Sonic, ach Sonic. Eines der großen Maskottchen-Platfomer-Franchises. Der legitime Rivale zu Mario. Geliebt in den 90ern bis in die frühen 2000er. Dann kam Sonic 2006, der große Jubiläums-Reinfall der Franchise und nichts war mehr gleich. Der Sonic-Cycle ist ein Meme – mit jedem neu angekündigten Spiel hypen sich die Fans, nur um nach Release doch wieder enttäuscht zu werden. Viele Sonic-Spiele bekommen das Prädikat „es könnte schlimmer sein“, was nun wirklich nicht die Verkaufsempfehlung ist, welche die geschundene Fanschar meint das es sie sei.
Dabei gibt es angeblich tatsächlich brauchbare oder sogar gute neuere Sonic-Spiele. Aber es hat sich so ein wenig im weiteren popkulturellen Unterbewusstsein breitgemacht, dass es seit 2006 kein anständiges mehr gegeben habe. Bleibende Fans der Franchise werden belacht als Furries, denen es eh nicht um Qualität geht, sondern um neues Material um Sonic-R34 zu bekommen. Nicht das daran was schlimm wäre. Furries als das allgemein-akzeptable Ziel jeder anderen Internet-Community, um nach unten treten zu dürfen, obwohl die zum Großteil nur in Ruhe gelassen und sich einen zu antropomorphen Cartoon-Igeln runterholen wollen, ist sowieso so eine Sache für sich.
Mein eigenes Aneinanderstoßen mit der Franchise, meine persönlichen Sonic-frotting-Momente wenn man das so will, sind dabei ziemlich rar. Ich hatte nie eine Sega-Konsole, somit blieb mir viel davon auf Abstand. Platformer waren auch nie mein Super-Genre, dem ich hinterhergestiegen wäre. Ich habe mich an drei Sonics über mein Gamer-Leben probiert, und zwar sogar welchen mit gutem Ruf. Ich besitze die Mega Drive Collection für die PS2, die ich hauptsächlich für Phantasy Star IV damals kaufte, auf der aber auch die ersten beiden 16bit Sonics sind. Ich habe vor wenigen Jahren versucht in die Franchise hineinzukommen, in dem ich Sonic Advance eine Drehung verpasste. Und vor kurzem hab ich Sonic Mania gebootet. Und ich muss sagen, dass ich einfach irgendwie mit Sonic nicht warm werde. Ich glaube ich kann das mit dem „gotta go fast“ einfach nicht. Es fühlt sich gleichzeitig falsch an es wie einen normalen langsamen Platformer zu spielen, aber durch die Level zu rasen fühlt sich gleichzeitig so an, als würde ich am eigentlichen Spiel vorbei rennen.
Von daher ist natürlich generell gesehen bereits alles, was ich zu einem Sonic zu sagen habe, mit Bedacht zu genießen. Dann ist auch noch das einzige Sonic, welches ich letztendlich mittlerweile doch durchbekommen habe, Sonic Forces!
Das ist das Sonic, über das so viel gememed wurde, weil es den Spieler einen eigenen OC machen lässt. Eine nicht unkluge Entscheidung von Sega. Sicherlich hat die breite Spielerschaft darüber gelacht. Aber Sonic-Fans lieben nichts mehr, als ihre OCs, und reichlich andere Gamer haben das Spiel schon allein deswegen gezockt, um sich genau darüber aktiv lustig zu machen. Verkaufsfördernd war die Entscheidung also.
Tatsächlich bin ich selbst hauptsächlich am Ball geblieben, weil sich Sonic Forces nicht nur schnell runterspielen lässt, sondern weil es eben so herrlich dämlich ist. Sonic Forces ist genau das Spiel, das Fans mit Sonic-OC herstellen würden. Die Handlung ist wie ein Fanfic, übertrieben ernst, maßlos edgy, den eigenen OC ständig die Füße küssend, und absolut unstrukturiert. Das Spiel beginnt tatsächlich damit, dass der neue Edgelord-Antagonist Infinite, silberne Fuchsmaske mit einem rotglühenden und einem in Schatten gehaltenen Auge, Sonic umbringt. Sonic ist tot, Tails hat PTSD, Robotnik hat die Welt übernommen, und nun bedarf es unserem OC alles wieder in Ordnung zu biegen, weil der halt einfach so unglaublich cool und kompetent ist. Der ganze Reigen an Sonic-Support-Charakteren ist in der Widerstandsbewegung und überglücklich, das wir endlich aufgetaucht sind.
Natürlich ist Sonic nicht wirklich tot, lediglich totgeglaubt, und so können wir ihn früh ins Spiel hinein aus dem Gefängnis retten, wo er lediglich von Robotnik für Monate gefoltert wurde, wie uns das Spiel informiert. Classic Sonic taucht auch ziemlich grundlos aus dem Nichts auf, von den vier wiedergekommenen Antagonisten früherer Spiele werden zwei gar nicht von uns besiegt, und Infinite taucht nach ein paar Niederlagen auch im Spiel plötzlich nicht mehr auf. All dieser dämliche Unsinn doppelt witzig, weil die PS4 für jede Cutscene in „Blockierte Szene“-Modus geht, die keine Screenshots oder Clips erlaubt, implizierend, dass Sega diese schlechte Fanfic-Handlung zu wichtig findet, um gespoilert zu werden. Ich kann nicht mehr.
Spielerisch ist Sonic Forces genauso inkompetent, aber wesentlich langweiliger. Es gibt insgesamt drei spielbare Charaktere: Sonic, Sonic, und Sonic-OC. Sprich unseren eigens gemachten Character, den modernen 3D-Sonic und den oldschool Sonic aus den 2D-Spielen, der in den modernen Games leider 2.5D ist statt als Gimmick voll Mega-Drive-2D zu gehen.
Moderner Sonic und eigener OC spielen sich dabei fast identisch und haben die gewohnten Level, bei denen hauptsächlich schnell an allem vorbeigerannt oder auf Schienen automatisch durchs Level geprescht wird, bis man nach 2-3 Minuten bereits das Ende des Stages erreicht hat und es einem so vorkommt, als wäre das zum Großteil ohne eigenes Zutun geschehen. Hin und wieder gibt es dann doch auch 2D-Segmente in den Stages, bei denen etwas mehr auf eigenes Platforming geachtet werden muss. Aber ob das viel besser ist, sei mal dahingestellt, da sich moderner Sonic schon sehr floaty steuert und dadurch viele Sprünge vermasselt oder in Gegner hineingerannt wird. Oldschool Sonic hat seine Stages natürlich komplett in jenem Sidescrolling und sein Problem ist ein wenig das Gegenteilt. Wo sich der moderne Sonic für präzises Platforming zu schnell und floaty anfühlt, fühlt sich Oldschool Sonic in Forces zu behäbig und ohne richtiges Momentum an. Abgesehen von den letzten paar Stages sind die meisten allerdings so einfach, dass dies nicht maßgeblich ins Gewicht fällt, aber egal welchen Charakter man steuert, das Handling fühlt sich halt entweder nicht richtig oder wie auf Autopilot an.
Sonic Forces ist also tatsächlich kein gutes Spiel. Es ist aber schon ein wenig unterhaltsam wie schwachsinnig es ist.