloptionen um Time Attack erweitert.
Insgesamt spielt sich die Prügelei zwar immer noch ein wenig behäbiger, als dies optimal wäre, aber All-Star Fighters liefert dennoch einen brauchbaren Budget-Fighter ab. Endlich. Und damit können die hitzigen Debatten, ob der Splatter Master Kürbiskopf oder Kazuma Kiryu für Arme aus Yakuza Fury der stärkste Charakter der Simple Line ist, beendet werden!