Gundam Thunderbolt

ava-2787Nicht immer kehren wir in letzter Zeit zu Tokusatsu zurück. Manchmal geht es auch um Gundam. Nach dem Original und einer dem nahestehenden Produktion, entfernen wir uns momentan ein wenig weiter davon. In Form vom noch nicht allzu alten Gundam Thunderbolt.

Wobei ich feststellen musste, dass Gundam Thunderbolt lediglich was das Erscheinungsjahr angeht weit von der ursprünglichen Serie entfernt ist. Die im Internet gestreamte Serie hatte nämlich 2015-2017 ihre Prämiere, also fast 40 Jahre nach dem 1979er Gundam. Angesiedelt ist Thunderbolt allerdings dennoch in der ursprünglichen UC-Timeline. Vorkenntnisse würde ich allerdings als eher unnötig halten. Die UC ist mittlerweile so weitläufig und über so einen geraumen Zeitraum herausgekommen, dass aktuelle Produkte eher auf sich alleine stehen können, wenn sie nicht wie The Origin explizit ein Prequel darstellen.

Ich schaute übrigens den Zusammenschnitt in zwei Filme. Der erste, December Sky, dreht sich dabei hauptsächlich um Io Fleming auf der Seite der Erdförderation und Daryl Lorenz auf Seite von Zeon. Wir sind im blutigen One Year War und beide Seiten müssen ordentlich zurückstecken. Io bekommt allerdings einen neuen Gundam, mit dem er den Großteil von Daryls Kameraden auf dem Kampffeld ausschaltet. Der schwört Rache und lässt sich sogar technisch upgraden, in dem er sich verlorene Körperteile ersetzen lässt. Alles kulminiert in zwei in die Enge getriebene gegnerische Einheiten, die sich ausrotten wollen.

Thunderbolt erinnerte mich so unglaublich stark an das eine Meme-Bild, bei dem jemand einen Gundam-Mech anschaut und „Woah, cool Robot“ sagt, während die „War is bad“ Message der Serie über seinen Kopf hinweg schießt. Gundam Thunderbolt ist sich für solche Subtilitäten viel zu schade, sondern absolut darauf aus, dem Publikum die eigentliche Message mit einer Schrotflinte ins Gesicht zu schießen. Nichts geht im Film gut. Soldaten sterben brutal oder verlieren Körperteile. Kommandanten gehen für den vermeintlichen Endsieg über Leichen oder begehen ob der von ihnen angeordneten Gräueltaten Suizidversuche. Kontrastiert zu Erinnerungen an schönere Zeiten vor dem Krieg geht es den hier aufgezeigten Charakteren schlecht, dann schlechter, und die Spirale geht immer weiter. Wenn sie denn überhaupt lange genug dafür leben. Es ist eine schonungslos ehrliche Serie darüber, dass alle direkten beteiligten im Krieggeschehen Verlierer sind.

Interessant dabei ist, dass wir mehr durch Daryl und damit der Seite Zeons sehen, als durch Io und die Förderation. Zeon war ja im Original so ein wenig die Nazi-Deutschland-Parallele, weswegen es immer zunächst komisch wirkt, wenn eine Serie mit ihnen sympathisiert. Der neue Förderations-Gundam wirkt sogar vom Design wesentlich bedrohlicher. Thunderbolt bleibt hier dabei, dass es eher die Obrigen sind, die zur Verantwortung zu ziehen sind. Die beispielsweise unlautere Experimente an ihren Soldaten ausführen. Inklusive jener Augmentation. Der Film liebt es, Soldaten im Kampf Körperteile verlieren zu lassen – so kann man die schreckliche Brutalität des Krieges darstellen, ohne direkt alle zehn Minuten komplett neue Charaktere einführen zu müssen, weil man alle schon umgebracht hat. Und wie gesagt nutzt Zeon jene Prothesen, um die Piloten besser mit ihren Gundam zu verbinden. Ja beschließen sogar an einem Punkt, dass man notfalls auch gesunde Körperteile amputieren sollte, um sie mechanisch zu ersetzen. Gleichzeitig scheint all dies aber auch zu symbolisieren wie Menschen im Krieg immer mehr ihrer Menschlichkeit verlieren und immer mehr selbst zur Kriegsmaschine werden. Hier wortwörtlich durch jene maschinellen Körperteile.

Was vom Design her zusätzlich auffällt, ist die Musik. Und eigentlich das Charakterdesign an sich. So wirken die verschiedenen Charaktere distinkt wie an unterschiedliche Äras von Gundam-Serien angelehnt. Manche könnten gut in eine 80er-Serie passen, manche eine aus den 90ern, manche wirken moderner. Zu jenen distinkt unterschiedlichen optischen Designs kommt aber auch, dass jeder Pilot einen eigenen Musikgeschmack hat. Anstatt eine einzige Leitmelodie zu haben, haben sie hier also eher Leit-Musik-Genre, und bringen die als diegetische Musik selbst mit. Sprich wenn wir sie hören ist das so, weil der Charakter selbst sie gerade angestellt hat.

Gundam Thunderbolt: December Sky war für mich ein wirklich fantastischer, wenn auch depressiver Film. Schonungslos und wenig heroisch den Krieg darstellend. Aber immer optisch top anzusehen.

Umso überraschender dann war es dann mit Gundam Thunderbolt: Bandit Flower in den zweiten Film zu gehen, basierend auf der zweiten Staffel. Einzusteigen. Der erste Film war simpel, hatte eine geradlinige Agenda, und war auf seine wenigen Charaktere fokussiert. Eventuell war man beim Manga, der hier adaptiert wurde, nicht sicher, ob er lange laufen könnte, und hat deswegen die erste Story Arc sehr in sich und jederzeit abschließbar gehalten.

Denn Bandit Flower wirkt wesentlich mehr wie der Pilot zu etwas Längerem. Es werden viele neue Charaktere eingeführt, es gibt eine neue religiöse Fraktion, die eine mysteriöse Gefahr darstellt. Und der Ton ist einfach irgendwo ein ganz anderer. Die Kämpfe sind immer noch ziemlich brachial. Aber diesmal scheint man doch mehr darum bemüht, die Mechs möglichst cool aussehen zu lassen, wodurch auch die Kämpfe cooler wirken, weniger die Gefahr dabei rüberkommen lässt. Auch bin ich nicht mehr darum besorgt, dass Charaktere jederzeit sterben könnten. Dafür sind einige davon zu eindeutige Serien-Archetypen, die lang in der Handlung bleiben sollen, statt jederzeit ersetzt werden zu können. Sie witzeln auch mehr unter sich. Alles wirkt einfach etwas lockerer.  Die durch und durch bedrückende Stimmung von December Sky ist weg, stattdessen wirkt Bandit Flower mehr wie ein regulärer Serienbeginn.

Zu dem es übrigens nie kam. Der Manga läuft bis heute noch und ist somit nicht abgeschlossen. In den letzten sechs Jahren ist aber leider keinerlei neues Material in ein Anime adaptiert worden. Somit verbleibt jene Form von Thunderbolt vorerst mit dem Gliffhanger von Bandit Flower, welcher wie gesagt mehr ein Teaser für die größere Story Arc darstellt. Schon etwas schade. Denn schlecht ist der Film dennoch nicht und ich wüsste gern, wie es weiter geht.

Suzume

ava-2781Suzume, oder auch Suzume no Tojimari (Suzume’s Türschloss) ist der neueste Film von Makoto Shinkai, der auch kürzlich in den deutschen Kinos gelaufen ist. Ich habe mir natürlich die Chance nicht entgehen lassen mir dessen Scenery Porn auch auf der großen Leinwand anschauen zu können.

Suzume ist eine High-School-Schülerin, die bei ihrer Tante wohnt, nachdem ihre Mutter starb, als sie noch sehr jung war. Auf ihrem Schulweg trifft sie einen jungen Studenten, der sie danach fragt, ob es verlassene Orte in der Nähe gibt, da er auf der Suche nach einer Türe wäre. Suzume bestätigt ihm, dass im Wald die Ruinen eines alten Badeviertels zu finden sind.

Die Begegnung mit dem jungen Mann lässt sie allerdings nicht los. Er kommt ihr merkwürdig bekannt vor. Und warum sucht er nach einer Türe? Kurzerhand dreht Suzume auf dem Schulweg um und geht selbst zum verlassenen Badehaus. Wo auch prompt in der Mitte des Raumes eine verlassene Türe steht. Als Suzume jene öffnet, sieht sie aber nicht die andere Hälfte des Raumes, sondern eine von einem Sternenmeer durchflutete Wiesenlandschaft. Doch egal wie häufig Suzume durch die Türe tritt, diese Fantasielandschaft ist immer auf der Seite, auf der sie sich nicht befindet. Als Suzume noch über eine Katzenstatue stolpert, die plötzlich zu einem echten Wesen wird, flieht sie die Ruinen.

Verspätet in der Schule angekommen klingeln plötzlich die Handys von Suzume und ihren Mitschülern. Erdbebenwarnung. Nicht ungewöhnlich in Japan. Doch als sie aus dem Fenster schaut sieht Suzume einen furchterregenden Wurm aus roter Energie sich aus dem Wald in den Himmel streckend. Keiner sonst kann ihn sehen. Suzume rennt zurück zum Badehaus und tatsächlich, die bedrohliche Energie kommt aus der Türe, die sie geöffnet hatte, und der junge Student versucht verzweifelt, sie zu schließen. Suzume hilft ihm dabei.

Er stellt sich als Souta vor und erklärt Suzume, dass er ein Türschließer ist. Überall gibt es an verlassenen Orten solche Türen, die eine Verbindung in die Welt Danach sind und die unter Verschluss gehalten werden müssen, damit eben nicht solche Energiewürmer in unsere Welt übertreten und katastrophale Erdbeben auslösen. Komischerweise fehlte der Schlussstein, der die Türe hätte geschlossen halten sollen. Da taucht die seltsame Katze wieder auf, spricht mit Suzume, verwandelt Souta in einen Stuhl, und springt wieder davon.

Die Reise von Suzume und Stuhl-Souta startet, auf der Jagd nach der Schutzgottheiten-Katze und die Türen zu schließen, die überall in Japan aufzugehen beginnen.

Makoto Shinkai produziert gerne Filme über ruhige Charaktermomente, wie in 5cm per Second oder The Garden of Words. Aber auch an einem großen Ghibli-esquen Abenteuerfilm hat er sich bereits in Children Who Chase Lost Voices versucht. Mit Your Name und Weathering with You fand er hingegen einen Mittelweg an fantastischer Geschichte mit den Charakteren als zentraler Mittelpunkt. In Suzume bleibt er jenem Trend eindeutig treu. Wir haben es hier mit einem Fantasy-Abenteuer zu tun. Einer Reise des ungleichen Paares, um die übernatürlichen Ereignisse in ganz Japan aufzuhalten. Aber im Kern geht es um die Charaktere, geht es um Familie, und geht es um die Liebe am Leben.

Letzteres wird einem dabei zunächst gar nicht so gewahr, sondern erst gegen Ende des Filmes. Wenn Suzume und Souta regelrecht selbst sagen, dass sie unbedingt weiterleben wollen. Wo kommt jene Thematik plötzlich her? Aber nein, wenn genauer überlegt wird zog sich das durchaus bereits durch den Film. Wenn Souta von Suzume beim Türeschließen geholfen bekommt, fragt er sie mehrmals, ob sie keine Angst vor den Gefahren der Aktion hat. Suzume meint hingegen nur kurz, dass es ihr klar ist, dass man eh jederzeit sterben kann. In den Action-Szenen, in denen dieser Einwurf eingebettet ist, denkt man gar nicht weiter drüber nach. Aber das deutet darauf hin, dass Suzume durch den Verlust der Mutter in jungen Jahren sich innerlich darauf eingestellt hat, dass jederzeit jeder Mensch, inklusive sie selbst, sterben könnte. Das ist natürlich so auch Realität. Aber eben eigentlich keine Lebenseinstellung, die einen beständig überschatten sollte. Nachdem Souta in der Anderswelt verschwindet, und damit essentiell für die unsrige tot ist, scheint dessen Großvater auch mehr zu befürchten, dass Souta ein Türverschließen misslang, und nicht, dass sein Enkel nicht mehr existiert. In der Familie als Türschließer lebt es sich also auch mit der ständigen Gewissheit, dass ein baldiger Tod zum Geschäftsrisiko gehört, und im Ernstfall ein nötiges Opfer ist, um Türen unter Verschluss zu halten.

Doch am Ende des Filmes haben beide gelernt nicht mehr unter jenem Todesschatten zu leben. Dass sie lang und erfüllt leben wollen. Dass sie den Tod nicht einfach als gegeben hinnehmen. Dank der wundervollen Reise zusammen, während der sie (und dadurch wir als Publikum) so viele nette Menschen, so viele schöne Lokalitäten und so viel gutes Essen zu entdecken vermögen. Die Reise der beiden steckt voller Leben und Fröhlichkeit und zeigt richtig auf, wofür es sich Weiterzuleben lohnt. Für all solche tollen neuen Erfahrungen, die noch gesammelt werden können. Und für die Liebe, denn eine Romanze entwickelt sich zwischen den beiden ebenfalls.

Dies spiegelt sich auch beim Türeschließen wieder. Ein Teil des Rituals ist, all die guten Erinnerungen der Menschen, die an jenen verlassen Ortschaften gelebt haben, zu beschwören. Sprich die Gefühle aus jenen Tagen zu channeln, als die Orte noch voller Leben waren. Dadurch kann die negative Energie aus dem Reich der Toten unter Verschluss gehalten werden. Witzigerweise müssen beide, während sie die übernatürlichen Türen in das Andersreich schließen, lernen, ihre eigenen metaphorischen Türen fürs Leben wieder zu öffnen, statt ihre Gefühle unter Verschluss zu halten. Suzumes Türschloss ist eben nicht nur die Türe, die sie findet, sondern auch im übertragenen Sinne die Türe, hinter dem sie ihr Herz nach dem Verlust ihrer Mutter verschlossen hat.

War ein super Film. Die Szenerien sehen so geil aus wie immer, was wie gesagt natürlich besonders auf der großen Leinwand toll wirkt. Mit schönen Landschaften, fantastischen Sternenhimmeln und sehr deliziös aussehendem lokalen Essen. Eine Reise voller Farben und Eindrücken, voller Energie und Witz. Eine Ode an das Leben.

Akage no An: Anne mit den roten Haaren

ava-2779Es ist mal wieder Zeit für ein wenig nostalgisches World Masterpiece Theater. Wobei ich damit meine, dass die Reihe an sich für mich viel Nostalgie beinhaltet, da viele deren Serien in meiner Kindheit liefen. Und irgendwo gleichen die sich optisch und erzählerisch ja schon. Zumindest was die Vibes angeht. Denn Anne mit den roten Haaren ist eine von denen, die nie im TV lief, als ich noch Kinderfernsehen geschaut habe. Von daher war sie mir gänzlich neu.

Ich glaube es ist auch eine der beliebtesten Shows im knapp 20-jährigen Reigen an jährlichen Kinderbuchadaption, welche das WMT von Mitte der 70er bis Mitte der 90er ausgemacht haben. In Japan ist die Geschichte auf jeden Fall sehr beliebt, und Anne eine der Figuren, die ich am Häufigsten in Fanarts sehe. Nicht zuletzt hat man sich zum 30-jährigen Jubiläum der Original-Serie zu einem Before Green Gables Prequel verleiten lassen, welches den WMT-Reboot der 2000er aber auch nicht retten konnte. Sogar einen Filmzusammenschnitt der ersten Episoden der 79er-Serie gab es in sage und schreibe 2010 noch.

Die Serie startet am Bahnhof auf den kanadischen Prince Edward Islands. Die rothaarige Anne ist ein Waisenkind, das seit 10 Jahren kein festes Zuhause gefunden hat. Sie macht das ganz realistisch daran fest, dass sie kein Junge ist, der bei der Arbeit helfen kann, und auch nicht hübsch ist, um als Tochter adoptiert zu werden. Doch ihre Sternstunde ist endlich gekommen. Hier am Bahnhof wartet sie darauf, von den Cuthberts aufgenommen zu werden.

Marilla und Matthew Cuthbert sind ein alterndes Geschwisterpaar, die auf der Farm Green Gables wohnen. Da sie nie geheiratet haben oder Kinder bekamen, wollen sie nun adoptieren… und zwar einen Jungen, damit der auf der Farm aushelfen kann. Dass ihnen Anne ausgewählt wurde ist lediglich ein Missverständnis. Und Anne natürlich umso trauriger, nachdem sie sich bereits in die idyllische Landschaft verliebt hat.

Doch natürlich behalten die Cuthberts sie letztendlich doch. So melodramatisch sie ist, so sehr sie tagträumt, so rot die Haare sind, oder was auch immer noch andere Eigenheiten Anne besitzt oder zu besitzen denkt. Und so macht sich ein neuer Wirbelwind von einem Mädchen auf Green Gables ihr zu Hause, um dort aufzuwachsen.

Die 50 Folgen spannen dabei tatsächlich eine geraume Zeit. Anne ist elf Jahre zu Beginn der Serie und wird über fünf Jahre hinweg in eine junge Dame heranwachsen. Aus dem stürmischen Kind voller Fantasie, die den Mund scheinbar nie halten kann, wird eine College-Studentin mit Hang zum Geschichtenerzählen. Sie und die Cuthberts werden zu einer richtigen Familie zusammenwachsen, zusammen durch harte Zeiten gehen, gemeinsam frohe Momente erleben. Anne wird neue Freunde finden, sich streiten, wieder versöhnen. Ein mehr oder weniger normales Leben führen eben.

Dieses Heranwachsen versinnbildlich die Serie auch sehr gut. Gerade als ich Anfing zu denken, dass Anne irgendwie etwas anders aussieht, wird auch erwähnt, dass bereits 2 Jahre vergangen sind. Anne ist nicht mehr elf, sie ist jetzt 13 Jahre alt. Natürlich ist sie etwas gewachsen, ihr Kopf wirkt nicht mehr so groß. Das find ich wirklich ein interessantes Detail. Bei langen TV-Serien ändern sich die Leute, die an einer individuellen Episode arbeiten, ja immer mal wieder. Von daher bin ich es voll und ganz gewohnt, dass Charaktere leicht fluktuierend gezeichnet werden. Doch bei Anne mit den roten Haaren wird schon sehr darauf geachtet, dass Anne sich gleich ist, nur nach und nach leichte optische Veränderungen einfließen, um ihr Altern zu unterstreichen.

Das ist auch etwas, was der Serie wichtig ist. In der Mitte der 30er Folgen ist sozusagen der Umbruch in der Serie. Davor haben wir Anne als Kind und ihre wilden Eskapaden. Danach kommt die junge Erwachsene Anne, die aufs College gehen wird, um Lehrerin zu werden. Und in jenen Episoden dazwischen werden die Charaktere richtig nostalgisch. Marilla und Matthew erinnern sich etwas reumütig an die Zeit, als Anne noch lebhafter und wilder war, und dass jene Tage rum sind. Anne und ihre beste Freundin Dianna haben ihre letzten gemeinsamen Schulferien und müssen realisieren, dass ihre Kindheit rum ist, dass sie erwachsen werden und gewisse einfache Kinderfreunden hinter sich gelassen haben. Das sind natürlich Dinge, die einem vor allem als erwachsener Zuschauer auffallen. Als jemand, der sich selbst gern mal an einfachere aber vergangene Kindertage erinnert.

Aber es zeigt eben auch, wie viel Herz und Herzlichkeit in der Serie steckt. Matthew und Marilla sind gute Menschen, die Anne nicht einfach wieder zurückgeben können. Und obwohl Anne und ihre Art nicht immer leicht sind, wächst deren übersprudelnde Fantasie und ihre scheinbar nie enden wollenden Geschichten den Cuthberts ans Herz. So sehr, dass sie es etwas vermissen, sobald deren Zeiten rum sind. Und dann geht die Serie eben noch 15 Folgen weiter, um unsere Anne auch auf ihrem weiteren Weg zur Erwachsenen zu begleiten. Weil das zum Leben dazugehört. Erwachsenwerden.

Ich persönlich empfand die Serie durch und durch als sehr angenehm. Vorher hatte ich etwas Angst, dass dem eventuell nicht so ist. Früher habe ich bereits schon einige WMT Serien geschaut oder wieder geschaut. Und so sehr ich sie als Kind liebte, als Erwachsener fand ich einige davon etwas überlang und die kindischen Charaktere leicht nervig. Das war bei Anne mit den roten Haaren aber nie der Fall. Isao Takahata, der hier für Buch und Regie verantwortlich war, hat einfach ein gutes Händchen für Charaktermomente. Man ist einfach von der offenen und eigenen Anne eingenommen, von ihren Fantasien, die ihr bescheidenes Leben verfeinern. Für die es ja auch gute Gründe gibt, im Waisenhaus muss man sich Dinge halt schönreden. Annes meist unbeschwerte Kindheit mitzuerleben und ihre Träume und Hoffnungen beim Aufwachsen Form finden zu sehen. Probleme gibt es natürlich auch, aber die meiste Zeit verbreitet die Serie einfach eine sehr wohlige Wärme. Die Länge kommt hier auch zur Entschläunigung zu Gute. Die komplette erste Folge ist lediglich davon eingenommen, dass Matthew die kleine Anne vom Bahnhof abholt und ihr gemeinsamer Weg zurück nach Green Gables. Auf dem Anne, dank der schönen Umgebung zu Tagtärumen beginnt. Nach 20 Minuten glaub ich es, wenn die Serie sagt, dass Annes Art Matthew ans Herz gewachsen ist, eben weil wir fast die ganze Folge mit der Kutschfahrt verbracht haben.

Tatsächlich eine der besten World Masterpiece Theater Serien, würde ich mal sagen. Ganz besonders, wenn man kein Kind mehr ist, sondern sie als Erwachsener erneut schaut.

Gundam: The Original and The Origin

ava-2773Mobile Suit Gundam ist ein Urgestein der japanischen Anime-Landschaft. Die erste Serie lief bereits 1979 über die TV-Bildschirme. Dort war sie ursprünglich gar nicht so bliebt, wurde sogar von 52 auf 43 Episoden reduziert, um den Sendeplatz früher wieder freizugeben. Doch dank Model Kits und Wiederholungen gewann sie an genug Popularität, um eine bis Heute aktive Franchise zu gründen. Wer einen Gundam sieht, weiß eigentlich sofort, wo der hingehört.

Ich habe über die Zeit hinweg ein paar Gundams geschaut. Als da wären After War Gundam X, Gundam Wing mit der Endless Waltz OVA, die beiden Staffeln von Gundam 00, und auch sowohl Gundam Seed und Seed Desetiny in ihren jeweiligen Filmzusammenschnitten. Das ist etwas, was eine gewisse Tradition hat, erfolgreiche Serien durchaus nochmal als Film wiederzuverwerten. Genau genommen geht das sogar bis ganz auf die allererste Serie zurück, die zwei Jahre nach ihrer Erstausstrahlung dann noch mal als Filmtrilogie nachgereicht wurde. Etwas, was schon lange auf meiner To-Watch-Liste steht, aber dennoch immer wieder unterging.

Vor Kurzem wollte allerdings jemand mit mir The Origin schauen, ein Prequel zu jener ersten Staffel, welches zwischen 2015 und 2018 in sechs OVA-Folgen und das Jahr darauf als 13-teilige TV-Serie veröffentlicht wurde. Ich war natürlich etwas skeptisch, ob es nicht besser wäre, das Original zuerst zu schauen. Habe allerdings gesagt bekommen, dass beides eigentlich sehr gut funktioniert, entweder Original und danach Prequel oder umgekehrt zu schauen. Also sahen wir uns The Origin an. In der auf 13 Folgen aufgeteilten Version.

Der Anime folgt, beginnend 10 Jahre vor der allerersten Serie, dem späteren Antagonisten Char Aznable. Dessen Geburtsname ist Casval, Sohn des Mannes, der die Republik Zeon ausgerufen hat, und damit die Unabhängigkeit jener Weltraumkolonien von der Erdförderation proklamierte. Er wurde von der Zabi-Familie ermordet, die stattdessen die Zügel Zeons in die Hand nahmen. Casval musste mit seiner Schwester fliehen.

Nachdem er zum Teenager herangewachsen ist und einen Jungen trifft, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, überredet er denjenigen, die Identitäten zu tauschen. So wird Casval zu Char, der in einer Militärakademie eingeschrieben seine Karriere als Kämpfer für Zeon antreten kann. Sein steiler Aufstieg wird letztendlich in den Vernichtungskrieg zwischen Zeon und der Erdförderation münden.

Es ist schon interessant die Serie zu schauen, mit dem Wissen, dass wir fürs Original die Seiten wechseln werden. Zeon sind die Bösen, Char ist der Antagonist, ja es wird sogar nicht sonderlich subtil mit Nazi-Parallelen für Zeon gespielt. Aber Char ist eben ein super beliebter Charakter. Und so folgen wir ihm hier als Protagonist und militärisches Wunderkind, um mit ihm fiebern zu können und zwar sein kaltes Kalkül etwas zu hinterfragen, aber doch irgendwie hinter ihm zu stehen. Hier hilft eventuell tatsächlich The Origin vor dem Original zu schauen, weil wir dadurch nicht zu sehr von dem, was aus Char werden wird, vorbelastet sind.

Ansonsten kann ich aber schon sagen, dass The Origin auf sich zwar durchaus intern Sinn machte, ich mir aber dennoch immer so vorkam, als würde ich etwas missen. Es gibt einfach Charaktere, die tauchen auf, die hier nicht einbezogen sein müssten. Welche bestimmt deswegen da sind, weil sie in der Serie einen größere Rolle spielen, und deswegen wird halt auch gezeigt, was sie davor machten, selbst wenn es nicht so viel ist. Gibt einige solcher Momente während The Origin, wo ich Schulterzuckend dachte, joa das ist halt jetzt passiert oder gezeigt worden, weil es ans Original anlehnt. Schon witzig, wenn Amuro wesentlich früher im Opening ist, als wirklich auftaucht. Und so viel tut die Bande um ihn herum auch nicht. Aber er ist halt Hauptcharakter der 79er-Serie. The Origin wirkt dadurch manchmal auch etwas fragmentiert, wobei das natürlich auch zum Teil an der TV-Version liegen kann. Die 13 Folgen von 25 Minuten können die sechs OVAs von 60-80 Minuten nicht komplett abdecken und werden von daher ein paar Szenen dem Schnitt geopfert haben.

Was wie gesagt nicht sagen soll, dass The Origin an sich nicht Ok ist. Die Serie ist schon gut. Er war ihr immer zu folgen, es gibt sowohl Charaktermomente wie auch Action. Die Sache ist gut animiert und hat dennoch dieses nostalgische, da dem Original angepasste, Charakterdesign. Aber wenn tatsächlich sowohl The Origin wie auch das Original geschaut werden soll, würde ich, als jemand, der zunächst zu The Origin griff, doch raten, es andersrum zu machen.

Erst etwas später schaute ich dann also das Original. Gundam 79 oder auch 0079 betitelt, um es von späteren Serien besser abzuheben, und da es in der UC0079-Timeline spielt, gleichzeitig auch im Jahr 1979 ausgestrahlt wurde. Aber eben in seinen drei Filmversionen von jeweils 2 Stunden paar Gequetschte. Zusammengeschnitten aus den 43 Episoden TV-Serie.

Der erste Film behandelt dabei hauptsächlich, wie Amuro fast zufällig im von seinem Vater gebauten Gundam endet und plötzlich in das Kriegstreiben hineingezogen wird. Zusammen mit anderen Zivilisten, die sich plötzlich in den Kämpfen befindet, in ihrem Schiff auf Reise zurück zur Erde. Später werden sie dann offiziell ins Militär aufgenommen. Es wird von Newtypes geredet, besonders intuitive Kämpfer und wohlmöglich die nächste Evolution des Menschens, und im finalen Film kommt es dann zu den letzten großen Gefechten gegen Zeon.

Natürlich kann so eine Filmversion, die eben nicht komplett neu animiert ist, nie so ganz verdecken, dass dies mal eine Serie war. Manchmal wirkt es schon etwas episodisch und die Ereignisse unzusammenhängend. Weil sie wichtig sind, aber eben einzelne Folgen im Original waren und nun in paar Minuten im Film aufweisen, die irgendwie zwischen größeren Szenen eingekeilt sind. Besonders die spätere Hälfte des ersten Filmes ist beispielsweise sehr episodisch. Was auch erneut einige Dinge etwas plötzlich erscheinen lässt, da sie im Narrativ der Serie mehr Spielzeit bekamen, im Zusammenschnitt aber nicht ganz so viel Vorlauf eingeräumt bekommen.

Tatsächlich kann ich hier nun aber auch mitteilen, dass es durchaus auch einen Vorteil mit sich brachte, dass ich The Origin zuerst schaute. So habe ich tatsächlich schon mehr Zeit mit diesen Charakteren verbracht und weiß besser, wie sie familiär und freundschaftlich zueinander stehen. Besonders Char mit seiner Schwester und Amuro mit seinen Freunden. Die Filme räumen durchaus auch Zeit an Downtime zwischen den Kämpfen ein, um einfach mal die Charaktere miteinander interagieren und alltägliches machen zu lassen, was ich auch wichtig finde zu inkludieren. Aber natürlich geht trotzdem viel davon verloren, wenn die Spielzeit so stark zusammengestaucht werden muss.

Was ich übrigens sehr interessant am original Gundam fand, ist dass es doch sehr stark auf das PTSD eingeht, welches Amuro und die anderen entwickeln, nachdem diese viel zu jungen Menschen plötzlich in den Krieg als Soldaten rekrutiert werden. Allgemein werden die Charaktere, auf beiden Seiten, nicht unnötig heroisch dargestellt. Im Gegensatz zu eben The Origin, in welchem Char auf Grund seiner späteren Publikumsreputation häufig etwas zu cool daherkommt. Auch angesprochen werden die Gefahren des Wettrüstens. Der Gundam ist hier eine noch komplett neue Kriegsmaschine, und um mithalten zu kommen, rüstet Zeon natürlich nach. Dieser Schneeballeffekt aus immer größeren Tötungsmaschinen ist eine Konstante in der Geschichte.

Die ideale Art und Weise, um sich Gundam 79 anzuschauen, wird dann wahrscheinlich schon via der kompletten 43 (bzw. 42) Folgen sein. Und dann anschließend The Origin. Aber wer so wie ich die Zeit nicht mitbringt oder nicht aufbringen will, der bekommt in der Filmtrilogie durchaus auch eine gute Variante geboten.

Detective Conan: Time-Bombed Skyscraper & Fourteen Targets

ava-2772Detective Conan ist ein Main Stay in der japanischen Medienlandschaft. In den Mitt-90ern gestartet, ist der Manga immer noch am Laufen, und fasst mittlerweile über 100 Sammelbände. Die kurz darauf gestartete TV-Serie ist schon über Folge 1.000 hinaus. Und auch in die Kinos kam der Hit bereits 1997, hat seither jährlich einen Film rausgebracht, wir nähern uns also auch hier der 30.

Zwei davon hatte ich bereits mal geschaut. The Private Eyes‘ Requiem, Film Nummer 10, von meinem Neffen auf DVD ausgeliehen. Und The Crimson Love Letter, Film Nummer 21, als er von Kaze als Anime Nacht in die Kinos kam. Ich glaub die gibt es immer noch, diese Eine-Aufführung-Only Spezialvorstellungen, kurz bevor Kaze ein Anime ins deutsche Heimkino released. Da ist Conan bestimmt jedes Jahr mit dabei.

Ich wollte mich dem mal wieder widmen, und bin diesmal direkt an den Anfang gegangen, habe mir die ersten beiden Filme angeschaut.

The Time-Bombed Skyscraper, im Deutschen dann Der tickende Wolkenkratzer, dreht sich gar nicht mal so viel um besagtes Hochhaus. Wir beginnen mit einem schnell von Conan abgewickelten Fall, wahrscheinlich um das Publikum, welches nicht mit Serie oder Manga vertraut ist, eben die Charakterdynamik zu erklären. Auch wenn Conan zu Beginn jeden Filmes eh kurz erklärt, was die Prämisse der Franchise ist. Shinichi Kudo ist ein Superdetektiv, aber zum kleinen Jungen Conan geschrumpft, der nun von der Mori-Detektei aus im Geheimen die Fälle löst, während der trottelige Kogoro Mori die Lorbeeren dafür bekommt.

Der Hauptteil des Filmes dreht sich stattdessen um gewisse Bombenattentate, die vereitelt werden müssen. Und die alle mit den Gebäuden eines bestimmen Architekten zu tun haben, welchen wir etwas früher im Film bereits kennenlernen durften. Der junge Detektiv Conan, beziehungsweise seine eigentlich echte Identität als Shinichi, wird dabei direkt vom Attentäter kontaktiert und ein Katz- und Mausspiel zwischen den beiden entbrennt. Als der Schurke schon entlarvt und festgenommen wird, und es so aussieht, als wäre der Film bald rum, wird doch noch eine finale Bombe platzen gelassen. Wortwörtlich sozusagen, denn es geht zum Titelgebenden Wolkenkratzer, in dem Ran gefangen ist.

In The Fourteenth Target hingegen fallen eine Reihe an Leuten, die mit Kogoro zu tun haben, Mordanschlägen zum Opfer. Eine Verbindung zwischen ihnen ist, dass sie alle eine Nummer in ihrem Namen versteckt haben, die Spielkarten gleichstehen. Der Verdacht fällt also auf einen gerade entlassenen Straftäter, den Kogoro überführt hat, und der in einem Casino arbeitete.

Was ich tatsächlich ziemlich überraschend fand ist, dass bei beiden Filmen der Täter super schnell klar ist. Nicht zwangsläufig im Narrativ an sich, sondern einfach für das Publikum. Die Filme führen ziemlich früh schon eine ganze Riege an Charakteren ein, die auch alle mehr oder weniger wichtig werden, und die wohl alle als mögliche Schurken herhalten sollen. Vom Setup und wie sie eingeführt werden an sich ist es allerdings in beiden Fällen ziemlich einfach gewesen, zu erraten, wer dahintersteckt. Dann wiederum ist Detektiv Conan natürlich an Kinder gerichtet und ich sollte mich wahrscheinlich eher nicht wundern, dass ein Erwachsener mit Medienkompetenz wie ich auf übliche Anzeichen anspringt.

Das ist aber auch gar nicht so wild. Denn dadurch, den Bösewicht bereits zu kennen, wird nicht zwangsläufig die Spannung aus den Filmen genommen. Stattdessen stellt sich nun wesentlich eher die Frage des „Warum“ sie hinter jenen Taten stecken, was also ihr Motiv ist, und natürlich das „Wie“ es ihnen möglich ist, jene durchzuführen. Werden ja genug Leute in Gefahr gebracht, um dennoch weiterhin mitfiebern zu können. Etwas auf die Handlung einlassen muss man sich dabei natürlich schon, immerhin ist es klar, dass Hauptcharaktere wie Conan oder Ran jede Situation überleben werden. Und immerhin machen einem die Filme jene Charaktere wichtig. Das Finale beider baut ziemlich auf der Beziehung von Ran und Shinichi auf, und ist sehr nett und emotional umgesetzt, besonders im Wolkenkratzer-Vorfall.

Den zweiten Film fand ich dennoch insgesamt etwas besser als den ersten. Er wirkte spannender und die Gefahr größer. Außerdem besser strukturiert, der erste Film scheint etwas zu damit beschäftigt das Publikum an die Reihe heranzuführen, und wirkt dabei fast mehr wie ein paar zusammengereihte Folgen als ein großer kompletter Film.

Digimon Adventure Tri and Kizuna

ava-2762Anfang 2021 habe ich die vier Filme zum ursprünglichen Digimon Adventure geschaut, und damit geendet, dass ich mir vielleicht auch demnächst die sieben Tri-Filme anschauen werde. Das hat sich dann jetzt doch etwas verzögert, aber es ist vollbracht. Das für das 15- beziehungsweise 20-jährige Jubiläum erschaffene Projekt ist durchgeschaut.

Nostalgie läuft sowieso immer gut. Nicht umsonst gibt es schon seit Jahren zig Reboots oder Remakes beliebter Kinderserien. 15-20 Jahre später ist dabei sowieso immer eine ganz gute Zeit, weil nämlich die Kinder, die damals das Original schauten, nun Erwachsene um die 30 sind, die ihr eigenes Einkommen haben, welches auf das neue Projekt verwendet werden kann. Wobei ich die Idee an Digimon Adventure Tri nicht schlecht fand. Ein direktes Sequel zu den ersten beiden Staffeln, mit einem wie die damaligen Fans nun gealterten Cast an Charakteren. In sechs Filmen, was der Sache mehr Prestige anhaften lässt, als eine Schnellschuss-Staffel oder nur ein kurzes Special rauszubringen (auf Streaming-Platformen sind sie allerdings doch häufig in 26 Folgen gesplittet anzutreffen).

Ernüchterung stellte sich allerdings ziemlich schnell ein. Beispielsweise sind die Charaktere nur ein paar Jahre gealtert, stehen jetzt kurz vorm Ende der Schulzeit. Wäre doch echt mal interessant gewesen sie als junge Erwachsene zu sehen und dessen Probleme mit den Digimon-Problemen unter einen Hut bringegn zu müssen. Und wie gesagt, um sie auf das gleiche Alter wie die damaligen Fans zu heben, was sie nachvollziehbarer machen würde. So haben wir halt einen Haufen Teens, die ebenfalls etwas gestresst sind, weil sie ihre Nebenaktivitäten oder die Universitäts-Findung am Laufen haben, die wenig Zeit dazu lassen miteinander abzuhängen beziehungsweise die neue Bedrohung an infizierten Digimon zu bekämpfen.

Wird uns zumindest so von ihnen gesagt und hin und wieder kann auch jemand mal zum Kampf nicht auftauchen, weil zu viel zu tun ist. So richtig merklich wird das in der Serie aber nie. Abgesehen davon, dass dadurch die Charaktere häufig passiv auf Angriffe reagieren statt aktiv eine Lösung zu suchen – sie haben ja zu viel mit Band oder Fußballtraining zu tun. Diese Passivität ist ein wenig das Gesamtproblem der Filmreihe. Weite Teile der Filme über geschieht fast gar nichts, selbst einige Filme in die Story hinein beginnen wir noch mit einem Ausflug in die Bäder oder Rumhampeln am Schulfest. Bis dann irgendwann plötzlich ein paar Digimon angreifen und diese bekämpft werden müssen. Inklusive 5-10 Minuten Spielzeit daran zu verlieren, die verschiedenen Evolutionsformen der Partner-Digimon in den gleichen Sequenzen durchzugehen. Die Handlung ist ein beständiges Stop and Go. So kompliziert ist sie nicht, hätte locker auch in 2 der Filme gepasst, aber sie steht einfach ständig still und braucht ewig, um sich zu erklären. Man vergisst schnell mal, was hier los ist, einfach weil es Adventure Tri häufig selbst nicht so zu interessieren scheint. Gleiches mit den Thematiken, oder den Charakteren. Alles an den Filmen geschieht einfach, ohne das es viel Grund für dessen Auslösung gäbe. Die Filme ziehen passiv an einem vorbei, sonderlich viel Hype kommt dabei selten auf.

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Sonderlich Filmreich dargestellt sind die dabei auch nicht mal. Digimon Adventure sah nie sonderlich gut aus im TV, aber da dies hier das 15-jährige Projekt und sogar in Filme gesteckt ist, dachte ich, man würde ein wenig mehr Budget springen lassen. Tri ist aber nicht nur genauso langsam strukturiert wie eine weitere TV-Staffel, es sieht auch wie eine aus. Die Charakterdesigns sind sehr simpel, was ich durchaus stilistisch nicht schlecht ankreiden will, aber um das auszugleichen gibt es nie besonders detaillierte Hintergründe, besonders geil animierte Kämpfe, und ehrlich gesagt ist das Charakterdesign innerhalb der Filme ne ganze Ecke hässlicher, als die coolen Cover-Artworks vermuten lassen.

Von daher war Digimon Adventure Tri doch irgendwo eine ziemliche Enttäuschung. Statt das Großprojekt zum Jubiläum von und für langjährige Fans bekommen wir eine halbgare neue Staffel geboten, die in sechs sehr träge und unebene Filme gefasst ist.

Weitere fünf Jahre später, 2020, schrieben wir dann das 20-jährige Jubiläum. Mit zwei Anime-Projekten am Start. Zum einen gab es einen Reboot des original Digimon Adventures, eine moderne Neuerzählung der gleichen Geschichte mit den gleichen Charakteren, welche die Animefranchise begonnen haben. Doch bevor diese im TV startete erschien noch ein neuer Film. Digimon Adventure: Last Evolution Kizuna sollte das Ende der Original-Timeline, die 2000 gestartet war, einläuten.

Die Charaktere sind erneut ein paar Jahre gealtert, also nun zum Großteil in der Universität und müssen sich darauf vorbereiten, was für einen definitiven Weg sie im Leben einschlagen wollen. Doch dann machen sie eine verstörende Feststellung: Die Zeit mit ihren Digimon-Partnern ist ebenfalls am Ablaufen. Kinder haben ein fast endloses Potential, was mal aus ihnen werden wird, und dies ist die Kraft, die ihre Digipartner antreibt. Je älter die Kinder werden, umso mehr Türen verschließen sich ihnen, umso mehr müssen sie sich auf einen Pfad im Leben festlegen. Und damit bleibt auch weniger und weniger Energie für die Digimon.

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Der Verlust der Partner ist also eine Parabel zum Verlust der Kindheit. Genau eine Thematik, welche die herangewachsenen Fans der ersten Adventure-Serie nachvollziehen können, weil sie selbst mittlerweile erwachsen sind. Die Welt scheint nicht mehr endlos, die Zeit nicht unbegrenzt, nicht alle Möglichkeiten offenstehend. Man vermisst die vermeintlich einfacheren und unbeschwerten Tage. Die Zeit sich mit Fantasie dahinfließen zu lassen. Die Zeit mit Digimon. Und so müssen auch die Charaktere in Kizuna sich der Realität stellen, dass sie ihre Kindheit und auch Kindheitsfreunde hinter sich lassen müssen. Natürlich mit dem hoffnungsvollen Ausblick, dass anschließend ein neues Kapitel im Leben sich öffnet, und das man immer die schönen Erinnerungen mit sich tragen wird. Aber zu jener Resolution muss erst gekommen werden.

Und bis jene kommt gibt es eine Menge netter Charaktermomente, eine Handlung um die Wichtigkeit des Erwachsenwerdens und Loslassens, und tatsächlich vielen Nods zur alten Serie und die frühen Filme von Mamoru Hosoda. Mit viel bittersüßer Nostalgie und einen finalen Goodbye an die Kindheit. Bessere Optik mit einbezogen. Ich bin nicht mal ein sonderlich großer Fan von Digimon oder hänge extrem an den Adventure-Charakteren, doch selbst mir sank das Herz ein wenig, wenn Tai und Mat ihren Partnern Lebewohl sagen. Denn das, wofür dies steht, kann mit jedem räsonieren.

Das hier ist genau wie ich mir ein Jahre später erschienenes Jubiläumsprojekt für die erwachsenen Fans gewünscht habe. Stringente Handlung mit eindeutiger Metapher und das alles verpackt in einen guten Film.

Ranking of Kings

ava-2758Auf meiner Twitter-Feed tauchen Anime eigentlich gar nicht allzu häufig auf. Ich followe halt eher Videospiel-Leuten und von den Anime-Leuten eher nicht so diejenigen, die sich den aktuellsten Hit-Shonen nach dem nächsten reinwürgen. Eine Serie, welche im letzten Jahr aber tatsächlich immer mal wieder darauf zu sehen war, neben Spy x Family, war Ranking of Kings. Da das wirklich interessant aussah und interessant klang, habe ich es natürlich auch besichtigt.

Der Hauptcharakter der Serie ist der junge Prinz Bojji. Sein von allen für seine Kraft verehrter Vater hat das nach ihm benannte Bosse-Königreich gegründet. Doch der Erstgeborene Prinz Bojji ist nicht nur schwächlich, sondern auch taubstumm. Ein gefundenes Fressen für Hohn und Spott. Dennoch hat er sich seine offene bis gar naïve Persönlichkeit behalten. Was allerdings wiederum ein gefundenes Fressen für Streiche und Betrug ist. So beispielsweise durch das Schattenwesen und einziger Überlebender des Assassinenklans Kage, der Bojji täglich ausraubt. Der Prinz kommt dennoch zurück, kann Kage ihn doch ohne Gebärdensprache verstehen. Als Kage feststellt, dass Bojji trotz seines Statuses genauso einsam und verachtet ist, wie er, entspringt daraus eine echte Freundschaft. Beide haben ihren ersten richtigen Freund gefunden und brechen in Tränen aus.

Am Hof derweil ist der alternde und kranke König Bosse verstorben, ein weiterer Schicksalsschlag. Überraschend sagt dessen Testament allerdings aus, dass Bojji und nicht der Zweitgeborene Daida den Thron übernehmen soll. Doch auf seinem Totenbett erscheint plötzlich ein Teufel, zeigt auf Bojji, und verschwindet wieder. Ein weiteres böses Omen. Als Bojji zur Krönungszeremonie mit stolzer Brust auftaucht, muss er plötzlich feststellen, dass die Statthalter das Testament zerstört haben und nun doch Daida als neuen König krönen. Kage und Bojji verlassen das Königreich auf eine Reise, um Bojjis Stärke zu finden, bevor er noch einem Attentat zum Opfer fallen kann.

Was mir die Serie auf jeden Fall gleich sympathisch gemacht hatte, war die Optik. Die ist etwas altbacken, wenn man so will. Sie erinnert an westliche Bilderbuch-Märchen oder die Charakterdesigns von Anime, die auf ihnen basieren oder eine Thematik um sie herum aufbauen. Pausbäckige Knaben, akzentuierte Nasen, hochdramatische Gefühlsausbrüche. Fast ein wenig wie ein Grimms-Märchen– oder Wizard-of-Oz-Anime aus den 80ern, aber mit moderner guter Animation, welche sowohl die Kampfchoreographie aber auch die emotionalen Gefühlsregungen darstellen.

Denn ums Fühlen geht es in Ranking of Kings viel. Wem Bojji und Kage nicht sofort ans Herz wachsen, und sie siegreich aus den Konflikten herauskommen sehen will, der hat wohl kein Herz. Wenn die beiden realisieren, dass sie endlich einen Freund gefunden haben, jeder Moment, bei denen ihnen endlich Güte entgegengebracht wird, ist herzallerliebst. Genauso wie es aufregend ist, wenn sie ihre Abenteuer bestehen, und herzzerreißend, wenn sie wieder mal einen Rückschlag mitnehmen müssen. Die beiden und ihre Freundschaft sind der emotionale Kern der Serie. Und eines der Hauptthemen ist und bleibt innere Stärke.

Es wird schnell klar, dass allen im Königreich physische Stärke wichtig ist. Das ist, wie König Bosse zum König wurde. Das ist im Ranking of Kings mit wichtig. Und als Bojji in einer der ersten Folgen ein Duell gegen Daida gewinnt, in dem er ihn mit seiner Flinkheit ausmanövriert, wird das als unfeiner und feiger Kampfstil niedergemacht. Doch Bojji ist stark, emotional stark. All die Rückschläge hinnehmen zu können und dennoch mit einem Lächeln weitergehen und für alle das Beste zu wollen, benötigt enorme Stärke. Wir finden beispielsweise früh heraus, dass Bojji Lippen lesen kann. Der Spott, der auf ihn niederregnet, denkend der taube Prinz kann es eh nicht hören… dem ist er sich also vollkommen bewusst. Und er versucht dennoch mit erhobenem Haupt der beste Prinz zu sein, den er sein kann.

Was ich allgemein sehr zu schätzen wusste, war, dass die Charaktere alle nicht eindimensional sind. Sie machen alle entweder ein Entwicklung durch, oder ihre Hintergründe werden später besser beleuchtet. Überhaupt ist Ranking of Kings eine Show, welche die Intelligenz des Zuschauers nicht unterschätzt. Viele Dinge werden nicht oder erst später richtig durcherklärt, bis dahin wird darauf gesetzt, dass das Publikum auch einfach logisch Dinge zusammenreimen kann. Häufig kann es so aussehen, als ob Charaktere etwas plötzlich ihre Meinung ändern, oder Dinge nur aus dem Überraschungseffekt heraus geschehen. Doch ich habe der Serie immer zugetraut, dass sie das früher oder später schon für mich nachvollziehbar machen wird. Königin Hilling beispielsweise wirkt beim ersten Treffen auf Bojji sehr Gefühlskalt. Später entwickelt sie sich aber zu einer Powerfrau und Unterstützerin beider ihrer Kinder, sowohl leiblich wie adoptiv. Ein frühes Zeichen hierfür ist, dass Hilling Gebärdensprache nutzt, um mit Bojji zu reden. Eine Sache, die sie sicherlich nicht gelernt hätte, wenn der ihr wirklich egal wäre.

Häufig wirken Charaktere auch einfach in ihren Teufelskreisen gefangen. Irgendwann wird beispielsweise klar, dass König Bosse seine Kraft nicht komplett von sich selbst erlangt hat. Aber um eine wichtige Person in seinem Leben zu schützen einen Pakt einging, der jetzt negative Auswirkungen auf seine Familie hat. Die sind ihm auch wichtig, aber es gibt für ihn einfach kein zurück mehr. Bojjis Kampftrainer ist frustriert den körperlich schwachen Prinzen an der Backe zu haben und sich nicht beweisen zu können, und aus jenem Frust heraus tut er Dinge, die er nicht zurücknehmen kann. Nur um später zu merken, dass Bojji ihm doch wichtig war und sich für ihn einzusetzen, um sich zu rehabilitieren. Erneut spielt hier halt auch rein, wie wichtig den Charakteren ihre Auffassung von Stärke und einem starken Auftreten ist, was sie am Ende nur umso mehr restriktiert.

Aber über das eigentliche Ranking of Kings, nach dem die Serie benannt ist, habe ich ja noch gar nicht geredet. Das hat auch seinen Grund. Es ist nämlich schlichtweg nicht sonderlich wichtig. Zu Beginn und Ende der Staffel wird es angeschnitten. Im Prinzip gibt es ein Komitee, welches die Welt bereist und die Könige der einzelnen Reiche nach diversen Kriterien prüft. Dann jedem einen Rang gibt und wer Nummer 1 ist, dem wird ein großes Geheimnis offenbart. Wobei angeschnitten wird, dass jenes zu wissen eventuell nicht zwangsläufig was Gutes ist. Für die aktuelle Reise des jungen Bojji war das aber weniger wichtig, weswegen es mehr als World Building erwähnt wird. Wobei ich davon ausgehe, dass sich die nächste Staffel mehr darum drehen wird. Denn am Ende der aktuellen wurde einem neuen König das Geheimnis gezeigt, was wahrscheinlich Auswirkungen auf den Verlauf des kommenden Geschehens hat.

Ich kann mich auf jeden Fall nur der allgemeinen Stimmung anschließen und bestätigen, dass auch für mich Ranking of Kings die Highlight-Serie aus dem letzten Jahr war.

Hero Anime Double Feature: Samurai Flamenco & Fuuto PI

ava-2754Heute geht es um zwei weitere Anime, die ich gesehen habe. Beide relativ unterschiedlich, aber doch beide über Superhelden und ihren Partner. Beide sogar mit etwas Queerbaiting. Allerdings nur eines davon ein Kamen Rider. Kann ja nicht immer nur über die schreiben. Den Anfang macht dann auch erst Mal Samurai Flamenco, eine 2013er Serie von Manglobe, die Original Content ist. Ein Manga besteht zwar, der startete aber zur gleichen Zeit, die Serie ist also keine Adaption.

Masayoshi ist ein relativ unambitionierter Kerl, der als Model entdeckt wurde. Eines Tages bekommt er ein Päckchen seines verstorbenen Großvaters. Der ihn dazu anhält seinen Traum ein Superheld zu werden nicht aus den Augen zu verlieren. Masayoshi is sofort motiviert und wird zu Samurai Flamenco. Als jener will er alles Übel aus der Welt schaffen. Samurai Flamenco ist aber nur Masayoshi in einem Kostüm, er hat weder Superkräfte noch einen Power Suit. Bei seinem ersten Einsatz wird er also ordentlich zusammengeschlagen. So findet ihn der Polizist Hidenori vor, der dadurch unfreiwillig Samurai Flamencos Identität erfährt. Er will natürlich nicht, dass Masayoshi weitermacht, der lässt sich aber nicht aufhalten.

Samurai Flamenco ist eine merkwürdige Show. Eine, die nie so recht zu wissen scheint, was sie tun will. Deswegen kommen die 22 Folgen auch im Prinzip mit drei distinkten Story Arcs daher. Der Anfang ist eigentlich recht interessant: Was würde passieren, wenn ein normaler Mensch in unserer Realität plötzlich Superheld spielen würde? Samurai Flamenco taucht auf, um sowohl Leute anzuhalten ihren Müll richtig zu trennen, bei Rot nicht über die Ampel zu gehen, aber auch eine Bande von Schlägern von ihrem Opfer abzulassen. Er kümmert sich also um jede Kleinigkeit, ist so davon eingenommen der Held zu sein, dass für ihn jede Form von Kriminalität gleich ist. Währenddessen wird er gefilmt und auf Social Media teils zur Lachfigur, dann aber doch wegen seines Durchsetzungsvermögens ein loaker Held, und dann plötzlich ob des Preises auf seine Identität von der Bevölkerung gejagd.

Irgendwann ist das der Serie allerdings zu langsam und plötzlich tauchen echte, monströse Gegner auf. Als Samurai Flamenco bei der Polizei für Publicity aushelfen soll, erscheint ein sprechender Gorilla mit einer Guillotine im Bauch auf und bringt das halbe Präsidium um. Der neue Oberschurke entführt irgendwann Flamenco Girl und foltert sie für Stunden. Das ist ein enormer Whiplash was die Struktur und den Ton der Serie angeht. Bisher war alles relativ bodenständig und realistisch gehalten. Und plötzlich haben wir nicht nur monströse Feinde sondern auch harte Brutalität.

In der dritten Story Arc tauchen dann Aliens auf, Samurai Flamenco wird zum Staatsfeind Nummer 1, der Premierminister zum wahren Schurken, ein dunkles Geheimnis von Hidenori kommt an den Tag, und die letzte Auseinandersetzung ist Masayoshi, der einem Jungen etwas über Liebe predigt.

Wenn man Samurai Flamenco eines zuschreiben kann, dann das die Serie auf jeden Fall zu überraschen weiß. Das Problem ist halt, dass sie so unorganisch daher kommt. Die Serie hat in ihren Story Arcs durchaus interessante Ideen oder Konzepte zu bieten. Wie gesagt zum Beispiel wie die Gesellschaft auf einen realistischen Normalo-Superhelden reagieren könnte. Wie Medien oder Politik sie da manipulieren können. Was es bedeutet wirklich an seine Überzeugungen im Angesicht von Aussichtslosigkeit zu halten. Was ist wahre innere Stärke. Jeder der Handlungsbögen scheint aus einer interessanten Idee entsprungen zu sein. Jeder Charakter scheint ein interessantes Gimmick zu haben. Doch all das kommt eben nie zusammen. Es fühlt sich an wie eine Serie auf ADHD. Eine Serie, die alles an die Wand schmeißt, um zu sehen, was hängenbleibt. Eine Serie, die von sich selbst schnell gelangweilt ist und plötzlich wild Haken schlägt.

Was das bei mir ausgelöst hat ist schlichtweg, dass ich häufig abschaltete. Zumindest gedanklich. Die Serie und all ihre irrsinnigen Wendungen und unrealistische Charaktermotivationen flog an mir vorbei und wurden nur noch so halb registriert. Dazu kommt noch dieses ständige Queerbaiting zwischen Masayoshi und Hidenori, welches bis in den Epilog der letzten Folge immer noch mit „Hashtag No Homo“ begleitet wird. Am Ende war mir die Serie einfach zu viel und gleichzeitig zu wenig. Es wurden zu viele Ideen aufgefahren, zu viele Dinge gezeigt, weil dann doch nichts davon zusammenpasste und nicht stringent wirklich was ausgesagt hat oder eine Idee wirklich ausgelotet wurde. Ein heilloses Durcheinander von einer Serie einfach.

Samurai Flamenco zu schauen ist, wie eine wöchentlich geupdatete Fanfiction zu verfolgen. Wo jedes Kapitel anders sein kann, die teils vor sich hinplätschern, dann plötzlich wieder in Konklusionen hetzen, tausend Plotpoints aufbringen ohne alle davon zu verfolgen, sowohl Ton als auch Content nach dem aktuellen Autorengefühl wechseln. Die Serie hat alles an die Wand geworfen, aber für mich blieb nichts hängen.

Fuuto PI hingegen ist eine Adaption eines anderen Werkes, zweifach im Prinzip sogar. Das Original ist Kamen Rider W, eine Staffel aus 2009. Ab 2017 läuft mit Fuuto PI nun ein Manga, der ein Sequel zu jener Serie darstellt. Und letztes Jahr kamen mit 12 Folgen dann 4 Story Arcs aus dem Manga in Anime-Form zu uns.

Shotaro ist ein Privatdetectiv der Narumi Agentur in der Stadt Fuuto. Aktuell ist ihnen ein Klient hereingekommen, der will, dass sie die Hexe suchen, über die aktuell Gerüchte umgehen. Angeblich ist das eine Frau mit mysteriösen Fähigkeiten, die Leute angreift. Inklusive den Klienten, der sich allerdings hoffnungslos in die Schönheit verliebt hat. Shotaru geht also auf Suche und findet Tokime, die Hexe, jagt ihr hinterher, und fällt durch einen Realitätsriss in das Hauptquartier von Yakuza. Auch die sind hinter Tokime her. Wie sich herausstellt kann Tokime vom realen Fuuto in eine alternative Realität der Stadt abtauchen, und dadurch scheinbar aus dem Nichts an den verschiedenen Orten auftauchen.

Ich habe die Serie übrigens gesehen, ohne Kamen Rider W zu kennen. Ich denke Vorwissen ist durchaus hilfreich, weil das World Building und die Charakterkonstellationen irgendwo schon als bekannt vorausgesetzt und nicht noch mal breit erklärt werden. Aber wirklich nötig ist es doch nicht, aus kontextuellen Dingen kann sich das Nötigste herausgepickt werden und Tokime als die neue in der Gruppe bekommt dann doch ein paar Sachen kurz erklärt. Wichtig ist halt, dass es Memories gibt, kleine USB-Sticks, die sich Leute injizieren können, um mich in Monster zu verwandeln. Shotaru und sein Partner Philip hingegen bekämpfen diese, in dem sie zusammen zu einem Kamen Rider fusionieren. Da Philip sich zudem in eine Gedankenbibliothek zurückziehen kann und scheinbar viel von normalen zwischenmenschlichen Gepflogenheiten versteht, ist auch schnell klar, dass er ein künstlicher Mensch oder frischer Klon oder ähnliches ist.

Und eigentlich ist der ganze Kamen-Rider-Teil eh nicht so wichtig für Fuuto PI. Die Serie ist eine Aneinanderreihung von einzelnen Fällen der Detektei, die auch ohne die Memories und die Kamen-Rider-Verwandlung funktionieren würden. Ja die erste Tranfsormation ist sogar erst in Episode 3. Es würde zum Beispiel nicht viel Aufwand kosten, dies hier als übernatürliche Fälle eines Devil Summoners zu deklarieren, der am Ende einen Dämoen mit seinem Jack Frost besiegt oder so. Dadurch wird das Kamen Rider W Vorwissen natürlich netterweise noch inkonsequenter.

Die Serie hat mir zumindest gut gefallen. Es gibt nette Noir-Stimmung in den Fällen, am Ende dann immer eine gute Action-Einlage, wenn dann doch der Kamen Rider eingefügt wird. Und vor allem sind die Investigationen tatsächlich ziemlich gut geschrieben. Alles fällt über die je 3 Folgen eines Einsatzes gut zusammen und erklärt sich, und das ohne den Zuschauer für dumm zu verkaufen, in dem alles ständig umständlich übererklärt wird. In einem Fall sind beispielsweise eine Reihe Heiratskandidatinnen vom Alcohol-Memory besessen, was sie in ein starkes Monster verwandelt, aber auch mit jedem Einsatz näher an eine Alkoholvergiftung bringt. Das erfährt man erst später, während in der ersten Folge bereits abgeklappert wird, was die Frauen für Berufe haben. Fast alle arbeiten im Rotlichtmilieu oder zumindest Nachtleben der Stadt. Wenn man nun Eins und Eins zusammengezählt bekommt, macht es absolut Sinn, das sie vom jenem Memory ausgewählt wurden, da sie sich beruflich bedingt eine Alkoholtoleranz erarbeitet haben, durch die sie die Verwanglung überhaupt überstehen können. Die Folgen sind immer noch gut genug, wenn nicht jedes Detail auffällt, aber sowas ist immer ein schöner Klick-Moment im Kopf, wenn es passiert.

Etwas kurz kamen mir vielleicht die Agentur-internen Charaktermomente. So richtig warum Shotaro und Philip jetzt beste Buddies sind, oder warum alle Tokime so schnell toll finden, ging für mich beispielsweise nicht auf. Und hier kommt eben wieder das Queerbaiting hinein, da ähnlich Samurai Flamenco Charaktere hin und wieder annehmen Shotaro und Philip wären ein Paar. Gerade weil Philip eifersüchtig wird, dass Shotaro mehr Zeit mit Neuankömmling Tokime verbringt. Als er meint, dieses Gefühl von ihm wäre merkwürdig, weil ja nur Mann und Frau zusammenleben können, wir Philip aufgeklärt, dass das auch zwischen zwei Männern geht. Am Ende war es aber nur ein großer Witz und beide gehen No Homo. Is ja Ok das die beiden nur Freunde sind, und auch platonisch eifersüchtig kann man sein, wenn da jemand anderes zwischenkommt, aber ich bin es leid dieses Setup für eine ganze Folge als Comic Relief geboten zu bekommen. Haha, Philip denkt er wäre vielleicht schwul, peak Comedy. Aber immerhin macht es die Serie relativ schnell klar, dass da nix zu holen ist, und liebäugelt mit dem Gedanken nicht beständig, nur um sich dann doch nie zu trauen, so wie Samurai Flamenco das tat.

Fuuto PI ist jedenfalls eine ganz stimmige und meist sehr gut durchdacht geschriebene Detektiv-Serie mit einem kleinen bisschen charmanten Kamen Rider Blödsinn eingestreut.

Anime Quickies: Man with a Chainsaw, Spy with a Family, and a Witch that flies

ava-2749Und schon sind wir bei den nächsten Quickies angekommen im Medienkonsum. Statt um Videospiele geht es Heute allerdings zum Ausgleich um Anime. Davon hab ich nämlich auch im letzten halben Jahr oder so ein paar geschaut, die unabhängig ihrer Qualität nicht unbedingt vieler Worte gebrauchen.

Flying Witch

Bei Flying Witch handelt es sich um ein fast normales Slice of Life. Makoto zieht in ihrer Funktion ihr Handwerk zu lernen zu ihren Verwandten aufs Land. Hier wird sie in der Familie und auch Dorfgemeinschaft herzlich aufgenommen. Es vergehen Tage, in denen Felder beackert werden, oder ein Ausflug in die Landschaft gemacht wird, oder regionale kulinarische Spezialitäten verköstigt werden. Das einzig besondere ist, dass Makotos Handwerk eben das Hexenwerk ist.

In einigen Episoden treffen wir also auch auf übernatürliche Wesen, wie dem Bringer des Frühlings. Oder finden für Kaffee und Kuchen das verwunschene Bead and Breakfast einer anderen Hexe. Bauen eventuell neben dem Gemüse auch noch eine Mandragora für Zauberformeln an. Doch alles bleibt sehr Low Key und auf das einfache Leben beschränkt, die übernatürliche Komponente ist überraschend stark zurückgefahren. Macht nicht zwangsläufig spektakuläre, aber doch sehr angenehm zu schauende 12 Folgen aus.

The Girl From The Other Side

Basierend auf einem 11-bändigen Manga bekommen wir hier einen meditativen einstündigen Film geboten. In einem sehr monochromen bis gedeckten Stil, mit “tanzenden” Outlines, die sehr an ein Märchen-Bilderbuch erinnern. Eine Geschichte zwischen dem in Schwarz gehaltenem Menschenbiest von “Außen”, wo die Verfluchten leben, der nur als Lehrer bezeichnet wird. Und einem in Weiß gehaltenen kleinen Mädchen von “Innen”, wo die Menschen leben, die er am Waldrand findet und bei sich leben lässt.

Die Handlung besteht nun hauptsächlich aus deren Leben miteinander, der sich bildenden Freundschaft. Aber auch den ständigen Agitationen, die jene ausgesetzt ist. Sowohl von anderen “Äußeren”, wie aber auch von Menschen von “Innen”. Alles sehr warmherzig aber auch tragisch. Und vor allem ein sehr offenes Mood Piece, welches man audiovisuell auf sich wirken lassen und zu seinen eigenen Schlüssen kommen kann. Jeder kann sich selbst sehen in jenem selbsterfüllenden “Fluch”, der neben Depressionen ein Standin für jedes anderweitige eigene Problem oder ausgrenzenden Eigenschaft bedeuten kann. Genau so, wie die Handlung genausogut als generelle Meditation gegenüber Vorurteile und den Druck der Gesellschaft sich jenen zu konformieren, gesehen werden kann. Tragisch schön und offen für die eigenen Befindlichkeiten.

Chainsaw Man

Denji ist ein Teenager und ein armes Waisenkind, der sich mit allerlei Jobs durchschlagen muss. Wie auch mit Hilfe des kleinen Teufelchens Pochita gegen Teufel kämpfen. Bis er hintergangen wird und umkommt, doch dank eines Pakts mit Pochita als Chainsaw Man wieder aufwacht: Ein Halbteufel, der mit Kettensägen kämpft. Die Regierung stellt ihn vor die Wahl: Entweder exterminiert werden wie ein Teufel, oder in einer dafür eingerichteten Organisation gegen andere Teufel kämpfen.

Chainsaw Man ist ein Shonen Jump Hit-Manga, der letztes Jahr in eine langersehnte und weit gehypte Anime-Adaption von 12 Folgen gefasst wurde. Was interessant ist, ich hätte eher auf einen 24-Folgen-Run getippt. Jedenfalls war ich am Anfang etwas neutral der Serie gegenüber, sie kommt nämlich wie eine generische Shonen-Serie daher, mit allen nötigen Klischees, nur mit der Gewalt ein wenig hochgeschraubt. Doch über die 12 Folgen ist mir die Serie etwas nähergekommen. Denn nach den ersten Folgen, welche die Grundlagen des World Buildings und involvierten Charaktere legen, finden sich doch mehr und mehr auch ruhige Momente ein, die meine Highlights der Season waren. Wenn Charaktere in typische Shonen-Action-Setups gestoßen werden, aber dann anschließend eben auch gezeigt wird, was deren Aftermath ist, wie die Charaktere die Ereignisse verarbeiten. Fand die Serie dann doch recht gut, sobald ich mit ihr warm geworden war.

Jujutsu Kaisen 0

Bevor Gege Akutami seine Hit-Serie Jujutsu Kaisen begannt, zeichnete er bereits einen ähnlichen Manga, der zu dessen Blueprint werden sollte. Retroaktiv wurde dieser als Jujutsu Kaisen 0 und damit offizielles Prequel erneut herausgebracht. Und in der Wartezeit auf die zweite Staffel der Serie auch als ein Kinofilm animiert. Als Hauptcharakter haben wir Yuta, der vom sehr starken Geist einer Kindheitsfreundin besessen ist, die seine ihn quälenden Mitschüler umbringt. Gojo kommt vorbei und rettet Yuta vor seinem Aus, in dem er ihn Teil der Schulklasse zur Bekämpfung von Flüchen macht.

Da der Film nach der Serie animiert ist, hat er natürlich den Vorteil, die Ereignisse noch stärker in das narrativ einzuarbeiten, als der vorher gezeichnette Manga das tat. Dennoch lässt sich häufig sehen, was der Prototyp wofür war. Yuta beispielsweise kommt daher wie ein Progo-Megumi. In der Serie war er übrigens noch nicht zu sehen, sondern lediglich kurz erwähnt worden. Jedenfalls haben wir es hier eben einfach mit mehr Jujutsu Kaisen zu tun. Auf großer Leinwand. Jede Menge coole Action bekommen wir geboten. Einiges an sympathischen Charakteren. Es waren gut unterhaltende 105 Minuten. Mein einziger Kritikpunkt wäre, dass es eventuell doch etwas kurzangebunden war. Manchmal fühlt sich der Film so an, als würde man die ersten und letzten paar Folgen einer vollen Season schauen, im Mittelteilt fehlt einem etwas.

Spy x Family

Auch kürzlich zu Ende gegangen ist die erste Staffel von Spy x Family, welche in zwei Parts von 12 und 13 folgen mit kurzer Pause zwischen ihnen ausgestrahlt wurde. Hier haben wir es mit einem Spion zu tun, der einem Politiker nahekommen muss. Als Plan wird ausgetüftelt dies über dessen Sohn zu machen, der auf eine Privatschule geht. Also werden sowohl eine Frau wie ein Kind gesucht, mit denen er vorgeben kann, eine Familie zu sein. Natürlich dürfen die nichts davon wissen, dass er ein Spion ist. Dafür weiß er allerdings auch nicht, dass er sich als Frau ausgerechnet eine Killerin und als Tochter eine Gedankenleserin herausgesucht hat.

Und so beginnt der nicht alltägliche Alltag dieser ungleichen Familie voller Geheimnisse. Was in der Serie allerdings als ziemlich fluffige Wohlfühl-Comedy dargestellt ist. Die Charaktere sind einfach unglaublich herzig und sympathisch und wollen tatsächlich ihr Bestes geben, nicht nur für die Mission, sondern füreinander als Familie. Sie wachsen zusammen und wollen nur Gutes füreinander. Und gleichzeitig gibt es natürlich viel Situationskomödie zwischen dem wohligen Familienleben und ihren doch brutalen “echten” Berufen und diese voreinander geheimzuhalten. Highlight ist sowieso das kleine Mädchen, die als Psi-Begabte als einzige die Geheimnisse aller lesen kann, jene aber in ihrem kindlichen Hirn als super spannend hält, und die regelmäßig witzige Fratzen schneidet. Spy x Family war eines meiner Highlights an Wohlfühlserien im letzten Jahr. Absolute Sehempfehlung.

Finding Family: Erased & Kotaro Lives Alone

ava-2742Nachdem wir zuletzt zwei Spiele über den Verlust von Familie behandelt haben, kommt es nun zum Gewinn einer solchen in Form zweier Anime. Ganz undramatisch läuft es dennoch nicht ab, denn beide Serien haben häusliche Gewalt und Kindesvernachlässigung zum Thema. Es geht darum, eine Familie auch außerhalb der Blutsverwandtschaft finden zu können. Handlungen darüber, dass Blut nicht immer dicker als Wasser ist, und dass man eben nicht schreckliche Familienangehörige tolerieren muss, nur, weil sie Familie sind, räsonieren mit mir immer recht gut.

Beide Serien erfreuten sich übrigens guter Beliebtheit. Das Original ist jeweils ein Manga, welcher sowohl in eine Live Action Serie wie eine Anime-Staffel umgesetzt wurde. Eines der Projekte hat sogar eine Buch-Adaption zu bieten.

Erased beginnt mit Satoru, der ein ganz normaler Kerl von fast 30 ist, mit einer kleinen Ausnahme. Er hat eine Fähigkeit, die er „Revival“ nennt: Wenn er Zeuge von besonders tragischen Ereignissen wird, wird er wenige Minuten in die Vergangenheit katapultiert. Für ihn ein eindeutiges Zeichen, dass er auserkoren ist jene dann zu verhindern. Anerkennung bekommt er dafür natürlich nicht, denn für alle anderen ist die Tragödie nie geschehen.

Eines Tages kommen er und seine Mutter auf eine Mordserie aus Satorus Jugend zu sprechen. Als er noch in die Grundschule ging, wurden einige Mädchen entführt und getötet. Das scheint das Hirn seiner Mutter, eine Ex-Reporterin, auf die Sprünge zu bringen, die nach all den Jahren eine Theorie zu entwickelt, wer der Mörder war. Noch bevor sie Satoru allerdings das mitteilen kann, wird sie in ihrer Wohnung umgebracht. Satoru findet nicht nur ihre frisch ausblutende Leiche vor, sondern wird auch direkt von der herbeigerufenen Polizei überrascht und für den Mörder gehalten. Das ist ein großer Schock. Allemal groß genug für ein Revival. Doch überraschend findet sich Satoru nicht fünf Minuten vor dem Tod der Mutter wieder, sondern im Körper seines 10-jährigen Ichs wenige Tage, bevor die Mordserie an den Kindern beginnt.

Die Mission ist also klar: Satoru versucht diese Morde zu vereiteln. Allen voran, indem er das erste Opfer unter die Lupe nimmt: Kayo. Die ging wie alle Opfer zwar an seine Schule, unternahm aber nie wirklich viel mit ihren Klassenkameraden und war stattdessen oft alleine. Natürlich ein ideales Ziel für einen Kidnapper. Was Satoru nun über die Zeit allerdings herausfindet ist, dass ihre Mutter sie schwer misshandelt. Eine Freundschaft und Beschützerinstinkte bauen sich auf. Und auch Satoru selbst kann nun, mit dem Denkvermögen eines Erwachsenen, wesentlich besser die Dinge wahrnehmen, die seine alleinerziehende Mutter für ihn tut.

Insgesamt ist die Serie also zweigeteilt. Der oberflächliche Handlungsstrang ist natürlich die Mordserie und wie sie vereitelt werden kann. Herausfinden, wer dahintersteckt. Wobei ich ehrlich gesagt das schon ab der zweiten Episode gerochen hatte, weil ein Charakter einfach die perfekte Möglichkeit hatte, sich sowohl Wissen über die Kinder und deren Tagesablauf anzueignen, wie deren Vertrauen zu gewinnen, um sie mit ihm gehen zu lassen. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass jener Aspekt komplett flach fiel für mich. Zum einen konnte ich mir ja nicht sicher sein, und zum anderen gibt es halt dann dennoch immer noch die Frage, wie eine Gruppe Kindheitsfreunde einen Mörder aufhalten können.

Der andere Aspekt ist eben der von Freundschaft und Familie. In den Müttern von Satoru und Kayo finden wir zwei sehr unterschiedliche Enden der Elternschaft. Kayo in die Freundesgruppe von Satoru aufgenommen zu sehen und auch Hilfe seiner Mutter zu bekommen, zu sehen wie sie daran erblüht und wächst, ist wirklich sehr charmant umgesetzt. Aber auch die Probleme, die sich stellen, ihr überhaupt helfen zu können oder ihr klar zu machen, das was mir ihr passiert ist nicht richtig ist, werden aufgezeigt. Man fiebert mit den Kindern mit und will sie alle glücklich aus der Sache rausgehen sehen.

Von daher nicht nur ein guter Krimi, sondern auch eine gute emotionale Resonanz, die einem Erased über seine 12 Episoden auftischt. Auch wenn das Ende etwas plötzlich wirkt, aber ich finde die Reise dahin war eh der wesentlich wertvollere Part an der Geschichte.

Die andere Serie ist Kotaro Lives Alone. In jener geht es um den 4-jährigen Kotaro, der ganz alleine in einen neuen Apartment-Komplex zieht. Und um die Freundschaften, die er mit den erwachsenen Mietern der anderen Einheiten nach und nach aufbaut. Das alles ist hier wesentlich episodischer und weniger dramatisch dargestellt, die 10 Episoden noch mal in kleinere Einzelgeschichten unterteilt. Eben ein Slice of Life mit einem etwas seines Alters untypischen Hauptcharakters.

Denn natürlich gibt es einen Grund, warum Kotaro alleine lebt. Wir finden nach und nach heraus, dass seien Eltern ihn vernachlässigt haben. Häufig schon schlichtweg durch das Verhalten, was Kotaro an den Tag legt. Die Serie ist oftmals ziemlich humorig aufgezogen, scheut sich aber auch nicht davor zurück, einem den Lacher im Halse stecken zu lassen. Vieles vom etwas seltsamen Verhalten Kotatros beispielsweise startet als kleiner „Ist der nicht ein schräges Kind?“-Witz, nur um dann zu offenbaren, dass dies eine durch Trauma verursachte Verhaltensweise ist. Sein Nachbar wundert sich zum Beispiel über die Eigenschaft, dass für Kotaro Taschentücher von guter Qualität wichtig sind. Er kauft immer die teuersten, gerät mit dem Verkäufer sogar in lange Gespräche über die besten Marken, hat als Einzugspräsent den anderen Bewohnern Taschentücher überreicht. Super schräg, dass ein 4-Jährige sich so sehr für Taschentücher begeistern kann, nicht? Später am Abend schaut der Nachbar fern und in einer Talkshow berichtet ein Gast, dass seine Eltern so gut wie nie zu Hause waren und auch vergasen, ihm Essen bereitzustellen. Im Hunger aß er selbst Taschentücher, und erwähnt das die teuren mit Aroma richtig angenehm süß schmecken.

Was ich dabei besonders interessant fand, ist, wie lapidar die Serie das oft hinstellt. Ganz realistisch und ohne extra groß blumige Inszenierung. Wenn Kotaro aus mit Pappkrone aus dem Kindergarten kommt, und die Nachbarn überrascht sind, da dies bedeutet das er Geburtstag hat und ihnen nichts davon sagte, antwortet Kotaro schlichtweg „Ach so, mir war nicht klar, dass mein Geburtstag wichtig ist“. Weil für ihn als Kind ist die Behandlung, die er von seinen Eltern genossen hat, ganz normal. Anstatt das Publikum groß mit Tränen und Musik manipulieren zu wollen, vertraut die Serie darauf, dass wir auch ohne dies mit und für ihn fühlen können. Das macht die Situation umso realer.

Definitiv eine weitere Highlight-Serie für mich. Bei der man mal mit Kotaro lachen und mal für ihn fühlen will. Und all den Bekanntschaften, die er schließt und die ihm unaufdringlich zu helfen versuchen. Die eine neue kleine Familie für ihn werden.