Zum Abschluss kommen wir zu eine Prämiere für diese Wochenenden. My Octopus Teacher hat den einen Oscar gewonnen, für den er nominiert war, nämliche Best Documentary Feature. Ganz genau, wir haben es hier nicht mit einem traditionellen Film, sondern zum ersten Mal mit einer Dokumentation zu tun.
Es ist ein Film von, mit und über Craig Foster. Ein Oktopus kommt auch vor.
Craig Foster filmt bereits seit 20 Jahren Dokumentationen. Und My Octopus Teacher startet damit, dass er Burnout hat. Oder ähnliches. Genau angesprochen worum es sich handelt, wird nie, doch Foster findet keine Freude mehr an seiner Arbeit, kann einfach nicht mehr, und das hat auch negative Auswirkungen auf die Bindung zu seiner Familie. Glück im Unglück ist Foster aber auch ziemlich privilegiert und kann einfach mal über ein Jahr Auszeit nehmen. Das Wochenendhaus der Familie steht zudem an der südafrikanischen Küste. Dort hat er bereits als Kind gern getaucht, und das entdeckt er nun für sich wieder.
Doch nicht nur das entdeckt er dort, sondern auch einen Oktopus. Dessen Verhalten findet er faszinierend, weswegen er ihn nun regelmäßig auf seinen Tauchgängen besucht. Das für Mollusken überaus intelligente Meerestier verliert nach und nach die Scheu zu Forest. Die beiden erforschen die Bucht zusammen. Forest ist da, wenn der Oktopus einen Tentakel an einen Haiangriff verliert und einen neuen wachsen lässt. Wenn er sich einen neuen Unterschlupf sucht. Und auch, wenn sie einen Sexualpartner zum Fortpflanzen findet – das Ende eines Oktopus-Lebens. Und das Ende der gut einjährigen Reise von Foster mit ihr.
Es ist natürlich überaus interessant, diese intimen Nahaufnahmen aus dem Leben des Meerestieres zu sehen. Foster verbringt immerhin fast deren kompletten Lebenszyklus in Ausschnitten mit dem Oktopus. Von daher bekommen wir als Zuschauer auch viele Einblicke darin.
Aber das alleine bringt einem keinen Oscar ein. Stattdessen, zurückkommend auf den Titel, kommentiert Foster, wie das Zusammensein mit dem Oktopus auch ihm in seinem Leben weiterhilft. Was er daraus lernt zu sehen, wie der Mollusk lebt und überlebt. Wie ihn das aus dem Tief in seinem eigenen Leben half. Wie er letztendlich sogar eine neue stärkere Bindung mit seinem Sohn aufbaut, weil der auch am Tauchen Interesse findet. Das macht die Dokumentation menschlicher und bringt sie einem, beziehungsweise einer Award-Jury, direkt näher.
Ich bin darüber manchmal geteilter Meinung. Denn ich bin hier wegen des Oktopus. Dementsprechend finde ich es manchmal etwas fehlplatziert, dass Forest quasi alles auf sich selbst zurückbringen muss. Wenn der Oktopus seinen Tentakel verliert, muss Foster anbringen, wie schlimm das führ ihn ist und wie nachdenklich ihn das macht. Das ist mir dann doch manchmal etwas zu Ich-bezogen. Witzig ist auch, dadurch, dass der Oktopus ein Weibchen ist, es manchmal fast so klingt, als habe Foster eine neue Frau gefunden. Es hilft nicht, dass seine wahre Frau nach einem kurzen Shot zu Beginn nie wieder in der Doku zu sehen ist oder nur erwähnt wird. Das Foster wieder eine bessere Bindung zu seiner Familie gewinnt wird komplett über seinen Sohn getragen. Ich hatte mich zum Ende echt gefragt, ob die beiden überhaupt noch verheiratet sind und uns die Doku nicht schlichtweg eine Scheidung verschweigt, weil es nicht ins Narrativ passt.
War jedenfalls eine interessante und gut gefilmte Doku. Für mich persönlich hätte aber eben ein bisschen weniger Egotrip mitschwingen können.