Universal Monsters – Dracula’s Daughter

Hollywood war früher keinen Deut besser. Wunderbar ersichtlich an Universals Produktion Dracula’s Daugther. Sequel zu einem ihrer beliebtesten Streifen. Teil eines gigantischen, übergeordneten Monster-Universum zum Gelddrucken. Die Adaptionsrechte an Stokers Kurzgeschichte von MGM schnell geschnappt, um Universal für die Rechteabtretung ordentlich blechen zu lassen. Wiederholt umgeschrieben, bis das Script allen Studiobossen gefiel. Drehbeginn war sogar noch vor dessen Finalisierung, um es möglichst schnell abgedreht und in den Kinos zu haben. Mit einer Hauptdarstellerin, welche die Rolle eigentlich nicht wollte, um nicht a la Lugosi im Typecast zu landen.

Die finalisierte Version setzt direkt dort an, wo Dracula aufhörte. Van Helsing hat den Grafen gepflockt, und wird von der Polizei aufgegriffen. So einen alten Kerl in einer Krypta mit zwei Leichen ist immerhin verdächtig. Nur das bald eine der Leichen fehlt. Denn Gräfin Zaleska hat sich Draculas Leichnam geschnappt, um ihn rituell zu verbrennen. Nicht als letzte Salbung, oder um ihn wiederzuerwecken. Nein, Draculas Tochter hofft einfach nun von ihrem Blutsauger-Fluch befreit zu sein.

Ist sie nicht. Die gute Gräfin streunt weiterhin aufgewühlt durch die nächtlichen Londoner Straßen, bis sie attraktive junge Dinger mit verführerischen Halsschlagadern trifft, an denen sie sich festsaugen kann. Doch eine letzte Hoffnung bleibt ihr. Doctor Garth, der zufälligerweise auch Van Helsing bei seiner Mordanklage helfen soll. Denn Gräfin Zaleska bekommt mit, dass jener Süchtige therapiert.

Dracula’s Daughter ist immerhin besser geworden, als man sich bei dem ganzen Developement-Trubel, der sich darum gerankt hat, denken mag. So absolut der Reißer mag er jedoch immer noch nicht sein. Dafür ist der Film etwas zu langatmig und stellenweise Ereignislos, obwohl er gerade mal 70 Minuten füllt. Hier merkt man wahrscheinlich am ehesten, wie häufig das Script geändert wurde, und dass es erst nach Drehbeginn fertig war.

Zwei Dinge machen den Film allerdings auch aus heutiger Sicht noch interessant und elevieren ihn über das durchwachsene Script. Zunächst ist da das schauspielerische Talent von Gloria Holden als Gräfin. Sie spielt ihre Rolle mit einer aritokratisch-kühlen Distanziertheit, aber doch mit einer darunterliegenden Fragilität, die sie weit über alle anderen Akteuere stellt. Ihre Darstellung ist ein Urkern der Goth Lady. Sexy, erhaben, düster.

Und dann sind da die homoerotischen Untertöne. Sicherlich mag Zaleskas erstes Opfer ein Mann sein, in einem schnellen Blinzel-und-du-hast-es-verpasst, fast wie zum Alibi. Denn wesentlich interessierter scheint sie an jungen Damen zu sein. Die Szene mit dem Model, wenn sie sich ihrer Sucht stellen will und ihr dann doch erliegt, versprüht eine ordentliche Portion Erotizismus, so dass sie gegenüber der ursprünglich geplanten Version verharmlost wurde. Das unruhige Herumschleichen auf Londoner Straße auf der Suche nach neuen Opfern oder der verzweifelte Versuch, sich über Therapie von ihrem Dasein zu befreien, bringt gerade im Kontext der Enstehungszeit natürlich auch ihren ganz eigenen Subtext mit. Wenn auch natürlich keinen eindeutig positiven, die homosexuell konnotierte Rolle als gefährlichen Räuber zu haben. Nicht das der Film ihr nicht zumindest zu Beginn noch eine gewisse Sympathik gegenüberbringt, die wir aber durchaus auch schon früher bei „Monstern“ wie im Hunchback of Notre Dame oder Frankenstein sahen.

Zusätzlich etwas Schwung in die Sache bringt die Beziehung vom jungen Doctor Garth zu seiner Sekretärin. Die starke, unabhänige Frau ist nämlich ziemlich selbtsbewusst und schnippisch, und er weiß ganz genau, wie er das erwiedern muss. Deren Interaktionen miteinander ist sodann auch das andere schauspielerische Highlight neben Holden. Diese humorigen Einlagen zusammen mit der Dramatik hinter der Figur der Gräfin lassen letztendlich nur wenig Platz für Horror oder auch nur Grusel im Film.

Schlecht ist der Film also nicht. Oftmals aber eher interessant denn wirklich gut. Dadurch geholfen, dass das Unterfangen würzig-kurz bleibt. Länger hätte er nämlich wirklich nicht sein dürfen.

Psycho

Das 1960er Psycho, basierend auf einem im Vorjahr erschienenen Buch, ist ein Wegstein des Horrorkinos. Von den über 50 Filmen, die der Meister des Suspens und Thrillers Alfred Hitchcock dirigierte, ist er wohl so ziemlich sein bekanntestes Werk, und das, obwohl ursprünglich niemand an den Film glaubte und Hitchcock extrem darum kämpfen musste, ihn drehen zu dürfen. Nicht zuletzt gilt Psycho auch als der Grundstein des Slasher-Genres.

Den Heutzutage zu schauen ist natürlich eine ganz eigene Sache. Immerhin wird der Film nächstes Jahr 60 Jahre alt. Und er ist einfach so sehr ins popkulturelle Unterbewusstsein eingegangen, dass man den Film eigentlich schon kennt, selbst wenn man ihn nie gesehen hat. Allen voran natürlich die zwei großen Überraschungen, die den größten Attraktionspunkt des Filmes ausmachen, um die sich alles dreht, und bei denen Hitchcock damals sein Möglichstes tat, um sie so lange wie möglich geheimhalten zu können.

Allen voran haben wir da natürlich die Sache, dass Janet Leighs Rolle als Marion als der Hauptcharakter der Geschichte verbucht wurde. Sie war überall im Promo-Material zu sehen. Und dann geschieht mit ihrer Rolle etwas, was sich strukturell selbst heutzutage die meisten Filme nicht trauen würden. Sie stirbt. Aber nicht erst ganz am Ende. Auch nicht wie eine Drew Barrymore im ersten Scream im Opener und dann gehen wir zum eigentlichen Hauptcharakter. Nein, wir folgen ihr erst Mal fast eine Stunde durch den Film. Sie ist die unmoralische Frau, die in ihrer Mittagspause mit ihrem Kerl in Hotelzimmern rummacht, und sich dazu entschließt, die 40.000 Dollar ihres Chefs nicht auf die Bank zu bringen, sondern damit unterzutauchen. Sie muss im Bates Motel absteigen, hat eine unkomfortable Unterhaltung mit Norman, und wird genau dann, wenn sie sich entschließt doch ein gutes Mädchen zu sein und zurückzufahren, statt den Diebstahl durchzuziehen, unter der Dusche erstochen. In welchem Film folgt man schon die halbe Spielzeit einem Charakter und dann wird der einfach abgemurkst, die Handlung geht aber fast noch eine Stunde weiter?

Die andere Sache ist natürlich diejenige, dass Norman sie umgebracht hat. Heutzutage wäre selbst ohne das Vorwissen von Psycho ein Publikum direkt auf dem Trichter, dass etwas nicht stimmt, wenn wir seine Mutter immer nur hören und beim Mord nur Schattenhaft sehen. Ein Publikum in 1960 hinterfragte noch nicht, dass eindeutig die verrückte Alte die jungen Dinger umbringt, weil sie meint, sie wollten ihren unschuldigen Jungen verführen. Umso schockierender ist es dann eben, am Ende herauszufinden, dass sie schon lange Tod ist, Norman mit der Leiche lebt, und immer wieder in die Rolle der überfordernden Mutter schlüpft.

Was heutzutage natürlich ebenfalls nicht mehr so offensichtlich ist, ist die Tatsache, dass Hitchcock in Psycho auch sehr weit in der Darstellung dessen ging, was erlaubt war. Das Abstechen unter der Dusche war damals ein schockierender Brutalitätsmoment. Und vor allem war der Film für 1960 extrem sexy. Leigh ist in mehreren Szenen in ihrem BH zu sehen und auch beim Mord unter der Dusche wird in schnellen Cuts mal der Bauchnabel und mal etwas Sideboob gezeigt.

Obwohl sich aber gerade deswegen merklich macht, weil reingehend schon klar ist, welche Überraschungen auf einen warten werden, ist, wie gut Psycho geschrieben ist. Die besten Filme, die maßgeblich auf Wendungen aufgebaut sind, verlieren nämlich eben nicht vollkommen ihren Reiz, wenn jene schon bekannt ist. Und haben vor allem Dialoge zu bieten, bei denen man im Nachhinein sieht, wie viel schon gehintet war, ohne dabei das Forshadowing so arg zu übertreiben, dass man die Wendungen erraten kann. Psycho ist ein solcher Film. Gerade im Gespräch zwischen Marion und Norman in seinem Büro lässt Norman nämlich nicht nur in seine Psyche blicken, sondern sind einige Anspielungen untergebracht, die man erst entdeckt, wenn man sich bewusst ist, wohin die Reise geht. Wenn er beispielsweise erwähnt, dass seine Mutter eigentlich genauso harmlos ist, wie die ausgestopften Tiere im Raum. Denkt man sich nicht viel bei, bis man weiß, dass sie nur noch eine mumifizierte Leiche ist.

Den tatsächlichen Hauptpunkt, warum Psycho so gut ist, ist natürlich das extrem gute Schauspiel von Athony Perkins. Der schon vorher in Film und Theater zu sehen gewesene und ausgezeichnete Schauspieler sollte hier seine Paraderolle meistern, die ihn für den Rest seiner Karriere nicht vollkommen losgelassen hat. Er ist einfach perfekt als der jugendlich-sympathische aber auch irgendwie verschrobene Norman Bates, der scheinbar unter der Fuchtel seiner Mutter leidet, nur um dann als der wahre Psycho zum Filmende hervorzukommen. Gerade eben auch wegen der riskanten Entscheidung, Leigh halb durch den Film umzubringen. Anschließend folgen wir dann nämlich zunächst einem Privatdetektiv und dann Leighs Lover und ihrer Schwester, die sich beim Motel umschauen. Der Film hätte also genauso gut an Struktur verlieren können, wenn Perkins ihn in der zweiten Hälfte nicht so gut über Wasser halten würde.

Natürlich gibt es noch mehr zu mögen an Psycho. Hitchcock weiß durch gute Kameraführung, durch den richtigen Schnitt, die richtige Perspektive, die richtige Szenenausstattung genau die Atmosphäre hervorzurufen, die dem Suspens des Filmes zugutekommt. Die selbst scheinbar harmlose Szenen in ein ominöses Licht werfen. Und dann ist da natürlich der ikonische Soundtrack. Viel davon hat selbstverständlich wie bereits erwähnt den Nachteil, dass 60 Jahre später all dies altbekannt ist, einem dies nicht mehr so bewusst gewahr wird, wenn man nicht genau darauf achtet. Aber das der Film eben trotz allem überhaupt noch funktioniert, ist das größte Attest dessen, wie gut er gemacht ist.

Classic Who: Season One

ava-2057Da wollte ich doch mal ganz spät auf den Zug Doctor Who aufspringen, mit der ersten Staffel natürlich beginnend. Und wenn ich Season One schreibe, dann meine ich das auch, wie in ich beginne ganz hardcore am Anfang, mit Classic Who aus dem Jahre 1963, der allerersten Staffel von 42 Folgen in 8 Story Arcs. Mal sehen was dran ist, an einer Kinderserie, die sich ein Vierteljahrhundert im britischen Fernsehen halten konnte, bevor die Leute ihr überdrüssig waren, und im neuen Millennium wiederentdeckt wurde, um den eigenen Nerd-Status zu zementieren.

An Unearthly Child, die erste Arc, die insgesamt 4 Folgen einnimmt, ist also die allererste je gesendete Doctor-Who-Geschichte. Und ein wenig „meh“. Zwei Lehrer machen sich sorgen um eine Schülerin, die sowohl hochbegabt wie in manchen belangen wieder sehr dämlich ist. Als sie sie nach Hause begleiten, merken sie auch warum: Sie ist die Enkelin vom Doktor. Doktor Wer? Doktor halt. Und in ihrer Polizeibox reisen die beiden aus einer anderen Welt stammenden durch Zeit und Raum, da schnappt man schon mal viel Wissen auf, verhaspelt sich aber gern mal mit dem, was im modernen England der 60er als Fakten anerkannt ist. Der leicht jähzornige Doktor entführt kurzerhand die ganze Truppe im TARDIS, und raus kommen sie bei zurückgebliebenen Höhlenmenschen, deren Anführer daher bestimmt wird, wer Feuer machen kann. Episode 1 als Serien-Setup ist fast nur Gelaber, die anderen drei sind bei den Höhlenmenschen, wobei sie dort auch den Gros der Zeit in der Schädelhöhle hocken, während die Urmenschen ad nauseum die gleichen drei Sachen übers Feuer wiederholen.

Bereits die zweite Arc der Serie ist The Daleks, welche mit 7 Episoden auch die längste der ersten Staffel ist. Hier landet unser unfreiwilliges Reise-Quartett auf einem von einer Neutronenbombe zerstörten Planeten und werden von aller liebster Mülleimerbots den Daleks gefangen genommen. Zunächst dachte ich am Ende von Episode 4, dass dies ein wirklich guter Endpunkt für die Story gewesen wäre. Den Daleks ein Mysterium beibehaltend, und sich eingestehen müssend, dass man nicht jedes Problem, in dem man landet, lösen kann, sondern die Daleks und Thals sich selbst überlassend – ist ja nicht so, dass unsere Truppe nicht mehrmals, allen voran natürlich Unsympath-Doktor, mehrmals darüber nachdenken, die Leute hier einfach im Stich zu lassen.

Findet dann jedoch dennoch eine Ausrede, um unsere Leutchen involviert und die Arc noch 3 Folgen andauern zu lassen. Und letztendlich war das sogar ganz gut, denn es gibt ein paar nette Gespräche, zum einen Streit in den Ideologien unseres Quartetts, aber auch die Frage, ob die pazifistischen Thal jene Lebensweise (verständlich, wenn durch Krieg der Planet zu einer lebenden Hölle wurde) wirklich aufrecht erhalten können, wenn die gegnerische Seite nicht mitspielt. Wäre lediglich ein wenig besser gewesen, wenn die Schwarz-Weiß-Malerei nicht so hoch gewesen wäre. Spät in die Arc bekommen die Daleks beispielsweise einen guten Grund, warum sie die Koexistenz mit den Thal ablehnen müssen, aber da sie vorher auch schon so eindeutig böse und kriegstreibend porträtiert wurden, macht das wirklich letztendlich keinen Unterschied aus. Dennoch schön eine Arc zu haben, die ein etwas komplexer ist, und bei der das Quartett bei Menschen landet, die echte Charaktere sind und sich artikulieren können.

Nach der längsten Arc der Staffel kommt die kürzeste, denn The Edge of Destruction ist gerade mal bescheidene zwei Folgen. Der TARDIS wird erschüttert, alle fallen in Ohnmacht, und nachdem sie wieder aufwachen verhalten sowohl sie wie das Schiff sich merkwürdig. Eine kleine Gruppe in eine begrenzte Lokalität eingeschlossene Leute, die sich im Lagerkoller gegenseitig an die Gurgel gehen (gerade unser „Sympathieträger“ der Doktor ist natürlich der erste, die beiden Lehrer rausschmeißen und ihrem Tod überlassen will), während es ein Geheimnis darum warum sie überhaupt in jener Situation sind, zu entdecken gilt? Macht ein interessantes Konzept und wie gemacht für eine kurze Arc. Leider ist es etwas schwer durchzustehen, mit dem extrem schlechten Schauspiel und dem Doktor, der mehrmals mitten im Satz beinahe seinen Text zu vergessen scheint, ins Stottern gerät. Natürlich sollen alle Charaktere hier Storybedingt etwas off klingen und reagieren, aber dafür hätte es vielleicht talentiertere Akteure benötigt.

Und zurück zur längsten Arc der Staffel, denn auch Marco Polo zieht sich über 7 Folgen. Außerdem ist es die erste Story Arc, die den Edutainment-Gehalt von Dr. Who hervorhebt. Immerhin wurde die Serie kreiert, um Kindern was beizubringen, und das im hiesigen Falle mit der ersten Story Arc, in der unsere Reisenden in der Erdgeschichte landen, eben bei Marco Polo, der mit Kriegsführer Tegana an den Hof de mongolischen Kaisers reist. Allerdings ist Marco Polo auch die erste Arc, die als komplett verschollen gilt, keine Aufnahmen einer einzelnen Folge existieren mehr. Aber Tonbandaufnahmen der kompletten Reihe, sowie Produktionsfotografien.

Und so ist Marco Polo dann doch wieder notdürftig zusammengeflickt worden: Als Hörspiel mit Diashow, in dem besagte Fotos passend zu den Ereignissen der Tonbänder eingeblendet werden, plus hier oder dort mal eine erklärende Texttafel, die Dinge erklären, die sonst nicht gut rüberkommen, wie wenn ein Akteur die Szene verlässt. Macht die von der Länge her eh schon überstrapazierte Geschichte natürlich in jener Präsentation auch nicht viel spannender. Dabei haben wir hier eine Reise durch Ostasien, historische Figuren nahegebracht, eine aufzuhaltende Hochzeit, einen Mordversuch am Kaiser, also lauter Zutaten, die durchaus für eine spannende Odyssey machen könnten. Die meiste Zeit streiten sich allerdings die Reisenden mit Marco Polo schlichtweg darum, dass sie ihren TARDIS wiederhaben wollen, welchen er zum Kaisergeschenk nehmen will, während Tegana im Hintergrund seinen Schnauzer zwirbelt und auf seine Chance wartet.

The Keys of Marinus hingegen ist wesentlich kurzweiliger. Zwar zieht auch jene Arc sich über 6 Folgen, allerdings ist die Struktur eine ganz andere. Und zwar ist die Rahmenhandlung um eine Maschine, die die Gedanken der Bevölkerung kontrollieren kann, und über deren Implikationen sich die Serie nicht sonderlich zu scheren scheint, nur ein Aufhänger für eine episodische Reise. Nur die erste Episode und die zweite Hälfte der letzten drehen sich wirklich um sie, dazwischen springt unsere Truppe von einem unabhängigen Schauplatz zum nächsten, um die verstreuten Schlüssel des Geräts zu finden. Mit einem fleischfressenden Dschungel, einer aus Gefrierbeuteln bestehenden Höhle, oder einem Staat, dessen Rechtssystem auf das Motto „schuldig bis die Unschuld bewiesen ist“ aufgebaut ist, ist sozusagen für jeden was dabei. Und da es nach 25 Minuten auch schon woanders hin geht, kann es gar nicht langweilig werden.

Zurück in die Erdhistorie mit The Aztecs. Die Reisegruppe, die sich durch Null diplomatisches Feingefühl auszeichnet, kommt also ausgerechnet in einer Zivilisation an, die für ihre blutigen Opferrituale bekannt ist? Das kann ja nicht gut gehen. Eigentlich kommen sie ins gemachte Nest, da Barbara für eine Dienerin der Götter gehalten wird. Was die sofort auszunutzen versucht, in dem sie den Azteken ihre Blutopfer verbieten will, nicht mal daran denkend, dass dies die komplette Erdgeschichte verändern könnte. Ian derweil besiegt einen Aztekenkrieger und bläst sich sofort mit seinem Trickreichtum vor ihm auf, woraufhin der den Rest der 4-Folgen-Arc damit verbringt, dies gegen die Truppe anzuwenden. Der Doctor verheiratet sich versehentlich, weil er mal wieder nicht zuzugeben bereit ist, irgendetwas nicht zu wissen. Und Susan kommt ins Kreuzfeuer, weil sie sofort dem Konzept der Zwangsheirat in dieser Zivilisation widerspricht, und alle als Barbaren und Monster bezichtigt. Ernsthaft, ein Großteil der Gefahren in diesen Geschichten könnten abgewendet werden, wenn unsere Hauptcharaktere auch nur fünf Sekunden überlegen würden, bevor sie den Mund aufmachen.

Mit The Sensorites haben wir eine Story Arc, die um eine Folge kürzer als The Daleks ist, allerdings ebenfalls nach der Alien-Rasse benannt wurde, mit der die Truppe hier aneinander gerät. Mehr oder weniger zumindest, denn bei The Sensorites hat man nicht die Daleks kopieren wollen, und deswegen eine Story gemacht, in dem der Konflikt nicht davon kommt, dass ein Krieg mit ihnen ausbricht. Genau genommen sind die Sensorites ein friedfertiges Volk, nur dummerweise mit schlechten Erfahrungen was andere Reisende angeht insbesondere deren Gier, da die Sensorite-Heimat wertvolle Mineralien bereithält. Deswegen nehmen sie jeden gefangen, der sich zu ihnen verirrt, allerdings ohne jenen wirklich was anzutun, sogar bereit ein gutes Leben zu gewähren, so lange sie bereitwillig dort bleiben statt zurück in ihre Heimat zu wollen. Um dann aber doch genug Konflikt für 6 Folgen zu haben, muss es natürlich auch Sensorites geben, die unserer Truppe grundsätzlich misstraut und sie als potentielle Gefahr ausgerottet sehen wollen, plus eine Krankheit, die umgeht, durch deren Heilung sie sich beweisen können.

Weitere 6 Episoden übernimmt die finale Story Arc, oder zumindest die final gezeigte, aufgezeichnet wurden zwei weitere, die allerdings auf den Anfang der zweiten Staffel gezogen wurden. In Reign of Terror landen alle mitten in der französischen Revolution, des Doctors liebstes Ereignis der Erdgeschichte, und eines, für welches ich mich nie sonderlich interessiert habe. Tjoa, alle werden gefangen genommen und verurteilt, abgesehen vom Doctor, der sich eine Offiziersuniform schnappt und versucht so seine Reisegefährten aus dem Gefängnis zu holen. Die Arc besteht ehrlich gesagt hauptsächlich daraus, dass unsere Leute getrennt voneinander mehrmals fliehen und doch wieder gefangen genommen werden, auf Revoluzzer und ihre Gegner treffen, bis sie einen Spion entlarvt haben, und zu ihrem TARDIS zurück können. Meh.

Ich glaube nicht, dass ich mit der Serie fortfahren werde. Classic Who hat ein paar nette Dinge zu bieten. Einige der Ideen für die Story Arcs an sich sind nicht schlecht, sowohl was die futuristischen angeht, wie auch ein paar der wenig beliebten historischen. Und einiges an Bühnenbild ist auch nicht unbedingt schlecht, die Kostüme der historischen Folgen sind eh viel besser ausschauend, wahrscheinlich weil sie in den Kammern der BBC noch von einer anderen, höher budgetierten Produktion rumlagen, aber auch in den futuristischen gibt es immer mal wieder nette optische Ideen. Einige andere Folgen sehen dafür umso billiger aus oder sind wesentlich unkreativer umgesetzt. Mit den Charakteren bin ich wohl auch nicht ganz warm geworden, der Doc ist häufig ziemlich arschig, die beiden Lehrer auch gern übertrieben konfrontativ, Susan die halbe Zeit hysterisch am Kreischen, und alle zusammen nicht unbedingt schlau in ihrer Vorgehensweise. Aber das Hauptproblem war wirklich schlichtweg, dass alle Story Arcs auf gut doppelt so viele Folgen gezogen sind, als wirklich nötig gewesen wäre, dafür fast immer ein überstürztes Finale bieten, und ich mich echt häufiger dabei ertappt habe, wie meine Gedanken gelangweilt abgedriftet sind. Sorry Classic Who, du bist mein Ding nicht.

Universal Monsters – The Invisible Ray

ava-2035Irgendwann müssen wir ja mal aus den 1930ern heraus kommen, also mutig vorangeschritten, statt erneut fast ein Jahr zwischen Einträgen vergehen zu lassen. Und zwar mit zwei alten Bekannten der Universal Monsters, denn in The Invisible Ray kommen sowohl Boris Karloff als auch Bela Lugosi erneut zusammen.

Auch wenn der Titel recht nach Science Fiction klingt, so hat der Film doch mehr von einem Horror-Film, genau genommen wieder mit einer Art Monster in ihm sogar, statt eines normalen Killers. Nicht ungleich Dr. Jekyll and Mr. Hyde oder The Invisible Man geht es nämlich um einen Wissenschaftler, dessen Forschungen ihn in den Wahnsinn treiben/zum übernatürlichen Mörder machen, nur das halt die Pseudo-Wissenschaft dran schuld ist statt traditionelle Monstermacherei.

Besagter Forscher ist der von Karloff verkörperte Janos, der mit seiner gruseligen, blinden Mutter und seiner jungen, hübschen Frau in einem Goth-Horror-Schloß in den Karpaten lebt, wo er in seinem Planetarium gen Andromeda-Nebel schaut. Nicht, um Galaktika herbeizurufen, sondern weil bekanntlich das Licht seine eigene Geschwindigkeit hat, weswegen das, was wir am Abendhimmel sehen nicht ist, wie das Universum um uns herum momentan aussieht, sondern wie es aussah, als das jeweilige Licht seinen Weg begonnen hat, welches jetzt bei uns angekommen ist. Jedenfalls schließt Janos daraus, dass wenn man sich Andromeda anschaut, dort das Licht der Erde der Vergangenheit eintrifft, und man so in jene frühen Ereignisse der Erdgeschichte sehen kann. Macht Sinn? Nö, muss es aber auch nicht.

Jedenfalls zeigt er jenen Durchbruch seinen geladenen Gästen, darunter auch Lugosi, die ihn auf eine Afrika-Expedition mitnehmen, um einen Meteor, den sie in jenem Rückblick haben einschlagen sehen, bergen können. In jenem findet Janos Superstrahlen, die Menschen heilen können. Ihn allerdings verstrahlen, nicht nur macht er Nachts nun eins auf menschliches Glühwürmchen, sondern sein Körper und Verstand zersetzen sich langsam. Ähnlich wie der Invisible Man wird er dadurch wahnsinnig, verdächtig hinter Kollegen und Frau (die auch tatsächlich schon längst mit einem jüngeren Modell anbandelt) eine Verschwörung, und versucht ihnen mörderisch vorzukommen.

The Invisible Ray hat dabei den Vorteil gegenüber dem bereits zweimalig genannten Invisible Man, obwohl die Geschichte grundsätzlich erst mal ähnlich abläuft und ähnlich endet, dass die ganze Sache etwas spannender aufgezogen ist. So spannend, wie ein Universal-Film von 1936 sein kann, versteht sich. Tricktechnisch dafür weniger interessant, nur das Schloss zu Filmbeginn macht was optisch her. Die Charaktere sind immer noch nicht die sympathischsten, aber mit knapp 70 Minuten ist der Film auch nicht zu lang geraten. Netter kleiner Ausflug in die Filmgeschichte, mehr aber auch nicht.

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Universal Monsters – Mystery of Edwin Drood

ava-2031Boah, ich schwöre jedes Mal, wenn ich auf die Wikipedia-Liste der Universal Monsters schaue, ist die anders. Filme sind in eine neue Reihenfolge gestellt, es sind neue dazu gekommen, dafür andere rausgenommen. The Mummy, Murders in Rue Morgue, und The Old Dark House habe ich jetzt nicht in richtiger Reihenfolge geschaut. Das ist an sich nicht wahnsinnig schlimm, solange ich sie halt alle gesehen habe, bringt aber mit sich, dass ich die Evolution der Reihe nicht richtig nachvollzogen habe. Secret of the Blue Room ist plötzlich gar nicht mehr in der Liste. Dafür ein 1930er Serial aufgetaucht, das netterweise ein verlorener Filme ist, ich ihn also gar nicht sehen hätte können.

Egal, genug gemeckert. Als nächstes ist Mystery of Edwin Drood dran, momentan in der Liste für 1935 geführt, noch vor den bereits von mir geschauten The Raven, Bride of Frankenstein, und Werewolf of London, aber wer weiß wie lange dem noch so ist. Wenn ich in einem halben Jahr wieder rein schaue, ist er vielleicht gar nicht mehr in der Liste.

The Mystery of Edwin Drood basiert auf einem Buch von niemand anderem als Charles Dickens. Oder besser gesagt auf einem Manuskript davon, denn es hätte sein letztes Buch werden sollen, jedoch verstarb Dickens bevor er es beenden konnte. Somit blieb das Geheimnis des Mr. Drood für immer ungelöst. Zumindest in besagtem Original, denn die Version von Universal erfindet sich natürlich ein Ende.

Im Prinzip haben wir es hier mit einem Liebesviereck zu tun, da sich gleich drei Männer um eine Dame streiten, auch wenn eigentlich gar nicht alle sie wollen. Das Ziel von Jedermanns Affektion ist die gute Rosa, die gerade ihren 18. Geburtstag feiert. Bevor ihre Eltern starben wurde Rosas Hand ihrem Kindheitsfreund Edwin Drood versprochen, der auch durchaus vor hat sie zu heiraten, und das möglichst schnell, denn er hat einen Job in Ägypten, also muss sie vorher zu einer anständigen Frau gemacht werden, damit er sie dorthin mitnehmen kann. Wie das allerdings mit Kindheitsfreunden häufig der Fall ist, haben die beiden keinerlei romantische Chemie zwischen einander, sondern stehen sich mehr wie Geschwister gegenüber. Frisch aus den Kolonien in die englische Society gekommen ist der junge Neville mit seiner Schwester, der sich auf den ersten Blick in Rosa verguckt, und sie auch in ihn. Als Dritten im Bunde hätten wir den Onkel von Edwin, John Jasper, der Rosa hat aufwachsen sehen und ihr Gesangsunterricht gibt, und ganz eindeutig Interesse an ihr hat, auch wenn das sonst keiner zu merken scheint – abgesehen von Rosa vielleicht, die sich zwar nicht sicher ist, was mit dem Kerl los ist, aber ihn doch mittlerweile für einen ziemlichen Creep hält.

Damit wären alle Figuren auf dem Schachbrett und ich muss wohl beim Titel The Mystery of Edwin Drood und dem Setup nicht erwähnen, dass Edwin Drood verlustig geht, und der Rest der Geschichte sich darum dreht, was mit ihm geschehen ist, und wenn dann wer ihn eventuell umgebracht haben könnte. Problematisch ist hierbei, dass der Film sein erdachtes Ende viel zu offensichtlich macht, in dem er John Jasper so eindeutig als den Fiesling porträtiert, ihn so eindeutig was planen und im Schilde führen hat. So sehr, dass ich ganz moderne Filme gewohnt, dachte dies wäre zu offensichtlich, und das hat ein Roter Hering zu sein, in Wirklichkeit sei was ganz anderes mit dem Herrn Drood geschehen.

Ich wüsste ja gern mal, wie weit das Buch an sich geschrieben wurde, nehme einfach mal spontan an, dass Dickens kaum über das Verschwinden von Edwin Drood hinaus gekommen ist. Denn das Pacing von The Mystery of Edwin Drood ist schon sehr… langsam. Gut, dass sind die Universal Filme der damaligen Zeit irgendwie alle. Jedoch braucht der Film bis fast zur vollen Stundenmarke seiner 90 Minuten, um besagtes Geheimnis sprich das Verschwinden geschehen zu lassen. Dafür geht es anschließend umso schneller in die Beschuldigung von Neville, der als „zu braun“ für einen Engländer natürlich ganz xenophob zusammen mit seiner Hitzköpfigkeit zum Ziel der Anschuldigung wird. Hier wäre es sicherlich schön gewesen, wenn das doch eigentlich recht simple Setup schneller über die Bühne gegangen wäre, dafür das anschließende Rätselraten die Hauptzeit des Filmes eingenommen hätte – inklusive einem nicht eh so weit im Voraus hervorsehbaren Endes.

Eine Sache, die ich irgendwie ja schon niedlich fand, war wie gay der Film doch wirkt. Die gute Darstellerin von Rosa hat keinerlei echte Chemie mit irgendeinem von den Kerlen, dafür die umso mehr untereinander, wenn sie ohne ihr Herzblatt beisammen sind. Gerade Edwin Drood und sein Onkel John Jasper. Das liegt sicherlich schlichtweg daran, dass damals dies on par war, was das Schauspiel eines Romantic Male Leads angeht. Aber diese hübschen Kerle in extrem eng geschneiderten Anzügen und Mini-Jackets zu sehen, wie sie foppisch schauspielern, und Zahnpastalächelnd auf Mobiliar rumflätzen, inklusive „zeichne mich wie eines deiner französischen Mädchen“-Haltung… herrlich. Umso witziger, wenn man anschließend rausfindet, dass der Akteur von Edwin Drood – sprich der einzige Kerl, der nicht in Rosas Höschen will – tatsächlich schwul war.

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Universal Monsters – Werewolf of London

ava-1915Universals Werewolf of London von 1935 ist doch tatsächlich der erste richtige Werwolf-Film. Ich hätte gedacht bis dahin hätte es definitiv schon Vorläufer gegeben. Neben Dracula und Frankenstein, dem Unsichtbaren und der Mumie, nun also auch der Wolfmann im Pantheon der Universal-Monster.

Unser Hauptcharakter ist ein Botaniker und Indiana-Jones-ed sich gerade so ein wenig durch Tibet, auf der Suche nach einer legendären Pflanze, die nur im Mondlicht blüht. Die findet er auch, denn wäre er nicht erfolgreich hätten wir einen ziemlich langweiligen Film. Allerdings wäre der Film auch sehr langweilig, wenn wir nur jemandem dabei zusehen, wie er eine Pflanzen hegt, also wird er sofort an Ort und Stelle angegriffen.

Die Auswirkungen davon merkt er erst als er wieder in London ist und in seinem Gewächshaus besagte Pflanze unter künstliches Mondlicht setzt: Er selbst wird haariger! Und dabei steht die Ehe mit seiner Frau eh schon mehr und mehr auf der Kippe, wo er sie doch für seine Arbeit vernachlässigt, und sie mehr und mehr mit ihrem ehemalig besten Freund die Zeit verbringt, der sie umwirbt. Da können behaarte Hände und Reißzähne der Romantik sicherlich nicht gut tun. Ganz zu schweigen davon, der nun umgehende Frauenmörder zu sein.

Eh… ich weiß nicht. Werewolf of London ist schon ganz ok, denke ich, aber auch nicht herausragend. Ein Problem sind sicherlich die Charaktere. Ich weiß nicht, ob man hier ein Statement ob der High Society Londons machen wollte, oder dies unwillentlich geschehen ist, aber irgendwie ist jeder so ein wenig ein Arschloch, hinter der lächelnden Fassade und den gestochenen Worten befindet sich fast immer beißender Sarkasmus und passiv-aggressive Anfeindungen. Der Werwolf an sich ist auch ein wenig unbeeindruckend, sowohl seine Maske, als auch sein Verhalten, wie auch den komischen Gesichtsausdruck, den der Darsteller dann immer auflegt. Und er bringt nie einen der ätzenden Charaktere um! Nur irgendwelche nie vorher gesehenen Frauen auf nächtlichen Straßen.

Dass der erste Werwolf-Film Hollywoods im Nachhinein vielleicht etwas Standard wirkt, das mag man ihm etwas vergeben wollen, auch wenn es deswegen nicht viel zu ihm zu sagen gibt. Doch das keine so echte Spannung aufkommen oder man einen Charakter sympathisch finden will, ist da schon ein größeres Problem. Obwohl der Film eigentlich solide ist, keine Längen hat, und der Wolf im Mann häufig genug durchbricht. Im Gegensatz zu einem Dracula oder einem (trotz Stummheit!) Frankenstein-Monster fehlt es dem ersten Wolfman einfach an Persönlichkeit.

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Universal Monsters – Bride of Frankenstein

ava-1874Bride of Frankenstein hat einen interessanten Start, denn es geht nicht mit der Geschichte an sich los, sondern im Hause Mary Shelly, die von zwei Freunden aufgezogen wird, dass sie den Horror-Roman Frankenstein geschrieben hat, und dazu überredet wird, ihnen eine Fortsetzung zu erzählen. Das ist glaub ich der erste Universal mit einem solchen Rahmen drumherum.

Und dann starten wir mit dem Finale des ersten Filmes, der ja streng genommen nicht sonderlich mit dem wirklichen Roman von Mary Shelly kongruent gelaufen ist, und sehen das sowohl der gute Doktor Frankenstein wie auch seine Kreatur die brennende Windmühle überlebt haben. Und jetzt läuft Bride of Frankenstein dann plötzlich näher am ersten Buch, als dessen Verfilmung es tat. Zumindest was die Kreatur an sich angeht, die nämlich den Großteil des Restfilmes über damit verbringt, menschliche Anerkennung suchen zu wollen, während alle sofort schreiend die Mistgabeln schwingen ihn vergraulen. Es gibt sogar einen Moment, wo er bei einem Blinden unterkommt, der sein erster und einziger Freund wird, was ähnlich auch im Buch eine Szene war.

Frankenstein derweil wird von seiner Verlobten überredet, seine irren Forschungen ruhen zu lassen, nur um von einem bekannten Wissenschaftler doch wieder in Versuchung geführt zu werden. Der hat bisher Miniaturmenschen erschaffen und sagt auch schon mal ganz lapidar, dass es vielleicht viel einfacher wäre, wenn alle Menschen böse seien, weil man sich dann um nix scheren würde, wir wissen also sofort wer der Bösewicht in diesem Film ist. Die Braut an sich, die er erschaffen will, kommt aber eigentlich erst aufs Finale zustande, so viel dreht sich Bride of Frankenstein also nicht um sie.

Was man dem Film vor allem ansieht, ist, dass er scheinbar wieder ein höheres Budget denn die Vorgängern hatte, was ja auch verständlich ist, setzt er doch einen von Universals erfolgreichsten Einträgen fort. Jedenfalls gibt besseres Make up und Kostümdesign, besonders der distinkte Look der Braut, sowie andere für die damalige Zeit interessante Special Effects (die Miniaturen in den Gläsern per Green Screen), spielt das Geschehen in vielen hübschen Szenerien, und wird auch von der Kameraführung wieder mehr geboten, besonders die Dutch Angles im rasanten Finale. Das gibt dem Film an sich wieder etwas mehr Klasse und ist so ein wenig das, was ich in den letzten paar Einträgen vermisst habe.

Was ich persönlich auch recht interessant finde, und was sicherlich von Studenten auch schon zu tote zerlegt wurde, ist allerdings auch, wie die Kreatur seine Braut sieht. Für die beiden Wissenschaftler ist sie eindeutig als Gefährtin im romantischen Sinne gedacht, weil das einfach die menschliche Psyche so vorschreibt, wenn sich gleichgesinnte Frau und Mann treffen, und war ja auch einer der Gründe, warum Frankenstein im Buch ablehnte seinem Adam eine Eva zu basteln – er wollte nicht, dass sich die „Monster“ vermehren. Da die Kreatur an sich aber eben nicht in unserem Sozialgefüge aufgewachsen ist, und nur von dem Einsiedler das Wort „Freund“ gelernt hat, ist das alles, was er in ihr sieht: Endlich einen Gefährten, der ihm gleichgestellt ist und sich nicht vor ihm fürchtet, ohne jegliche romantische Implikationen. Über einen männlichen Begleiter hätte er sich genauso gefreut. Das die Braut ihn dann doch ablehnt, nun, dies ist wiederum erneut eine andere Geschichte.

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Universal Monsters – Secret of the Blue Room

ava-1859Interessant am 1933er Secret of the Blue Room ist, dass es ein Remake eines deutschen Filmes gleichen Namens (nur in Deutsch natürlich) des Vorjahres darstellt. Noch im gleichen Jahr ist auch ein tschechisches Remake erscheinen, plus zwei weitere amerikanische in der folgenden Dekade.

Bei Secret of the Blue Room haben wir es übrigens wieder mit einem auf wenige Rollen und Räume beschränkten Krimi zu tun, der quasi über den Verlauf von drei Tagen stattfindet, sprich Filmen wie The Cat and the Canary nicht unüblich ist, und entsprechend Theaterstück-esque daher kommt.

Es ist der 21. Geburtstag von Irene, den sie mit ihrem Vater und ihren drei Jungessellen-Freunden auf dem Schloss feiert, in dem sie leben. Es ist ziemlich schnell klar, dass alle drei Kerle romantisches Interesse an der jungen Frau haben, die dies durchaus genießt, sich aber definitiv nicht für einen entscheiden will. Das Gespräch kommt dabei auf den blauen Raum, in dem vor 20 Jahren drei tragische Morde kurz aufeinander folgten, der seither als verflucht gilt und verschlossen blieb. Als Mutprobe fürs Herz von Irene wollen nun alle drei Typen dort je eine Nacht verbringen. Der Erste tut dies, und ist am nächsten Morgen verschwunden. Der Zweite wird erschossen. Also muss definitiv die Polizei verständigt werden, die ihre Befragung der Anwesenden, inklusive des Personals, beginnt.

Wie in jedem guten Krimi-Stück ist dabei natürlich jeder verdächtig, weil jeder irgendein Geheimnis zu haben scheint. Der Butler trifft sich mit einem seltsamen Kerl in den Schatten, das Dienstmädchen versucht den Chauffeur mit irgendwas zu erpressen, jener wiederum fährt nachts heimlich in die Stadt, und selbst Irenes Vater scheint etwas vor ihr zu verheimlichen. Erst der Klimax in den letzten zehn Minuten des nur etwas über eine Stunde gehenden Filmes, wenn der dritte Kandidat sich nächtlich in den blauen Raum begibt, inklusive einer wilden Schießerei, deckt auf, wer der wahre Übeltäter ist. Der sein Motiv in den letzten anderthalb Minuten des Filmes noch schnell raushauen muss. Oh Universal und ihre Pacing-Probleme.

Uhm, joa, ist kein schlechter Film. Nach all der Zeit vielleicht erneut etwas Standard geworden, da das Setup der dutzend Geheimnis-belasteten Charaktere, von denen es letztendlich dann doch jemand ganz anderes war, den man nie auf dem Bildschirm hatte, weil er tot geglaubt war, ist sicherlich mittlerweile zu tote erzählt. Aber ein brauchbarer, altmodischer Krimi ist Secret of the Blue Room dennoch.

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Universal Monsters – The Raven

ava-1847Hmm… entweder gleite ich langsam in den Wahnsinn ab, oder Wikipedias Liste der Universal-Monster-Filme wurde zwischenzeitlich ausgebessert. Ich schaute The Raven als ersten Film in 1935, auf der Liste ist er nun aber der letzte. Außerdem sind Secret of the Blue Room, The Mystery of Edwin Drood und The Invisible Ray aufgetaucht, die ich gar nicht auf dem Plan hatte.

Diese Timeline-Unstimmigkeit ist vor allem dahingehend wichtig, weil The Raven eigentlich das kurzzeitige Absterben des Horror-Phänomens einläutete, nachdem anschließend US-Horrorfilme vorübergehend in Großbritannien verboten waren, und nach dem gefloppten The Raven auch in den USA in den folgenden drei Jahren bis Son of Frankenstein fast kein weiterer Film erschien – eigentlich nur Dracula’s Daughter und zwei SciFi-Streifen, die ja technisch gesehen dann nicht Universal Horror sind, und eben vorher auch gar nicht auf Wikipedias Liste waren. So wie ich es nun gesehen habe, würde man das gar nicht glauben, da nach The Raven noch einige weitere Filme aus 1935 und 1936 kommen.

The Raven nutzt übrigens ganz wie The Black Cat den Titel nur, um die damalige Popularität von Poe auszunutzen, hat letztendlich aber herzlich wenig mit dessen gleichnamiger Geschichte am Hut. Mehr als The Black Cat, immerhin ist der hiesige Dr. Vollin (Bela Lugosi) ein Fan dessen Werke und zitiert The Raven auch zu Beginn, sowie sehen wir Love Interest Jean in einem Poe-Theaterstück spielen.

Jedenfalls hat Jean zu Beginn einen schweren Autounfall. Ihr Vater und Verlobter überreden nun den eigentlich unwilligen Dr. Vollin dazu, sie zu operieren. Jean geht es wieder gut, sie verehrt den Dr. anschließend, der sich weitergehende Hoffnungen macht, und es gar nicht gern sieht, dass Jeans Vater dem einen Riegel vorschieben will. Als ein Verbrecher (Boris Karloff) ihn überfällt, weil er von Vollin ein neues Gesicht für die Flucht vorm Gesetz bekommen will, willigt der nur zu gerne ein. Er entstellt den Mann, der seinen Wunsch vielleicht etwas spezifischer hätte ausdrücken sollen, denn streng genommen hat Vollin damit immer noch genau das gemacht, wonach verlangt war. Er soll nun helfen den Verlobten und Vater von Jean auf einer Feier Vollins unschädlich zu machen, damit seiner erhofften Liebe mit der Schönen nichts mehr im Wege steht.

Wie immer ist nach einer knappen Stunde der Spuk schon vorbei, wodurch der eigentlich gemächliche Film dennoch theoretisch gesehen nicht langweilig wird, aber ein absoluter Reißer ist es erneut nicht. Es ist schon ziemlich kurios, wie das hier in der damaligen Zeit als kontrovers gegolten hat, weil er angeblich so brutal ist. Denn das ist der Film nun wirklich nicht. Vollin ist fasziniert von Poe, Tod und Folter, sozusagen ein Proto-Goth, aber so wirklich explizit beschreiben tut er weder die Methoden, noch sehen wir was von seinem Folterkeller. Abgesehen von einem Pendel am Ende, welches langsam gen Jeans Vater sinkt, um ihn zu entzweien, es aber erneut eigentlich nie weit genug schafft, um nach heutigem Maßstab sonderlich viel Spannung zu bieten.

Aber an heutige Maßstäbe kann sich ein Film mit 80 Jahren auf dem Buckel auch kaum halten. Dennoch weiß ich nicht so recht, ich schaue die Universal Horror ja eigentlich weit genug auseinander voneinander, und dennoch kann ich mir ein wenig Ernüchterung bei The Raven erneut nicht verkneifen. Wie gesagt, die kurze Spielzeit macht ihn nicht direkt langweilig, aber ein wahres Highlight ist er einfach auch nicht. Dafür passiert dann trotzdem nicht genug.

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Universal Monsters – The Black Cat

ava-1805Mit The Black Cat hat sich Universal nicht lumpen lassen an Publikumsmagnetismus. Ihre beiden Größen Bela Lugosi und Boris Karloff sind im Streifen zu sehen, zum ersten von anschließend einigen Malen. Außerdem adaptiert es die damals nicht gerade unbeliebten Geschichten von Edgar Allan Poe, zumindest im Namen an sich, ich kenne die Originalgeschichte zwar nicht, aber abgesehen des Auftretens einer schwarzen Katze kann ich mich nicht erinnern, irgendwas hiervon in der Episode der Masters of Horror gesehen zu haben. Kunden über False Advertisement zu locken gab es halt auch schon in 1934.

Ein junge Pärchen, Peter und Joan, macht auf Reisen durch Ungarn in ihrem Zugabteil die Bekanntschaft mit Dr. Werdegast, ein Psychiater der ihnen erzählt, dass er in den Krieg zog, 15 Jahre in einem Gefängnislager zubrachte, seine Frau verlor, und nun auf dem Weg zu seinem Freund, den österreichischen Architekten Poelzig ist. Das Trio hat einen Unfall, der ihr Vorankommen zum Stillstand bringt, doch praktischerweise ist das Haus von Poelzig, gebaut auf den Ruinen eines ihm im Krieg unterstehenden Forts, nahe, so dass sie dort Unterschlupf finden.

Eigentlich keine glückliche Fügung, denn Poelzig verriet das Fort damals an den Feind, weswegen Werdegast gefangen genommen wurde, während Poelzig sich dessen Frau schnappen konnte, die er jetzt a la Blaubart mit anderen Schönheiten in Glassärgen im Keller aufbewahrt. Werdegast plant Rache, Poelzig hingegen Joan in einem Ritual seines Satanskultes zu opfern.

Wo bleibt dabei die schwarze Katze, die den Titel gibt? Werdegast hat eine panische Angst vor Katzen, und Poelzig hält sich eine im Haus, die seinen Feind durch ihre bloße Anwesenheit aus der Bahn werfen kann. Ernsthaft gesagt wäre dem Film nichts genommen, wenn es sie nicht gäbe. Es wird nicht mal genau geklärt, ob diese Phobie eventuell eine indoktrinierte ist, und Poelzig sich die Katze bewusst als Waffe gegen Werdegast hält.

Es ist sicherlich ein langsam-schreitender Film, ich mag ihn nicht langweilig nennen wollen, denn er geht ja nur die üblichen 60-70 Minuten der Universal-Produktionen der Ära, von daher hat er nicht wirklich die Chance zu lang zu wirken, aber ein wenig ziehen tut er sich vielleicht doch. Als bei der 30-Minuten-Marke alle Spielsteine bereits auf ihrem Platz zu sein schienen, war ich echt etwas am Zweifeln, was da noch 35 weitere Minuten füllen soll.

Es ist also kein Film mit einem großen Knalleffekt, was schon fast ironisch ist, denn am Ende wird das Haus über eine Explosion zerstört, so viel Knalleffekt, wie der Klimax in wenigen dieser frühen Universal-Filme ihn wirklich hat. Nur dahin zu kommen ist halt viel Gerede, welches dadurch gerettet wird, dass es eben ein Psychospielchen zwischen den beiden Größen Lugosi und Karloff ist, bei denen die beiden anderen Schauspieler schnell blass wirken.

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