Zeit für mehr Kamen Rider. Normalerweise schaue ich mir die Serien ja nicht an, weil 50 Folgen bei jährlicher Ausstrahlung doch etwas viel sind. Von daher weiche ich lieber für meinen Tokusatsu-Trash auf die Filmversionen aus, soweit jene zumindest ganz gut ohne Vorkenntnisse schaubar sind. Bei Kamen Rider Kiva hingegen ging ich jetzt doch durch alle 48 Folgen, weil es von der Thematik her interessant klang.
Die Serie ist in zwei Zeitlinien gesplittet. Zum einen gibt es natürlich die Gegenwart, beziehungsweise das damals gegenwärtige Jahr 2008, was mittlerweile auch schon 15 Jahre her ist. Wataru ist ein abgeschottet lebender Kerl, dessen großer Traum und bisher unerreichtes Ziel es ist, eine Violine zu bauen, die der von seinem Vater gemachten in Nichts nachsteht. Außerdem kämpft er als Kiva gegen die Fangire, welche Menschen ihre Lebenssäfte aussaugen. Gleichzeitig geht allerdings auch noch eine andere Organisation um, welche sowohl die Fangires als auch Kiva als ihre Gegner sehen, und welche den Ixa-Suit zur Verwandlung mit ähnlichen Kampfkräften haben.
Regelmäßig springen wir daneben zwanzig Jahre zurück in das Jahr 1986. Hier folgen wir sozusagen den Eltern aller aus dem aktuellen Zeitstrahl. Watarus Vater Otoya zum Beispiel. Sowie den Fangire-Jägerin Yuri, deren Mutter den Ixa-Suit hergestellt hat, welcher hier zum ersten Mal von der Organisation verwendet wird. Viele Fangire können allerdings entkommen und tauchen dann in Watarus Zeit wieder auf.
Was ich echt nicht gedacht hatte, war dabei, dass sich das bis zum Ende der Serie so durchzieht. Ich ging davon aus, dass die Flashbacks für den Beginn der Serie über existieren, und dann irgendwann aufhören. Auch einfach, weil es nicht so erscheint, als würde in jenen allzu viel geschehen. Aber eventuell wirkt das auch nur so, weil alles ewig braucht, bis es mal gelaufen ist, und das ist eventuell wieder so, eben damit die Timeline bis zum Ende anhält.
Das macht die Serie auf jeden Fall sehr schematisch. Wir sehen ein Stück aus 2008, bei dem ein Fangire auftaucht. Wir springen ins Jahr 1986, wo die Geschichte die Probleme der Gegenwart spiegelt und der gleiche Fangire bekämpft wird, aber entkommen kann. Wir gehen zurück nach 2008, wo er besiegt wird. Führt ehrlich gesagt nicht zur interessantesten Struktur in der Serie. Einfach weil sich so viele Folgen vom Ablauf her so gleichen. Und weil sich alles ewig zieht, da ständig zwei Zeitlinien betrachtet werden. Später gibt es schon noch ein paar Wendungen, und nicht nur Monster des Tages, aber da es sich hier um eine Serie für Kinder handelt, ist es jetzt nicht so, dass jene nicht ziemlich vorhersehbar wären. Einige später große Revelationen sind gar Dinge, die ich von Anfang an als gegeben angesehen hatte. Nur um dann herauszufinden, dass es hier tatsächlich als Überraschung gedacht war, und deswegen nie direkt ausgesprochen wurde.
Der Grund warum ich Kiva schauen wollte, war, weil mir erzählt wurde, dass dies die Vampir-Staffel ist. Die Fangire sind im Prinzip Vampire und auch Kamen Rider Kiva hat ein Fledermaus-Design. Dennoch sind die Designs der einzelnen Fangire von sehr verschiedenen Tieren inspiriert, haben aber alle die Eigenschaft, dass ihre bunten Färbungen an Bleiglasfenster von Kathedralen erinnern. Vom Design her fand ich die Gegner hier schon ansprechend. Und auch Kiva irgendwie, zumindest bis die Formen mit den Capes auftauchen. Irgendwie dachte ich ein wenig durch die Prämisse und Designs, dass wir hier vielleicht das Garo der Kamen Rider haben. Immerhin war jener Serie nur wenige Jahre vorher ein Erfolg beschienen.
Dem ist aber ganz und gar nicht so, Kamen Rider Kiva ist durch und durch eine Serie für Kinder. Es gibt so viel Slapstick in der Serie, wirklich merkwürdig, wenn gekoppelt mit den Vampirdesigns und edlen Violinen und Rosenblütenmeeren. Aber die Charaktere verhalten sich alle total kindisch und die Situationen werden schnell blöd, besonders in der ersten Hälfte der Serie. Und so ein wenig Camp kann ja auch ganz erheiternd sein. Das Kiva beispielsweise das Bein in die Luft hält und dann einbeinig auf die Gegner für seinen finalen Supertritt zuspringt ist beispielsweise herrlich dämlich. Aber die meiste Zeit ist es doch leider eher unerträglich kindischer Slapstick, der mir überhaupt nichts brachte. Genauso wenig wie die Charaktere, die mir alle mit der Zeit und eigentlich auch sogar recht schnell auf den Keks gingen. Otoya mit seinem Frauenhelden-Getue. Wataru mit seiner schwächlichen Stammelei. Und nicht nur die beiden, es gab in der ganzen Staffel keinen Charakter, den ich wirklich mochte.
Schön aber, dass die beiden Mädels auch kämpfen dürfen, inklusive Verwandlung. Bisher durften immer die Kerle die Kamen Rider sein. Und theoretisch ist das auch hier noch so, aber es gibt immerhin auch den eigentlich gleichgestellten Ixa, und den darf gefühlt jeder mal nutzen. Nachdem sowohl Yuri wie auch ihre Tochter jenen bekommen wollen, es dann aber doch zunächst Männern übergeben wird, weil man die beiden Frauen für zu schwach für ihn hält, dachte ich schon, da wird mal wieder nichts draus. Obwohl beide die einzigen Charaktere sind, die eine emotionale Bindung zu dessen Gebrauch haben. Aber netterweise hatte ich mich getäuscht und später bekommen sie ihn dann doch.
Von daher brachte mir Kamen Rider Kiva leider doch nichts. Die Designs waren ganz nett, aber weder Handlung noch Charaktere noch der Ton der Serie waren meins.
Und dennoch habe ich anschließend mit Kamen Rider Kiva: King of the Castle in the Demon World nachgelegt. Das ist der Film zu Staffel. Oder zumindest der Hauptfilm, der kein Crossover mit anderen Serien ist. Sogar die Director’s Cut Version von 90 Minuten war es geworden, statt den 70-minütigen Cut aus den Kinos.
Und was soll ich sagen, viel gebessert hat sich nicht. Ich weiß noch nicht mal, ob er canon sein soll. Denn so wirklich ins Narrativ der Serie passt er nicht. So reisen Wataru und Otoya hier zwischen den Zeitlinien in die des jeweils anderen hin und her. Und das macht halt keinen Sinn, weil wenn sie das in der Serie machen, wird das als das erste Mal, dass sie sich treffen, behandelt. Hier im Film aber auch. Von daher funktionieren Serie und Film eh nicht wirklich zusammen. Die Serie für den Film zu schauen wäre aber schon wichtig, denn jener erklärt einem die Charaktere nicht nochmal neu. Standalone ist er also ebenfalls nicht. Schon alles irgendwie merkwürdig.
Wobei, vielleicht sollte man ihn sich schon ohne Serie anschauen. Eigentlich ist der Film schon ein ganz brauchbares Action-Spektakel, bei dem einem wenig genommen ist, wenn man nicht weiß, wer die Leute hier eigentlich alle so sind. Sympathischer sind sie so oder so nicht, aber in 70 oder 90 Minuten haben sie weniger Zeit, einen zu nerven. Die Fangire-Designs sind immer noch cool. Das schlechte CGI und die Kampfposen charmant dumm. Ich glaube ich habe meine Meinung geändert. Wenn schon Kamen Rider Kiva, dann bitte ausschließlich King of the Castle in the Demon World schauen. Das bietet die guten Aspekte und hat nicht genug Zeit, als das die schlechten allzu auffallen.