Blasphemous hat mir Anfang 2021 wirklich viel Spaß gemacht. So viel sogar, dass ich direkt am Überlegen war, ob ich nicht noch einen zweiten Durchlauf mache. Da war ja immerhin das erste freie DLC, The Stir of Dawn, welches in einem New Game Plus zusätzliche Bosse schenkte. Kurz darauf wurde allerdings mit dem Nachfolger angekündigt, dass ein drittes und letztes freies DLC hinzukommen würde, welches ebenfalls neue Inhalte böte. Also wartete ich darauf.
Ähnlich wie das zweite DLC, Strife & Ruin, fügt das finale Wounds of Eventide seine Inhalte übrigens in jeden Durchgang ein, auch in einen allerersten. Es muss für sie kein New Game Plus Durchgang sein. Aber da eben die Inhalte von Stir of Dawn von jenem abhingen, war ich ganz Todesmutig der Meinung, es wäre die beste Lösung ein NG+ zu machen und alle Zusatzinhalte der DLCs in einem Durchlauf zu haben.
Nun ja, die beste Idee war das eventuell dann doch nicht. NG+ läuft nämlich immer auf dem schwereren True Torment Schwierigkeitsgrad, und den hatte ich eventuell doch etwas unterschätzt. Dabei habe ich es mir nicht mal übermäßig schwer gemacht. Nachdem man erwacht und den ersten Tutorial-Boss besiegt, gibt es nämlich auf True Torment bereits die erste Erweiterung. An einer Statue kann eine Buße ausgewählt werden. Dies sind drei zusätzliche Challenges, wie eine geringere HP-Leiste, schwächere Attacken etc., die optional noch auf den erhöhten Schwierigkeitsgrad on top gegeben werden. Ich nahm davon keine. Und immerhin ist man im NG+ bereits mit einem Großteil seiner Ausrüstung gesegnet. Alle Gebetsperlen und Waffenattacken bleiben erhalten. Lediglich Progressionsgegenstände und Verlängerungen der HP/MP-Leisten müssen neu gefunden werden. Und natürlich die zusätzlichen Heilflaschen sowie neue Slots für die Gebetsperlen.
Aber ich ging davon aus das ich, mit allen Skills und guten Gebetsperlen ausgerüstet, und ohne eine zusätzliche Sünde zu wählen, schon irgendwie durch True Torment kommen würde. Jene Einstellung fing schnell an zu bröckeln.
Ich ging das Spiel also linear wie einen allerersten Durchlauf an. Einfach den geraden Weg zum ersten Boss, den nun wirklich nicht allzu schweren Ten Piedad, gehend. Und jener stampfte mich in Grund und Boden. Ok, also den Plan etwas ändern. Eine Karte von Blasphemous hinzugezogen, auf der alle Fundorte von Items etc. markiert sind. Und dann versucht in alle nicht mit Progressionsitems verschlossenen Himmelsrichtungen zu gehen, um bereits erreichbare Aufbesserungen wie mehr Heilflaschen, mehr Gebetsknoten, Leistenupgrades zu bekommen.
Das alleine war schon ein höllisches Unterfangen, wenn plötzlich in den meisten Gebieten die Gegner einen mit zwei Angriffen erlegen. Eh schon verhasste Gebiete wie Graveyard of the Peaks haben mich erneut fast aufgeben lassen. Gebiete wie Jondo oder Covenant of our Lady haben mich vorher nicht dagewesenen Respekt gelehrt. Grievance Ascends mit seinen Challenge Rooms hat mich erneut fast aufgeben lassen. Und all das mit beständig in Sackgassen laufen, weil mir nicht klar war, wie viele Wege verschlossen sind, mit einem Upgrade zwei Räume weiter lockend.
Doch mit der Zeit hatte ich ein paar Upgrades zusammen. Und traute mich endlich an die Bosse ran, immer noch durch den einfachen Tod an normalen Gegnern stark an mir zweifelnd. Ten Piedad war ziemlich einfach. An den Tres Anguistas bin ich fast verzweifelt, da ich ständig in den Abgrund fiel, meist kurz vorm Gewinn. Das Problem hatte ich bei meinem ersten Playthrough gar nicht. Ich dachte echt es ist vorüber, doch irgendwann waren sie besiegt. Vor Our Lady of the Charred Vissage hatte ich dann echt Angst, weil ich den Bullet Hell Boss bereits nur schwer schon auf normalem Schwierigkeitsgrad geschafft hatte. Doch erstaunlicherweise war sie diesmal kein großes Problem. So ist das in diesen Spielen manchmal, an scheinbar einfachen Bossen scheitert man viel zu häufig, und an eigentlich schweren kommt man dann mal wieder schnell vorbei.
Mit jenen drei Hauptgegner tot, war dann der Rest des Spieles offen. Natürlich hatte ich während jener ersten Hälfte mit dem Wounds of Eventide NPC gesprochen, weswegen Esdras auf der Brücke nicht gegen mich kämpfte sondern in einem neuen Offshoot des Einstiegsareals mir einen neuen Gegenstand überreichte, der mich zu den zwei neuen Bossen des DLCs und einem neuen Ende gereichen würde.
Bevor ich jene oder die aus Stir of Dawn allerdings angehen wollte, wollte ich so gut wie möglich gerüstet sein. Also die komplette zweite Hälfte des Spieles normal gezockt, die dortigen Bosse umgebracht, in der Kirche Almosen gegeben, um Nettigkeiten wie den Warp zwischen den Speicherpunkten freizuschalten. Erstaunlicherweise war keiner der dortigen Bosse allzu schlimm. Durch die Gebiete, ihre Fallen und normalen Gegner zu kommen teils nerviger, da ich aller Upgrades zum Trotz in True Torment immer noch zu wenigen Treffern fallen konnte.
Und dann war es soweit. Cristanta auf den Dächern der Archcathedral wäre der nächste Boss gewesen. Der Punkt, an dem die anderen beiden Bosse von Wounds of Eventide erlegt sein müssen, um das neue Ende zu bekommen. Nebenbei hatte ich natürlich auch mit dem Trumpeter Jibrael gesprochen, wo immer er nun auftauchte, um die vier Sarkophage auftauchen zu lassen, die zu den Stir of Dawn Bossen führen.
Dadurch, dass die zweite Hälfte von Basphemous dann doch nicht so schlimm war, wie die Anfangsschwierigkeiten im NG+ schrecken ließen, war ich also neu motiviert, jene anzugehen. Und erneut so schnell in Grund und Boden gestampft, dass ich das Spiel dort abbrach.
Was hatte ich nur für einen Fehler gemacht. Mir anzumaßen ich könnte das Spiel auf True Torment spielen. Wofür? Für vier wahrscheinlich eh zu starke Bosse, deren Särge teilweise auch noch in den nervigsten Winkeln hängen, so dass vom Spawnpunkt zurückzulaufen bereits ankotzt. Und noch viel schlimmer, statt einfach ein komplett neues Spiel für die zusätzlichen Story Beats und Bosse von Wounds of Eventide zu beginnen, hatte ich den Fehler begangen, jene nun auch auf True Torment zu haben. Weil es einfacher klang, alle einfach… hah, einfach!… in einem Aufwasch zu machen. Ich hatte dabei noch nicht mal Crisanta probiert, welche ich schon im normalen Spiel fast nicht geschafft hätte. Und die neben dem höheren True Torment Schwierigkeitsgrad in Wounds of Eventide auch noch eine zusätzliche Kampfphase spendiert bekommt. Was hatte ich mir nur gedacht?
Nun, das ich all dies hier niederschrieb ist dann jetzt mittlerweile knapp ein Jahr her. Und seither habe ich das Spiel nicht wieder versucht. Ich war dann doch zu demotiviert, sowohl von dem Stir of Dawn Boss als auch dem einem aus Wounds of Eventide (Isadora), die ich versucht hatte und die einfach viel zu schwer wirkten. Nachdem der Playthrough vorher schon so gut wie nie Spaß gemacht hatte. Ich bin dann jetzt hier bereit mir einzugestehen, dass daraus nichts mehr wird. Und so endet meine True Toment Erfahrung damit, dass ich nicht hart genug war, diese Folter durchzustehen.