American Horror Story: Double Feature

ava-2662Nachdem das Covid-Jahr ausgesetzt wurde (also das erste zumindest), war es Ende letzten Jahres wieder soweit für die nun nicht mehr ganz jährliche Tradition einer neuen Staffel American Horror Story. Diesmal waren sogar Sarah Paulsen und Even Peters wieder dabei, die damit in jeder der mittlerweile zehn Staffel mit der Ausnahme von 1984 mitgespielt haben.

Die Inspiration sind diesmal gute alte Lovecraftian Vibes. Wir gehen in eine New England Küstenstadt in den USA, die im Sommer ein Tourismus-Ziel ist, aber im Winter einschläft. Gerade in jenem weniger bevölkerten und leicht melancholischen Winter zieht Schreiberling Harry Gardner mit seiner kleinen Familie vorübergehend hierher. Er, um in Ruhe ein neues TV-Script zu erstellen, während seine Frau das Haus für die im Sommer zurückkehrenden Bewohner umdesignen soll. Doch die Muse will nicht treffen, zumindest nicht, bis Harry auf zwei berühmte Exzentriker seines Berufsstandes trifft, die ihm ihre geheime Pille unterjubeln. Der einzige Nebeneffekt? Hunger nach Menschen, und für jene ohne kreativen Funken ein Dasein als Ghoul.

Quatsch, in Wirklichkeit dreht sich die neue Staffel um Aliens. Als vier Freunde auf einem Camping-Auslauf verlorengehen, finden sie sich anschließend geschwängert wieder vor – einschließlich der Männer. Schnell werden sie von der Regierung aufgegriffen und in ein Geheimlabor geschafft, wo seit den 1950ern, als sich Aliens zum ersten Mal an die US-Regierung wandten, Versuche die beiden Spezies zu kreuzen vonstatten gehen.

Welche Synopsis stimmt nun? Beide. Denn American Horror Story ist nicht umsonst als Double Feature betitelt. So laufen die ersten sechs Folgen unter dem Nebentitel Red Tide und die finalen vier unter Death Valley, mit jeweils komplett eigenständigen Handlungssträngen und Charakteren, die mal in die B-Movie Ecke der Aliens und mal der Fischmenschen geht. Von den Vibes her zumindest.

Das ganze Unterfangen ist dabei gewohnt ziemlich trashig. Wobei Red Tide noch etwas mehr hergibt. Geht es doch hier um ambitionierte Menschen, die in der Mittelmäßigkeit gefangen sind, und was sie alles tun würden, um aus ihr zu entfliehen und ihr wahrgenommenes volles Potential auszuschöpfen. Inklusive der Angst, doch nicht gut genug zu sein. Wie gesagt transformieren die Pillen nur jene, die schon einen kreativen Funken innehalten, zu wahren Genies auf ihrem Gebiet. Wer tatsächlich mittelmäßig war, der entwickelt sich sogar zurück in einen verstandslosen Zombie, der die Küste nach Opfern absucht. All das gebündelt an eine Stadt, in der das ein offenes Geheimnis ist, von dem niemand zu viel wissen will, die sich aber gewahr sind, dass ihr Lebensdasein vom davon abhängt.

Das macht die erste Storyline zur ambitionierten und besser ausgearbeiteten. Eine die gut unterhält und viel zu einem Klimax aufbaut… und dann leider in bester American Horror Story Tradition nicht weiß, wie sie es wirklich beenden soll. Wie immer war die erste Hälfte der Handlung echt cool, die zweite etwas mäandernd und sich verlierend, und die Finalfolge ziemlicher Mist.

Death Valley ist hingegen eher eine Fußnote in der Staffel. Konstant ungefähr auf dem gleichen Niveau, welches weder sonderlich herausragend interessant noch besonders schlecht ist, sondern so auf Mittelschiene mit seinen nur vier Episoden an einem vorbeirauscht. Der interessanteste Aspekt ist noch, dass so ziemlich jede Verschwörungstheorie der US-Regierungsgeschichte aufgegriffen wird, von Area 51 zu Affären im Präsidentenhaus. Vieles davon, was nicht direkt mit Aliens zu tun hat, üblicherweise eher für Shock Value eingebaut. So ist American Horror Story halt.

Ich war echt an dieser Staffel interessiert. Wegen ihres Konzepts. Denn bisher war es immer so, dass viele Seasons von American Horror Story mit ihrer Länge zu kämpfen hatten. Zehn bis dreizehn Folgen füllen wollend, aber scheinbar ab der Halbwertszeit nicht so richtig wissend, was man noch weiter machen soll. Vorigen Staffeln haben das schon ein wenig mitigieren wollen, in dem sie einen gewissen Cut in der Handlung hatten. Roanoke beispielsweise, wo die finalen Folgen in die Reality TV Sendung gehen, oder 1984 mit seinem Zeitsprung. Hier nun wirklich zwei komplett unabhängige kürzere Handlungen bieten zu wollen, hätte für mehr Stringenz und einem dichteren Ablauf führen können. Leider ist im Endeffekt Red Tide allerdings mit den gleichen Problemen der vorigen Staffeln nur im Kleinformat bestückt, während Death Valley mehr oder weniger gar nicht richtig zu packen weiß.

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3 Kommentare

  1. Diese Anthologie – Serie klebt immer noch in meiner Watchlist. :(

    Antworten
    • Das kenn ich. Man schiebts vor sich her und mit jeder Staffel/Folge, die es länger wird, wird es nur unwahrscheinlicher, dass man beginnt.

      Antworten
      • Nee, ich stehe auf solche Antho – Serien. Anfangen werde ich da auf alle Fälle. Momentan sind mal wieder wichtigere Serien vorne dran. ;)

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