Weiter geht es in den Monster Hunter Wochen. Die scheinen so schnell kein Ende zu finden bei mir. Aktuell geht es natürlich, passenderweise, um den aktuellsten Eintrag in die Franchise: Monster Hunter Rise. Das ist ja vorerst Switch-exklusiv (eine PC-Version folgt nächstes Jahr) Ende März erschienen und auch direkt in mein portables Nintendo-Gerät gewandert.
Capcom hatte nach Monster Hunter World ein Problem. Eines, welches jeder gerne hätte. Das Teil hat sich unglaublich gut verkauft. Wir reden hier von über 20 Millionen abgesetzter Einheiten, wodurch World zum bestverkauften Spiel in der Geschichte Capcoms wurde. Die Frage der Fragen ist allerdings nur, ob sich das wiederholen lässt. Gerade wenn man nach Japan schaut, welches bisher eigentlich die Region mit den hohen Absatzzahlen von Monster Hunter war. Die dortigen Verkaufszahlen machten nämlich nur einen kleinen Teil bei World aus, nicht schlechter als die vorigen paar Spiele, aber weiterhin nicht nahe dem Meilsenstein der 5 Millionen verkauften Monster Hunter Portable 3rds.
Also scheint sich Capcom dazu entschlossen zu haben, genau dort anzusetzen, um die Japaner wieder ins Boot zu holen. Ich habe Portable 3rd selbst aktuell in Pausen zwischen Rise gespielt. Und die Inspiration, die von Anfang an klar erkennbar war, ist nicht von der Hand zu weisen.
Auch das hiesige Dorf hat ein sehr asiatisches Design. Das erste Gebiet der Shrine Ruins erinnert von der Atmosphäre ebenfalls an die Misty Peaks. Das Flagship-Monster Magnamalo basiert auf dem Zinogre-Skelett. Viele der wiederkehrenden Monster gibt es tatsächlich auch in Portable 3rd. Und die Quest-Struktur ist erneut auf eine Guild Hub fürs Multiplayer und eine Village Quest Line fürs Solo-Spiel aufgeteilt. Wobei die Handlung etwas verfrüht nach dem Sieg übers Flagship am Ende von Rang 4 stattfindet, obwohl das Dorf danach noch 2 weitere Ränge bereitstellt. Die Parallelen sind auf jeden Fall stark im Spiel verankert. Das ist natürlich per se nicht schlecht. Portable 3rd galt lange als eines der besten Spiele, das Design ist gefällig, und für den Westen ist das sowieso alles neu, weil wir Portable 3rd nie offiziell erhalten haben, während Japaner es auch bereits vor 10 Jahren gespielt haben, es also durchaus nicht das frischeste Erlebnis im Gedächtnis sein sollte.
Abgesehen davon sind die meisten spielerischen Modernisierung von World übernommen und neue hinzugefügt worden, so dass Rise eben nicht wie ein Rückschritt wirken muss, sondern einen weiteren nach vorne macht. So sind die Waffen nicht nur so flott wie vorher, sondern ihre Nutzung noch geschmeidiger geworden. Es gibt eine unglaubliche Mobilität in Rise, die sich wirklich bei allen Waffen bemerkbar macht. Dadurch noch verstärkt, dass mit den neuen Wirebugs schnell diverse Spezialattacken ausgeführt aber auch in alle Richtungen aus dem Weg gezoomt werden kann. Diese Wirebugs ersetzen sozusagen die Clutch Claw aus World und gehen wesentlich natürlicher von der Hand. Abgesehen davon erfolgt das Mounting der Monster jetzt auf diese Art und Weise, was ebenfalls wesentlich organischer wirkt. Dass man die Monster dabei nun sogar reiten und damit andere Monster im Gebiet für Extra-Schaden angreifen kann, ist sowieso klasse.
Natürlich kann die Bewegung mit den Wirebugs auch genutzt werden, um die Gebiete so frei wie nie zuvor erforschen zu können. Es war noch nie so einfach möglich wortwörtlich Berge zu überwinden. Dieses Erforschen zahlt sich in Rise auch aus, denn neben Gather Spots gibt es auch einiges an Wildleben zu entdecken, von denen diesmal ein Großteil sogar hilfreich ist, in dem sie die HP oder Stamina fürs aktuelle Quest erhöhen oder hilfreiche Effekte im Kampf haben. Nur das man das Endemic Life diesmal nicht als Haustier in den eigenen Raum stecken darf ist schade.
Apropos Haustier. Im Solo-Abenteuer können nun wieder zwei Helfer mitgenommen werden. Und erstmalig gibt es neben Katzen nun auch Hunde-Kompanions. Hunde sind eh viel besser als Katzen. So rein generell gesehen. Wer natürlich auf schnödes kapitalistisches Nutznießen gehen will, da sind die Skills der Katzen immer noch besser. Mit dem Hund reitet es sich dafür aber auch Bewegungsschneller durch die Gebiete. Im Solo-Spiel kann sich ich ja eh von jedem einen eingesteckt werden (zwei der gleichen Art sind auch möglich), so dass sich gar nicht entschieden werden muss. Im Multiplayer ist allerdings dann tatsächlich nur noch einer dabei. Was auch neu ist, bei vier Jägern in der Gruppe immer noch vier Helfer dazu zu haben. So ein Monsterkampf, wenn alle gerade wild ihre Kombos und Skills niederprasseln lassen, kann schon zu einem recht unübersichtlichen Blitzgewitter werden. Tipp: Auf jeden Fall einen Punkt in Flinch Free in die Ausrüstung stecken, um nicht von den Schlägen anderer gestört zu werden. Tipp 2: Auf jeden Fall das Voice Acting für die Jäger ausschalten, wenn man nicht eine Kakophonie aus gleicher Phrasendrescherei haben will.
Schön finde ich zudem, dass zwei Monster jetzt nicht ewig im gleichen Gebiet beieinanderbleiben, sondern relativ schnell eines fortgeht. Dass Decos für die Skills jetzt wieder selbst geschmiedet werden und das RNG-Glück nur am ausgerüsteten Talisman hängt, finde ich ebenfalls viel besser. Jetzt kann ich maximal ein Item-Stück nicht up to snuff haben, statt das mir gefühlt zwei Dutzend gute Decos fehlen. Wäre allerdings schöner, wenn es immer noch die Expeditionen gäbe, um schneller an die Materialien der Monster zu kommen statt ständig die gleichen Quests zu wiederholen.
Als jemand, der besonders auf die Monster- und Areal-Introszene steht, gefällt es mir persönlich natürlich besonders, dass die so dramatisch wie noch nie sind. Nicht nur wird neben dem Monsternamen nun ein Titel eingeblendet, sondern sie sind auch eingesprochen. Als Haiku-Reime!
Ansonsten ist nett, dass die Key Quests weiterhin eindeutig vom Rest abgesondert sind, so dass jene priorisieren werden können, sollte man schneller durch den Rang kommen wollen. Beziehungsweise um unschöne Quests auszulassen, wenn sie nicht darunterfallen. Davon gibt es aber eh nicht viele, weil sich Rise mit schnöden Gather-Quests ziemlich zurückhält. Und wenn es dann doch eines gibt, dann sind diesmal auf der Karte direkt die Stellen markiert, wo die Ziel-Items hergeholt werden können.
Eventuell fühlt sich deswegen das Spiel für viele auch arg kurz an, weil es eben nicht seine Ränge mit vielen ABM-Füll-Quests aufbauscht. Abgesehen davon ist es wie erwähnt so, dass Village und Hub wieder getrennt sind, statt das wie in World Solo und Multiplayer die gleichen Quests annehmen. Dadurch wird ihre Anzahl eben noch ein mal weiter aufgeteilt und die beiden Listen wirken kürzer, weil es nicht eine große mehr gibt. Zudem ist wie in den alten Teilen Village komplett Low Rank und der High Rank erst im Hub drin, weswegen man natürlich vermeintlich noch einfacher durch den Solo-Teil kommt. Dabei bietet der knapp 30 verschiedene Monster, also wirklich nicht wenige. Dennoch war ich in 15 Stunden durch.
Und bin dann weitere 100 in die Gathering Hub gegangen. Diesmal habe ich tatsächlich mit anderen gespielt. Leute, die ich kenne. Mit Fremden fast nie, auch wenn man relativ einfach Quests beitreten kann in diesem Teil. Was eh etwas kurios ist, ist die Tatsache, dass sich die Hub-Quests tatsächlich automatisch von der Schwierigkeit her der Jäger-Gruppe anpassen. Es gibt also ein gewisses Down-Scaling auf eine Person, auch wenn die Monster dennoch härter als in Village bleiben. Fragt man sich halt erst recht, warum es nicht eine große Master-Liste für alle gibt. Aber gut. Da ich diesmal nicht zu billig war, um mir ein Online-Abo zu holen, maßgeblich auch weil Nintendo Online vergleichsweise echt billig ist. Und weil ich Leute hatte, mit denen ich mich zu spielen getraut habe, habe ich eben nicht nur den Solo-Teil des Spieles erlebt, sondern auch Mutliplayer. Und das hat echt Spaß gemacht.
Die große Neuerung im Spiel, das eigentliche Gimmick, sind natürlich die Rampages. Die sind im Prinzip eine Tower Defense Variante der vorigen Sieges. Und damit kann ich ihnen zumindest zu gute halten, dass sie wesentilch involvierter wirken. Statt einem Monster kommen nun mehrere Horden an Monstern nacheinander rein. Und es wird mit selbst platzierten Verteidigungsanlagen und der eigenen Waffengewalt gegengehalten, auf das die letzte Mauer nicht fällt. Zunächst fand ich die ehrlich gesagt immer noch nicht so geil, aber immer mal wieder zwischendurch eine Rampage zur Abwechslung mache ich mittlerweile tatsächlich ganz gern. Etwas schade ist, dass gewisse Monster nur in ihnen statt frei verfügbar bekämpft werden können. Aber zumindest die Apex-Varianten scheinen mit den Free Title Updates nun nach und nach ihre Rampage-Exklusivität zu verlieren.
Also ja, 100+ Stunden innerhalb der ersten wenigen Wochen im Spiel gerissen. Kann mich eigentlich nicht beschweren. Rise ist ne launige Sache geworden und mit den regelmäßgen Free Title Updates wird es auch eine Weile lang immer wieder einen Grund geben, reinzuspringen und ein paar weitere Stunden zu reißen.