Sonic Mania ist eine Erfolgsgeschichte, oder eher gesagt die seines Schöpfers Christian Whitehead. Der war in der Sonic-Romhacking-Szene so etabliert, dass er von Sega selbst dazu engagiert wurde, einige der Mega-Drive-Spiele auf Smartphones zu portieren. Welche einen sehr guten Ruf genießen. Als er dann einen Prototypen eines komplett neuen 2D-Sonics vorstellte, war Sega bereit es als offizielles Spiel herauszubringen.
Zu Sonic Forces schrieb ich ja, dass dies mein erstes Sonic war, welches ich durchgespielt habe. Manche mögen munkeln es könne daran liegen, dass sich das Spiel häufig mehr oder weniger von selbst spielt und eher selten Input nötig ist. Denn sowohl mein kurzer Versuch am ersten Sonic in einer Mega Drive Collection noch ein Reinspielen in Sonic Mania war mir von Erfolg beschieden gewesen. Doch das hat sich jetzt geändert, ich habe Sonic Mania erneut gestartet. Und ich bin durchgekommen. Wobei ich zugeben muss, dass dem auch der Tatsache geschuldet war, dass ich es gestreamt habe. Vor Publikum schlecht zu sein und sich dabei mit Chat drüber zu unterhalten, macht doch wesentlich mehr Spaß, als für sich alleine schlecht an einem Spiel zu sein.
Wie gesagt ist Sonic Mania eine Feier der „guten alten TM“ Spiele. Grafisch an das Mega Drive angelehnt, aber wesentlich mehr Details in den Szenarien und den Animationen habend. Tatsächlich geschieht so viel auf dem Screen, dass sich das alles gar nicht zwangsläufig verarbeiten lässt, während Sonic durch die Stages düst. Mir sind auf jeden Fall viele charmante Details aufgefallen, als ich in die Aufnahmen geschaut habe, die ich beim Spielen an sich zwangsläufig einfach ignorierte. Und ganz ehrlich, dennoch ist es manchmal schon ein Supergau an Formen und Farben, was da so auf dem Bildschirm los ist, besonders wenn Sonic gerade an Speed aufgenommen hat, so dass ich dennoch hin und wieder die Übersicht verlor. Shoutout zum Wetterreporter-Huhn während des Bosses in Studiopolis 2.
Das liegt aber eventuell auch daran, dass ich Sonic eben einfach nicht gewohnt bin. Und Sonic Mania ist halt schon so ein wenig das Best of für Fans der Reihe, die genau wissen, wie sich ein solches Spiel steuert. Ich bin es so sehr von 2D-Sidescrollern gewohnt, dass man immer schön brav von links nach rechts läuft, oder zumindest linear eine Richtung einschlägt. Da ist es geradezu verwirrend, wie häufig es bei Sonic Mania auf verschiedenen Ebenen, auf verschiedenen Pfaden, immer wieder hin und her schwingt. Ich war mehrmals definitiv desorientiert und mir nur klar, dass ich Fortschritt mache, statt in einen vorigen Bereich des Stages zurückgekommen zu sein, weil hier noch Ringe waren. Manchmal habe ich Dinge auch zu verkopft. Ich habe beispielsweise viel zu lange gebraucht, um die Masten in Flying Battery, an denen Sonic sich dreht, zu verstehen. Ich dachte ich müsste mit dem richtigen Timing loslassen, um in die gewünschte Richtung zu fliegen. Dabei drückt man einfach während des Loslassens das Steuerkreuz in die, in die Sonic fliegen soll. Ein Moment, in dem ich mir ganz schön blöd vor kam.
Übrigens recht nett ist dieses Ring-System schon. Man kennt das ja, Sonic kann so lange Schaden nehmen, wie er noch Ringe hat. Wird er getroffen, werden die zwar alle wild von ihm geschleudert, aber solange noch rechtzeitig mindestens einer davon aufgelesen wird, kann auch noch ein weiterer Angriff eingesteckt werden. Zumindest so lange, wie er nicht in einer Instadeath-Situation ist, wie beispielsweise von einem Kolben zermatscht zu werden, der genau dann runterkam, als mit voller Geschwindigkeit in die Plattform neben gerast wurde, so dass er einen zerdrückt, bevor man die Gefahr sieht. Nicht, dass mir das je passiert wäre. Genauso wie ich nie beim Boss von Metallic Madness 1, nachdem die Maschine zu explodieren beginnt, den Kontroller zur Seite gelegt und mich Chat zugewendet hätte, denkend ich wärefertig. Obwohl er dann in eine zweite Phase geht, so dass ich zerquetscht wurde.
Allgemein muss ich sagen das die Bosse teils doch sehr unausgewogen sind vom Schwierigkeitsgrad her. Tatsächlich viel eben durch jenes Ring-System. Bosse, bei denen es relativ einfach ist, nach einem Treffer die Ringe wieder zu erlangen, können im Prinzip im Yolo-Modus einfach durchgenommen werden. Welche, bei denen die Ringe sofort verschwinden, wie vorrangig bei den Autoscrollern der Flying Battery Spinne oder Stardust Speedways Metal Sonic, sind hingegen ungleich schwerer. Zumal ich bei Metal Sonic das Problem hatte, dass auf seinen Weakpoint zu springen mich häufig nach links in ihn hineinkatapultierte, was quasi den sofortigen Tod bedeutete. Es ist schon nett, was sich hier an Boss-Diversität angesammelt hat (einer ist sogar einfach ein Puyo Puyo Match, um an Mean Bean Machine zu erinnern), bei einem Dutzend Stages von je zwei Acts, die je einen darbieten. Aber die Schwierigkeitskurve zwischen ihnen ist doch eher eine Berg- und Talfahrt gewesen.
Als erstes richtig gespieltes 2D-Sonic fiel für mich auch nicht etwaig negativ auf, wie viel aus früheren Teilen wiederverwertet wurde. Wogegen ich übrigens überhaupt nichts sagen kann, ist die Musik. Die ist durch die ganzen 13 Stages mit ihren zwei Acts richtig gut. Wann immer sie mir zumindest bewusst war, weil ich nicht zu beschäftigt war nicht dem Kontrollverlust zu unterliegen und wild zu fluchen.
Ich glaube ich muss nicht erwähnen, dass ich nicht das Können besaß, um alle großen Ringe zu finden, geschweige denn in jenen Bonus Stages die Chaos Emeralds zu bekommen. Damit war mein Spiel um ein Stage und ein Ende kürzer und ich musste mich mit Robotniks „Try Again“ begnügen. Aber ich bin dennoch zufrieden einfach durchgekommen zu sein. Und das in vier Streams von jeweils 60-80 Minuten. Ich glaube das ist für Neuankömmlinge gar nicht mal die schlechteste Zeit.
Obwohl ich während des Spielens immer mal wieder geflucht und es beschimpft habe, teils auch einfach zu Spaß, hatte ich eine überraschend gute Zeit mit dem Spiel. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es auf mich alleine nicht nach der ersten Session hätte sein lassen. Aber im Nachhinein bin ich ganz froh, dass ich es bis zum Ende durchgenommen habe. So ganz verstehen tue ich immer noch nicht, wie Sonic gespielt werde will, wie man in den Flow kommt. Aber ganz unterhaltsam war der Ritt durch die vielen bunten Stages mit der coolen Mucke und den charmanten Animation schon.