Zeit für ein Geständnis: Die 007 Sundays gibt es nur wegen den Filmen mit Daniel Craig. Wie bereits ganz zu Beginn erwähnt, war ich nie sonderlich an den Bond-Filmen interessiert. Aber dann gingen alle auf Skyfall so ab, selbst jene, die weniger mit den Filmen anfangen konnten. Also dachte ich mir, wäre es vielleicht doch mal eine Maßnahme, mir zumindest die Craig-Bonds anzuschauen. Nur kam ich dann auf die irrwitzige Idee, dass es sogar noch besser sein könnte, alle Filme zu schauen, um die Evolution der Serie über die letzten 50 Jahre mitzubekommen.
M hat gerade einen neuen, vielversprechenden Agenten zur Doppel-Null erklärt, sich ob dessen doch eher Kopf-durch-Wand-Vorgehensweise nicht so sicher, ob dies eine gute Idee war. Der Namen jenes Blondschopfs? Bond, James Bond. Der Gute jagt dann auch direkt mit viel schlechter Publicity eine Botschaft in die Luft, beim missratenen Versuch einen Bombenleger nach seinen Auftraggebern auszufragen. M zieht ihre Entscheidung also noch mal ordentlich in Betracht.
Doch so leicht lässt sich Bond nicht ruhig stellen, investigiert auf eigen Faust weiter, und kommt letztendlich Le Chiffre auf die Schliche, der für die großen Verbrechensorganisationen Geld vermehrt, momentan aber das Problem hat, dank Bonds Eingreifen das Geld am Aktienmarkt verspielt zu haben, was ihn auf deren Todesliste setzt. Allerdings erhofft sich Le Chiffre bei einem großen Bakkarat-Spiel in Monte Carlo dies zurückzuholen, während sich das MI6 erhofft, ihm dies zu verwehren, auf dass er bei ihnen Zuflucht suchen muss im Austausch gegen die Namen seiner Geschäftspartner. Da Bond der beste Glücksspieler ist, wird er auch ganz offiziell wieder auf den Auftrag angesetzt.
Ich hatte sofort ein gutes Gefühl bei Casino Royale – Klappe die Dritte. Ein Reboot, der sich alle vorigen Filme (auch wenn die selten wirklich direkten Bezug aufeinander nahmen) entledigt, auf dass alles nochmal bei (Doppel-)Null anfangen kann, mit einem fehlbaren Bond und alles mal ordentlich grundsaniert? Immer her damit. Wenn dann noch die stylische Pre-Titelsequenz in s/w Bonds erste noch eher unbeholfen-brachiale Morde zeigt. Und dann die eigentliche Titelsequenz, die prompt aus einem Persona sein könnte? Doch, doch, ich hatte schnell ein gutes Gefühl bei Casino Royale, Version Eon Films.
Und dies blieb dann auch so. Moderner Bond liegt mir doch einfach so viel besser, weil mir modernes Action-Kino besser liegt. Die Fights sehen besser aus, haben mehr Wuchtigkeit hinter sich. Bond ist nicht so gelackt und der Film sich dessen Fehlzügen durchaus bewusst, statt ihn zu glorifizieren. Die Mädels sind alle schlau und sexy, die Setpieces spektakulär, die Szenerien gewohnt atemberaubend und gut gefilmt… einfach herrlich. Der Film ist mit 2.5 Stunden zwar mal wieder überlang, aber kam mir wesentlich kurzweiliger vor, als so einige Vorgänger, weil einfach immer was los ist, und das nicht nur an Action, sondern auch an Charakterinteraktion (die Szene in der Dusche hätte man in einem „alten“ Bond nie zu sehen bekommen) und – endlich! – auch viel Agenten-Verwirrspielt. Um die Nebencharaktere, die manchmal interessanter denn Bond waren, war es auch in einigen früheren Filmen etwas schade, aber erneut nicht hier, Casino Royale weiß eine Judi Dench auch zu nutzen.
War also tatsächlich bisher mein Favorit unter den Bond-Filmen, eben wegen der moderneren Mentalität, weil nicht so altbacken und angestaubt, weil cooler und mit mehr Grauschattierungen. Genau genommen der erste Bond, für den ich mich sogar richtig begeistern konnte. Und übrigens trotz bereits zwei Vorversionen relativ frisch, da die Climax-TV-Version immerhin unter eine Stunde ist und die Version aus den 60ern dank Parodie und drölfzig verschiedenen Regisseuren sich doch wesentlich von dieser Version unterscheiden.
Bond Girl: Caterina Morino ist der übliche „Todesfick“, sprich sexy aber nach einem kurzen Techtelmechtel mit Bond auch schon tot, bevor sie wirklich zur Geltung kommen konnte – jedoch immerhin schlau genug, sich bewusst zu sein, dass Bond sie nur ausnutzt. Eva Green als Vesper Lynd ist ziemlich genial, sowohl der zerbrechlich Fisch außer Wasser, wie Willensstark, mit einer schneidigen Zunge, und perfektem Zusammenspiel zu Bond. Lediglich die Liebelei-Dialoge der beiden gegen Ende des Filmes sind ein Schwachpunkt, da so schrecklich künstlich, sie könnten direkt aus Twilight stammen.
Bond Bösewicht: Mads Mikkelsen, den so einige wahrscheinlich mittlerweile als den Titelgeber der neuen TV-Serie Hannibal kennen, verkörpert Le Chiffre, den kühlen und berechnenden Börsenspezialisten, der so sehr in die Ecke gedrängt wird, dass er nichts mehr zu verlieren hat, was dementsprechend auch ordentlich seine Kontenance immer wieder bröckeln lässt. Beides wirklich gut verkörpert. Allgemein wird man in diesem Bond keinen schlechten Akteur entecken.
Bond Himself: Der knackige Daniel Craig darf zum ersten Mal in den Anzug springen, und macht seine Rolle ganz gut. Wie erwähnt gefällt mir dieser Anfänger-Bond sowieso viel besser, denn zum einen bröckelt seine arrogante Superheldenfassade immer wieder ordentlich, weil ihm eben die Situation doch häufiger zu entgleiten droht, zum anderen wird seine Kaltschnäuzigkeit – wenn auch für seinen Beruf hilfreich – nicht zwangsläufig als was Gutes im menschlichen Gesichtspunkt dargestellt. Ein fehlbarer und verletzlicher Bond ist eben wesentlich interessanter anzusehen.
Action: Nie war die Action so gut inszeniert, so gut gefilmt, so gut choreographiert, so schön brachial wuchtig anzusehen, und auch die gigantischen Setpieces sind natürlich wieder dabei. Bei der Jagd in Madagaskar, beim Kampf durchs halbe Treppenhaus, bei der Folterszene gegen Ende, bei all dem ist das Adrenalin doch ordentlich am Pochen.