Es ist mal wieder Oscar-Wochenende, was ich wie jedes Jahr dazu nutze, mir mal drei ausgewählte Filme der letztjährigen Gewinner anzusehen. Horizonterweiterung und so. Wie jedes Jahr haben wir dabei auch den Animationsfilmgewinner dabei, welches mal wieder an Pixar ging. Und diesmal blieb er nicht auf jene Kategorie beschränkt, sondern war auch für Best Sound und Best Original Score nominiert, von dem er letzteren sogar obendrein mitnehmen durfte.
Ich wusste hineingehend nichts vom Film, kannte nur das Poster. Von daher ging ich davon aus, dass es um einen Mann mittleren Alters geht, der eben Soul-Musik für sich entdeckt, beziehungsweise endlich zu seiner Karriere macht. Und so fängt der Film auch an. Joe ist ein Musiklehrer an einer Schule und bekommt endlich eine Festanstellung mit all den Boni, die das so mit sich bringt. Er sollte also froh darüber sein, dass sein Leben endlich finanziell stabil ist. Dem ist aber nicht so, denn Joes Traum war es immer „richtige“ Musik zu machen. Und hey, da ist ihm doch jemand Hold und er bekommt seine Chance den frei gewordenen Slot in einer jeden Abend in Clubs auftretenden Band zu füllen.
Prompt stirbt Joe, da er in einen offenen Gullideckel fällt.
Ab hier geht der Film dann für mich überraschende Wege. Wird quirliger und bunter. Welche Kids wollen schon einem Kerl in seiner Midlife Crisis zusehen, von dahin muss da mehr Humor rein kommen. Joe, nun als Seele, ist gar nicht bereit ins Jenseits einzugehen, jetzt wo er endlich seine große Chance hatte. Also versucht er einen Weg zurück zur Erde zu finden. Und trifft dabei auf das Areal, wo frische Seelen darauf vorbereitet werden, zum ersten Mal geboren zu werden. Er wird Mentor für 22, eine Seele, die sich bisher dagegen sträubte, weil sie das Menschsein für zu dämlich hält.
Nun wird es Joes Auftrag 22 dabei zu helfen einen „Funken“ zu finden. Das besondere etwas, was denjenigen als Menschen antreiben würde – wie die Musik für ihn zum Beispiel. Was unter anderem auch dazu führt, dass 22 in seinem Körper landet und Joe in der einer Katze.
Ich mochte den Film schon sehr. Die Beziehung zwischen Joe und 22 hat beispielsweise eine echte angenehme Dynamik. Quirlig und humorig, aber die beiden verstehen sich auch auf einem gewissen Level. Letztendlich ist die Suche nach 22s Funken auch natürlich Joes Reise die Welt in einem neuen Licht zu sehen.
Denn der Film tut hier etwas interessantes. An einem Punkt schafft es Joe endlich in der Band vor Leuten aufzutreten. Und es ist ein fantastisches Gefühl. Zumindest während des Auftritts. Danach ebbt die Euphorie ab und Joe wundert sich darüber, warum er sich immer noch wie vorher fühlt. Warum seinen Traum zu leben ihn nicht plötzlich rundum erfüllt. Was auch auf den „Funken“ zurückkommt. Denn Joe ist davon überzeugt, dass jener das Lebensziel einer Seelen werden soll. Bis er darüber aufgeklärt ist, dass dies nur ein Teil ihrer Persönlichkeit ist, eine Inspiration, aber eben nicht denjenigen als Menschen komplett ausmacht.
Denn Soul sagt uns, dass es Ok ist, wenn man seine Aspiration lieber als Hobby hat. Oder wenn man es schafft, jenen Lebenstraum nicht zu erfüllen. Denn Soul sagt uns, dass es so viel mehr im Leben gibt. Joe muss lernen, dass Leben an sich wieder lieben zu können. Egal ob er nun in der Band spielt oder nicht. Denn die Musik ist nicht alles im Leben und nicht die einzige Komponente die ihn ausmacht und ihn erfüllen kann. Und ich finde das ist eine nette Message statt jemandem schlicht fürs Gutsein damit zu belohnen, dass dessen größter Traum erfüllt wird, und das war es, Happy End fürs Rest vom Leben.