GameBoy Obscurities: Star Hawk & Vattle Guice

ava-2645Es ist mal wieder Zeit für Shmups auf einem System, auf dem sicherlich keiner ernsthaft jene gespielt hat. Aber gerade das macht es ja immer so interessant sich die Bibliothek des GameBoys anzusehen. Durch seine Omnipräsenz in den Hosentaschen von Kindern gab es eben auch so viel darauf, für das er eigentlich nicht gemacht war. Bei dem es immer interessant ist, zu sehen, wie die Umsetzung vonstatten ging.

Star Hawk ist vom unbekannten NMS Software, die von 1992 bis 1997 besonders auf den Handhelds aktiv waren und beispielsweise die Konsolenversionen von Star Wars und Disney’s Aladdin auf den GameBoy runtergebrochen haben. Das vorliegende Shmup wurde übrigens nur in Europa herausgebracht, ein Release in Nordamerika war vorgesehen, wurde allerdings gecancelt.

Insgesamt ist Star Hawk ein ziemlich simples Unterfangen. Es kann zwischen zwei Schwierigkeitsgraden ausgewählt werden, Easy oder Hard, wobei Easy die Voreinstellung zu sein scheint. Darauf geht es dann in guter Shmup-Tradition durch 5 Stages, die jeweils mit einem Boss beendet werden. Das Schiff ist direkt mit dem ersten Treffer besiegt und es gibt mehrere Power Ups einzusammeln.

Der Großteil davon ist allerdings relativ nutzlos. Oder zumindest gleichwertig. Star Hawk bietet eine Reihe an Geschossvarianten an, die mir aber alle nicht wirklich besser als der Standard zu sein schienen. Mit zwei Ausnahmen. Der Laser, der durch Gegner geht und somit auch die dahinter trifft. Und dann die Zielsuchraketen, die automatisch Gegner anvisieren, egal ob man auf deren Höhe schießt oder nicht. Sobald letzteres Geschoss eingesammelt ist, gibt es eigentlich keinen Grund mehr zu wechseln. Damit lassen sich die meisten Gegner einfach erledigen und bei Bossen in relativ sicheren Bildschirmzonen abgehangen werden. Bildschirm reinigende Bomben oder ähnliches gibt es übrigens nicht, beide Buttons des Systems schießen ganz normal. Ein weiteres nettes Upgrade sind allerdings die Options, von denen maximal zwei um das Schiff kreisen können, und als Schutz gegen Geschosse herhalten.

starhawk

Von den Stages ist eigentlich das erste das interessanteste. Wir fliegen wie durch einen lebenden Organismus mit biologisch aussehenden Gegnern und Endgegnern. Danach geht es durch Steinhöhlen und Metalltunnel gegen relativ normal-mechanische Flieger. Immerhin sind die Bosse schön groß, fast den kompletten Bildschirm füllend. Schießen aber nicht so stark um sich, als das dies unfair werden würde.

Doch das Design passt eben insgesamt zum Bild von Star Hawk: Nettes simples Shmup, das aber extremer Standard ist und sich höchstens durch seinen einsteigerfreundlichen Schwierigkeitsgrad auszeichnet.

Das lediglich in Japan erschienene Vattle Guice, ebenfalls von einem mittlerweile aufgelösten Studio, ist hingegen zugleich komplexer und simpler. Je nachdem welchen Part des Spieles man sich betrachtet.

Simpler ist es im Punkt der Einstellungen. Es gibt nämlich gleich gar keine. Weder kann die Anzahl der Leben noch ein Schwierigkeitsgrad verändert werden. Vattle Guice läuft immer gleich. Die fünf Stages werden weder einfacher noch schwerer gemacht werden können. Und es gibt immer nur das eine Leben. Dafür startet man nach jedem Continue nur am Beginn des aktuellen Stages statt je zum Spielbeginn zurückgeworfen zu werden.

Jener Spielverlauf an sich bietet allerdings etwas mehr Optionen an als das ziemlich simpel gestaltete Star Hawk. Beispielsweise bietet Vattle Guice gleich drei verschiedene Flieger zur Auswahl, zwischen denen zu Beginn eines jeden Stages, inklusive nach einem Ableben, gewechselt werden kann. Eines davon schießt frontal, eines vor und hinter sich, und eines vor sich und seitlich.

vattleguice

Wobei ich nie wesentlichen Nutzen aus den letzteren beiden ziehen konnte. Während des Stages mag es schon mal ganz praktisch sein auch hinter und neben sich zu schießen, um kleinere Gegner von allen Seiten beschießen zu können. Das Problem dieser beiden Schiffe gestaltet sich dann aber, wenn man den Boss am Ende erreicht. Die sind nämlich alle ziemlich große Festungen, haben aber nur einen kleinen Punkt frontal, aus dem sie schießen. Genau der Punkt, aus dem deren Geschosse kommen. Selbst nur einen kleinen Strahl an Geschossen direkt vor sich zu schießen, während der Rest zu anderen Seiten abgeht, ist hier absolut tödlich. Und auch beim Ableben bei einem Boss geht es ans Beginn des Stages zurück. Der Flieger, der stattdessen drei frontale Richtungen schießt, ist dadurch fast unentbehrlich für sie.

Eine Besonderheit von Vattle Guice ist zudem eine Sache, die wir bereits in Vertical Force und Aerostar gesehen haben: Das Geschehen bewegt sich auf zwei Ebenen. Zum einen kommen natürlich jede Menge feindliche Flieger in der Luft angeflogen. Aber auch auf dem Boden sind Kanonen stationiert, die auf einen schießen. Mit einem Knopfdruck kann nun jederzeit zwischen diesen beiden Ebenen gewechselt werden, um entweder Flieger oder Kanonen abzuschießen. Zudem sind es nur die Kanonen, welche die Upgrades fallen lassen. Die Wahlweise die Geschwindigkeit oder Geschosse upgraden oder die Lebensleiste regenerieren.

Und ja, in Vattle Guice stirbt man wenigstens nicht gleich beim ersten Treffer sondern hat eine Lebensleiste. Ich habe das Gefühl, dass das Spiel aber auch darauf baut, dass man mal getroffen werden kann. Denn es ist schon ziemlich einfach von etwas erwischt zu werden, was man nicht gut sehen konnte, zumal man ja von zwei Ebenen beschossen wird. Außerdem gibt es enormen Kollisionsschaden, wenn man auf der Boden-Ebene fliegt und versehentlich in ein Gebäude oder einen Hügel fliegt, die natürlich in der Luft-Ebene unschädlichen Hintergrund darstellen. Es fliegt sich in der unteren Schiene einfach viel zu einfach in sie hinein.

Ganz interessant sind auch die optischen Entscheidungen im Spiel. Manche Stages sind nämlich mit mehr Details ausgestattet, was sie im schwarz-weißen GameBoy natürlich sehr dunkel gestaltet. Um bessere Übersicht zu bieten sind nun die Flieger nicht in schwarzer sondern weißer Outline versehen, um sich besser dagegen abzusetzen.

All das genannte macht Vattle Guice sicherlich interessanter, aber auch spielerisch frustrierender, wenn man es direkt mit Star Hawk vergleicht.