The Chessman

Jeffrey B. Burton ist wohl schon eine geraume Weile Autor, allerdings hauptsächlich von Kurzgeschichten in Genre-Magazinen. Genre Fiction ist dabei ein Schlagwort für diverse… Genre eben, vornehmlich SciFi, Fantasy, Horror und Mystery, und kommt immer mit dem Beigeschmack von „nerdigen Sachen ohne höheren intellektuellen Wert“. Ein Genre Film beispielsweise würde die Academy der Oscars nie auch nur mit dem Arsch ansehen. Jedoch gelang ihm dann 2012 der Durchbruch mit dem Thriller Der Schachspieler, dem er mittlerweile zwei weitere Fälle um den Ermittler Drew Cady hat folgen lassen.

Der Chessman war dabei eigentlich der letzte Fall vom Ex-FBI-Agenten Cady, der in Folge der Ermittlungen 50% Kraftverlust in seiner rechten Hand und die Scheidung seiner Frau abbekam, und nach Abschluss des Falles in die Pension ging. Doch obwohl man dachte damals den Übeltäter herausgefunden zu haben, so kommt es nun zu neuen hoch-profilierten Morden, in deren Wunden Schachfiguren stecken. Letztendlich lässt sich Drew Cady darauf ein, als beratender Experte an den Ermittlungen teilzunehmen.

Cady selbst tippt dabei darauf, dass es sich eh nur um einen Nachahmungstäter handelt. Wie sich herausstellt liegt er damit auch gar nicht falsch. Was allerdings nicht bedeutet, dass sie damals nicht dennoch den Falschen für den Chessman gehalten haben. Denn der mischt sich auch wieder ein, da er es ja mal gar nicht mit seiner Ehre vereinbaren kann, dass ihn jemand kopiert. Immerhin hat er aus Liebe gemordet.

Was das Buch dabei etwas komplizierter macht, ist die Tatsache, dass es nicht nur gerne alle paar Kapitel den Charakter wechselt, aus dessen Sicht wir die Ereignisse miterleben, sondern auch munter zwischen den aktuellen und den damaligen Ermittlungen hin und her springt. Das wird zwar immer schön mit einem „X Wochen/Monate“ zuvor eingeleitet, jedoch habe ich mich dennoch manchmal dabei ertappt, gedanklich nicht auf die Reihe zu bekommen, wie Ereignis A und B jetzt zueinander passen, bis mir wieder eingefallen ist, dass diese gar nicht Teil der gleichen Ermittlungszeitlinie sind.

Denn letztendlich haben die gar nichts miteinander zu tun. Wer also ständig erwartet, dass es irgendwann mal Klick macht und die beiden sich zusammenfügen, kann lange warten. Letztendlich ist dann auch der Teil darum, was mit dem eigentlichen Chessman-Fall zu tun hat, wer wirklich dahinter steckt, warum er wirklich gemordet hat, interessanter, als der gegenwärtige Part. Der ist dann interessant, wann immer der Chessman Kontakt zu Cady aufnimmt, eher weniger wenn es um die Mafia-Copycat geht – wobei es immerhin abseits der Norm ist, dass der Nachahmungstäter eben kein weiterer Psychopath oder doch wieder der Chessman von damals ist. Den will uns das Buch gegen Ende eventuell sogar etwas sympathisch machen, weil er ja aus Überzeugung gehandelt hat, und was er Cady antat wirklich bereut?

Dennoch bleibt das Buch eher Standard wenn es um Thriller geht. Wir haben einen Agenten mit einer persönlichen Vergangenheit, die aufgearbeitet werden muss. Es gibt korrupte Politiker. Richtig perverse Serienmörder. Ein Mörder mit moralischem Kompass. Wären nicht die vielen Zeitsprünge und das etwas andere Ende, wäre Der Schachspieler schon sehr Thriller 101. Was ja nichts bedeuten muss, ehrlich gesagt finde ich Thriller und Krimis untereinander immer sehr ähnlich gestrickt, und Der Schachspieler ist definitiv ein unterhaltsamer und kurzweiliger Vertreter, macht aber insgesamt eben auch keine großen Sprünge.

Nur warum es hiernach noch mehr Fälle von Drew Cady gibt, es sei denn wir springen in dessen Vergangenheit, erschließt sich mir nicht. Denn der hat hiermit eigentlich seinen Abschluss mit dem Dienst gefunden. Es gibt keine Gründe, warum er sich in weitere Ermittlungen einmischen sollte.