Da wollte ich doch mal ganz spät auf den Zug Doctor Who aufspringen, mit der ersten Staffel natürlich beginnend. Und wenn ich Season One schreibe, dann meine ich das auch, wie in ich beginne ganz hardcore am Anfang, mit Classic Who aus dem Jahre 1963, der allerersten Staffel von 42 Folgen in 8 Story Arcs. Mal sehen was dran ist, an einer Kinderserie, die sich ein Vierteljahrhundert im britischen Fernsehen halten konnte, bevor die Leute ihr überdrüssig waren, und im neuen Millennium wiederentdeckt wurde, um den eigenen Nerd-Status zu zementieren.
An Unearthly Child, die erste Arc, die insgesamt 4 Folgen einnimmt, ist also die allererste je gesendete Doctor-Who-Geschichte. Und ein wenig „meh“. Zwei Lehrer machen sich sorgen um eine Schülerin, die sowohl hochbegabt wie in manchen belangen wieder sehr dämlich ist. Als sie sie nach Hause begleiten, merken sie auch warum: Sie ist die Enkelin vom Doktor. Doktor Wer? Doktor halt. Und in ihrer Polizeibox reisen die beiden aus einer anderen Welt stammenden durch Zeit und Raum, da schnappt man schon mal viel Wissen auf, verhaspelt sich aber gern mal mit dem, was im modernen England der 60er als Fakten anerkannt ist. Der leicht jähzornige Doktor entführt kurzerhand die ganze Truppe im TARDIS, und raus kommen sie bei zurückgebliebenen Höhlenmenschen, deren Anführer daher bestimmt wird, wer Feuer machen kann. Episode 1 als Serien-Setup ist fast nur Gelaber, die anderen drei sind bei den Höhlenmenschen, wobei sie dort auch den Gros der Zeit in der Schädelhöhle hocken, während die Urmenschen ad nauseum die gleichen drei Sachen übers Feuer wiederholen.
Bereits die zweite Arc der Serie ist The Daleks, welche mit 7 Episoden auch die längste der ersten Staffel ist. Hier landet unser unfreiwilliges Reise-Quartett auf einem von einer Neutronenbombe zerstörten Planeten und werden von aller liebster Mülleimerbots den Daleks gefangen genommen. Zunächst dachte ich am Ende von Episode 4, dass dies ein wirklich guter Endpunkt für die Story gewesen wäre. Den Daleks ein Mysterium beibehaltend, und sich eingestehen müssend, dass man nicht jedes Problem, in dem man landet, lösen kann, sondern die Daleks und Thals sich selbst überlassend – ist ja nicht so, dass unsere Truppe nicht mehrmals, allen voran natürlich Unsympath-Doktor, mehrmals darüber nachdenken, die Leute hier einfach im Stich zu lassen.
Findet dann jedoch dennoch eine Ausrede, um unsere Leutchen involviert und die Arc noch 3 Folgen andauern zu lassen. Und letztendlich war das sogar ganz gut, denn es gibt ein paar nette Gespräche, zum einen Streit in den Ideologien unseres Quartetts, aber auch die Frage, ob die pazifistischen Thal jene Lebensweise (verständlich, wenn durch Krieg der Planet zu einer lebenden Hölle wurde) wirklich aufrecht erhalten können, wenn die gegnerische Seite nicht mitspielt. Wäre lediglich ein wenig besser gewesen, wenn die Schwarz-Weiß-Malerei nicht so hoch gewesen wäre. Spät in die Arc bekommen die Daleks beispielsweise einen guten Grund, warum sie die Koexistenz mit den Thal ablehnen müssen, aber da sie vorher auch schon so eindeutig böse und kriegstreibend porträtiert wurden, macht das wirklich letztendlich keinen Unterschied aus. Dennoch schön eine Arc zu haben, die ein etwas komplexer ist, und bei der das Quartett bei Menschen landet, die echte Charaktere sind und sich artikulieren können.
Nach der längsten Arc der Staffel kommt die kürzeste, denn The Edge of Destruction ist gerade mal bescheidene zwei Folgen. Der TARDIS wird erschüttert, alle fallen in Ohnmacht, und nachdem sie wieder aufwachen verhalten sowohl sie wie das Schiff sich merkwürdig. Eine kleine Gruppe in eine begrenzte Lokalität eingeschlossene Leute, die sich im Lagerkoller gegenseitig an die Gurgel gehen (gerade unser „Sympathieträger“ der Doktor ist natürlich der erste, die beiden Lehrer rausschmeißen und ihrem Tod überlassen will), während es ein Geheimnis darum warum sie überhaupt in jener Situation sind, zu entdecken gilt? Macht ein interessantes Konzept und wie gemacht für eine kurze Arc. Leider ist es etwas schwer durchzustehen, mit dem extrem schlechten Schauspiel und dem Doktor, der mehrmals mitten im Satz beinahe seinen Text zu vergessen scheint, ins Stottern gerät. Natürlich sollen alle Charaktere hier Storybedingt etwas off klingen und reagieren, aber dafür hätte es vielleicht talentiertere Akteure benötigt.
Und zurück zur längsten Arc der Staffel, denn auch Marco Polo zieht sich über 7 Folgen. Außerdem ist es die erste Story Arc, die den Edutainment-Gehalt von Dr. Who hervorhebt. Immerhin wurde die Serie kreiert, um Kindern was beizubringen, und das im hiesigen Falle mit der ersten Story Arc, in der unsere Reisenden in der Erdgeschichte landen, eben bei Marco Polo, der mit Kriegsführer Tegana an den Hof de mongolischen Kaisers reist. Allerdings ist Marco Polo auch die erste Arc, die als komplett verschollen gilt, keine Aufnahmen einer einzelnen Folge existieren mehr. Aber Tonbandaufnahmen der kompletten Reihe, sowie Produktionsfotografien.
Und so ist Marco Polo dann doch wieder notdürftig zusammengeflickt worden: Als Hörspiel mit Diashow, in dem besagte Fotos passend zu den Ereignissen der Tonbänder eingeblendet werden, plus hier oder dort mal eine erklärende Texttafel, die Dinge erklären, die sonst nicht gut rüberkommen, wie wenn ein Akteur die Szene verlässt. Macht die von der Länge her eh schon überstrapazierte Geschichte natürlich in jener Präsentation auch nicht viel spannender. Dabei haben wir hier eine Reise durch Ostasien, historische Figuren nahegebracht, eine aufzuhaltende Hochzeit, einen Mordversuch am Kaiser, also lauter Zutaten, die durchaus für eine spannende Odyssey machen könnten. Die meiste Zeit streiten sich allerdings die Reisenden mit Marco Polo schlichtweg darum, dass sie ihren TARDIS wiederhaben wollen, welchen er zum Kaisergeschenk nehmen will, während Tegana im Hintergrund seinen Schnauzer zwirbelt und auf seine Chance wartet.
The Keys of Marinus hingegen ist wesentlich kurzweiliger. Zwar zieht auch jene Arc sich über 6 Folgen, allerdings ist die Struktur eine ganz andere. Und zwar ist die Rahmenhandlung um eine Maschine, die die Gedanken der Bevölkerung kontrollieren kann, und über deren Implikationen sich die Serie nicht sonderlich zu scheren scheint, nur ein Aufhänger für eine episodische Reise. Nur die erste Episode und die zweite Hälfte der letzten drehen sich wirklich um sie, dazwischen springt unsere Truppe von einem unabhängigen Schauplatz zum nächsten, um die verstreuten Schlüssel des Geräts zu finden. Mit einem fleischfressenden Dschungel, einer aus Gefrierbeuteln bestehenden Höhle, oder einem Staat, dessen Rechtssystem auf das Motto „schuldig bis die Unschuld bewiesen ist“ aufgebaut ist, ist sozusagen für jeden was dabei. Und da es nach 25 Minuten auch schon woanders hin geht, kann es gar nicht langweilig werden.
Zurück in die Erdhistorie mit The Aztecs. Die Reisegruppe, die sich durch Null diplomatisches Feingefühl auszeichnet, kommt also ausgerechnet in einer Zivilisation an, die für ihre blutigen Opferrituale bekannt ist? Das kann ja nicht gut gehen. Eigentlich kommen sie ins gemachte Nest, da Barbara für eine Dienerin der Götter gehalten wird. Was die sofort auszunutzen versucht, in dem sie den Azteken ihre Blutopfer verbieten will, nicht mal daran denkend, dass dies die komplette Erdgeschichte verändern könnte. Ian derweil besiegt einen Aztekenkrieger und bläst sich sofort mit seinem Trickreichtum vor ihm auf, woraufhin der den Rest der 4-Folgen-Arc damit verbringt, dies gegen die Truppe anzuwenden. Der Doctor verheiratet sich versehentlich, weil er mal wieder nicht zuzugeben bereit ist, irgendetwas nicht zu wissen. Und Susan kommt ins Kreuzfeuer, weil sie sofort dem Konzept der Zwangsheirat in dieser Zivilisation widerspricht, und alle als Barbaren und Monster bezichtigt. Ernsthaft, ein Großteil der Gefahren in diesen Geschichten könnten abgewendet werden, wenn unsere Hauptcharaktere auch nur fünf Sekunden überlegen würden, bevor sie den Mund aufmachen.
Mit The Sensorites haben wir eine Story Arc, die um eine Folge kürzer als The Daleks ist, allerdings ebenfalls nach der Alien-Rasse benannt wurde, mit der die Truppe hier aneinander gerät. Mehr oder weniger zumindest, denn bei The Sensorites hat man nicht die Daleks kopieren wollen, und deswegen eine Story gemacht, in dem der Konflikt nicht davon kommt, dass ein Krieg mit ihnen ausbricht. Genau genommen sind die Sensorites ein friedfertiges Volk, nur dummerweise mit schlechten Erfahrungen was andere Reisende angeht insbesondere deren Gier, da die Sensorite-Heimat wertvolle Mineralien bereithält. Deswegen nehmen sie jeden gefangen, der sich zu ihnen verirrt, allerdings ohne jenen wirklich was anzutun, sogar bereit ein gutes Leben zu gewähren, so lange sie bereitwillig dort bleiben statt zurück in ihre Heimat zu wollen. Um dann aber doch genug Konflikt für 6 Folgen zu haben, muss es natürlich auch Sensorites geben, die unserer Truppe grundsätzlich misstraut und sie als potentielle Gefahr ausgerottet sehen wollen, plus eine Krankheit, die umgeht, durch deren Heilung sie sich beweisen können.
Weitere 6 Episoden übernimmt die finale Story Arc, oder zumindest die final gezeigte, aufgezeichnet wurden zwei weitere, die allerdings auf den Anfang der zweiten Staffel gezogen wurden. In Reign of Terror landen alle mitten in der französischen Revolution, des Doctors liebstes Ereignis der Erdgeschichte, und eines, für welches ich mich nie sonderlich interessiert habe. Tjoa, alle werden gefangen genommen und verurteilt, abgesehen vom Doctor, der sich eine Offiziersuniform schnappt und versucht so seine Reisegefährten aus dem Gefängnis zu holen. Die Arc besteht ehrlich gesagt hauptsächlich daraus, dass unsere Leute getrennt voneinander mehrmals fliehen und doch wieder gefangen genommen werden, auf Revoluzzer und ihre Gegner treffen, bis sie einen Spion entlarvt haben, und zu ihrem TARDIS zurück können. Meh.
Ich glaube nicht, dass ich mit der Serie fortfahren werde. Classic Who hat ein paar nette Dinge zu bieten. Einige der Ideen für die Story Arcs an sich sind nicht schlecht, sowohl was die futuristischen angeht, wie auch ein paar der wenig beliebten historischen. Und einiges an Bühnenbild ist auch nicht unbedingt schlecht, die Kostüme der historischen Folgen sind eh viel besser ausschauend, wahrscheinlich weil sie in den Kammern der BBC noch von einer anderen, höher budgetierten Produktion rumlagen, aber auch in den futuristischen gibt es immer mal wieder nette optische Ideen. Einige andere Folgen sehen dafür umso billiger aus oder sind wesentlich unkreativer umgesetzt. Mit den Charakteren bin ich wohl auch nicht ganz warm geworden, der Doc ist häufig ziemlich arschig, die beiden Lehrer auch gern übertrieben konfrontativ, Susan die halbe Zeit hysterisch am Kreischen, und alle zusammen nicht unbedingt schlau in ihrer Vorgehensweise. Aber das Hauptproblem war wirklich schlichtweg, dass alle Story Arcs auf gut doppelt so viele Folgen gezogen sind, als wirklich nötig gewesen wäre, dafür fast immer ein überstürztes Finale bieten, und ich mich echt häufiger dabei ertappt habe, wie meine Gedanken gelangweilt abgedriftet sind. Sorry Classic Who, du bist mein Ding nicht.