Ich glaube ich bin einfach nicht mehr auf Wellenlänge mit aktuellen JRPG-Spielern. Wenn ich mir so ansehe, was mir Youtube so an „[Titel], das beste RPG des Jahres“ und Variationen unterjubeln will. Besonders stark merke ich das an Ys. Bei dem nämlich genau solche Videos zu VIII die Runde machten und die entsprechenden Kanäle zu IX dann „… sogar noch besser als der Vorgänger“ titelten. Mensch, wenn ich persönlich die aktuellen Serien-Einträge nicht für enttäuschend halte.
Ganz ehrlich gesagt war ich nach dem ersten Promo-Material schon etwas mit Skepsis gesegnet. Edgy und düster sah das neue Ys aus. Und irgendwo brauche ich diese Trails-ifikation der Serie nicht. Ich will keine Ys mit Überlänge. Ich will keine Ys voller elend langem Geschwafel. Ich will kein Ys, das sich für tiefgängig hält. Ich möchte einfach schnelle und launige Action zurückhaben. Den Titel nun endlich gespielt hat mich leider nicht vom Gegenteil überzeugen können.
Adol kommt diesmal mit Dogi in der Festungsstadt Balduq an. Wo er direkt aufgegriffen und ins Gefängnis geworfen wird, nicht wissend, warum genau überhaupt. Er kann fliehen, dies endet allerdings darin, dass er von der mysteriösen Aprilis mit einer Knarre angeschossen wird. Wohlweislich ist es eine magische Pistole, die ihm lediglich die Kräfte verleiht, sich in ein Monstrum zu verwandeln. Diese Hot Topic Version von Leuten ist dazu auserkoren gegen die über den Grimwald Nox regelmäßig über die Stadt herfallenden Monster zu kämpfen. Und hindert gleichzeitig daran, ihre Mauern zu verlassen. Adol, nun mit gefärbten Haaren, da die rote Tolle zu sehr hervorsticht, muss also sein Lager in der Stadt aufschlagen und mit neuen Kampfgefährten dessen Mysterien erforschen.
Die Handlung des Spieles hat ehrlich gesagt mir mal so überhaupt gar nichts gebracht gehabt. Es ist einfach langweilig. Thematisch werden durchaus mal hier und dort interessante Punkte hervorgebracht. Ich mochte beispielsweise das Thema Familie auch außerhalb von Blutsverwandtschaft zu finden. In Barduq, einer Stadt, die Kriege durchlebte und von einer fremden Nation besetzt ist, treffen wir sehr viele Charaktere an, die adoptiert oder Waisen sind oder nur ein Elternteil haben. Das wirkte zunächst etwas merkwürdig auf mich, bis ich die Verbindung machte, dass dies eben durch den Krieg kommt. Viele Kinder haben ihre Familien verloren, viele Familien ihre Kinder, und man hat intuitiv gelernt, sich um einander zu kümmern. Das wird so nicht direkt angesprochen ist aber eine unterliegende Konstante in vielen Charakter-Geschichten. Und das war schon recht schön. Die Haupthandlung an sich allerdings ist ziemlich meh.
Es gibt so einige Geheimnisse aufzudecken. Und das Spiel wird es nicht leid, einem dies auch unter die Nase zu halten. Wieder und wieder und wieder. Gefühlt 80% von Monstum Nox besteht daraus, dass gehintet wird, dass mehr hinter den Kulissen geschieht, als man sieht. Charaktere, besonders Aprillis, beteuern einem ständig sie würden beim nächsten Aufeinandertreffen einem sagen, was Sache ist. Eine relativ undurchsichtige Handlung kann durchaus interessant sein. Wenn immer mal wieder Antworten hereinkommen, die durchaus mehr Fragen aufwerfen dürfen, oder wenn man durch Forshadowing Anhaltspunkte zum Raten hat. Ys IX beteuert hingegen lediglich für 30 Spielstunden, dass es ganz bestimmt bald mal irgendwann vielleicht eventuell die große Bombe platzen lässt. Da verlier ich echt einfach das Interesse. Im Finale wird dann auch noch schnell durch alles durchgerattert, so dass ich echt nicht weiß, warum dies nicht nach und nach aber der Halbzeit preisgegeben wurde. Damit es wirken kann. Wisst ihr wie Falcoms Trails-Spiele in der Regel als Trilogie daherkommen und der erste Teil ist nur Prolog? Monstrum Nox fühlt sich, als wäre es so geschrieben worden, und man habe plötzlich gemerkt das dies ja ein in sich geschlossenes Spiel werden muss, und alles überstürzt Fünf vor Zwölf beendet.
Der Sache wird nicht geholfen, dass der Großteil des Spieles in gleich aussehenden Szenerien stattfindet. Balduq ist eine große Stadt und eben der Hauptschauplatz des Spieles. Aber es ist auch eine graue Stadt. Mit jedem Kapitel wird ein neues Gebiet freigeschaltet und jedes Stadtviertel ist im Prinzip eine eigene Umgebung (Slum, Vergnügungsviertel, Marktplatz etc), doch die Architektur und Farbgebung ist halt schon hauptsächlich graue Kastenbauten aus der PS2-Ära. Dass dann auch noch die meisten Dungeons irgendwelche ebenfalls graubraunen Höhlen und Katakomben sind… Monstrum Noxs Schauplätze sind einfach langweilig anzusehen.
Wenigstens sind die Charaktere ganz gut… designt. Nein wirklich, ich mag die Designs der Charaktere sehr, besonders wenn es um ihre Monstrum-Form geht. Adol in seiner Kombination aus Schwarz und Weinrot, Hawk mit dem leuchtenden blauen Flügeln. Ein Mädel mit Katzenohren und eine mit Ochsenhörnern. Die Looks sind schon cool. Und das Team an sich auch sympathisch. Wenn doch nicht das endlose Gerede wäre. Nichts kann im Spiel passieren, ohne dass alle anwesenden Charaktere ihren Senf dazugeben. Ys hat in den letzten Jahren absolut versucht an den Word Count von Trails heranzukommen. Haben aber nicht wirklich wesentlich mehr zu sagen als zu den Zeiten, als die Spiele noch 10 Stunden lang waren. Also sagt jeder Charakter in der Runde in eigenen Worten meist nur den gleichen Brei wie alle vor ihm bereits. Viele Konversationen sind über nichts oder zumindest wenig und es wird einfach ermüdend ihnen dennoch Minuten lang zuzuhören.
Das Kampfsystem stimmt immerhin. Wir haben wieder das Partysystem der beiden vorigen Teile geboten. Von den sechs Charakteren haben wir also immer drei gleichzeitig im Team, wen wir davon kontrollieren kann munter gewechselt werden, die anderen beiden übernimmt die KI. Zudem sind die drei Waffenarten zurück, die entweder gegen normale, gepanzerte oder fliegende Gegner besonders effektiv sind. Was natürlich bedeutet, dass es besser ist, einen von jeder Waffenart dabei zu haben. Wobei Monstrum Nox es einem einfacher macht doch die drei meist gemochten Charaktere in den Kampf zu führen, denn zu den Accessoires gehören nun auch welche, die deren Waffenart auf die gewünschte ändern können. Neu in Ys IX ist zudem, dass jeder der Charaktere mit einer eigenen Explorationsfähigkeit daherkommt. Adol kann sich zu bestimmten Punkten warpen, White Cat kann Wände hochlaufen, Hawk kann fliegen etc. Dadurch ist die Erkundung der Gebiete nun wesentlich freier. Truhen und Collectibles können überall in der Stadt versteckt sein. Auch wenn über die Dächer Balduqs zu laufen und die Straßen der Stadt unter sich zu haben nie auch nur annähernd so cool ist, wie im 15 Jahre alten Assassin’s Creed.
Leider kam mir aber etwas in den Weg der Kämpfe. Ich besitze die Switch-Version des Spieles. Die war schlicht billiger zu haben und ich ging einfach mal davon aus, dass ein Spiel, welches wie ein HD-Remaster von der PlayStation Vita aussieht, darauf schon laufen werden würde. Die Switch-Version ist allerdings ziemlich dürftig. Nicht nur die Grafik an sich sieht schlechter aus als auf den stärkeren Konsolen, sondern die Framerate ist einfach auch ziemlich mau. Das ist schon so, wenn man durch die Stadt läuft. Ich kann nur davon ausgehen, dass das Spiel schlecht beziehungsweise für die starken Konsolen optimiert ist und die komplette Stadt auf einmal lädt. Wann immer man durch Balduq läuft, ist die Framerate jedenfalls sichtlich schlechter als in kleineren Gebieten des Spieles. Das ist durchaus noch verschmerzbar. Die unsäglichen Raid-Battles sind aber leider auch zurück. Und muss ich wirklich erwähnen, wie es aussieht, wenn in jene Gebiete auch noch Monsterhorden a la Dynasty Warriors konstant spawnen? Zusammen mit den Effekten der Charakterskills sind die Raids wirklich unter aller Sau. Ich wäre nicht überrascht, wenn die höheren Schwierigkeitsgrade hier ziemlich unfair wirken, weil zwischen den vielen Effekten und der Powerpoint-Framerate schlecht zu sehen ist, was überhaupt geschieht. Kauft nicht die Switch-Version des Spieles, Leute.
Ich habe nun eine Variante von allen neun Ys-Spielen inklusive Origin durchgespielt. Und ich muss sagen das ich Monstrum Nox in einer Liste auf den niedrigsten Platz stellen würde. Das Spiel ist einfach so häufig schlichtweg langweilig. Ich glaube modernes Ys ist einfach nicht mehr für mich.
binaryscroll
/ 9. Dezember 2022Ich find die neueren Falcom Sachen auch irgendwie zu weebig, fanservicy, lang und viel, und komme mit dem Hype nicht mehr mit.
zuckerlundzynismen
/ 10. Dezember 2022Ja, ich glaub ich lass Ys X wahrscheinlich ganz sein. Zumindest wäre das die logische Entscheidung, ob ich der am Ende auch folge ist wieder ne andere Sache xD