Tales of Berseria

ava-2738Haha! Ich habe es geschafft. Nach Tales of the Abyss in 2019, Vesperia in 2020 und Zestiria in 2021, kommt es doch noch dieses Jahr – und somit das vierte in Folge – zu einer Tales-Besprechung hier im Blog. Dabei habe ich sogar zwei dieses Jahr durchgespielt. Wir machen hier aktuell ein wenig Catch-up mit dem, was ich dieses Jahr alles gespielt habe, und dazu auch die Beiträge zu veröffentlichen. Heute soll es jedenfalls um Tales of Berseria gehen, dem Prequel zum letztjährigen Zestiria.

Ich glaub ich muss aufhören Tales kleinzureden, nur weil es eine durchschnittliche Reihe ist. Ich spiele dafür zu viele davon, um dies logisch erscheinen zu lassen. Ich meine so richtig geil sind die Spiele auch nicht, aber eben gutes Comfort Food. Wenn mir nach einem bunten Anime-JRPG ist, bei dem ich nicht nachdenken muss, wird eines eingeworfen und runtergespielt. Ist aktuell aber eh irrelevant, denn Berseria ist tatsächlich ein gutes Spiel. Nicht nur gut für ein Tales, sondern so allgemein.

Wobei es nicht unbedingt den besten Ersteindruck macht. Das Spiel beginnt mit einer super übertrieben edgy Velvet, dem Hauptcharakter in den schwarz-roten Lumpen, zu der gut auch Linking Park im Hintergrund laufen könnte. Nachdem die rumgeheult hat geht es in ein Flashback. Welches so ein wenig den gewohnt bunt-heilen Tales-Anfang wiedergibt. Mit einer fröhlichen Velvet im kleinen Dorf in der Natur. Dass die Sache schlecht endet und wir es eben nicht mit einem so fröhlichen Tales wie üblich zu tun haben, hätte sogar eine richtig gute Eröffnungs-Revelation sein können… hätte uns das Spiel nicht schon die aktuelle Velvet vorher gezeigt. Das Opening-Flashback ist jedenfalls voller lahmer JRPG-Phrasen inklusive eines Mentors, dessen Philosophie von vorn bis hinten prätentiös-aussagelos ist, den aber alle für tiefsinnig halten. Die beiden tragischen Offenbarungen am Ende des Prologs sieht man ebenfalls weit kommen. Und dann, nachdem wir wieder bei der aktuellen Gefängnis-Ausbruchs-Velvet angekommen sind, trifft die auch noch auf eine Hexe, die nur nervige Non-Jokes von sich gibt, von denen keiner je landet.

Aber hey, durchgehalten und weitergespielt und nach ein paar wenigen Stunden wird das Spiel tatsächlich besser und irgendwann dann auch richtig gut. Das Spiel wirkt nicht mehr, als wäre es von einem 12-Jährigen Edgelord geschrieben, sondern hat wirklich was zu sagen. Es hat Charaktere, die über den Verlauf hinweg wachsen. Weis die Themen von Rache, und was sie aus einem Macht; von religiöser Oppression und dem Fehler in der Hoffnung eines starken Erlösers; sowie den Weg zur Selbstfindung und Selbstbestimmung gut in sich einzubinden. Auch Tales of Berseria ist nie super komplex geschrieben, aber doch immer in einer Art und Weise, welche das Geschehene und die involvierten Charaktere verständlich und glaubhaft rüberbringt. Besonders schön ist zudem, dass es für ein Tales relativ stringent geschrieben ist. Es gibt einen Hauptkern der Handlung, und der wird auch von Anfang bis zum Ende verfolgt. Es gibt Wendungen und Nebenthemen, aber der Kern bleibt bestehen. Es wird nicht wild von einer Handlung in die nächste geschlackert oder plötzlich alles für einen künstlichen dritten Akt über Bord geworfen. Oder interessante Themen angerissen, die dann nie besprochen werden. Tales of Berseria kennt seinen zentralen emotionalen Konflikt und bleibt sich treu.

Ebenfalls unter dem Thema des schlechten Ersteindrucks, der sich bessert, läuft die Optik des Spieles. Die Opening-Sequenz beispielsweise paart wieder nette 2D-animierte Charaktere mit drei Konsolengenerationen alt aussehendem CG. Die ersten Lokalitäten sind alle ziemlich langweilig und schauen aus wie die Versatzstücke eines anderen Spieles. Sind sie eventuell auch. Berseria ist in knapp über einem Jahr nach Zestiria basierend auf dessen Engine herausgekommen, und mich würde es nicht wundern, wenn die kurze Developement Time es nötig machte, dass vieles aus Material von jenem Spiel zusammengesetzt ist. Selbst die Skits, welche nur Visual-Novel-esque Talking Heads sind, wirken diesmal irgendwie schnell dahin gezeichnet. Aber auch hier wird es wie gesagt mit der Zeit besser und das Spiel fährt ein paar schöne Szenarien auf – wie beispielsweise das Korallenriff, über das man sich im seichten Wasser bewegt. Ein bisschen weniger Backtracking über die Reise hätte es allerdings dennoch sein können. Das Spiel versperrt aus mehr oder weniger sinnigen Gründen gern direkte Wege und lässt einen bekannte Gebiete erneut durchlaufen. Vielleicht fällt es auch wegen der fehlenden Oberwelt hier stärker auf?

Im Kampfsystem ist alles gut. Gegner sind sichtbar, Kämpfe Action-orientiert. Wir übernehmen die Kontrolle eines der vier Charaktere, können beliebig zwischen ihnen wechseln. Auf vier Buttons liegen vier der verschiedenen Kampf-Moves, die zu Kombinationen zusammengeführt werden können. Statt Magiepunkte gibt es nun sozusagen Charges. Ein Charakter beginnt mit dreien davon und mit erfolgreichem Angreifen können sich bis zu fünf ansammeln. Das sind die Anzahl an Attacken, die aneinandergereiht werden können, bevor mit Dodgen oder Blocken die Charges wieder aufgeladen werden müssen. Außerdem gibt es natürlich Spezialattacken und Power Moves, die mehrere davon fressen. Selbst die beiden nicht am Kampf beteiligten Charaktere können im Austausch für Charges jederzeit hereingeholt werden. Die Prügelei hat schon Laune gemacht. Zumal ich es persönlich wirklich gut finde, dass Zestiria und Berseria sozusagen jeden Kampf mit den gleichen Mitteln beginnen lassen und ich mir vor dem Gebrauch von Techniken nicht über deren MP-Kosten und meinen sinkenden Pool an jenen Gedanken machen muss.

Es ist wirklich eine Schande das Berseria in den ersten paar Stunden so eine schlechte Figur macht. Denn danach wird das Spiel wirklich richtig gut. Eines der besten Tales-Spiele auf alle Fälle. Dranbleiben lohnt sich also.

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