Tales of the Tempest ist ein ziemlich kurioses Spiel der langlebigen Franchise. Aus einem ganz bestimmten, dummen Grund bin ich bereits eine Weile an ihm interessiert. Die Sache ist die, dass Tempest 2006 als erstes Tales auf dem DS aufschlug, das neunte Spiel der Hauptreihe darstellend. Es entwickelte sofort einen schlechten Ruf, selbst bei Serien-Fans, und verkaufte sich unter den Erwartungen. Dadurch entschloss sich Bandai Namco das Spiel nachträglich zu einem Nebentitel zu degradieren. Es ist und bleibt auch das einzige der drei DS-Tales, welches nie ein Remake bekam.
Nun sind Tales-Fans nicht dafür bekannt die höchsten Qualitätsstandards zu besitzen, ansonsten wären sie ja keine Tales-Fans. Dass selbst jene das Spiel nicht mochten, muss also was heißen. Und schon wollte ich es spielen, um selbst zu erfahren, wie schlimm es ist. Dank einer englischen Fantranslation ist das immerhin schnell erledigt.
Das Spiel macht auch direkt nicht den besten Eindruck. Wie immer fährt es zunächst ein Opening mit einem Pop-Song auf. Statt allerdings durchgängig eine evokative Animesequenz zu sein, wechselt es zwischen Anime-Opening und FMV mit den low poly Charaktermodellen und Landschaften aus dem Gameplay ab. Das wirkt direkt ein wenig billig.
Der Junge Caius lebt mit seinem Vater in einem kleinen Dorf. Seine beste Freundin Rubia ist eine Priesterin im Training, womit sie in den Fußstapfen ihrer Eltern, die der Kirche angehören, tritt. Eines Tages taucht ein verwundeter Soldat auf, überreicht Caius ein Medaillon, und stirbt an seinen Wunden. Kurz darauf ist schon die Inquisition der Kirche vor Ort, verlangt nach dem Talisman, tötet Rubias Eltern, und macht Caius Vater dafür verantwortlich, weil jener ein Biestmensch ist.
Caius und Rubia können fliehen und machen sich direkt auf den Weg herauszufinden, was die Kirche im Schilde führt, Caius Vater zu retten, Rubias Eltern zu rächen, und gleichzeitig herauszufinden, was es überhaupt mit den Biestkriegen in der Vergangenheit zu tun hat, bei dem die Menschen die Biester besiegten.
Tales of the Tempest spielt sich ein wenig wie die Cliffnotes eines Tales-Spieles. Eigentlich ist alles da, es geht nur sehr schnell. In den 12 Stunden Spielzeit geht es wirklich nur zum Oberhaupt der Kirche, um es zu besiegen. Auf jenem Weg gibt es ein oder zwei Wendungen, aber wie üblich kann man sich jene schon vorher denken. Der Schreibstil ist dabei super kurz und knapp und auf den Punkt gehalten. Skits im normalen Sinne gibt es nicht mehr, aber hin und wieder kommt es mal zu einer Camping-Szene zwischen den Charakteren. Die alle eine einzige Charakterisierung haben und dabei wird es bleiben.
Das Kampfsystem ist wie gewohnt in 3D, hat aber nicht komplett freie Bewegung. Stattdessen können Gruppenmitglieder und Gegner sozusagen auf drei Ebenen sein und sich nur auf benachbarten angegriffen werden. In der Realität wird wahrscheinlich eh ziemlich das Button-Mashing an den Gegnern betrieben und gehofft, dass die zwei KI-Mitstreiter auch mal was machen. Das System fühlt sich in der Exekution etwas arg behäbig an, dafür ist das Spiel allerdings auch so einfach, dass dies nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Lediglich der finale Boss übertreibt es etwas mit dem ständigen Herumteleportieren und Blocken, so dass es schwer ist, ihn zu treffen, solange er noch in Reichweite ist.
Auf der Reise geht es durch ziemlich flache und langeilige Lokalitäten, alle einen Tick zu groß und mit der Entounter-Rate einen Tick zu hoch, um nicht zu ermüden. Obligatorische Fetch Quests sind ebenfalls ein paar vorhanden. So ein wenig alle Zutaten eines Tales sind also auch in Tempest zu finden – wo wir von Zutaten reden beispielsweise auch eine Schnellkochoption -, es wirkt alles jedoch ziemlich kurz angebunden und schal.
Tales of the Tempest ist also so ein wenig der Tales of Schnelldurchlauf. Mäßiges Anime-RPG, zu leicht, zu kurz, zu beliebig. Wo die Spiele der Franchise normalerweise 15 Stunden zu lange dauern, hätte Tempest noch gut 10 Stunden mehr vertragen können. Um komplett ausgeformt zu werden. So wie es ist, ist Tempest noch nicht mal schrecklich, sondern einfach nur verdammt langweilig.