Challenged to Shining Force

Nachdem mir der gute e7 einfach mal so aus dem Nichts den Fehdehandschuh hingeworfen hat, konnte ich natürlich gar nicht anders, als mir Shining Force reinzuziehen. Immerhin liegt die GBA-Version Resurrection of the Dark Dragon schon geraume Jahre hier rum, nur einmalig probiert und nach den ersten paar Kämpfen wieder sein gelassen. Als ich es dann erneut begonnen hatte, wurde ich beim ersten Kampfschauplatz auch direkt daran erinnert, dass ich es sogar von noch früher kenne. Ich hatte zwar ein SNES, aber ein Freund besaß ein Mega Drive und wir standen halt beide auf RPGs, weswegen er sich nach dem fantastischen Soleil auch Shining Force kaufte. Damals waren lokalisierte SNES-RPGs aber fast ausschließlich Action-RPGs. Als er mir dann also den ersten Kampf zeigte, und die langsame rundenweise Bewegung darinnen, war ich als Kind gleich total abgeturned. Immerhin konnte ich damals auch mit Lufia 2 nichts anfangen in meinem jugendlichen Leichtsinn.

Ich hatte mir es damals ehemals tatsächlich gekauft, weil es als eines der simpleren SRPGs angepriesen wird, und ich von daher dachte, dass es eine ganz gute Einstiegsdroge darstellen könnte, bevor auf die harten Sachen umgestiegen wird. Von daher war es dann auch nicht so, dass es mir zu kompliziert oder schwer war, sondern damals lediglich das dritte KO-Kriterium hat nicht so drauf einsteigen lassen: Die Spielgeschwindigkeit. Ich hatte halt noch nie so den Nerv dafür, mir diese langatmigen Schlachten anzutun, in dem jeder Charakter und Gegner erst mal behäbig sich in Position bringen muss, bevor es zum Schlagabtausch kommt.

Denn das Spiel ist tatsächlich bestechend simpel und einfach gehalten. Genau genommen hat mich der Ablauf, abgesehen von den Kämpfen auf dem Schlachtfeld natürlich, stark an klassische RPGs denn SRPGs erinnert, da das Spiel eine Oberwelt aufweist, auf der sich sporadisch bewegt wird, und auch regelmäßig Städte frei erkundet werden, um Rüstung und Items zu kaufen oder via NPC-Gesprächen den nächsten Story-Trigger zu legen, bzw. sich neue Einheiten anzuschließen gedenken. Sogar ein Hauptquartier wird in jeder eingerichtet, um sich mit den charmant-quirligen Mitgliedern der Kleinarmee, die man anführt, zu unterhalten.

Wobei sich das mit den Gegenständen eher übersichtlich gestaltet. Rüstung gibt es beispielsweise nicht, sondern nur eine recht kleine Auswahl an Waffen pro Charakterklasse plus eine Hand voll Ringen, die einen kleinen Boost zu einigen Statuswerten einbringen. Auch an nutzbaren Gegenständen hat man hauptsächlich Heilung im Gepäck, damit die Magier nicht alles alleine stemmen müssen. Genauso hat in den Kämpfen das Terrain zwar einen gewissen Modifikationseffekt, der allerdings oftmals nicht wirklich so einen Unterschied macht, als dass man ihn noch groß beachten würde.

Tatsächlich versucht das Spiel eine aggressive Herangehensweise der Kämpfe insgesamt zu belohnen. Wie üblich bewegt man sich natürlich über das Schachbrett je nach Radius der Einheit, und schlägt sich entweder beim direkt Gegenüberstehen oder aus Entfernung, wie es Magien und Waffen eben zulassen, dann einen über die Rübe, und es bekommt auch nur dann jemand Erfahrungspunkte, wenn er was getan hat. Wer allerdings nicht ständig seine Einheiten zurückfallen lässt, damit die Heiler sich um die Wunden kümmern können, sondern etwas mutiger nach vorn prischt, bekommt wenn der Kampf in einer gewissen Rundenzahl erledigt werden kann, per Clear Bonus entweder ordentlich Kohle (von der man bald aber eh mehr hat, als man brauchen wird) oder eine starke Waffe (die schon brauchbarer sind, weil sich wie gesagt die normale Auswahl überschaubar hält).

Selbst Level grinden darf man in Shining Force. Statt das es nur so viel Erfahrung gibt, wie die Gegner der 30 Kämpfe insgesamt hergeben, hat Held Max auch noch den Zauber Egress drauf. Dessen Name ist Programm, schickt er die ganze Truppe doch wieder vor den aktuellen Kampf, allerdings mit dessen Fortschritt behalten. Auch beim Ableben ist das so. Grundsätzlich darf hier sowieso jegliche Einheit geopfert werden, da es im Gegensatz zu Classic Fire Emblem keinen Permadeath gibt, sondern sie nach dem Kampf in der Kirche wiederbelebt werden können. Nur das Ableben von Max bricht den Kampf direkt ab, aber wie bei Dragon Quest mit aller gesammelter Erfahrung beibehalten und nur das Gold halbiert. Irgendwann sollte also zwangsläufig das Level erreicht sein, um den Kampf zu bestehen.

Vielleicht nimmt das Spiel einem deswegen auch für die letzten beiden Kapitel die Möglichkeit weg, Egress zu nutzen. Das macht die Sache allerdings nur leicht nerviger, da die Angel Wings immer noch funktionieren, die den gleichen Effekt haben und fast nichts kosten, man muss sie halt jetzt nur vor jedem Neuversuch kaufen und ins Gepäck nehmen. Witzig ist hier vor allem auch der finale Kampf gegen den Dark Dragon. Der kommt direkt an den Anschluss zu dem gegen Dark Sol, und wenn man sich raus warpt oder stirbt müssen erneut beide hintereinander gemacht werden. Gleichzeitig gibt es allerdings zwei Spawnpunkte auf dem Schlachtfeld, die permanent schwächere Skelette ausspucken und nicht im Einzugsgebiet der Attacken des stationären Dark Dragon sind. Wer also merkt, dass er bei dem nichts reißt, kann an diesen Gegner theoretisch erneut nach Belieben leveln.

Hat ein Charakter dann Level 10 erreicht, darf er übrigens zu einer verbesserten Jobklasse promoviert werden. Sie starten allerdings wieder auf Level 1 mit den vorigen Statuswerten leicht zurückgeschraubt. Normies dürfen sowieso nur bis Level 20 kommen, danach geht ohne Beförderung nix mehr. Ich dachte natürlich hier, ich wäre einfach mal schlau, und warte bei allen Einheiten bis zum Max-Level 20, bis ich sie befördere, damit sie mit möglichst hohen Statuswerten beginnen, statt 10-Normie-Level zu vergeuden. Dadurch kam das allerdings auch erst zu Beginn von Chapter 6. Von 8 insgesamt. Unglücklicherweise also genau dann, als das Spiel sich dazu entschloss, dass die Gegner vielleicht doch zumindest ein wenig Biss benötigen. Mit den runtergesetzten Statuswerten nach der Beförderung wurde es dann doch etwas haariger.

Und damit meine ich letztendlich nur, dass ich nicht mehr jeden Kampf des Finales ohne Verluste durchgestanden, sondern auch schon mal einige Einheiten bis zu Zweidrittel der zwei Dutzend verloren habe. Was ja ganz legitim ist, wenn es keinen Permadeath gibt und man eh im Geld für die Wiederbelebung schwimmt. Ich denke eigentlich hätten mich sogar die beiden besonders guten Einheiten Musashi und Hanzou mehr oder weniger alleine durch den Rest bringen können, die sind denen zumindest hoffnungslos davon gelevelt, weil sie einen Großteil der Arbeit schultern mussten. Die sind glaub ich in dieser Version sogar noch stärker gemacht worden, weil sie im Gegensatz zum Original eine Promotion haben und auch früher zu finden sind.

Resurrection of the Dark Dragon kommt mit noch ein paar anderen Veränderungen daher, wobei ich natürlich nicht alle listen kann, weil ich das Original nicht kenne. Jedoch haben die ersten drei Kapitel auch noch jeweils einen Epilog, um das Geschehen auf der anderen Seite der Welt zu zeigen. Sozusagen was im gegnerischen Königreich geschieht, um der schwachbrüstigen Handlung doch ein wenig Reflektion zu geben. Hierdurch kommen dann auch drei neue Charaktere ins Spiel, die sich der Shining Force anschließen werden, und doch ziemlich gut sind, um neuen Spieler noch weiter zu helfen. Mawlok nutzt dazu auch die neuen Karten, die man von Charakteren und Gegnern erhalten kann, um Sondereffekte im Kampf zu sprechen.

Wie gesagt, die Handlung gewinnt jetzt nicht gerade einen Blumentopf. Es ist eigentlich ganz normale Fantasy-Kost über sich bekriegende Königreiche, manipulierende Vasallen, legendären Helden mit Amnesie, versiegeltes Böses und altertümliche Zivilisationen. Alles im Spiel klingt bekannt, lässt so gut wie kein Klischee aus, und jede Wendung ist lange vorher bekannt. Allerdings präsentiert sich Shining Force auch nie so, als wäre es unter dem falschen Glauben etwas Bahnbrechendes zu liefern. Sondern die zweckdienliche Handlung kommt genug zur Sprache, um eine Bühne fürs Geschehen zu bereiten, wird dabei aber nie so ausgebreitet, dass man sich zu langweilen beginnt. Von daher genau richtig gemacht.

Die Grafik ist übrigens ein weiterer Punkt der starken Überarbeitung der GBA-Version. Und einer, der sie für mich wesentlich ansehnlicher macht. Die SD-Charaktere sind einfach ansehnlicher als die Sprites aus dem Original, die Battle-Closeups haben nun mehr Variation zwischen den Charakteren, die animierten Charakterportraits sind moderner, und auch die Kampfschauplätze mit etwas mehr Detail. Man muss im Prinzip nur mit den üblich ausgewaschenen/überbelichteten GBA-Farben auskommen. Besagte Battle-Closeups sind übrigens echt ein tolles Ding in Zeiten von 8 und 16bit gewesen, doch so mit der Zeit hätte ich mir persönlich gewünscht, dass man sie optional ausstellen kann, weil sie eben doch die eigentlich für SRPG-Verhältnisse flotten Kämpfe unnötig ausbremsen.

Ich habe Shining Force hierfür übrigens relativ langsam gespielt. So einer der 30 Kämpfe pro Tag, nur bei akuter Laune und Zeit auch mal vielleicht zwei oder drei. Und so hatte ich doch recht viel Freude am Spiel, welches wie gesagt genau so unkompliziert ist, wie ich ein SRPG zu tolerieren bereit bin. Mir fest vorzunehmen einen Kampf pro Tag zu machen, hat mich dann auch daran gehindert, eine Pause einzulegen, die sich dann mehr und mehr streckt, bis mir ein Jahr später einfällt, dass ich Shining Force ja unbedingt weiter machen wollte. Gleichzeitig waren die Etappen dann aber doch klein genug, um der Sache nicht überdrüssig zu werden. Von daher ist es ein rundes Ding gewesen.